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Drei Männer in verzweifelter Haltung befanden sich vor mir. Ich machte einen Ausfallschritt mit meinem Schwert, und derjenige in der Mitte wich mit einem Schreckensschrei zurück. Ich erwischte seinen Nebenmann an der ungedeckten Seite. Da warf sich der erste mit einem Fluch auf mich, aber ehe er sich versah, schlitzte ich ihm den Bauch auf. Nun hatte ich es nur noch mit dem dritten zu tun, dem, der zurückgewichen war. Langsam ging ich auf ihn zu, mit dem Fangknurren des Hadat in der Kehle. Er war größer als ich. Wären wir beide unbewaffnet gewesen, hätte er mich sicher besiegt. So aber war sein Schicksal besiegelt.

Mit einem verzweifelten Angstschrei warf er sein Schwert weg und fiel vor mir auf die Knie, um sein miserables, nutzloses Leben bettelnd. Angeekelt sah ich ihn an, dann schlug ich ihm beidhändig den Kopf ab, damit Midas Ohren nicht länger durch sein Flehen beleidigt wurden. Sein Körper sank lautlos zu Boden. Ich wandte mich ab, um weitere Gegner zu suchen. Um mich herum war der Boden mit Toten bedeckt, und von meiner Klinge tropfte das Blut vieler Feinde. Die, die der Tod nicht ereilt hatte, waren geflohen. Stolz, mit hocherhobenem Haupt, standen meine Kriegerinnen neben mir. Auch ihre Klingen zeugten vom Erfolg ihrer Bemühungen. Wir reckten die blutigen Schwerter gen Himmel, und ich rief: »Mida, empfange diese wertlosen Männer von deinen Hosta! Immer werden wir zu deinem Ruhm Blut vergießen!« »Immer!« kam das Echo von meinen Kriegerinnen. Dann wandten wir uns wieder den Männern der Karawane zu. Sie beobachteten uns mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mäulern. Wir lachten vergnügt, dann reinigten wir unsere Schwerter und gurteten sie um. Nicht länger waren wir unbewaffnet, und niemals wieder würde ich so leicht mein Schwert verlieren. Auch ein Dolch fand seinen langvermißten Platz in den Wadenbändern, die ich noch trug.

Langsam kam wieder Leben in das Lager. Die Männer reinigten ihre Schwerter und stießen sie wieder in die Scheiden, wenn auch zögernd, und sahen uns noch immer seltsam an. Die Frauen, die sich auf ihr Gefährt gerettet hatten, kamen langsam wieder zum Vorschein.

Hinter ihrem Gefährt stand der Mann, der ihre Reise veranlaßt hatte. Er gehörte zu denjenigen, die den Hort überfallen hatten. Mir fiel auf, daß er der einzige war, der sich nicht an dem Kampf beteiligt hatte, denn sein Schwert hing unbenutzt in der Scheide. Als unsere Blicke sich begegneten, versteifte sich seine Haltung, dann war er hinter dem Gefährt verschwunden. Lachen ertönte hinter mir. Als ich mich umwandte, bemerkte ich Larid, die stolz mit ihrem neueroberten Schwertgurt vor Telion stand und sagte: »Du hast dich nicht schlecht geschlagen. Wenn du dich ein wenig anstrengst, darfst du dich bald Krieger nennen.«

»Man nennt mich bereits einen Krieger«, erwiderte Telion verärgert. »Wenn du dich gelegentlich einmal umschaust, wirst du bemerken, daß es auch noch andere Methoden des Schwertkampfes gibt als den Frontalangriff.«

»Die Hosta kennen keine andere Methode«, gab Larid lachend zurück. »So sind wir seit jeher in die Schlacht gezogen, und so werden wir es immer machen. Das ist unsere Methode, den Sieg zu erringen.«

Telion schnaubte verächtlich, dann erblickte ich einige Schritte hinter ihm Nidisar und Ceralt. Nidisar sah Fayan an, die strahlte, denn sie hatte viel von der ihr angetanen Schmach in der Schlacht abwaschen können. Sie ging auf ihn zu, aber er wandte sich wortlos ab. Die Freude verschwand aus ihren Zügen. Dennoch blieb sie stolz stehen, wie es sich für eine Kriegerin der Hosta geziemt, aber man konnte sehen, daß ihr das Herz grausamer aus der Brust gerissen worden war, als es mit einem Schwert hätte geschehen können. Ceralt blickte Nidisar, der sich entfernte, einen Augenblick nach, dann kam er langsam auf mich zu. »Die Anführerin der Hosta versteht tatsächlich ausgezeichnet, das Schwert zu führen«, sagte er zu mir. »Ich bitte um Verzeihung – für alles.« Dann wandte er sich um und lief hinter Nidisar her. Ich verstand nicht, warum er sich so benahm. Als sich aber auch Telion entfernte, sagte ein anderer Mann zu den Stadtweibern: »Ihr habt sie gesehen. Ihr wollt wie sie reden, und ihr wollt euch kleiden wie sie. Wollt ihr euch auch so benehmen wie sie?« Schaudernd wandten sich die Weiber ab. Keine sagte ein Wort, aber ihre Antwort war klar.

