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Die Dreiergruppe war zu dem Zeitpunkt bereits fast vierzig Lichtminuten von der Hauptflotte der Allianz-Schiffe entfernt. Die Gruppe um die Illustrious hatte sich sogar noch weiter zurückfallen lassen, sodass die Distanz zu ihr mehr als eine Lichtstunde betrug. Die Hauptflotte hatte unterdessen längst einen weiteren Schweren und einen Leichten Kreuzer der Syndiks flugunfähig geschossen und war nur noch gut fünf Lichtminuten von einem beschädigten Syndik-Schlachtkreuzer entfernt, der sich mit finsterer Entschlossenheit in sein Schicksal gefügt zu haben schien.

Ohne eingreifen zu können, sah Geary mit an, wie zwischen dem Syndik-Kreuzer und den beiden Zerstörern Leinen gespannt wurden und sich Matrosen in Schutzanzügen auf das Syndik-Schiff zubewegten. Quälende Minuten vergingen, dann legten deutlich mehr Personen in Schutzanzügen die Strecke in umgekehrter Richtung zurück. Als Ruhe einkehrte und die Leinen eingeholt wurden, fragte er: »Wie viele?«

»Die Flottensensoren zählen sechsunddreißig Personen mehr, als auf das Syndik-Schiff gegangen sind, Sir.«

»Sechsunddreißig.« Er sah zu Desjani. »Sieht so aus, als hätte diese Syndik Wort gehalten.«

»Wir werden sehen, was die Befehlshaber der Rifle und der Culverin zu berichten haben, wenn ihre Nachrichten in gut vierzig Minuten eintreffen«, brummte Desjani.

Fünf Minuten darauf befanden sich die Leichten Kreuzer und Zerstörer auf dem Rückflug zu den übrigen Allianz-Schiffen, und die Rettungskapseln der Syndiks entfernten sich stetig weiter von ihrem Mutterschiff, als auf einmal der Schwere Kreuzer in einer Feuerwolke verging. »Eine Überladung des Hauptantriebs. Aber wieso jetzt?«, überlegte Desjani. »Eine verspätet aktivierte Sprengfalle?«

»Vielleicht. Falls ja, können wir von Glück reden, dass sie so lange verzögert wurde, bis alle in Sicherheit waren.« Er fragte sich, was mit der Syndik-Befehlshaberin geschehen sein mochte, die versprochen hatte, an Bord ihres Schiffs zu bleiben.

Keine zwanzig Minuten später kreuzte die Allianz-Flotte die Flugbahn des ersten beschädigten Schlachtkreuzers der Syndiks. Da sie weder Zeit noch Brennstoffzellen vergeuden wollten, befahl Geary einfach einem halben Dutzend Schlachtschiffe, den Kurs gerade weit genug zu ändern, um dicht am gegnerischen Kreuzer vorbeifliegen zu können. Obwohl die Syndiks noch über einige funktionstüchtige Waffen verfügten, konnten die Schlachtschiffe der Allianz mühelos mit Höllenspeeren aus nächster Nähe die Schilde durchdringen und den Kreuzer systematisch schrottreif schießen. »Alle Systeme auf dem feindlichen Schlachtkreuzer sind tot. Crew verlässt das Schiff.«

Desjani summte eine Melodie vor sich hin, als sie zusah, wie das Wrack hinter der Allianz-Flotte steuerlos durchs All trudelte.

Kurz darauf ging eine Meldung von der Rifle ein. Der Captain des Zerstörers blickte irritiert drein. »Wir haben fünfzehn befreite Gefangene an Bord, Captain Geary. Etliche von ihnen habe schwere Verletzungen davongetragen, aber nur eine Erstversorgung erfahren. Außerdem ist die Befehlshaberin des Kreuzers bei uns. Sie bat darum, von uns festgenommen zu werden. Ich bitte um Anweisungen, wohin wir mit ihr und dem verletzten Allianz-Personal sollen.«

Desjani starrte auf das Nachrichtenfenster ihres Displays. »Erst wollen ein paar von unseren befreiten Kriegsgefangenen verhaftet werden, und jetzt kommt eine Syndik-Offizierin mit dem gleichen Anliegen daher? Ist das Universum verrückt geworden?«

»Sie muss irgendeinen Grund dafür haben«, beharrte Rione. »Captain Geary, wir müssen die Syndik auf dieses Schiff holen, damit sie verhört werden kann. Ich bin sicher, dass wir dringend erfahren müssen, was sie über die Dinge weiß, die sich hier abgespielt haben.«

Geary warf Desjani einen fragenden Blick zu, sie nickte sofort. »Die Dauntless kann die Verwundeten aufnehmen, und für die Syndik haben wir eine Zelle übrig.«

Daraufhin schickte Geary seine Antwort an die Rifle, die sich der Dauntless nähern sollte, um ein Shuttle mit dem Personal von Schiff zu Schiff wechseln zu lassen. Die Culverin sollte unterdessen die Amazon anfliegen, die relativ wenig Verletzte zu beklagen hatte.

