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»Die werden uns nicht aufhalten«, erklärte Desjani ruhig.

Rione sah sie einen Moment lang an, ehe sie entgegnete: »Ich glaube Ihnen.« Dann kehrte sie auf ihren Platz zurück, während Desjani die Stirn in Falten legte und vergeblich versuchte, eine verborgene Botschaft in diesen Worten zu finden.

Geary beobachtete, wie die Sekundenanzeige rückwärts lief, als sich die Flotte dem Sprungpunkt näherte. Schließlich gab er den Befehclass="underline" »Alle Schiffe, springen Sie nach Atalia.«

Nicht ganz vier Tage, und sie würden wissen, was sie im letzten Syndik-System erwartete, das sie auf dem Weg nach Hause durchqueren mussten.

Der Sprungraum war in vieler Hinsicht befremdlich. Da war dieses eigenartige Gefühl, das umso intensiver wurde, je länger man sich im Sprungraum aufhielt, und das von den meisten Leuten so beschrieben wurde, als würde einem seine eigene Haut nicht mehr richtig passen. Und da war das sich steigernde Gefühl, dass genau außerhalb des Gesichtsfelds irgendwelche Dinge lauerten. So kurz die Reise auch ausfiel, führte sie immer durch ein graues Nichts, durch ein Universum, in dem keine Sterne strahlten.

Im Sprungraum gab es eigenartige Lichter, die nach keinem erkennbaren Muster und ohne nachvollziehbaren Grund aufflackerten. Da noch keine Methode entwickelt worden war, mit der man den Sprungraum erkunden konnte, blieben diese Lichter ein Rätsel. Als er sie jetzt betrachtete, musste Geary unwillkürlich daran denken, dass die Legende kursierte, sein Geist sei während der vielen Jahre im Kälteschlaf selbst eines dieser Lichter gewesen.

Das einzig Gute am Sprungraum war, dass er ereignislos war und keine Überraschungen bieten konnte. In der Isolation dieses eigenartigen Raums war den Schiffen bis auf einfachste, kürzeste Nachrichten kaum eine Kommunikation untereinander möglich, und vom normalen Universum war rein gar nichts zu entdecken. Im Vergleich zu den oft auf ihn hereinprasselnden Ereignissen des Normalraums konnte Geary manchmal den relativen Frieden genießen, den diese Abgeschiedenheit mit sich brachte.

Aber niemand konnte für immer im Sprungraum bleiben. Früher oder später würde man sich wieder dem realen Universum stellen müssen.

»Wir treffen in zwei Stunden in Atalia ein.« Desjani stand vor ihm in seinem Quartier, zwischen ihnen befand sich das Sternendisplay. »Das wird ein harter Kampf werden.«

»Ich kann nur hoffen, dass diese Reserveflotte kleiner ist, als von Lieutenant Iger geschätzt, und dass sie nicht dicht vor dem Sprungpunkt auf uns wartet.« Er stand auf und aktivierte das Display, um ein Bild anzuzeigen, das die Flotte so darstellte, wie sie von einem außenstehenden Beobachter wahrgenommen würde. Etliche große Schiffe, Scharen von Kreuzern und Zerstörern, und in der Mitte die plumpen Hilfsschiffe.

Seine Flotte. Er sollte nicht so denken, dennoch tat er es. So weit war er gekommen, und wenn die lebenden Sterne es wollten, würde er diese Flotte auch noch bis nach Hause bringen. Aber was würde dann geschehen?

»Woran denken Sie gerade?«, fragte Desjani.

»Ich wünschte, ich müsste nicht das tun, wovon ich weiß, dass ich es werde tun müssen.«

»Sie meinen, dass Sie bei der Ankunft in Varandal das Kommando über die Flotte abgeben müssen? Ich glaube, dazu wird es nicht kommen, Sir.«

»Ich bin nur ein Captain. Zwar der dienstälteste in der gesamten Flotte, aber doch nur ein Captain.«

»Sie sind Captain Geary. Der Captain Geary. Das ist was anderes.«

Er atmete gedehnt aus. »Aber wenn ich das Kommando über die Flotte behalte …«

Desjani zog fragend eine Augenbraue hoch. »Haben Sie überlegt, was Sie dann als Nächstes tun werden?«

