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Badaya lachte rau. »Dann sind Sie ein besserer Mensch als ich. Ich weiß, der Anstand gebietet es uns, von den Toten nicht schlecht zu reden, aber wenn es um Kila geht, ist dieses Gebot nur schwer einzuhalten.«

Diesmal nickte Geary. »Ich verstehe schon. Ich bin auch nicht von ihr begeistert gewesen. Was ist eigentlich mit Caligo? Dass Sie ihn auf die Illustrious gelassen haben, freut mich. Kooperiert er so, wie er es uns zugesagt hat?«

Der zynische Humor war wie weggeweht, Badayas Gesicht spiegelte Abscheu wider. »Ob er kooperiert? Er plappert drauflos. Caligo sagt alles, was wir seiner Meinung nach von ihm hören wollen. Und er redet ohne Unterbrechung. Er hofft wohl, dass ihn das am Leben hält. Die Verhörsoftware hat Schwierigkeiten, Caligos Aussagen zu bewerten. Er ist offenbar in der Lage, sich einzureden, dass jedes Wort der Wahrheit entspricht.«

Duellos schüttelte den Kopf. »Soll das heißen, wir können uns nicht auf seine Aussagen verlassen?«

»Meiner Meinung nach nicht. Es mag etwas Wahres darunter zu finden sein, vielleicht auch sehr viel Wahres. Aber wir müssen alles, was er sagt, erst einmal überprüfen, um herauszufinden, ob es Beweise gibt, die seine Aussagen stützen.«

Geary trommelte nervös mit den Fingern auf die Tischplatte. »Wie lange wird das dauern?«

»Das kann ich nicht sagen«, erwiderte Badaya und fügte sofort an: »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir damit fertig sein werden, bevor wir zurück im Allianz-Gebiet sind. Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, weil ich diesen kleinen Dreckskerl tot sehen möchte. Aber wenn wir ihn hinrichten, ohne zuvor wenigstens einige seiner Anschuldigungen zu überprüfen, dann könnten dadurch einige Leute belastet werden, die in Wahrheit unschuldig sind. Was er und Kila gemacht haben, ist schon schlimm genug, aber wenn wir vorbehaltlos glauben, was er uns erzählt, dann machen wir uns meiner Meinung nach zu Mittätern.«

»Das sehe ich auch so«, meinte Duellos. »Wir sind zwar nicht immer einer Meinung, Captain Badaya, aber ich glaube, in diesem Punkt haben Sie völlig recht.«

»Sie sollten auch psychologische Profile von Caligo erstellen lassen«, empfahl Desjani. »Sie können das anordnen, Captain Geary, ob Caligo damit einverstanden ist oder nicht.«

Badaya warf ihr einen finsteren Blick zu. »Versuchen Sie, Caligo eine medizinische Verteidigung für sein Verhalten in die Hände zu spielen?«

»Nein«, konterte sie kühl. »Wir alle haben ihn gesehen. Eine derartige Verteidigung würde nicht funktionieren. Aber ich halte es für interessant herauszufinden, wie jemand so sehr von seinem Kurs abkommen kann. Kriegsschiffe der Allianz zu zerstören, Kameraden zu ermorden … Es gibt viele ehrgeizige Offiziere in der Flotte, von denen einige vieles tun würden, um ihre Beförderung zu erhalten. Aber Caligo war bereit, alles zu tun. Wenn etwas Bestimmtes ihn zu diesem Handeln veranlasst hat, etwas, das über das normale Verlangen nach Macht hinausgeht, dann finde ich, ist es wert, das herauszufinden.«

»Hmm.« Badaya zuckte mit den Schultern, als sei ihm dieses Thema zuwider. »Mich würde es nicht wundern, wenn die Antwort darauf in dem zu finden ist, was Kila ihm angeboten hat. Und damit meine ich nicht nur die Möglichkeit, ihre Galionsfigur zu werden. Es kursieren etliche Geschichten über Kila, und einige von denen sind ganz besonders schrecklich. Zahlreiche Männer haben sich schon durch ihre Gelüste vom Pfad der Pflicht und Ehre abbringen lassen.« An Desjani gerichtet machte er eine entschuldigende Geste. »Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass keiner der Anwesenden in Kilas Kategorie fällt.«

Desjani, die mit versteinerter Miene dasaß, tat so, als habe sie kein Wort gehört, doch als sie Duellos einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, reagierte der mit einer zerknirschten Miene.

