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Queen sah auf und lächelte. »Wirklich nett von diesem Theater, Mr. Morgan. Ich frage mich jetzt nur –« Er lächelte immer noch, als er Johnson ein Zeichen gab, der – als schweigender Beobachter der Befragung – in einer Ecke gesessen hatte.

»Holen Sie mir Mr. Panzer, den Manager, Johnson«, sagte Queen. »Und wenn gerade der Werbeleiter – ein Knabe namens Bealson oder Pealson oder so – irgendwo herumläuft, dann bitten Sie ihn ebenfalls herzukommen.«

Nachdem Johnson das Büro verlassen hatte, wandte er sich wieder dem Anwalt zu.

»Darf ich Sie für einen Moment um Ihre Handschuhe bitten, Mr. Morgan«, sagte er in harmlosem Ton.

Morgan sah ihn verdutzt an und ließ sie auf den Schreibtisch vor Queen fallen, der sie neugierig aufhob. Sie waren aus weißer Seide – die üblichen Handschuhe zur Abendgarderobe. Der Inspektor gab vor, sie intensiv zu untersuchen. Er drehte sie auf die linke Seite, betrachtete minutenlang einen kleinen Fleck auf einer Fingerspitze und probierte sie, mit einer scherzhaften Bemerkung Morgan gegenüber, sogar an. Als seine Untersuchung abgeschlossen war, gab er die Handschuhe dem Anwalt feierlich zurück.

»Und – oh, ja, Mr. Morgan – Sie haben da einen ungeheuer schmucken Zylinder. Kann ich ihn einmal kurz sehen?«

Ohne Kommentar legte der Anwalt seinen Hut auf den Schreibtisch. Queen nahm ihn auf, während er sorglos in einer etwas zu tiefen Tonlage ›The Sidewalks of New York‹ pfiff. Er drehte den Hut um. Es war ein glänzendes Exemplar von außerordentlich guter Qualität. Auf das schimmernde weiße Seidenfutter war goldfarben der Name des Herstellers ›James Chauncey Co.‹ aufgedruckt. Zwei Initialen – B. M. – waren in der gleichen Weise in das Band eingelegt.

Queen lächelte verschmitzt, als er sich den Hut auf den Kopf setzte. Er war etwas zu eng. Queen nahm ihn sofort wieder ab und gab ihn an Morgan zurück.

»Es ist sehr freundlich von Ihnen, mir diese Freiheiten zu gestatten, Mr. Morgan«, sagte er, während er schnell eine Notiz auf einen Zettel schrieb, den er seiner Tasche entnahm.

Die Tür wurde geöffnet, und es erschienen Johnson, Panzer und Harry Neilson. Panzer kam nur zögernd näher, und Neilson ließ sich in einen der Sessel fallen. »Was können wir für Sie tun, Inspektor?« fragte Panzer mit leicht zitternder Stimme und machte dabei den heldenhaften Versuch, den grauhaarigen Aristokraten, der in seinem Sessel zusammengesackt war, zu ignorieren.

»Mr. Panzer«, sagte Queen langsam, »wie viele Sorten Briefpapier werden im Römischen Theater verwendet?«

Der Manager sah ihn mit großen Augen an. »Nur eine, Inspektor. Sie haben da ein Blatt vor sich auf dem Schreibtisch liegen.«

»Mmmm.« Queen reichte Panzer das Stück Papier, das er von Morgan hatte. »Ich möchte, daß Sie sich das Blatt sehr genau ansehen, Mr. Panzer. Gibt es Ihres Wissens diese Art Briefpapier hier im Theater?«

Der Manager sah das Papier erstaunt an. »Nein, das glaube ich nicht. Ich bin mir sogar sicher. Was ist das?« rief er aus, als sein Blick auf die ersten maschinengeschriebenen Zeilen fiel. »Neilson!« schrie er, während er sich dem Werbeleiter zuwandte. »Was soll das sein – Ihr letzter Publicitygag?« Er wedelte mit dem Papier vor Neilsons Gesicht herum.

Neilson schnappte es seinem Arbeitgeber aus der Hand und las es schnell durch. »Der Teufel soll mich holen!« sagte er sanft. »Wenn das nicht der Renner der Saison wird!« Er las es noch voller Bewunderung durch. Dann, während vier Augenpaare ihn vorwurfsvoll ansahen, gab er es an Panzer zurück. »Es tut mir leid, daß ich jeden Anteil an dieser brillanten Idee von mir weisen muß«, sagte er gedehnt. »Warum, zum Kuckuck, ist mir das nicht eingefallen?« Er zog sich mit auf der Brust verschränkten Armen in seine Ecke zurück.

