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Geary starrte das nächstbeste Schott an, da ihm die Ablenkung fehlte, sich mit den Problemen befassen zu können, mit denen Desjani und ihre Leute zu tun hatten. »Wir müssen die Verantwortlichen ausfindig machen«, raunte er schließlich Desjani frustriert zu. »Diesmal haben sie es geschafft, eines unserer Schiffe zu zerstören.«

»Aber wieso die Lorica?«, fragte sie sehr leise. »Haben Sie irgendeine Idee?«

»O ja.« Commander Gaes hatte das Kommando über die Lorica gehabt, und von ihr hatte er auch die ursprüngliche Warnung vor einem Wurm in der Flotte erhalten. Sie hatte etwas gewusst, und offenbar war das schon zu viel für diejenigen gewesen, die für den Wurm verantwortlich waren.

Desjani nickte, während sie Geary beobachtete. »Gaes hatte sich zwar zunächst Falco angeschlossen, aber nach der Rückkehr zur Flotte hat sie sich ganz auf Ihre Seite geschlagen. Ihre Kontakte zu abtrünnigen Offizieren müssen für Sie doch nützlich gewesen sein.«

»Das waren sie auch, und so wie es aussieht, habe ich nicht als Einziger so gedacht.«

»Wir werden die Verantwortlichen finden, Captain Geary«, versprach sie ihm. »Irgendjemand wird wissen, wer das getan hat, und jetzt wird er bestimmt nicht länger schweigen.«

Davon war er nicht so überzeugt. Würmer, die zu dem Zweck entwickelt worden waren, Allianz-Schiffe zu zerstören, hätten Widerspruch ausgelöst, wenn mehr als nur eine Hand voll Leute eingeweiht gewesen wäre. Und diese Hand voll Leute war sich jetzt im Klaren darüber, dass ein Erschießungskommando auf sie wartete, sobald sie ihr Wissen offenbarten.

Den Rest der Wartezeit verbrachten sie schweigend. Da nur die Notbeleuchtung funktionierte, war es auf der Brücke recht düster, weshalb Geary sie mit einem Mal als erdrückend klein und eng empfand. Gleichzeitig fragte er sich, ob die Temperatur tatsächlich so stark angestiegen war, wie es die Einbildung ihm weismachen wollte, und ob die Luft abgestanden war. Er wusste, dass die Notfallsysteme die wichtigsten Funktionen eines Schiffs viel länger aufrechterhalten konnten als nur für den Zeitraum, der seit dem Notfallabsturz verstrichen war. Also zwang er sich dazu, sich zu entspannen und einen sorglosen Eindruck zu machen.

»Hauptantriebssysteme sind gesäubert«, ging schließlich die erlösende Meldung ein. »Der Wurm ist erfolgreich getilgt worden. Erbitte Erlaubnis, den Hauptantrieb neu zu starten.«

»Machen Sie schon«, fauchte Desjani. Wenige Minuten darauf wurde die Brückenbeleuchtung heller, und die Ventilatoren der Lüftungssysteme surrten wieder etwas lauter. Nicht mal eine Minute später schalteten sich auch die Displays ein. »Bringen Sie uns auf unsere alte Position zurück«, befahl sie dem Steuer-Wachhabenden. »Vermutlich sind wir ein wenig abgedriftet. Orientieren Sie sich an der Daring, dann übernehmen wir wieder die Führung über die Flotte.«

Das Wiederauftauchen seines Displays war sehr hilfreich. Geary hatte gegen die irrationale Sorge ankämpfen müssen, es könnten mehr Schiffe als nur die Lorica zerstört worden sein. Jetzt bekam er die Bestätigung, dass alle übrigen Schiffe noch vorhanden waren. So gut diese Erkenntnis auch war, so ernüchternd wirkten die Meldungen von den Schiffen, die sich in der Nähe der Lorica aufgehalten hatten, als die explodiert war. »Keine Überlebenden«, murmelte er.

