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Vor den beiden Männern standen drei andere, zwei Bewaffnete, die den in ihrer Mitte an Ketten führten. Er kam mir bekannt vor, aber meine Aufmerksamkeit wurde von dem in Anspruch genommen, was der auf dem hohen Sitz sagte. »Es war dumm von dir, Widerstand zu leisten«, erklärte er dem Gefesselten. »Ich wünschte dein Erscheinen, und was ich wünsche, bekomme ich auch immer.«

Und als der Gefangene stumm blieb, fuhr er fort: »Da ist etwas im Palast des Hohen Senats, das ich haben will und für das ich bereit bin, jeden Preis zu zahlen. Du hast Zugang zu dem Palast, also sollte es dir ein leichtes sein, es mir zu besorgen. Was sagst du dazu?«

Der Gefangene schwieg noch immer. »Komm doch«, schnappte der Hagere. »Du kannst ein reicher Mann sein, bevor der Morgen graut, wenn du vernünftig bist. Du schuldest dem Hohen Senat keine Treue. Ein Vermögen gehört dir, wenn du mir die schwarzhaarige wilde Schlampe herbeischaffst !«

Ein wilder Laut kam aus der Kehle des Gefangenen und er versuchte, sich auf den Hageren zu werfen, wurde aber von seinen beiden Bewachern festgehalten. Arrelin lachte rauh. »Der Narr ist scharf auf diese Hure, Lord Vistren«, sagte er verächtlich, »obwohl ich mir nicht vorstellen kann, warum. Es war direkt widerlich, wie er sich auf dem Ritt hierher bei ihr eingeschmeichelt hat.«

Bei dem Gefangenen handelte es sich um Ceralt. Er entgegnete kalt: »Du solltest mir nicht in die Quere kommen, Arrelin,wenn ich wieder frei bin, denn mit dem größten Vergnügen würde ich dich mit bloßen Händen erwürgen.« »Schluß mit diesen Albernheiten!« gebot Vistren ärgerlich. »Ich werde diese Wilde auf jeden Fall bekommen, Jäger, damit du dich nicht täuschst. Fünfhundert Silberstücke gehören dir, wenn du sie mir herbeischaffst! Du solltest es doch mit Vergnügen tun, denn Arrelin hat mir erzählt, wie sie dich behandelt hat. Wäre Rache nicht süß? Wenn du willst, kannst du sogar voll über sie verfügen, während ich sie hier festhalte.« »Weder fünfhundert noch fünftausend Silberstücke könnten mich veranlassen, sie Euch auszuliefern«, entgegnete Ceralt mit hoch erhobenem Haupt. »Sie ist mehr wert als zehn von Eurer Sorte, selbst mit all Eurem Silber.« Arrelin erstarrte vor Zorn, doch Vistren schürzte nur gedankenvoll seine Lippen, wobei er die kleine Silberscheibe auf seiner Brust streichelte. »Ich muß tatsächlich untersuchen, über welche Zauberkräfte dieses Biest verfügt«, sagte er, »daß sie alle Männer so verhexen kann.« Dann sah er Ceralt an und sagte eisig: »Dich lasse ich erst einmal einsperren und sehen, ob du mit Prügel anstatt Essen zur Vernunft kommst. Mir macht es nichts aus, wie ich zu deinem Wort in der Sache komme, Hauptsache, ich bekomme es.« »Tut, was Ihr wollt«, erwiderte Ceralt. »Ich werde Euch Jalav nicht bringen.«

»Warten wir es ab«, meinte Vistren und winkte seinen Männern. Schnell zog ich mich in die Dunkelheit des Ganges unter einen Torbogen zurück, als auch schon die Bewaffneten mit dem sich sträubenden Ceralt erschienen. Ich überlegte, mich dorthin zu begeben, wo Vistren und Arrelin nun alleine waren, denn leicht hätte ich sie töten können. Statt dessen folgte ich denen, die Ceralt wegführten. Sie verschwanden hinter einer Tür, die ich einen Spalt öffnete.

Aus dem Spalt strömte Fackellicht. Innen sagte jemand: »Die Fackeln sind schön hell, nicht wahr? Sie werden auch niemals gelöscht, und immer erneuen, damit man sich nicht im Dunkeln fürchtet. Allerdings beginnt man bald, sich danach zu sehnen.«

Ich versteckte mich unweit der Tür, mit dem Dolch in der Hand. Als die beiden Bewaffneten herauskamen und sich umdrehten, um die Tür mit einem Balken zu verriegeln, war ich mit wenigen Schritten hinter ihnen und erledigte einen nach dem anderen. Hinter der Tür mußte ich meine Augen erst an den hellen Schein der Fackeln gewöhnen, ehe ich Ceralt erblickte, den man mit Händen, Füßen und Hals an die Wand gekettet hatte.

Als er mich sah, weiteten sich seine Augen vor Erstaunen und er keuchte: »Jalav, was tust du hier? Weißt du nicht, daß Vistren sich deiner bemächtigen will?« »Das weiß ich«, entgegnete ich.

