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»Sind es nicht mehr?« fragte ich.

»Bist du enttäuscht?« fragte ein Mann.

»Wir haben unser Deck von den Sleen gesäubert!« rief jemand.

»Gut gekämpft haben sie!«

»Es sind ja auch Voskjards Männer«, bemerkte ein Mann.

Unser Deck war beschädigt und blutverschmiert. Pfeile steckten tief im Holz. Wir waren bereits mit beschädigtem Heckkastell in diesen Kampf gegangen. Das Steuerbord-Scherblatt zeigte sich verbogen.

Männern unserer Seite, die noch im Wasser schwammen, warfen wir Taue zu. »Aii!« rief ich plötzlich.

»Was ist?« fragte jemand.

»Das Schiff da!« rief ich und deutete auf eine Galeere, die knapp hundert Meter entfernt in einen Kampf verwickelt war. »Das ist die Tamira!« Diesen Schriftzug hatte ich am Steuerbordbug ausgemacht.

»Na und?« fragte ein Mann.

»Sie gehört nicht zu uns«, bemerkte ein anderer.

»Sie hat Voskjards Fahne gesetzt«, sagte ein dritter.

»Die Tamira hat östlich der Kette auf dem Vosk die Blume von Siba aufgebracht, und zwar zusammen mit der Telia, die unter dem Kommando Sirnaks stand, eines Vasallen von Policrates.« Davon hatte ich als Gefangener in der Festung des Policrates erfahren.

»Na und?«

»Die Tamira steht unter dem Kommando Reginalds, der von Ragnar Voskjard bezahlt wird!« rief ich. »Sie ist Ragnar Voskjards Kundschafterschiff!«

»Wieso ist das wichtig?« wollte jemand wissen.

»Sie kam, um Voskjard den Weg nach Osten zu bereiten«, erklärte ich. »Aber hat sie sich mit Voskjards Flotte im Hafen getroffen oder auf dem Fluß?«

»Was macht das für einen Unterschied?« wollte ein Mann wissen und warf einem unserer Genossen eine Rettungsleine zu.

»Vielleicht gar keinen«, sagte ich.

»Würdest du gegen sie kämpfen wollen?« fragte ein Mann lachend.

»Sie wird von schweren Galeeren begleitet«, sagte ein anderer.

»In der Tat!« rief ich lachend.

»Das freut dich?«

»Es scheint darauf hinzudeuten, daß das Zusammentreffen wirklich auf dem Fluß stattfand und nicht in Ragnars Festung.«

»Und wäre das gut?«

»Es könnte vorzüglich sein«, antwortete ich. »Aber vielleicht machte es auch keinen Unterschied!«

»Du bist ja verrückt!« rief der Mann lachend.

Und wieder gellten Signalhörner. Eilig half ich dabei, zwei Überlebende der Claudia aus Kap Alfred aus dem Wasser zu ziehen.

Fünfzig Meter heckwärts rammte die notdürftig ausgerüstete Sita, ein Handelsschiff aus Horts Furt, ein Piratenschiff ins Heck.

»Auf die Bänke!« rief ein Offizier. Ich folgte dem Kommando ebenfalls und bemächtigte mich eines Ruders.

Hinter uns ertönte ein lautes Knacken und Knirschen. Die Sita die sich eben vor ihrem Opfer löste, wurde ihrerseits auf beiden Seiten von Rammschiffen Voskjards getroffen.

»Wo sind die Schiffe von Callisthenes?« rief ein Mann.

»Durchziehen! Durchziehen!« brüllte der Rudermeister.

»Hart Steuerbord!« forderte ein Offizier.

Die Steuerleute stemmten sich gegen die Ruder.

»Ruder einziehen!« rief der Rudermeister. Scharrend wurden die schweren Holzstämme eingeholt.

Ein Rammschiff Voskjards, dessen spitzer Bug uns an Backbord nur knapp verfehlte, glitt in schneller Fahrt vorbei. Die Ruder des Gegners zerbrachen an unserer Flanke, dann gab es am Heck ein lautes krachendes und reißendes Geräusch, und der Feind nahm unser Backbordruder mit.

»Ruder nach draußen!« rief der Rudermeister, und wir ließen das Holz durch die Ruderluken gleiten.

Die Daphne aus Port Cos stand in Flammen. Die Andromache und Aspasia waren untergegangen. Steuerbord voraus sahen wir ein Schiff auf uns zurasen und dann plötzlich abdrehen, obwohl es uns hätte treffen können.

»Eines von Voskjards Schiffen!« rief jemand.

»Nein!« antwortete ein Mann. »Es zeigte die Wimpel von Ar-Station!«

»Ar-Station besitzt solche Schiffe nicht!« rief eine Männerstimme.

