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»MARCHOSIAS mag eines von beiden oder sogar beides an sich genommen haben«, sagte Ware. »Ich habe es ihm zwar nicht aufgetragen, da ich Alberts Familie nicht noch mehr Schmerz zufügen wollte, als auftragsgemäß nötig war. Andererseits aber habe ich es ihm auch nicht verboten. Aber wie auch immer — der Auftrag ist ausgeführt.«

»Sehr gut«, sagte Baines. Um die Wahrheit zu sagen: Er war in Hochstimmung. Unter den anderen drei Leuten, die in Wares Büro anwesend waren — denn Ware hatte gesagt, es gäbe kein Mittel, um Pater Domenicos Anwesenheit zu verhindern —, sah keiner so zufrieden aus wie Baines sich jetzt fühlte, aber schließlich war ja auch er der einzige, auf den es hier ankam, der einzige, auf dessen Gefühle Ware mehr als üblich Rücksicht nehmen mußte. »Und es ist auch viel schneller gegangen, als Sie vorausgesehen haben. Ich bin sehr zufrieden und im übrigen jetzt durchaus bereit, meinen großen Auftrag mit Ihnen zu besprechen, Dr. Ware, wenn die Planeten und so weiter jetzt für derlei Gespräche nicht ungünstig stehen.«

»Auf einfache Gespräche haben die Planeten so gut wie keinen Einfluß«, sagte Ware, »nur auf bestimmte Vorbereitungen — und selbstverständlich auch auf das Experiment selbst. Ich bin durchaus bereit, Sie anzuhören. Um die Wahrheit zu sagen: Ich bin sogar sehr neugierig, was Sie zu sagen haben. Nehmen Sie also bitte kein Blatt vor den Mund und erzählen Sie mir, was Sie vorhaben.«

»Ich möchte für eine Nacht alle wichtigeren Dämonen aus der Hölle entlassen und sie ohne bestimmten Auftrag oder Einschränkungen in der Welt loslassen — außer der Vereinbarung, daß sie im Morgengrauen oder zu irgendeiner anderen vernünftigen Zeit an ihren Ursprungsort zurückkehren. Ich möchte gerne sehen, was sie tun, wenn sie so sich selbst überlassen sind.«

»Wahnsinn!« schrie Pater Domenico und bekreuzigte sich. »Der Mann ist ja offensichtlich jetzt schon ein Besessener!«

»Ausnahmsweise neige ich diesmal dazu, mit Ihnen übereinzustimmen, Pater Domenico«, sagte Ware, »obwohl ich in puncto Besessenheit gewisse Vorbehalte habe. Soweit wir wissen, paßt dies aber durchaus zum Gesamtbild. Bitte sagen Sie mir einmal, Dr. Baines, was hoffen Sie durch ein Experiment so grandiosen Maßstabs zu erreichen?«

»Experiment!« sagte Pater Domenico. Sein Gesicht war totenblaß.

»Wenn Sie nichts Klügeres tun können, als hier das Echo zu spielen, Pater, dann, glaube ich, wäre es uns allen lieber, sie verhielten sich schweigend — wenigstens, bis wir wissen, wovon hier die Rede ist.«

»Ich werde sagen, was ich sagen muß, wann immer ich der Meinung bin, daß es nötig ist«, sagte Pater Domenico zornig. »Diese Sache, die Sie dadurch verniedlichen, daß Sie sie ›ein Experiment nennen, kann sehr leicht mit dem Morgengrauen Armageddons enden!«

»Dann sollten Sie es ja willkommen heißen und nicht fürchten, da Sie ja davon überzeugt sind, daß Ihre Seite gewinnen muß«, sagte Ware. »Tatsächlich besteht eine derartige Gefahr aber nicht. Die Ergebnisse mögen wohl durchaus apokalyptisch sein, Armageddon aber erfordert das vorherige Erscheinen des Antichrist, und ich versichere Ihnen: Ich bin es nicht . . . und ich sehe auch derzeit in der Welt niemand, der eine Verkörperung des Antichrist sein könnte. Aber zurück zu meiner ursprünglichen Frage, Dr. Baines: Was hoffen Sie durch dieses Experiment zu erreichen?«

»Nichts durch es«, sagte Baines, den seine Vision nun völlig gefangengenommen hatte, träumerisch. »Nur das Ding an sich — einzig um des ästhetischen Reizes willen. Ein Kunstwerk, wenn Sie wollen. Ein gigantisches Happening oder Aktions-Gemälde, für das die Welt Hintergrund oder Leinwand abgibt —«

»Und in dem menschliches Blut als Pigment dient«, brachte Pater Domenico hervor.

