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»Er ist ein Offizier der Flotte«, gab Desjani schroff zurück. »Vielleicht wird er uns ja dann endlich etwas Nützliches berichten, wenn er die Nachricht von Captain Geary erhält, mit der er um Informationen zur Lage bittet.«

Dass er sie erhalten hatte, war wenige Minuten später zu merken, da Lieutenant Reynardin abrupt verstummte. »Captain Geary. Sir, das ist mir eine Ehre … ich … Ihre Befehle. Ja, Sir. Was geschehen ist. Wir haben einen Überraschungsangriff auf die Syndiks gestartet. Das war Admiral Tagos’ Idee. Um die Syndiks aus der Ruhe zu bringen.«

»Tagos?«, murmelte Desjani und schüttelte den Kopf. »Wie zum Teufel hat sie es bis zum Admiral geschafft?«

»Admiral Tagos war auf der Auspicious«, fuhr der Lieutenant fort. »Ich habe nicht alle Treffer gesehen, die das Schiff einstecken musste, aber auf jeden Fall ist es explodiert, und ich bin mir sicher, es gab keine Überlebenden.«

Geary nickte betrübt und konnte sich nur zu gut vorstellen, dass Tagos ihres »Kampfgeistes« wegen zum Admiral befördert worden war, den sie sogleich unter Beweis gestellt hatte, indem sie sich kopfüber in ein völlig aussichtsloses Gefecht stürzte.

»Avenger und Auspicious. Das sind zwei Allianz-Schlachtkreuzer«, merkte Desjani an, während Reynardin wie ein Wasserfall redete und redete. »Vielleicht übernimmt ja mal ein anderer die Komm-Verbindung.«

»Wollen wir’s hoffen.« Da die nächsten Rettungskapseln immer noch über zwei Lichtstunden entfernt waren, würde es sich zu einem langen und ermüdenden Prozess hinziehen, ihn dazu zu bringen, sich nur auf die gestellten Fragen zu konzentrieren und diese zu beantworten.

»Es war einfach schrecklich«, fuhr Reynardin unverändert fort. »Einfach … alles. Und dann …«

»Kann nicht irgendjemand diesen Mann erschießen?«, grummelte Desjani.

»Er steht unter Schock«, verteidigte Rione den Lieutenant beharrlich.

Ihr Einwand wurde jäh unterbrochen, da der Komm-Wachhabende rief: »Captain, eine andere Kapsel ruft uns.«

»Stellen Sie sie durch!«, rief Desjani im Tonfall eines Menschen, der soeben vor weiterer Folter bewahrt worden war.

Dieser Offizier hörte sich gleich nach einem gefassteren Individuum an. »Hier spricht Ensign Hochin, Sir. Offizier der Höllenspeer-Batterie der Peerless. Ich fürchte, ich kann nur etwas über den Status der Allianz-Streitmacht in dem Moment sagen, als wir die Peerless evakuierten.«

»Das ist doch schon mal etwas.« Desjani sah zu Geary. »Die Peerless war ein Schlachtschiff aus der gleichen Division wie die Dreadnaught

Was bedeutete, dass die Dreadnaught entweder erst gar nicht mitgekommen war oder – was wahrscheinlicher war – dass sie die Flucht nach Varandal hatte antreten können. Geary verspürte tiefe Erleichterung angesichts der Erkenntnis, dass das Schiff seiner Großnichte nicht hier zerstört worden war. Sogleich regte sich sein schlechtes Gewissen, denn das bedeutete, dass stattdessen ein anderes Schiff dieses Schicksal erlitten hatte.

»Wir hatten fünf Schlachtkreuzer«, berichtete der Ensign weiter. »Ich weiß, wir haben die Avenger verloren. Sechs Schlachtschiffe. Soweit mir bekannt, wurde von denen nur die Peerless zerstört.«

»Oh verdammt!«, fluchte Desjani plötzlich. »Daran habe ich ja gar nicht gedacht. Die Rettungskapseln, die uns am nächsten sind, stammen von jenen Allianz-Schiffen, die als Erste zerstört wurden. Die Kapseln verfügen nur über rudimentäre Sensoren, also werden sie nicht viel davon mitbekommen haben, was geschehen ist, nachdem ihre Schiffe zerstört wurden. Um mehr darüber zu erfahren, wie viele Allianz-Schiffe es zurück zum Sprungpunkt geschafft haben, müssen wir warten, bis wir von einer Kapsel der Intractable hören.«

»Also noch eine Stunde länger?«, fragte Geary.

