Выбрать главу

»Natürlich!« bestätigte Solnow.

Sie sprangen durch die Luke und liefen auf das fremde Fahrzeug zu. Auch drüben öffnete sich eine Tür, und drei Gestalten kamen heraus – ein wenig größer als sie, sehr schlank, gelbliche Haut, hohe Schädel, ein wenig fremdartig. Aber es waren Menschen! Am Grünstreifen trafen sie einander. Was sie sich zuriefen, trug nichts zur Verständigung bei. Aber Bradford streckte ihnen die Hände entgegen, und das verstanden sie. Der erste Schritt war getan. Die Roboter blieben diesmal in den Schiffen.

40

Zweitexemplar

Alle körperlichen und geistigen Anlagen sind in winzigen Gebilden festgehalten, den sogenannten Chromosomen. Sie haben die Form von Fäden, die nichts anderes als riesenhafte Moleküle sind. Bei jeder Zellteilung verdoppeln sie sich, so daß jede junge Zelle wieder einen vollständigen Chromosomensatz besitzt. Sie wirken ähnlich wie eine Matrize oder wie eine Kurzschrift. Nach ihrem Muster baut sich der gesamte Organismus auf – ein Abweichen gibt es nicht.

Als Kapitän Ashley vor ihr stand und sie seine Augen sah, da wußte sie sofort, daß sie Bob nicht gerettet hatten. Mühsam richtete sie sich vom Krankenlager auf: »... er...?«

Ashley verscheuchte das Unbehagen, das ihn überkam. Er nickte. »... nicht aufregen...« Er sah selbst ein, wie sinnlos seine Worte waren, aber er sprach weiter. »... sind ja selbst kaum zusammengeflickt! Ein Wunder, daß Sie davongekommen sind. Erst müssen Sie gesund werden...«

»... was dann?« schluchzte sie.

Er wartete eine Weile, bis sie sich beruhigt hatte. Dann sagte er: »... haben an der Explosionsstelle gesucht. Wir haben einen Fetzen Haut von ihm.«

Marys Tränen versiegten.

»... wollen...?«

»Wenn Sie es wollen?«

Mary weinte wieder.

»Überlegen Sie sich es«, riet Ashley und ging leise hinaus. Eine Woche später kam der Biologe und besprach alles.

»... wissen, daß wir aus einem Chromosomensatz denselben Menschen wieder aufwachsen lassen können. Wir haben die Haut in Nährlösung gelegt. Sie lebt noch. Solange die Haut eines Menschen lebt, ist er nicht tot. In jeder Zelle der Haut ist ein vollständiger Chromosomensatz.«

»Wird es...«, fragte Mary. »Wird es... Bob sein?«

»Es ist ein Mensch mit denselben Erbanlagen. Ein Mensch, der, wenn er dasselbe erlebt, auch dasselbe wird. Jedes Wesen ist das Produkt seiner Anlagen und seiner Umwelt. Er wird Ihr Mann sein, aber so, als hätte er von Geburt auf etwas anderes erlebt.

Sehr wenig erlebt. Sie werden ihn erziehen müssen, wie ein Kind. Werden Sie es können?«

»... glaube ja«, antwortete Mary.

Es dauerte ein halbes Jahr. Dann kamen sie mit ihm. Obwohl sie es sich tausendmal ausgemalt hatte, zitterten ihre Knie. Sie mußte sich an die Wand stützen. Bob stand vor ihr. Ein Bob, der jünger aussah, als es der künstlichen Alterung entsprach. Die Sorgenfältchen, die das Leben zeichnen, fehlten. Ein Bob, der sie zum erstenmal sah – ein anderer Mensch und doch derselbe. Eine Zweitausfertigung, dachte sie bitter.

Dann aber lächelte der Mann vor ihr. Es war dasselbe Lächeln, mit dem sie Bob immer begrüßt hatte, und die Handbewegung, wie er nun ein wenig verlegen eine Haarsträhne aus der Stirn strich, war oft gesehen und altvertraut. Mary überlegte, daß auch Sympathie und Zuneigung von den Anlagen abhängen und weniger vom Erlebten.

»Komm weiter, Bob«, sagte sie, jetzt Frau und Mutter zugleich. »Du bist wieder zu Hause.«

41

Kalziumfresser

Die höheren tierischen Lebewesen der Erde ernähren sich von organischen Stoffen. Es gibt niedrige Lebewesen – Bakterienarten –, die von der Energie leben, die sie aus einfachsten chemischen Reaktionen gewinnen. In einem Raumschiff lauert ein Eindringling und giert nach Kalzium...

Ich hätte es eigentlich früher merken sollen. Denn ich war, soweit ich zurückdenken kann, stets vom Willen erfüllt, anderen zu helfen. Aber ich kam erst vorige Woche darauf. Und die Kollegen ahnen bis heute noch nichts...