Betretene Stille machte sich breit, die Captain Duellos mit einem Seufzer unterbrach. »Ich wünschte, die Syndiks hätten uns die Mühe erspart, ihr auf die Schliche zu kommen. Wenn ich bedenke, wie viele Schlachten Kila überlebt hat – und wozu? Um diejenigen zu verraten, die ihr Feuerschutz gaben. Ich fühle mich von ihrem Verhalten besudelt, und ich schäme mich dafür, dass irgendein Offizier so etwas tun kann.«

»Kilas Handeln sagt nichts über Sie aus«, erwiderte Geary. »Oder irgendeinen anderen in dieser Flotte.«

»Ich weiß Ihre Worte zu schätzen«, meinte Duellos und sah gedankenverloren in die Ferne. »Ich werde mit meinen Vorfahren reden müssen.«

»Das ist nie verkehrt«, fand Badaya.

Geary nickte Desjani und Duellos zu. »Na gut. Ich muss unter vier Augen mit Captain Badaya reden. Wenn ich Sie bitten darf?«

Beide zogen sich zurück, nachdem sie ihre Rollen genau nach Plan gespielt hatten, als seien sie Teil genau jener Verschwörung, die Badaya erwartete.

Geary stand auf und stellte fest, dass er ein wenig nervös war. Rione hatte recht gehabt, als sie befand, dass er ein ganz schlechter Lügner war. Aber er musste diese Rolle so gut spielen, wie er nur konnte. Langsam ging er auf und ab, um seine Nervosität in den Griff zu bekommen, dann drehte er sich um. »Captain Badaya, ich wollte mit Ihnen über die Maßnahmen reden, die ergriffen werden müssen, wenn die Flotte ins Allianz-Gebiet zurückgekehrt ist.«

»Ja, natürlich.« Badaya stand ebenfalls auf, er brannte erkennbar darauf, mehr zu erfahren. »Sind Sie bereit einzuwilligen? Die Allianz braucht Sie.«

Um ihn nicht ansehen zu müssen, ließ er den Kopf einen Moment lang sinken. »Captain Badaya, ich hoffe, Sie verstehen, wie schwierig es für mich ist, überhaupt über solche Dinge zu reden. Ich komme aus einer Zeit, in der es völlig undenkbar war, dass sich eine Flotte gegen die Regierung erheben könnte.«

Captain Badaya schüttelte bedächtig den Kopf, als würde eine große Last auf ihm ruhen. »Glauben Sie nicht, dieses Angebot wäre mir mühelos über die Lippen gekommen, Captain Geary. Weder mir noch den anderen Offizieren. So etwas entscheidet man nicht aus einer Laune heraus, auch wenn man so wie wir die Folgen der Unfähigkeit und Korruptheit unserer Regierung ertragen hat.«

»Das verstehe ich.« Geary nahm wieder Platz und bedeutete Badaya, sich ebenfalls wieder hinzusetzen. »Ich habe nur Probleme damit zu begreifen, warum Sie alle zu dieser Entscheidung gekommen sind.«

»Warum?« Badaya ließ sich schwer auf seinen Sitz sinken und beugte sich nach vorn, wobei sein Blick auf seinen Händen ruhte. »Manchmal erscheinen einem alle Alternativen schlimmer als dieser eine Weg. Sie kennen das. Wir haben alle der Allianz Treue geschworen, aber was bedeutet es, die Allianz zu verteidigen? Heißt das auch, tatenlos zuzusehen, wie die Politiker mit ihrer Habgier und ihrem Ehrgeiz die Allianz zerstören?«

»Es gibt mehr als nur einen Weg, um die Allianz zu zerstören«, erklärte Geary vorsichtig.

Badaya reagierte mit einem humorlosen Grinsen. »Stimmt, aber Sie haben es nicht mitgemacht. Zu wenig Rückhalt, wenn es drauf ankommt. Zu viel Einmischungen, zu viel Kommandoentscheidungen, Verschwendung, Profitgier. Uns wird vorenthalten, was wir benötigen, um zu gewinnen, und dann gibt man uns die Schuld, wenn wir nicht gewonnen haben.« Er sah Geary abschätzend ein. »Die haben Sie gegen uns eingesetzt, wissen Sie das? Die Legende des Großen Black Jack Geary, der sich niemals gegen die politische Führung erheben würde, der niemals deren Forderungen infrage stellt, auch wenn sie noch so widersinnig sind, der niemals vergisst zu salutieren und immer zum Sterben bereit in den Kampf zieht. Das ist einer der Hauptgründe, wieso viele von uns so besorgt waren, als Sie plötzlich auftauchten.«

Aus dieser Perspektive hatte Geary das Ganze noch gar nicht betrachtet, aber unter diesen Umständen konnte er nachvollziehen, dass es Offiziere gab, die ihm misstrauten, wenn sie ihn für die Marionette einer Regierung hielten, von der sie nur das Schlechteste erwarteten. »Was hat Sie zu dem Entschluss gebracht, mir zu vertrauen? Ich habe mich zu keiner Zeit gegen die Regierung ausgesprochen.«