Выбрать главу

TB

Ein Meteorit durchschlug das Raumschiff!  Er hatte nur die Größe einer Fingerkuppe, und ich konnte die Löcher leicht abdecken.

TB

Heute haben sieben Meteoriten das Schiff durchbohrt! Sechs gingen glatt durch, einer schlug eine Beule in die Wand, blieb aber im Navigationsraum und entzündete sich – es war Schwefel. Die Löcher konnte ich rechtzeitig dichten, aber das Schwefeldioxyd bringe ich nur langsam hinaus. Leider handelt es sich wieder um radioaktive Isotope.

B

Liebe Claire,

jetzt ist die Sonne ein Stern wie tausend andere. Der

Weltenraum ist schöner, als Du Dir ausmalen kannst – es strahlt, glitzert und funkelt nur so um mich herum! Am liebsten würde ich einen Stern für Dich herunterholen! Wie sehne ich mich nach Dir!

Dein Claude.

TB

Der Meteoritenhagel wird immer stärker! Ich komme kaum nach, die Löcher zu stopfen. Auch die Radioaktivität nimmt zu. Ein Wunder, daß ich noch nicht getroffen bin! So geht es nicht weiter – ich muß zurück. Leider werden Wochen vergehen, bis die Rückwärtsbeschleunigung meine Richtung umgekehrt haben wird.

B

Liebe Claire,

Nun ist ein wenig Abwechslung in mein eintöniges Leben gekommen! Ich bin in ein Feld von kleinen Schwefelteilchen hineingeraten. Ich beschäftige mich damit, ihre Kristallstruktur zu untersuchen.

In Eile umarmt Dich Dein Claude.

TB

Ich habe mich zu spät zum Umkehren entschlossen. Mit dem Abdichten kam ich kaum mehr nach, und nun hat ein Meteorit meine Hüfte durchschlagen, und ich bin bewegungsunfähig. Die Frage ist nur, ob ich verblute, ersticke, erschlagen werde oder an radioaktiven Verbrennungen zugrunde gehe. Ich habe keine Hoffnung mehr.

B

Liebe Claire,

eine wunderbare Ruhe ist um mich, selbst die Sterne verharren unbewegt. Ich sitze am Fenster und schaue in die Richtung zur Sonne, zur Erde und zu Dir.

Meine Aufgabe halte ich für erfüllt. Ab heute bin ich auf dem Rückweg – ich nähere mich der Erde. Ich komme zurück.

Mir geht es sehr gut – ich hätte nicht gedacht, daß man sich hier oben so wohl fühlen kann. Nur Du gehst mir ab!

Von nun an muß ich mit der Energie sparen und darf keine mehr für Sendungen verbrauchen. Du wirst einige Zeit nichts mehr von mir hören. Aber sorge Dich nicht!

Ich liebe Dich, Claire!

Dein Claude.

50

Rausch

Das, was die Rauschgifte auf den Menschen ausüben, sind zufällige Effekte, Nebenerscheinungen einer chemischen Konstitution, die eigentlich ganz andere Aufgaben hat. Die synthetische organische Chemie wird Substanzen erzeugen, die das Fühlen und Denken in viel grundlegenderer Weise beeinflussen. Das heutige Problem der Rauschdrogen sind die pathologischen körperlichen Auswirkungen. Diese wird man einst vermeiden können, man wird sich berauschen können, ohne körperlichen Schaden befürchten zu müssen. Das ist vielleicht noch bedenklicher.

Ich wollte mich nur verabschieden.

Einige von ihnen lagen bereits in ihren Liegesesseln und starrten mit verdrehten Augen zur Decke. Andere saßen um mich herum, die Mealkugeln vor sich. Es raschelte und knackte, sooft sie die Plastikhüllen lösten.

»... willst du?« fragte Koschitz. »Zurück auf die Erde? Zur Braut? Zur Mutter? Du Dummkopf, was hast du davon? Koste eine Nuß – und du wirst alles vergessen!«

»... vergesse nichts«, sagte ich. Ich Narr!

Ich riß die spröden Häute ab und steckte den olivgrünen Kern in den Mund. Es schmeckte nach Apotheke und roch nach Spital. Mich ekelte, aber etwas änderte sich. Der rauchige Raum sank zurück, nur die Tischplatte lag wie eine riesige Ebene vor mir. Mein Kopf schlug darauf, meine Hände verkrampften sich hinter dem Rücken. Ich befand mich in einer schwerelosen Welt, in der ich körperlos dahintrieb. Ich spürte etwas auf mich zukommen, etwas Herrliches und Grauenvolles zugleich. Ich wollte es fassen, aber ich erreichte es nicht. Aus weiter Ferne rollte eine Wand auf mich zu, zwei Ecken bogen sich ein, Dunst wallte auf, die Kneipe lag wieder vor mir.