»Das hat uns einiges gekostet«, merkte Desjani an. »Die Leichten Kreuzer und die Zerstörer, die wir losgeschickt haben, werden deutlich unter zwanzig Prozent der Brennstoffzellen liegen, die Rifle vielleicht sogar bei fünfzehn Prozent.« Dann machte sie eine wegwerfende Geste. »Ach, was soll’s. Wenn unsere Schiffe erst mal bei null angekommen sind, können sie nicht mehr tiefer sinken.«

»Ich hoffe, das war ein Witz«, knurrte Geary.

»Ja, Sir. Leider wurde die Pointe von einem Schwarzen Loch verschluckt.«

»Wie lauteten Ihre Befehle?«

Die gefangene Syndik-Befehlshaberin betrachtete Lieutenant Iger von ihrem Platz im Verhörraum der Dauntless. »Ich bin eine Bürgerin der Syndikatwelten.«

»Gehörte Ihr Schiff zur Reserveflotte?«

Diesmal benötigte sie einen Moment länger, ehe sie wieder antwortete: »Ich bin eine Bürgerin der Syndikatwelten.«

Der Chief am Verhörpult lachte leise. »Erwischt. Lieutenant«, sprach er ins Komm. »Gehirnmuster und physiologische Reaktionen zeigen Erstaunen und Besorgnis. Sie fragt sich, woher wir von der Existenz der Reserveflotte wissen.«

»Wie lange gehörte Ihr Schiff zur Reserveflotte?«

»Ich bin eine Bürgerin der Syndikatwelten.«

Der Chief runzelte beim Anblick der Anzeigen die Stirn. »Lieutenant, ich bekomme kein klares Bild. Es gibt zwar emotionale Reaktionen, aber ich kann nicht sagen, was sie bedeuten. Versuchen Sie, sie mit einer Charakterisierung der Reserveflotte zu ködern.«

Lieutenant Iger nickte, als würde er der letzten Aussage der Befehlshaberin zustimmen, doch in Wahrheit galt seine Reaktion den Worten des Chiefs. »Stimmt es«, fragte er, »dass die Reserveflotte sich aus der Elite der Syndikatflotte zusammensetzt?«

Sogar Geary konnte die Reaktion erkennen, die diese Frage auslöste.

»Das hat ihr gar nicht gefallen«, meldete der Chief. »Sieht nach Ablehnung und Wut aus.«

Desjani schnaubte verächtlich. »Ihr Kreuzer gehörte offensichtlich nicht zur Reserveflotte. Es sieht ganz so aus, als ob sich die Reserveflotte für etwas Besseres hält und keine Probleme damit hat, das jeden anderen Syndik spüren zu lassen.«

Lieutenant Iger ließ die nächste Frage folgen. »Welche Pläne hat die Reserveflotte, wenn sie in Varandal eintrifft?«

»Ich bin eine Bürgerin der Syndikatwelten.«

»Lieutenant, es haben keine Täuschungszentren aufgeleuchtet«, ließ ihn der Chief wissen. »Wenn ihr die Pläne bekannt wären, hätte sie daran denken müssen, das mit einer Lüge zu tarnen. Das hätten wir gesehen.«

»Danke, Chief.« Geary sah zu Desjani und Rione. »Wenn ihr Schiff nicht zur Reserveflotte gehört hat, wird man sie wahrscheinlich nicht in den Plan eingeweiht haben. Chief, Lieutenant Iger soll fragen, warum sich niemand von ihrer Crew an ihrem Befehl gestört hat, das Schiff aufzugeben.«

Einen Augenblick später stellte Iger diese Frage. Die Commanderin presste unübersehbar die Lippen zusammen, und der Chief am Verhörpult stieß einen lauten Pfiff aus, als er den Ausschlag auf seinen Anzeigen sah. Da die Syndik diesmal stumm geblieben war, hakte Iger nach: »Wir wissen, dass die Syndikatwelten die Kapitulation verbieten. Hatten Sie keine Angst vor den Folgen Ihres Handelns?«

Der Chief nickte, als weitere Lichter auf dem Scandisplay aufleuchteten. »Sie war besorgt, aber wohl nicht so sehr um sich selbst, Lieutenant.«

Iger schürzte die Lippen, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. »Waren Sie nicht in Sorge, was aus Ihrer Familie werden könnte?«

»Volltreffer, Lieutenant«, meldete der Chief. »Sieht aus, als würde ihr das große Sorgen bereiten.«