»Ich habe mir Gedanken darüber gemacht. Wenn wir es zurück nach Hause schaffen, dann gibt es eigentlich nur eines, was wir tun können. Wenn wir den Syndiks genug Zeit geben, werden sie sich von den Verlusten erholen, die wir ihnen zugefügt haben. Wir haben ihre Werften bei Sancere zerstört, aber das waren beileibe nicht die einzigen Fabriken, die Kriegsschiffe der Syndiks bauen. Mit jedem Tag, der ungenutzt verstreicht, können sie weitere zerstörte Schiffe ersetzen. Das heißt, wir müssen so bald und so kraftvoll wie möglich zuschlagen, solange sie sich noch von den Verlusten zu erholen versuchen.« Er verzog den Mund. »Ich rede von ihren Anführern. Die Grundlage ihrer Macht – die Flotte, die es ihnen erlaubt hat, uns anzugreifen und ihre eigenen Leute zu unterdrücken – wird nach Atalia hoffentlich für eine Weile keine Rolle mehr spielen. Wir können die Syndiks nicht System für System besiegen, weil es einfach zu viele Sternensysteme gibt. Aber wir haben jetzt die einmalige Gelegenheit, den Syndikatwelten das Haupt abzuschlagen.«

Desjani lächelte finster. »Wir müssen zu ihnen zurückkehren?« Sie betätigte ein paar Tasten, und das Bild von den Schiffen der Flotte wurde durch die Darstellung einer sehr weitläufigen Ansammlung von Sternen ersetzt. Einer der weit von Varandal entfernten Sterne leuchtete besonders hell, da er vom Display hervorgehoben wurde. »Zurück ins Heimatsystem der Syndiks. Aber diesmal unter anderen Vorzeichen.«

»Ganz genau. Sobald die Vorräte der Flotte aufgestockt sind und wir die Verluste nach Kräften ausgeglichen haben.« Er zuckte mit den Schultern. »Das ist das, was ich empfehlen werde, auch wenn es das Letzte ist, was ich machen möchte.«

Ihr Blick verriet ihm, dass Tanya sehr wohl wusste, was er wollte. Aber ihr war auch klar, dass keiner von ihnen in dieser Hinsicht irgendetwas unternehmen konnte. Dann war der Moment verstrichen, und es war Captain Desjani, die ihm zunickte. »Dann können wir uns den Aliens widmen.«

»Dann können wir versuchen herauszufinden, wie wir uns ihnen widmen können. Falls sie uns bis dahin nicht schon angegriffen haben. Falls wir es überhaupt erst nach Hause schaffen. Falls ich das Kommando über die Flotte behalte. Es gibt viele Unwägbarkeiten. Schon verrückt das Ganze, nicht wahr? Ein ums andere Mal entgehen wir der Vernichtung, obwohl die Syndiks uns immer neue Fallen stellen, und dann schlage ich vor, dass wir in ihr Territorium zurückkehren.«

Wieder musste sie lächeln. »Wenn Ihr Wahnsinn durch etwas Ansteckendes ausgelöst wird, dann hoffe ich, dass Sie jeden Admiral beißen, dem wir begegnen.«

Ihre Bemerkung ließ ihn laut lachen. »Nicht so hastig. Bis zum Allianz-Gebiet haben wir noch einen Sprung und eine Reserveflotte der Syndiks vor uns.«

»Dann, Captain Geary, sollten wir uns darauf gefasst machen, diesen Syndiks ordentlich in den Hintern zu treten, damit wir diesen letzten Sprung hinter uns bringen können.«

»Hört sich nach einer guten Idee an, Captain Desjani. Gehen wir auf die Brücke.«

Zwei Stunden später wartete er darauf, dass die Sekunden bis zu dem Moment verstrichen, da die Allianz-Flotte den Sprungraum verlassen würde. Und er wartete darauf zu erfahren, ob sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten würden, wartete auf einen Geschosshagel, sobald sie aus dem Sprungraum traten. Sollte es zu dieser reduzierten Version des Hinterhalts kommen, in den die Syndiks sie in ihrem Heimatsystem gelockt hatten, dann konnte er von Glück reden, wenn nach ein paar Minuten noch die Hälfte seiner Flotte heil war.

»Bereitmachen zum Verlassen des Sprungraums«, rief der Ablauf-Wachhabende.

»Waffen bereit«, befahl Desjani. »Stellen Sie sie auf Automatik, sobald sie Ziele in Feuerreichweite identifizieren.«

Die gleichen Befehle wurden auf allen anderen Schiffen erteilt. Geary saß angespannt da und überlegte, ob diese Flotte in wenigen Sekunden ihren verzweifeltsten Kampf seit dem Rückzug aus dem Syndik-Heimatsystem würde führen müssen.

»Verlassen den Sprungraum in fünf, vier, drei, zwei, eins. Jetzt.« Die Sterne tauchten wieder auf.

Die Dauntless drehte bei, als sie so wie alle Schiffe der Flotte das vorgesehene vorsorgliche Ausweichmanöver flog, während Geary ein paar Sekunden benötigte, um zu erfassen, was die Flottensensoren dem Display meldeten.