Der Manager wandte sich aufgeregt an Queen. »Das ist äußerst merkwürdig, Inspektor. Meines Wissens hat das Römische Theater niemals solches Briefpapier benutzt, und ich kann Ihnen versichern, daß ich einen solchen Werbegag niemals genehmigt habe. Und wenn Neilson bestreitet, damit etwas zu tun zu haben –« Er zuckte die Achseln. Queen steckte das Blatt vorsichtig in die Tasche. »Das ist alles, meine Herren. Ich danke Ihnen.« Er entließ die beiden Männer mit einem Kopfnicken.

Er sah prüfend auf den Anwalt, dessen Gesicht vom Hals bis zu den Haarwurzeln mit feuerroter Farbe überzogen war. Der Inspektor hob die Hand und ließ sie mit einem leichten Knall auf die Schreibtischplatte fallen.

»Was sagen Sie nun, Mr. Morgan?« fragte er knapp.

Morgan sprang auf. »Das ist ein verdammtes abgekartetes Spiel!« rief er und hielt seine Faust drohend vor Queens Gesicht. »Ich weiß auch nicht mehr darüber als – als Sie, wenn Sie diese kleine Unverschämtheit entschuldigen! Außerdem, wenn Sie glauben, Sie könnten mich mit diesem Hokuspokus einschüchtern, von wegen Handschuhe und Hüte untersuchen, mein Gott, Sie haben noch gar nicht meine Unterhosen kontrolliert, Inspektor!« Er hielt inne, um Luft zu holen; sein Gesicht war puterrot.

»Aber mein lieber Morgan«, sagte der Inspektor sanft, »warum regen Sie sich so auf? Man könnte meinen, ich hätte Sie des Mordes an Monte Field beschuldigt. Setzen Sie sich, und beruhigen Sie sich, Mann; ich habe nur eine einfache Frage gestellt.«

Morgan ließ sich in seinen Sessel fallen. Er strich sich mit zitternder Hand über die Stirn und murmelte: »Tut mir leid, Inspektor. Habe die Fassung verloren. Aber von allen gemeinen Tricks –« Er wurde leiser und murmelte nur noch vor sich hin.

Queen saß da und betrachtete ihn spöttisch. Morgan machte ein großes Getue mit seinem Taschentuch und seiner Zigarre. Johnson hustete mißbilligend und sah zur Decke hinauf. Erneuter Lärm drang durch Wände, nur um wiederum auf halbem Wege erstickt zu werden. Queens Stimme unterbrach die Stille. »Das ist alles, Morgan. Sie können gehen.«

Der Anwalt stand schwerfällig auf, öffnete den Mund, als wollte er noch etwas sagen, preßte die Lippen zusammen, setzte seinen Hut auf und spazierte aus dem Zimmer. Auf ein Zeichen des Inspektors hin stand Johnson ebenfalls auf, um ihm die Türe aufzuhalten. Beide Männer verschwanden.

Allein in seinem Zimmer, verfiel Queen in eine wilde Geschäftigkeit. Er nahm die vier Kontrollabschnitte aus der Tasche, den Brief, den Morgan ihm gegeben hatte, und die straßbesetzte Handtasche, die er in der Jacke des Toten gefunden hatte. Diese öffnete er zum zweiten Mal an diesem Abend und breitete ihren Inhalt vor sich auf dem Schreibtisch aus. Einige Visitenkarten, zierlich mit dem Namen ›Frances Ives-Pope‹ bedruckt; zwei verzierte Spitzentaschentücher; ein Kosmetiktäschchen mit Puder, Rouge und Lippenstift; eine kleine Geldbörse, die zwanzig Dollar in Scheinen und einige Münzen enthielt; ein Haustürschlüssel. Queen beschäftigte sich einen Moment lang gedankenverloren mit diesen Gegenständen, legte sie in die Handtasche zurück, und während er Tasche, Papierschnitzel und Brief wieder in seine Taschen zurücksteckte, stand er auf und sah sich langsam um. Er ging herüber zum Kleiderständer, nahm einen einzelnen Hut herunter, einen runden Filzhut, der dort hing, und untersuchte dessen Innenseite. Die Initialen ›L.P.‹ und das Hutmaß ›6¾‹ schienen ihn zu interessieren.

Er hängte den Hut zurück und öffnete die Tür.

Die vier Menschen, die im Vorzimmer saßen, sprangen erleichtert auf. Queen stand lächelnd auf der Türschwelle, die Hände in seine Manteltaschen vergraben.

»Jetzt sind wir endlich so weit«, sagte er. »Würden Sie bitte alle in das Büro kommen?«