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Das Erste, was unzweifelhaft war, war die Tatsache, dass niemand auf sie feuerte. Dann erkannte er auch, dass sich in der Nähe des Sprungpunkts keine feindlichen Kriegsschiffe aufhielten. Dankbar schickte er ein Stoßgebet an die Vorfahren und veränderte den Maßstab seines Displays, um festzustellen, wo in diesem System der Feind auf sie wartete.

Als Grenzsystem hatte Atalia viele Schlachten zwischen den Flotten der Syndikatwelten und der Allianz mitansehen müssen. Der größte Teil der dabei entstandenen Trümmer trieb langsam durch die leeren Regionen des Sternensystems. Seit fast hundert Jahren sammelten sich hier die Überreste von Kriegsschiffen beider Seiten an.

Aber in einem zerklüfteten Bogen, der sich zwischen dem siebten Planeten und dem Sprungpunkt nach Varandal erstreckte, fanden sich Trümmerfelder, die noch recht kompakt wirkten. Zudem trieben dort Scharen von Rettungskapseln und einige beschädigte Syndik-Kriegsschiffe. »Die Folgen einer erst vor Kurzem ausgetragenen Schlacht?«, überlegte Geary.

»Einer Schlacht, die noch immer tobt«, korrigierte ihn Desjani.

Zehn

Als er die Darstellung auf seinem Display veränderte, sah er sie. Fast vier Lichtstunden entfernt lieferten sich Kriegsschiffe der Allianz und der Syndiks ein heftiges Gefecht. Der Sprungpunkt nach Varandal lag vom Stern des Systems etwa so weit entfernt wie der Sprungpunkt, durch den die Allianz-Flotte soeben nach Atalia gekommen war, er befand sich aber für Gearys Flotte so gut wie am anderen Ende des Systems. Geary schaute angestrengt auf sein Display, das laufend aktualisiert wurde, je mehr Daten die Sensoren erfassten. Fast wäre er zusammengezuckt, als er sah, dass eine Gruppe von Allianz-Schiffen sich praktisch vor seinen Augen in Luft auflöste, doch dann wurde ihm klar, dass sie nicht zerstört worden waren, sondern mit einem Sprung das System verlassen hatten.

Weitere Allianz-Schiffe verschwanden, und er fragte sich, wie viele es insgesamt gewesen sein mochten. Nur ein einzelnes Schlachtschiff verblieb, das sich abmühte, den Sprungpunkt zu erreichen, während eine überwältigende Anzahl von Syndik-Kriegsschiffen es im Vorbeiflug beschossen.

»Das System identifiziert dieses Schiff als die Intractable«, ließ Desjani ihn wissen. »Sie war eines der Schlachtschiffe, die zurückblieben, um das Allianz-Gebiet zu schützen, während diese Flotte sich auf den Weg ins Syndik-Heimatsystem machte.« Nach kurzem Zögern ergänzte sie: »Als wir aufbrachen, gehörte die Intractable zur gleichen Schlachtschiffdivision wie die Dreadnaught

Die Dreadnaught, das Schiff, das von Jane Geary befehligt wurde, seiner Großnichte. War die Dreadnaught bereits auf dem Sprung nach Varandal, oder trieben ihre Trümmer irgendwo durch dieses Sternensystem?

Wenn man den Flottensensoren genug Zeit ließ, würden sie auch die Überreste jüngeren Datums analysieren und Schätzungen anstellen können, wie viele Schiffe hier bei den letzten Gefechten gestorben waren. Für den Augenblick konnte Geary nichts anderes tun, als sich vier Stunden alte Bilder anzusehen. Er wusste, dass er der Intractable nicht helfen konnte, die den Rückzug ihrer Flotte aus dem System sicherte.

»Lange wird es nicht mehr dauern«, murmelte Desjani, die die gleichen Bilder betrachtete wie Geary. »Die Intractable ist das einzige Allianz-Schiff, das sich noch in der Nähe des Sprungpunkts befindet. Alle anderen sind bereits entkommen.«

»Wie stehen die Chancen, dass sie inzwischen auch den Sprungpunkt erreicht hat?«

»Dazu müssten die Syndiks schon den Beschuss eingestellt haben.«

Rione beugte sich vor und sagte aufgeregt. »Wir müssen etwas unternehmen. Irgendwie müssen wir die Syndiks ablenken!«

»Madam Co-Präsidentin«, erwiderte Geary ernst. »Die Syndiks werden unsere Flotte erst in vier Stunden bemerken, und dann wird die Intractable bereits fast genauso lange zerstört sein.«

»Verdammt«, flüsterte Rione.