»Na«, rief Koschitz, »hast du genug? Bleibst du bei uns? Nimmst du noch eine? Hast du Angst, schwach zu werden?«

Ich griff noch einmal nach der Schachtel. Etwas Trockenes lag zwischen meinen Fingern und der Hülle. Es war meine Haut, die sich wie Papier anfühlte. Das zu einer Kugel gepreßte Pulver zerschmolz auf meiner Zunge...

Etwas drehte sich unter mir hinweg. Meine Augen wurden starr, die Umgebung verschleierte sich, ich fiel und wurde sanft aufgefangen. Wesen waren um mich, deren Flügelschlag mich zart streichelte. Ich merkte, das Wunderbare war in der Nähe.

Ich konnte es nicht sehen, nicht hören, nicht riechen. Aber es erfüllte die Luft und verdichtete sich spürbar. Ich spannte alle Kräfte an, um es zu fassen. Aber wieder entwich es. Ein grauer Vorhang senkte sich darüber, durch den ich den Kopf von Koschitz sah. Seine aufgesprungenen Lippen bewegten sich:

»Eine dritte verträgst du nicht! Schwächling! Esel! Feigling! Schwein! Na, nimm schon. Keiner von uns kann hier fort. Warum sollst du es können!«

Meine Finger tasteten nach der Kugel. Ich senkte meinen Mund zur flachen Hand, um sie aufzunehmen. Heiß rann es meinen Gaumen hinunter.

Die helle Haut meiner Hand wurde zu einem Flammenmeer. Ich schwebte. Ich sah Farben, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es war ein Meer von Farben, Klängen, Düften. Ich brauchte keine Gliedmaßen, um mich zu bewegen. Die Kraft meines Willens genügte. Alles war kristallklar. Ich sah bis in den letzten Winkel der Ferne. Alles, was an Klängen in der Luft war, konnte ich an mich heranholen. Ich las die Gedanken der Wesen um mich herum, zu denen ich auch gehörte. Ich war eins mit dieser Welt.

Und dann war noch etwas da, etwas, das erbarmungslos und grausam war, das man aber herbeisehnen mußte, etwas Riesiges, Furchtbares, Unfehlbares und Tröstliches. Etwas, das man unablässig suchte – das Ziel, das den Sinn gibt. Auch ich werde nie aufhören, es zu suchen...

Einige blasse Figuren schwankten vor mir. Koschitz? Sirk? Schemen des Unwichtigen, Unklaren, in das ich bisher verbannt war. Jetzt erst habe ich erkannt, was Wirklichkeit ist. Das Elternhaus, die Braut? Was bedeuten sie? Gibt es sie überhaupt? Aber es gibt die farbige Welt. Noch eine Kugel. Wo ist eine Kugel? Ich muß eine Kugel haben! Versteht ihr denn nicht? Ich brauche eine Kugel!

51

Der Entschluß

Die Stadt hat ihren höchsten technischen Stand erreicht. Das Programm schreibt ihre Aufgaben vor, und sie ist imstande, sich optimal anzupassen. Sie wird jeder denkbaren Situation gerecht. Doch nun ist eine Situation entstanden, an die zu denken für die Konstrukteure sinnlos war. Aber die Stadt existiert, und das Steuerzentrum muß handeln.

Der Sender schickt seine Rufe hinaus.

»Windstärke 3,2 Richtung 260° ±6°, Temperatur in Bodennähe + 16°C...«

Seine Organe lauschen, fühlen, messen. Sein Gehirn rechnet. Ströme laufen. Verstärker summen. Die elektrischen Impulse strahlen.

»Windstärke 3,3 Richtung 262° ±6°, Temperatur...«

Die Station registriert die Wettermeldungen. Sie gibt einen Befehl durch.

»Licht, 2/10 normal, nach Planquadrat 17 verlegen!«

Der Sender kontrolliert die Position der Lichtflugzeuge.

»... nach Planquadrat 17«

Ein Flugzeug schert aus dem Pulk und wendet sich nach dem Süden der Stadt.

Über den hydroponischen Gärten liegt die warme, feuchte Luft. Zellen überwachen die Lichtstärke, Temperatur, Luftfeuchtigkeit.

Ein Greifarm senkt sich, eine Nadel sticht in die Frucht, eine Zange schert den Stengel ab.

Ein Gefäß mit Früchten gleitet über eine Schiene, in einen Gyrokarren. Er fragt nach der Route und schlägt die Richtung ein, die ihm der Elektronenrechner angegeben hat – nach dem Süden der Stadt.