Larid stand neben Fayan, und ich ging zu ihnen hinüber. »Jalav, was bedrückt Fayan?« fragte Larid mit besorgter Miene. »Ich rede mit ihr, aber sie hört mir nicht zu.«

»Fayan verspürt einen Schmerz«, entgegnete ich, meinen Arm um Fayans Schulter legend, »den die Hosta bisher glücklicherweise immer vermieden haben. Laßt uns zu den Zelten zurückkehren.«

Verwirrt half Larid mir, Fayan vorwärtszuziehen, deren Augen in eine unbestimmte Ferne zu blicken schienen. Auf dem Weg zu Nidisars Zelt versperrte uns Telion den Weg. »Es ist am besten, wenn Fayan heute nacht in deinem Zelt schläft«, sagte er mit betrübter Miene. »Nidisar... ihm geht es nicht gut. Er möchte ihren Schlaf nicht stören.«

Ich nickte. »Die Kriegerin Fayan ist unter meinem Dach immer willkommen«, sagte ich. »Wird aber Ceralt nichts dagegen haben?«

Telion sah noch trauriger aus. »Ceralt... er glaubt, es ist am besten, wenn er bei Nidisar bleibt«, sagte er ohne Betonung. »Um ihm Hilfe zu leisten, falls es nötig ist. Sie sind Jäger, Brüder. Keine Krieger. Larid, würdest du mir die Freude machen, mein Zelt mit mir zu teilen?«

Larid sah mich unschlüssig an. Ich nickte ihr zu. Sie schien noch immer unschlüssig zu sein. Aber schließlich war ich ihre Anführerin, die dies gerade noch einmal auf dem Schlachtfeld bewiesen hatte. Zögernd folgte sie Telion in sein Zelt. Fayan saß auf dem Boden unseres Zeltes, genau dort, wo wir sie niedergesetzt hatten. Langsam bewegte sie sich hin und her. Tränen flössen aus ihren Augen. Ich verstand nicht, warum Nidisar nicht mit ihr gesprochen hatte, auch nicht, warum Ceralt nicht zu mir kam. Hatte ich nicht so viele Nächte mit ihm zusammen verbracht? Vergeblich versuchte ich zu ergründen, ob ich ihn irgendwann beleidigt hatte. Nichts fiel mir ein, aber ich verstand auch zu wenig von dem, was Männer empfanden.

Dann begann Fayan laut zu weinen. Verzweifelt warf sie sich auf den Boden, vergrub ihr Gesicht in den Pelzen. Ich sah sie ratlos an, dann begab ich mich in den Hintergrund des Zeltes und setzte mich an den Pfosten, an den man mich so oft gebunden hatte.Erst spät brachte man uns etwas zu essen, aber weder Fayan noch ich schliefen.

13

Ranistard – und ein Feind wird entdeckt

Fayan, Larid und ich ritten in Begleitung von Telion auf Ranistard zu. Als wir an diesem Tag aus dem Wald herauskamen, lagen seine Mauern in der Ferne vor uns. Die Kand, auf denen meine Kriegerinnen und ich durch das leichtgewellte Hügelland auf die Stadt zuritten, hatten denjenigen gehört, die am Tag zuvor das Lager angegriffen hatten. Nun dienten ihre Leichen als Fraß für die Kinder der Wildnis. Für die Leichen der eigenen Leute hatten die Sklaven tiefe Löcher graben müssen. Als man sie dort hineingelegt hatte, wohlbedeckt, wurden die Löcher wieder zugeworfen und mit großen Steinen bedeckt, wobei alle, die in der Karawane mitritten, dabeigestanden hatten. Ich wunderte mich kurz, warum sie sich so verhielten, verdrängte diese Gedanken dann aber wieder. Wieso hatten die Stadtmenschen ihre Feinde geehrt, indem sie sie den Kindern der Wildnis überließen, aber diese gleiche Ehre ihren eigenen Leuten verweigert? Irgendwann im Lauf der Nacht war Fayan wieder zu sich gekommen, wenn auch bedrückt und mit rotgeweinten Augen. Wir hatten das Fleisch geteilt, das man uns gebracht hatte, dann die Kerzen gelöscht und uns zum Schlafen niedergelegt. Larid, die noch vor dem Morgengrauen zu uns kam, weckte uns, um uns eine Neuigkeit mitzuteilen, die sie von Telion erfahren hatte. Das wenige, was ich davon verstand, erfüllte mich mit großem Zorn.