»Mindestens.«

Unterdessen redete Hochin weiter. »Ich nehme an, Sie beabsichtigen, die im System gebliebenen Syndiks zu vernichten, aber Sie sollten wissen, dass wir von einigen Überlebenden der Mantle das Gerücht gehört haben, einer der Schweren Kreuzer der Syndiks habe Rettungskapseln von der Peerless an Bord genommen. Man redet von vierzig bis sechzig von unseren Leuten, aber es könnten auch weniger gewesen sein.«

»Verdammt!« Geary musterte die Positionen der gegnerischen Schweren Kreuzer auf dem Display. »Auf welchem sind sie?«

»Soweit wir das nach den Positionen der Rettungskapseln der Mantle und nach deren Beschreibungen über den Kurs des Syndik-Kreuzers bestimmen können«, redete Hochin weiter, als hätte Geary gar nichts gesagt, »sollte sich das Schiff ungefähr eineinhalb Stunden vom Stern Atalia entfernt aufhalten, leicht oberhalb der Systemebene, relativ nahe an einer geraden Linie zwischen dem Sprungpunkt von Kalixa und dem Stern. Die Leute von der Mantle sprachen davon, dass der Syndik-Kreuzer im Bugbereich schwer beschädigt sein soll.«

»Der da!«, rief der Wachhabende der Gefechtssysteme plötzlich triumphierend. »Wir müssen den Kurs noch zurückberechnen, aber es muss der da sein.«

»Ist der Bug beschädigt?«, wollte Desjani wissen.

»Ja, Captain, sehr sogar.«

»Exzellent.« Desjani nickte Geary zu. »Dieser Ensign hätte eine Beförderung zum Lieutenant verdient.«

»Erinnern Sie mich später daran.« Der fragliche Schwere Kreuzer war im vorderen Bereich massiv aufgerissen, während seine Antriebseinheiten immer noch funktionstüchtig zu sein schienen. Seit man die Allianz-Flotte bemerkt hatte, hatte er auf 0,06 Licht beschleunigt. »Können wir ihn abfangen?«

»Nicht mit der Illustrious-Formation, Sir«, meldete der Ablauf-Wachhabende. »Wenn die erst mal abgebremst hat, um die anderen Rettungskapseln zu bergen, wird sie nicht schnell genug beschleunigen können, um den Kreuzer noch zu erreichen.«

»Und wie sieht es mit uns aus?«, wollte Geary wissen.

Der Wachhabende berechnete Kurs und Geschwindigkeit, dann folgte eine unzufriedene Geste. »Das Achte Leichte Kreuzergeschwader an der Steuerbordseite unserer Formation könnte die Syndiks mit dem geringsten Aufwand erreichen. Das Dreiundzwanzigste Zerstörergeschwader könnte es dabei begleiten.«

Geary verglich die Waffensituation dieser Schiffe mit dem Bestand, über den der Schwere Kreuzer der Syndiks vermutlich noch verfügte. »Das sollte genug Feuerkraft sein, aber hier geht es nicht nur darum, diesen Kreuzer außer Gefecht zu setzen. Wir müssen unsere Leute von diesem Schiff holen, aber Leichte Kreuzer und Zerstörer haben keine Marines an Bord.«

»Fordern Sie sie auf, sich zu ergeben«, drängte Rione.

»Das war bislang nicht besonders oft von Erfolg gekrönt, Madam Co-Präsidentin.«

»Vielleicht wird es diesmal anders sein. Was haben Sie zu verlieren, wenn Sie deren Kapitulation fordern?«

»Nicht viel«, räumte Geary ein.

»Sie könnten ihnen vorschlagen«, fuhr sie fort, »dass Sie ihren Schweren Kreuzer nicht in Stücke schießen werden, wenn sie unsere Leute freilassen.«

Geary spürte, wie die Stimmung auf der Brücke umschlug. Desjani meldete sich zu Wort, hörte sich aber eher so an, als führe sie ein Selbstgespräch: »Der Dauerbefehl besagt, dass alle Anstrengungen unternommen werden müssen, um den Feind zu vernichten. Es ist untersagt, Streitmächte der Syndiks entkommen zu lassen, solange sie noch über irgendwelche Art von Gefechtstauglichkeit verfügen.«

Als Flottenbefehlshaber konnte er sich über solche Befehle hinwegsetzen, doch in diesem Fall erschien ihm das nicht als der richtige Weg. Was konnte er den Syndiks sonst bieten?

Rione sah sich frustriert um. »Verhandeln Sie mit ihnen, Captain Geary! Wenn Sie ihnen schon nicht ihr Schiff lassen wollen, dann liegt immer noch das Leben der Besatzung in Ihren Händen.«