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Queen und Ellery nickten; Ellerys Blick war eher nach innen gewandt, Queen hielt den Blick unverwandt auf Sampson gerichtet.

»Field«, fuhr Sampson fort, »war jedoch kein völliger Versager. Er hatte Verstand. Er absolvierte ein ausgezeichnetes Jurastudium in Harvard. Eine besondere Begabung schien er für die Redekunst zu haben, wobei ihm noch beträchtlich seine gründliche Kenntnis der juristischen Fachterminologie zur Hilfe kam. Aber kurz nach seinem Examen, noch bevor seine Familie überhaupt die Freude über sein erfolgreiches Studium ganz auskosten konnte, war er in eine schmutzige kleine Sache mit einem Mädchen verwickelt. Sein Vater brach mit ihm auf der Stelle und enterbte ihn. Er war erledigt – er hatte den Namen der Familie in den Schmutz gezogen –, die übliche Geschichte …

Nun, anscheinend ließ sich unser Freund aber nicht vom Kummer überwältigen. Er machte das Beste aus dem Verlust seines netten kleinen Erbteils; er beschloß, draußen auf eigene Faust an Geld zu kommen. Wie er es schaffte, in der ersten Zeit zurecht zu kommen, haben wir nicht herausfinden können; das nächste, was uns von ihm zu Ohren kam, war, daß er mit einem Kerl namens Cohen, einem der raffiniertesten Winkeladvokaten der Stadt, eine Teilhaberschaft einging. Was für ein tolles Paar muß das gewesen sein! Sie heimsten ein Vermögen ein, indem sie sich eine feste Klientel verschafften, die sich aus den größten Gaunern der Unterwelt zusammensetzte. Ihr wißt ja so gut wie ich, wie schwer es ist, einem solchen Kerl, der sich besser mit den Hintertürchen im Gesetz auskennt als die Richter des Obersten Gerichtshofs, etwas anzuhängen. Sie kamen einfach mit allem durch – es war die goldene Zeit des Verbrechens. Gauner hielten sich dann für erstklassig, wenn Cohen & Field sich herabließen, ihre Verteidigung zu übernehmen.

Und dann fand Mr. Cohen, der der Erfahrenere in dem Gespann war, alle Kniffe kannte und die Kontakte mit den Klienten der Praxis herstellte sowie die Gebühren festsetzte und der das alles wunderbar bewerkstelligte trotz seiner Unfähigkeit, ein tadelloses Englisch zu sprechen – dieser Mr. Cohen fand in einer Winternacht am Ufer des North River ein sehr trauriges Ende. Er wurde tot mit einer Kugel im Kopf aufgefunden; und obwohl nun zwölf Jahre vergangen sind seit diesem freudigen Ereignis, ist der Mörder immer noch unbekannt. Unbekannt im streng juristischen Sinne. Wir hatten einen ziemlich starken Verdacht, was die Identität des Täters betrifft. Ich wäre ganz und gar nicht überrascht, wenn wir mit Mr. Fields Tod auch die Akte Cohen schließen könnten.«

»So einer war das also«, murmelte Ellery. »Sogar tot sah sein Gesicht noch äußerst unangenehm aus. Wirklich zu schade, daß mir seinetwegen eine Erstausgabe durch die Lappen ging.«

»Vergiß es, du Bücherwurm«, brummte sein Vater. »Erzähl weiter, Henry.«

Sampson nahm das letzte Stück Kuchen vom Schreibtisch und biß herzhaft hinein. »Nun kommen wir zu einem lichten Punkt in Mr. Fields Leben; denn nach dem unglückseligen Hinscheiden seines Partners schien er ein neues Leben anfangen zu wollen. Er fing tatsächlich an zu arbeiten, wirklich legal zu arbeiten, und natürlich hatte er auch die Fähigkeiten, das erfolgreich zu tun. Mehrere Jahre lang arbeitete er allein; er versuchte nach und nach, den schlechten Ruf, den er in seinem Beruf hatte, loszuwerden. Hier und da gelang es ihm sogar, sich ein wenig Anerkennung von den hochnäsigen Leuchten der Justiz zu verschaffen.