»Es hätte nur jemand überleben können, der vor der Explosion in einer Rettungskapsel das Schiff verlassen hätte«, betonte Desjani. »Wenn die Befehlshaber der anderen Schiffe dessen gewahr geworden wären, hätten die Überlebenden nicht mehr lange zu leben gehabt.«

Natürlich hatte sie recht, doch das half ihm jetzt auch nicht weiter. Er atmete tief durch, öffnete ein Komm-Fenster und wandte sich an die ganze Flotte: »Hier spricht Captain Geary. Die Dauntless und ihre Besatzung sind unversehrt. Wir untersuchen die Ursache für das Versagen des Antriebs der Lorica und den Grund für den Notfallabsturz auf der Dauntless. Wer Informationen über diesen Vorfall besitzt, wird gebeten, sich unverzüglich mit mir in Verbindung zu setzen.«

Eine Untersuchung der Ursache. Was für eine hochtrabende Bezeichnung für einen Vorgang, der wahrscheinlich keinerlei Ergebnisse liefern würde. Wenn die Verantwortlichen für diesen Wurm genauso gründlich vorgegangen waren wie beim letzten Mal, dann würde es auch dieses Mal keine Möglichkeit geben, den Wurm zu seinem Verursacher zurückzuverfolgen. Diese Erkenntnis war so frustrierend, dass Geary sich zwingen musste, sitzen zu bleiben, anstatt zum nächsten Schott zu eilen und es mit den Fäusten zu traktieren.

Er rief den Nachrichteneingang auf, ohne damit zu rechnen, dort die Antworten zu finden, die er benötigte. Aber zumindest würde er sich so ein wenig ablenken können. Er stutzte, als er lauter Nachrichten aufblinken sah, die alle mit der höchsten Prioritätsstufe versehen waren. Sie mussten ins Flottennetz geschickt worden sein, als die Dauntless ohne Systeme im All trieb, was bedeutete, dass keine von ihnen eine Reaktion auf seine Nachricht an alle Schiffe sein konnte. Es würde eine Ewigkeit dauern, sie alle durchzulesen, zumal er schon jetzt vermutete, dass es sich wahrscheinlich um die Fragen »Was ist passiert?« und »Alles in Ordnung?« in allen denkbaren Varianten handelte.

Plötzlich hielt er inne. Eine der Nachrichten kam von der Lorica.

»Captain Desjani, können Sie die genaue Zeit angeben, als die Lorica zerstört wurde?«

Sie reagierte mit einem verwunderten Blick und fragte sich wohl, was an dieser Information so wichtig sein sollte. »Unser eigener Hauptantrieb erlitt um 1412 seinen Notfallabsturz. Laut den Systemaufzeichnungen, die wir vom Rest der Flotte erhalten haben, explodierte die Lorica 2,7 Sekunden nach 1412.«

Geary überprüfte die Nachricht noch einmal. »Ich habe hier eine Nachricht von der Lorica, die mir um 1415 geschickt wurde.«

»Sir?« Desjani stellte sich zu ihm und beugte sich über seine Schulter, um auf sein Display zu schauen, dann tippte sie auf verschiedene Tasten gleich neben seiner Hand. »Das Komm-Netz der Flotte listet die Nachricht so auf, dass sie nach 1414 zum Senden empfangen wurde. Gesendet wurde sie dann zur nächsten vollen Minute.« Sie richtete sich auf und sah ihren Komm-Wachhabenden an. »Wie kann das Komm-System eine Nachricht von der Lorica empfangen, wenn das Schiff bereits nicht mehr existiert hat?«

»Das kann es nicht, Captain. Selbst wenn die Weiterleitung mit Verzögerung stattfindet, listet das System auf, wann die Nachricht tatsächlich gesendet wurde.« Der Wachhabende war einen Moment lang verblüfft, schließlich nickte er verstehend. »Die Nachricht müsste im System geparkt und versteckt worden sein. Die Leute sollen das eigentlich nicht machen, aber es gibt verschiedene Wege, wie man das hinkriegt. Die Lorica oder jemand auf der Lorica hat die Nachricht zu einem früheren Zeitpunkt ins Komm-System geschickt, sie aber unter einem Protokoll versteckt, das die Nachricht bis zu einem bestimmten Ereignis für das System unsichtbar macht. Beispielsweise bis eine bestimmte Uhrzeit erreicht ist.«

Geary schüttelte den Kopf. »Warum sollte die Lorica so was machen?« Er konnte sich viele Gründe vorstellen, dass jemand eine Nachricht mit einer anderen Zeit versehen wollte, etwa wenn er irgendwas verbockt hatte und sich rauszureden versuchte. Aber warum das jemand auf der Lorica getan haben sollte leuchtete ihm nicht ein. Er rief die Nachricht auf und überflog sie, konnte aber nichts damit anfangen, da der Inhalt offenbar verschlüsselt worden war. »Captain Desjani, wer kann mir sagen, was das hier sein soll?«