Auf den vier Stunden alten Bildern schien das Schlachtschiff seine Steuerkontrolle verloren zu haben, da es seitwärts abdriftete und durch die Treffer der Syndiks immer weiter vom Kurs abgebracht wurde. »Die Crew verlässt das Schiff«, meldete Desjani, als Rettungskapseln ins All geschossen wurden. »Allerdings scheinen ein paar Waffen noch zu funktionieren.«

Vier Stunden zuvor war von den Syndiks eine Salve Flugkörper abgefeuert worden, die eine Kurve flogen, um in den Rumpf der Intractable einzuschlagen, die zu dem Zeitpunkt bereits so gut wie wehrlos war. Die Hülle war aufgerissen und der vordere Teil drehte sich um sich selbst, während er davontrieb, die Heckpartie zerfiel unterdessen in kleinere Trümmerteile. Geary kniff einen Moment lang die Augen zu. Als er sie wieder aufschlug, sah er, dass die Überreste des Schlachtschiffs sich in alle Richtungen verteilt hatten und keine Lebenszeichen mehr angezeigt wurden. Mögen eure Vorfahren euch willkommen heißen und die lebenden Sterne euren Geist trösten.

»Wir werden sie rächen«, sagte Desjani so energisch, dass es fast wie ein Fauchen klang.

»Ja, das werden wir. Offenbar haben wir die Reserveflotte entdeckt.« Geary begann einen Abfangkurs zu berechnen, der von der Annahme ausging, dass die Syndiks zu diesem Sprungpunkt hier zurückkehren würden. »Wie lange noch, bis die Flottensensoren uns etwas darüber erzählen können, was hier geschehen ist?«

»Das dürfte jeden Moment der Fall sein.« Kaum hatte sie ausgesprochen, reagierte auch schon das Display. Desjani presste die Lippen aufeinander, als sie sah, welche Ergebnisse die Sensoren und die Bewertungssysteme der Flotte lieferten. »Die Trümmer jüngsten Datums dürften von zwei bis drei Schlachtkreuzern der Allianz stammen, ferner von neun bis dreizehn Zerstörern, ein oder zwei Leichten Kreuzern und vier bis sechs Schweren Kreuzern. Außerdem von zwei Schlachtschiffen, darunter die Intractable.« Sie atmete gedehnt aus. »Die Intractable hat die Syndiks aufgehalten, damit der Rest entkommen konnte. Die Sensoren sind aber nicht in der Lage, uns etwas darüber zu verraten, wie vielen Schiffen das gelungen ist.«

»Zumindest war es keine einseitige Angelegenheit«, entgegnete Geary, auf dessen Display neue Schätzungen auftauchten. »So wie es aussieht, haben die Syndiks ein oder zwei Schlachtkreuzer verloren, ein Schlachtschiff, zehn bis zwanzig Jäger, sechs oder sieben Schwere Kreuzer, außerdem zwischen acht und elf Leichten Kreuzern. Dazu kommt das, was zu schwer beschädigt war, um die Flotte zum Sprungpunkt zu verfolgen.« Ein Schlachtkreuzer, drei Schwere Kreuzer und ein Leichter Kreuzer bemühten sich schwerfällig, den zweiten Planeten im System anzusteuern. In der Nähe des Sprungpunkts war ein weiterer Schlachtkreuzer vom letzten Aufbegehren der Intractable so schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, dass er offenbar auch zu diesem Planeten unterwegs war.

Die Sensoren der Flotte streckten sich vier Lichtstunden weit bis an den Rand des Sternensystems aus, um jenseits der Trümmerteile die Größe der verbleibenden Syndik-Streitmacht zu bestimmen. Dann endlich wurden die Ergebnisse angezeigt. »Sechzehn Schlachtschiffe, vierzehn Schlachtkreuzer, zwanzig Schwere Kreuzer, fünfundvierzig Leichte Kreuzer.« Er hatte gehofft, Lieutenant Iger würde mit seinen Schätzungen viel zu hoch liegen, doch nun zeigte sich, dass er kaum präziser hätte kalkulieren können. »Das ist das, was von dieser Reserveflotte noch einsatzbereit ist.«

»Wir können es mit ihnen aufnehmen«, beteuerte Desjani.

»Das werden wir auch müssen. Allerdings kann ich keinen Abfangkurs berechnen, solange sie nicht wenden und auf neue Vektoren einschwenken.«

Er wartete ungeduldig, während die Allianz-Flotte weiterflog in Richtung des Sprungpunkts, der nun keine zwei Tagesreisen mehr entfernt war. Plötzlich rief Desjani: »Sie machen nicht kehrt! Sie formieren sich neu, um den Allianz-Schiffen zu folgen, die eben durch den Sprungpunkt entkommen sind.«