Diese Zeit offensichtlich guter Führung währte ungefähr sechs Jahre lang. Dann traf er auf Ben Morgan, einen zuverlässigen Mann mit einer weißen Weste und einem guten Ruf, dem vielleicht nur ein wenig dieses entscheidende Fünkchen abging, das einen großen Rechtsanwalt ausmacht. Irgendwie überredete Field Morgan, sich mit ihm in einer Anwaltspraxis zusammenzuschließen. Und dann kamen die Dinge ins Rollen.

Ihr werdet euch sicherlich daran erinnern, daß sich zu dieser Zeit in New York eine Reihe höchst zwielichtiger Dinge abspielte. Wir bekamen Wind von einer riesigen Verbrecherorganisation, die sich aus Hehlern, Gaunern, Anwälten und auch einigen Politikern zusammensetzte. Einige bemerkenswerte Raubzüge wurden durchgeführt; Alkoholschmuggel wurde ein florierender Geschäftszweig in den Vororten; und einige tolldreiste bewaffnete Raubüberfälle mit Todesfolge hielten unsere Abteilung auf Trab. Aber ihr wißt das genauso gut wie ich. Ein paar von den Burschen habt ihr geschnappt; aber sprengen konntet ihr den Ring nie, und an die Leute weiter oben seid ihr nicht herangekommen. Und ich habe guten Grund zu der Annahme, daß unser unlängst verstorbener Freund Mr. Monte Field als Kopf hinter diesen ganzen Unternehmungen stand.

Überlegt nur, wie einfach es für jemanden mit seiner Begabung war. Unter der Anleitung von Cohen, seinem ersten Partner, waren seine guten Beziehungen zu den Bossen der Unterwelt hergestellt worden. Als Cohen zu nichts mehr zu gebrauchen war, wurde er folglich umgelegt. Dann – denkt daran, daß ich hauptsächlich auf Vermutungen aufbaue, weil es so gut wie keine Beweise gibt –, dann begann Field unter dem Deckmantel einer korrekten, redlichen Anwaltspraxis in aller Ruhe eine weitverzweigte Verbrecherorganisation aufzubauen. Wie er das zuwege brachte, entzieht sich leider unserer Kenntnis. Als er dann fast bereit war loszuschlagen, verband er sich mit einem bekannten und angesehenen Partner, Morgan, und begann nun aus gesicherter Stellung heraus die meisten der in den letzten fünf Jahren durchgeführten großen Verbrechen in die Wege zu leiten.«

»Wo kommt dieser Morgan ins Spiel?« fragte Ellery träge.

»Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Wir können davon ausgehen, daß Morgan absolut nichts mit Fields geheimer Tätigkeit zu tun hatte. Er ist grundehrlich und hat oft Fälle abgelehnt, wenn der Klient ein zwielichtiger Charakter war. Ihre Beziehungen müssen bereits sehr gespannt gewesen sein, als Morgan einen Tip bekam, was wirklich vorging. Ob das alles so stimmt, weiß ich nicht genau, aber das könntest du leicht aus Morgan selbst herausbekommen. Auf jeden Fall brachen sie miteinander. Seit der Trennung hat Field etwas weniger versteckt operiert; aber immer noch gibt es nicht die Spur eines handfesten Beweises, der vor Gericht Bestand haben würde.«

»Entschuldige bitte die Unterbrechung, Henry«, sagte Queen nachdenklich, »aber kannst du mir nicht über den Bruch zwischen den beiden ein paar mehr Informationen geben? Damit ich über Morgan Bescheid weiß, wenn ich nochmals mit ihm rede.«

»Mit Vergnügen«, erwiderte Sampson grimmig. »Gut, daß du mich daran erinnert hast. Bevor noch das letzte Wort in der Auflösung ihrer Partnerschaft gesprochen war, kam es zu einem fürchterlichen Krach zwischen den beiden, der beinahe mit einem Unglück endete. Im Webster Club, wo sie zu Mittag aßen, hörte man sie heftig miteinander streiten. Die Auseinandersetzung spitzte sich dermaßen zu, daß es einigen Zuschauern nötig erschien einzugreifen. Morgan war vollkommen außer sich vor Wut und stieß bei der Gelegenheit sogar Drohungen gegen Fields Leben aus. Soviel ich weiß, war Field ziemlich gelassen.«