Ware machte zu dem Mönch hin eine Gebärde, die ihn zum Schweigen aufforderte. »Und ich habe geglaubt«, sagte er zu Baines, »dies sei die Art von Kunst, die Sie schon jetzt ausübten . . ., und deren Ergebnisse Sie in Wirklichkeit sogar sehr gut zu verkaufen verstehen.«

»Der Verkaufserlös gab mir lediglich die Möglichkeit, meine Kunst weiter auszuüben«, sagte Baines. Er begann die Metapher ermüdend zu finden, obwohl sie ursprünglich sein Einfall gewesen war. »Sehen Sie die Sache einmal einen Augenblick von dieser Seite an, Dr. Ware: Wenn wir stark vereinfachen, so gibt es zwei Sorten von Menschen, die im Rüstungsgeschäft hochkommen — die ohne Gewissen, die in der Rüstungsindustrie einfach den Weg zu großem Reichtum sehen, der schließlich für etwas anderes verwendet werden kann (wie zum Beispiel unser Jack hier) —, und es gibt dabei natürlich auch eine Untergruppe, Leute, die sehr wohl ein Gewissen haben, aber die entweder dem Geld oder dem zu erlangenden Wissen nicht widerstehen können, etwa wie unser Dr. Hess.«

Beide Männer machten eine Bewegung, beschlossen dann aber offenbar, gegen ihre Charakterisierung durch Baines keinen Einspruch zu erheben.

»Die zweite Gruppe besteht aus Leuten wie ich — Menschen, die tatsächlich ihre Freude an der beherrschten Erzeugung von Chaos und Vernichtung haben. Sie sind nicht in erster Linie Sadisten — außer vielleicht in dem Sinn, daß jeder seiner Kunst völlig verschriebene Künstler ein wenig Sadist und daher auch bereit ist, ein wenig oder sogar eine Menge Leid — nicht nur sein eigenes, sondern auch das anderer Leute— in Kauf zu nehmen, wenn es den Zielen seiner Kunst dient.«

»Den Typ kenne ich«, sagte Ware mit einem halben Grinsen. »Ich glaube, es war der harmlose und gütige Dichter Robert Frost, der einmal sagte, ein einziges Bild von Whistler sei jede Menge alter Damen wert.«

»Techniker und Architekten sind auch so«, sagte Baines, der nun rasch an seinem Thema warm wurde. Seit er der Beschwörung beigewohnt hatte, hatte er beinahe an nichts anderes mehr gedacht. »Das ist eine Gruppe, die ich noch viel besser kenne als Künstler, und ich kann Ihnen versichern, daß die meisten von ihnen kaum etwas bauen oder konstruieren würden, wäre es nicht um der Freude an der vorangehenden Zerstörung willen. Ein gemeiner Dieb oder Räuber mit der Pistole in der Hand ist nicht halb so gefährlich wie ein Techniker mit einer Stange Dynamit.«

»Jedenfalls aber ist das Schlüsselwort ›beherrschen‹ — und im Rüstungsgeschäft wird dies leider — dank der Kernwaffen — rasch ein vergessenes Wort.«

Baines fuhr dann rasch fort, seine Unzufriedenheit über den Status quo zu beschreiben — etwa so, wie er sich die Sache in Rom überlegt hatte, während man nach Gouverneur Rogan

›geschickt‹ hatte. »Und jetzt können Sie vielleicht verstehen, was mir an dem Auftrag, den ich Ihnen geben möchte, gefällt. Es wird dies keine Serie von Massenzerstörungen sein, die niemand mehr in der Hand hat, sondern eine Reihe von Individualhandlungen, jede für sich relativ kleinen Maßstabs — und, dessen bin ich gewiß, jede einzelne für sich interessant, wegen all der verschiedenen Arten der Erfindungsgabe und der Überraschung, die hier ins Spiel kommen. Und dann wird die Zerstörung auch nicht eine vollkommene sein, weil das Phänomen auf einen relativ kurzen Zeitraum — wahrscheinlich zwölf Stunden oder weniger — beschränkt sein wird.«

Pater Domenico beugte sich vor. Sein Gesicht war todernst. »Sicherlich können selbst Sie erkennen«, sagte er zu Ware, »daß kein menschliches Wesen, gleichgültig, wie sündhaft und selbstsüchtig, sich einen so monströsen Plan ohne das direkte Einschreiten der Hölle hätte ausdenken können!«

»Ganz im Gegenteil«, sagte Ware, »Dr. Baines hat völlig recht: Die meisten eingefleischten Säkularisten denken genau wie er — nur auf etwas kleinerem Maßstab. Um Sie darüber hinaus noch weiter zu beruhigen, Pater Domenico: Ich habe in der Hölle, wenn ich so sagen darf, recht gute Kontakte und Beziehungen; und ich hole mir über alle meine wichtigeren Kunden genaue Informationen. Ich bin also in der Lage, Ihnen aus verläßlicher Quelle zu sagen: Dr. Baines ist kein Besessener. Dennoch sind mir an dieser Sache noch einige Aspekte rätselhaft. Dr. Baines, es will mir scheinen, als wollten Sie sich eines zu großen Pinsels bedienen, um Ihr geplantes Gemälde auszuführen. Vielleicht können Sie auch ganz ohne meine Hilfe zu dem von Ihnen gewünschten Ergebnis kommen. Warum zum Beispiel sollte Ihnen der kommende chinesisch-russische Krieg nicht für Ihre Zwecke genügen?«