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»... brauchen genauere Angaben über die Stärke der feindlichen Streitkräfte!« forderte er.

Der Oberbefehlshaber biß die Zähne zusammen. Dann sagte er: »Meine Herren, wer weiß Rat? Wie bekommen wir schnellstens die fehlenden Angaben?«

Ein jüngerer Offizier hob die Hand: »... bin überzeugt, daß die östlichen Kollegen über unsere Streitkräfte ebensowenig Bescheid wissen. Ich schlage vor, die Informationen auszutauschen!«

»Sehr richtig!« rief der Oberbefehlshaber. »Ohne diese Informationen ist der Krieg für beide Seiten unmöglich. Versuchen Sie, Verbindung aufzunehmen.«

Funksignale liefen nach Osten. Funksignale liefen zurück. Der elektronische Rechenautomat begann wieder zu arbeiten. Dann war es still. Betroffen sahen die Herren auf das Ergebnis.

Das Signal des Sprechfunks schnarrte. Der Oberbefehlshaber meldete sich.

»Hier östliches Hauptquartier«, ertönte eine Stimme. »... werden inzwischen selbst bemerkt haben, daß Sie verloren haben. Wir stellen somit gleich unsere Friedensbedingungen. Sie liefern uns Ihre gesamten Rüstungsindustrieanlagen, ein Drittel der Metallindustrie und zehn Jahre lang die Hälfte Ihrer Erdöl- und Kohleproduktion! Sind Sie einverstanden?«

Im westlichen Zentralbefehlsstand herrschte bestürztes Schweigen. Schließlich fragte der Oberbefehlshaber: »Meine Herren, wer weiß einen Ausweg?«

Nach kurzem Besinnen sprang einer aus der Garde der jungen Offiziere auf und legte einen Plan dar.

»So wird es gehen!« meinte der Oberbefehlshaber und trat zur Sprechfunkeinrichtung: »Östliches Hauptquartier herhören! Durch unser Angebot, die Informationen auszutauschen, haben Sie Kriegsmaterial im Wert von hundertsiebenundzwanzig Milliarden Dollar erspart. Das entspricht ungefähr dem Wert der von Ihnen geforderten Reparationen. Wir sehen diese also als abgegolten an. Sind Sie einverstanden?«

Kurze Pause, dann klang es aus dem Mikrophon: »... sind einverstanden. Der Krieg ist beendet. Ende.«

»Verstanden!« antwortete der Oberbefehlshaber der westlichen Union. »Krieg zu Ende! Ende.«

54

Der Fund

Iß nichts Unbekanntes! Das gilt nicht nur für fremdartige Früchte und Naturprodukte – noch mehr gilt es für chemische Erzeugnisse.

Seit drei Wochen war ich unterwegs. Ich ging wie immer allein. Der Urwald ist mein Freund. Ich kenne die Sümpfe hinter Valladolid, die Orchideenwälder im Innern von Yukatan und die Kalkklippen, dort, wo auf der Karte die Grenze gegen Honduras eingezeichnet ist.

Sieben Pumas hatten daran glauben müssen und eine Menge Kleinzeug. Die Felle hatte ich eingegraben. Ich aber ging weiter, gegen die Hochflächen zu. Vielleicht stieß ich wieder auf eine der Ruinenstätten. Für alten Schmuck zahlen die Yankees Unsummen.

Was Neues fand ich zwar nicht, aber – schon auf dem Rückweg – stöberte ich noch in den Kellern einer mir bekannten, verfallenen Tempelanlage. Dort stieß ich auf die Männer.

Der eine saß in einem gepolsterten Sessel vor einer Apparatur, deren Zweck ich nicht kannte, der andere lag lang dahingestreckt an der Wand. Beide waren alt – sie hatten weiße Haare und Barte, ihre Kleidung erinnerte an Trainingsanzüge. Beide waren tot – ausgetrocknet, mumifiziert.

Vor dem Sitzenden stand ein Schächtelchen mit Zuckerstückchen – ich hielt sie zumindest für Zucker. Ich steckte es zu mir. Lange Zeit suchte ich nach Schmuck, fand aber nichts. Nur Unmengen von beschriebenem Papier und Drähte, Glas, Räder und ähnliche wertlose Dinge. Schließlich gab ich mich mit einigen seltsamen Uhren zufrieden, die ich den Toten abnahm.