»Aber es hat uns nicht gerammt!« bemerkte jemand.

Als das Schiff an uns vorbeirauschte, sahen wir, daß die Männer an Bord tatsächlich Helme aus Ar-Station trugen.

»Wie ist das möglich?« fragte ein Mann.

»Verstärkung!« rief jemand begeistert.

»Nein«, sagte ein anderer. »Das ist kein Schiff aus Ar-Station. Die besitzen solche Schiffe nicht. Es ist ein Schiff Voskjards, das als Prise genommen wurde!«

»Wie sollte das angehen?« fragte ein Mann. »Ar-Station kennt sich auf dem Fluß nicht aus. Die Bemannung der Schiffe reicht nicht aus!«

Und tatsächlich hatten wir schon die Wracks von mindestens vier Schiffen aus Ar-Station gesehen, darunter zwei schwerer Galeeren, der Tullia und der Publia. So schien es durchaus möglich, daß andere Galeeren dieser Flotte ein ähnliches Schicksal erlitten hatten. Mir war nicht klar, warum Ar-Station ausgerechnet auf solche Schiffe zurückgriff. Sie waren viel zu gedrungen und unbeweglich; sie hatten zu große Laderäume, reagierten zu langsam auf die Steuerruder und schienen zum Kampf weniger geeignet als zum Transport schwerer Ladungen. Glaubte Ar-Station mit diesen breiten, unförmigen Frachtern gegen Voskjards schnittige, schnelle Schiffe eine Chance zu haben? Darüber hinaus schienen die Schiffe aus Ar-Station viel zu knapp bemannt zu sein. Wie verlockend mußte es für den Gegner sein, nach solchen Früchten zu greifen!

Kaum zehn Fuß von meiner Bank entfernt stürzte plötzlich ein riesiger Fels herab und durchschlug das Deck. Holz brach, wurde explosionsartig nach oben gedrückt und ergoß einen Schauer spitzer Splitter über uns. Wir wußten nicht einmal, woher das Geschoß kam.

»Durchziehen!« rief der Rudermeister.

Langsam fuhren wir durch das Gewirr brennender und zerstörter Schiffe. Unsere Bank erbebte beim Abschuß des großen Katapults. Es roch intensiv nach brennendem Pech. Ich hörte Männer im Wasser schreien.

»Wir müssen unsere Schwersterschiffe suchen und mit ihnen kämpfen!« rief der Rudermeister. »Das ist Callimachus’ Befehl!«

»Steuerbord voraus liegt die Portia!« rief ein Offizier. »Sie ist in Bedrängnis!«

»Zwei Schiffe greifen sie an!« rief ein Mann. »Sie werden längsseits gehen! Sie soll geentert und erobert werden!«

»Hilfe für die Portia!« rief der Offizier auf dem Bugkastell. »Zwei Strich Steuerbord! Durchziehen!«

»Durchziehen!« rief der Rudermeister, dann aber berichtigte er sich sofort: »Halt! Ruder rückwärts!« Die Entfernung hätte nicht ausgereicht, um rechtzeitig auf Angriffskurs herumzuschwenken. Außerdem hatte sich bereits ein Piratenschiff zwischen uns und die Portia geschoben. Ramme gegen Ramme lagen wir voreinander, etwa fünfzig Meter voneinander getrennt. Langsam ruderten wir rückwärts. Die Tina reagierte nicht gut auf ihr verbliebenes Steuerruder, und so brauchten wir mehr Platz zum Manövrieren. Voskjards Schiff verharrte auf der Stelle und griff nicht an. Vielleicht vermochte es aus der Richtung nicht zu erkennen, daß uns das Backbordruder fehlte. Vielleicht wartete es aber auch nur auf Unterstützung.

»Wollen wir nicht angreifen?« fragte ein Mann.

»Das würde der Portia kaum helfen«, meinte ein zweiter.

Während die Tina auf der Stelle verhielt, stiegen einige von uns auf die Bänke, um das Schicksal der Portia zu verfolgen.

»Können wir nicht durchbrechen, um ihr zu helfen?« fragte jemand.

»Wenn wir das tun«, wurde ihm geantwortet, »würde uns die andere Galeere mühelos auf die Hörner nehmen.«

»Dann ist die Portia verloren«, jammerte ein Mann.

Niedergeschlagen verfolgten wir die geschickte Annäherung der Piratenschiffe: Eins kam von Backbord, das andere von Steuerbord auf die Portia zu. Auf dem Deck der Portia schienen sich keine fünfzehn oder zwanzig Personen aufzuhalten.