»Warum stehst du dann noch dort?« sagte er. »Drüben neben der Tür hängt der Schlüssel zu meinen Fesseln. Vistren hat sich das ausgedacht. Bring ihn her und befreie mich, dann können wir zusammen verschwinden.«

»Ich werde dich gerne befreien«, erwiderte ich, »aber nicht zusammen mit dir weggehen. Ich habe hier noch etwas zu regeln mit den Männern, die sich Arrelin und Vistren nennen.«

»Das können wir viel besser zusammen mit der Wache des Hohen Senats erledigen«, antwortete Ceralt ärgerlich. »Man wird sich dort freuen, mit Vistren abrechnen zu können. Hol' den Schlüssel!«

Ich holte ihn, dann stand ich vor Ceralt. So groß und breitschultrig war der Jäger, ein echter Mann, und doch hatte ich kein Verlangen nach ihm, als ich ihn berührte. Ganz andere Gefühle bewegten mich, vor denen ich mich sogar etwas fürchtete. Ich schmiegte mich an ihn und bot ihm meine Lippen. Erstaunt sah er mich an, dann beugte er sich vor und küßte mich. Eine Weile verharrten wir so, dann löste ich mich widerstrebend von ihm, trat zurück und verbarg den Schlüssel dort, wo früher die Steine waren, mit denen wir unsere Sthuvads belohnt hatten.

»Jalav, was tust du?« flüsterte Ceralt verstört. »Du mußt mich befreien!«Ich antwortete ihm nicht, denn ich wußte sicher, daß ich ihn nicht befreien würde. Dann hätte er von mir verlangt, mit ihm zu flüchten, und würde mich mit Gewalt dazu gezwungen haben, ohne daß ich mich ihm hätte widersetzen können. Die Morde im Hort würden ungesühnt bleiben, die Kristalle verschwunden. Das durfte nicht geschehen. In seiner Zelle würde ihm nichts passieren, denn Vistren würde keine Gelegenheit finden, sich mit ihm zu befassen. Später konnte er dann befreit werden. Schnell löschte ich die meisten Fackeln und wandte mich zum Gehen.

»Jalav«, bat er eindringlich, »gehe nicht alleine! Suche erst deine Kriegerinnen und kehre mit ihnen zurück. Du kannst diesen Männern nicht alleine gegenübertreten!« »Mida wird mir beistehen«, entgegnete ich, dann verließ ich die Zelle und ging zurück zu dem Raum, in dem sich Arrelin und Vistren befanden. Da passierte es. Aus einer Tür, die offenstand, hörte ich ein leises Rascheln. Mit gezücktem Schwert sprang ich hinein, aber dort war niemand. Statt dessen fiel ein Netz auf mich, so eines, wie es die Städter benutzen, um im Dennin zu fischen, aber dicker und stärker, so daß ich mich selbst mit meinem Schwert nicht befreien konnte. Dann sprangen von allen Seiten Bewaffnete mit gezogenem Schwert herbei. Einer schlug mir mein Schwert aus der Hand, dann wurde das Netz wieder hochgezogen, man nahm mir meinen Dolch ab und bedeutete mir, mich in Bewegung zu setzen.

Man führte mich in einen großen Raum, der ganz mit gelber Seide ausgekleidet war. In seiner Mitte standen Arrelin und Vistren, zusammen mit einem jüngeren Mann, und neben diesem stand Zolin, die Anführerin der Silla. Zolin war so groß wie ich, mit braunem Haar und boshaft blickenden Augen, die immer bereit schienen, anderen ein Leid zuzufügen. Das Rot ihrer Stammesfarben war das Rot des Blutes, das sie oft und gern vergoß.

Vor ihr standen, gefesselt, Fayan und Larid, bösartig gemustert von Zolin. Sie trug Schwert und Dolch, woran leicht zu ersehen war, daß sie sich in der Gegenwart von Freunden befand. Als sie mich erblickte, fuhr ihre Hand sofort an den Schwertgriff. »Sehr gut!« rief Vistren erfreut aus, als er mich sah. »Wo habt ihr sie gefunden?«

»In diesem Gang«, entgegnete einer der Bewaffneten. »Hätten wir nicht die Leiche des Wächters draußen entdeckt, hätte sie viel Unheit hier drinnen anrichten können.« »Tötet sie!« zischte Zolin und sah mich voller Haß an. »Laßt sie sofort umbringen, Vistren, denn wo Jalav ist, da sind die Hosta nicht weit.«

»Die Hosta machen uns keine Sorgen«, entgegnete Vistren. »Ich nehme an, daß diese zwei hier sie holen sollten, aber meine Männer haben sie davon abgehalten.«

»Die Hosta sind immer zu fürchten«, sagte ich. »Ich nehme an, daß Ihr lange genug lebt, um dies am eigenen Leib zu erfahren. «