Als ich aus dem Fenster geklettert war und mich etwas ausruhte, kostete ich ein Stück Zucker. Es schmeckte zwar ganz anders als erwartet, aber sehr würzig und angenehm. Gleich darauf hatte ich ungewohnte Eindrücke. Das Rauschen des Urwalds schwoll zu einer Harmonie an, die Bäume wurden plastischer, die Farben bunter. Ich bemerkte Dinge, die ich bisher nie beachtet hatte, die graziösen Bewegungen der Tiere, den Tanz der Blätter, die Figuren der Spuren im Sand. Es war, als wäre in mir ein Fenster geöffnet worden. Der Marsch durch den Urwald hatte mir nie so viel Freude bereitet. Nie war ich so leicht mit Schwierigkeiten fertig geworden, nie war ich so kräftig, so ausdauernd. Und erst im ersten Dorf, das ich erreichte! Ich fühlte mich wie ein Fürst, ich benahm mich auch so, und alle behandelten mich, als wußten sie es. Alle wollten mich bewirten, die Mädchen flogen auf mich zu.

Bis dann der Streit mit Cochito begann. Ach, es machte mir riesige Freude, meine neuen Kräfte zu zeigen! Ich schlug dem bärenstarken Kerl eine Rechte in den Magen, daß er zusammenknickte, ließ ihm dann die verschränkten Hände von oben ins Genick fallen und stieß dem Fallenden das Knie ins Gesicht. Und als dann alle auf mich stürzten, wütend und voll Haß, da bereitete mir das kein Entsetzen, sondern Vergnügen.

Ich lief wieder durch den Urwald, den Städten zu. Ich merkte wohl, daß meine Veränderung von den weißen Würfeln kam, die ich noch immer mit mir trug. Wenn die Wirkung nachließ, aß ich einige davon.

Als ich in Valladolid ankam, rannte ich in die nächste Kneipe. Ein Mädchen, zehn volle Tequilakrüge in den Armen, lief mit kleinen Schritten durch den Raum. Ein Mädchen, geschmeidig wie eine Schlange, schön wie der Teufel, mit blauschwarzem Haar und blitzenden Augen. Ich trat zu ihr hin und zog sie an mich. Ich hätte es mit allen Gästen auf einmal aufgenommen – für sie. Aber mit einer geschickten Drehung entwand sie sich mir. Dröhnend lachten die Männer an den Tischen.

»Rasier dich, Alterchen!« rief sie und deutete auf einen halbblinden Spiegel in einer Ecke. Aber er genügte, um es mir zu zeigen: Weiße Haare wehten, ein grauer Bart flatterte, ein altes, zerfälteltes Gesicht blickte mir entgegen. In vier Wochen war ich um vierzig Jahre älter geworden. Ich taumelte zu einer Bank und sank verzweifelt darauf nieder. Ich weiß nun, daß man nichts geschenkt erhält.

55

Frau vom andern Stern

Selbst der Mensch, mit dem man verheiratet ist, kann einem fremd bleiben. Das gilt erst recht, wenn einer von Capella stammt.

Du hast dieses Wesen geheiratet, es ist deine Frau! Eine schöne Frau, anmutig und liebenswürdig, intelligent und immer guter Dinge. Eine Frau, wie sie die Erde nicht hervorbringt. Liebst du sie? Es ist eher die Faszination, die von ihr ausgeht. Aber, hast du je gewußt, was hinter dieser weißen Stirn vorgeht? Und es geht etwas vor: Doch du kannst dich von ihr nicht trennen.

Zuerst verschwindet Mamie Doll, die alte Schwarze, der einzige Mensch, den du dir von der Erde mitgebracht hast. Verschwindet und ist nicht mehr zu finden. Jahrelang siehst du keinen Menschen mehr, nur dein eigenes Spiegelbild und Bennie. Ist Bennie ein Mensch? Zur Hälfte, zur anderen ist er ein Capellaner. Dein kleiner Sohn!

Dann kommt Archie mit seiner Braut zu Besuch. Sie wollen nur vierzehn Tage bleiben. Auf der Rückkehr nach Alpha Centauri. Es kommt so selten Besuch. Das sind die ersten Menschen.

»... gehen mir ein bißchen auf die Nerven«, sagt sie. Sie sind nicht so schön wie die Capellaner, denkst du. Aber du sagst nichts.

Am nächsten Tag geht Archie mit seiner Kleinen hinüber zum Basar. Es ist Abend, und sie kommen nicht wieder.

Und nun ist Bennie weg. Er spielte draußen in den Birnenstauden. Du hast seine jauchzenden Rufe gehört. Dann war es plötzlich still. Niemand hat ihn wiedergesehen.

Ist sie erschüttert, entsetzt, verzweifelt? Capellaner zeigen keine Trauer, keine Verzweiflung. Aber sie hat sich nicht einmal an der Suche beteiligt.

»Er kommt nicht wieder«, sagte sie. – Weiß sie es?

Du siehst sie jetzt oft an. Oh, sie ist herrlich, du hängst an ihr wie am ersten Tag. Aber etwas ist an ihr – etwas Unmenschliches. Du bist hier der letzte Mensch. Manchmal hast du Angst. Aber du bleibst hier. Freiwillig gehst du nicht.