Auch ich selbst erkannte es erst in einer außergewöhnlichen Situation. Wir befanden uns damals auf der Rückfahrt von Psi 16 und hatten gut zwei Drittel der Reise anstandslos zurückgelegt. Niemand dachte an irgend etwas Schlimmes. Und was gehört zum Schlimmsten, das einem Raumfahrer passieren kann? Zweifellos ein Versagen der Lufterneuerungsanlage. Und gerade uns mußte es treffen!

Es gab auch keine Möglichkeit zur Reparatur. Der Katalysator aus pulverisiertem Kalzium verschwand. Ja, er wurde von Stunde zu Stunde weniger, vor unseren Augen, ohne daß jemand angeben konnte, wo er hingekommen wäre. Ohne Kalzium ist aber die Reduktion des Kohlendioxids nicht möglich. Und wir hatten im Schiff keinen Ersatz – wer rechnet auch mit einem solchen absurden Vorfall!

Unser Sauerstoff reichte bestenfalls noch drei Tage.

Willy rührte sich nicht vom Thermopeiler weg, aber es bestand so gut wie keine Aussicht, ein System mit Planeten zu finden und schon gar nicht eines mit atembarer Luft.

Alle wußten es, der Captain verschwieg nichts – dazu vertrauten wir ihm zu sehr und er uns. Und ich muß sagen, alle hielten sich vorbildlich, schweigend ging jeder an seinen Arbeitsplatz zurück.

Und dann scholl Willys Geschrei durchs Schiff. Wer Zeit hatte, lief zu ihm in den Navigationsraum.

»Da ist etwas vor uns!« rief er. »Schon ganz nahe!«

Richtig, auf dem Bildschirm bewegte sich ein blasses Scheibchen zwischen den unbeweglichen Sternen. Alle atmeten auf, aber der Captain dämpfte unsere Hoffnung.

»... kann uns dieses Himmelskörperchen schon helfen?« fragte er. »... schätze es auf nicht größer als einen Kubikkilometer. Sicher ein öder Felsbrocken.«

Rasch näherten wir uns, die Oberfläche war schon zu erkennen. Jack meinte: »... ist ein komisches Ding! Wo sind die üblichen Zacken?«

Er hatte recht. Solche Irrläufer sind meistens wild zerklüftet, dieser war es nicht. Er hatte aber auch weder Kugel- noch Ellipsoidform – die tritt auf, wenn diese Metallklötze irgendeinmal geschmolzen waren.

»Da ist eine Markierung!« schrie jetzt der dicke Smoky. Sein fetter Bauch wabbelte aufgeregt.

Es war nicht zu verkennen. Drei weiße Pfeile zeigten auf eine zentrale Stelle. Willy lenkte dorthin. Alle schauten angestrengt.

»Kinder«, schrie der Captain, »... ist ein Raumschiff! Ein riesiges, tolles Monstrum von einem Raumschiff!«

Jetzt sahen wir auch die Luken und das Geländer einer Einstiegrampe. Was soll ich berichten? Wir landeten, halfen Willy in seinen Raumanzug, und er stieg aus. Wir sahen ihn an der Luke hantieren, es dauerte gar nicht lange, und sie öffnete sich, er verschwand im Inneren. Unsere Geduld wurde kaum beansprucht, denn er erschien bald wieder und rief uns nur ein Wort durch die Sendeanlage zu: »Luft!«

Wir stiegen über und staunten. Das übertraf alle unsere Erwartungen. Nicht nur, daß die Luft atembar war – wir waren von einem Luxus umgeben, den man sich nicht einmal erträumen kann. Das Ganze war in unzählige Räume geteilt, größere und kleinere, aber jeder eingerichtet wie eine Hollywood-Villa – mit modernen Liegesesseln, farbigen Matten, Einbauschränken. Nur die Fische in den Aquarien waren tot und die Blattpflanzen auf eigentümliche Weise in sich zusammengesunken, gelb und verwelkt. Sonst war alles in bestem Zustand, geordnet und sauber, aber – wir fanden keinen Insassen!

Ich bemerkte, daß der Captain nicht so froh war, wie er es nach diesem unglaublichen Glücksfall eigentlich hätte sein sollen.

»... bleiben zusammen«, befahl er. »Zunächst quartieren wir uns in einigen Räumen in der Nähe des Eingangs ein. Keiner entfernt sich ohne Erlaubnis von den andern.« Wir schleppten einen Teil unserer Lebensmittel heran und machten es uns gemütlich. Am nächsten Tag begann der Captain mit Streifzügen, er nahm stets zwei Mann mit. Abwechselnd, so daß jeder drankam.