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Nachdem diese Möglichkeit ausgesondert war, blieb – meiner Meinung nach – nur noch eine Richtung, in die weiter ermittelt werden konnte. Das war der Haupteingang. Doch auch hier erhielten wir eine eindeutige Zeugenaussage durch den Kartenkontrolleur und den Portier draußen; niemand hat das Gebäude auf diesem Wege während des zweiten Aktes verlassen. Mit Ausnahme natürlich des unverdächtigen Getränkejungen.

Da alle Ausgänge bewacht oder verschlossen waren, der Seitengang von 9:35 an unter permanenter Aufsicht von Lynch, Elinor, Johnny Chase – dem Platzanweiser – und später durch die Polizei stand – da dies also die Tatsachen sind, führt meine gesamte Befragung und Überprüfung, meine Herren«, fuhr Ellery in bedeutungsvollem Tonfall fort, »zu dem unausweichlichen Schluß, daß von dem Zeitpunkt an, als der Mord entdeckt wurde, und während der ganzen folgenden Zeit, während der die Untersuchung stattfand, der Mörder im Theater war!«

Ellerys Ausführungen wurden mit Schweigen aufgenommen. »Zufällig«, fügte er ruhig hinzu, »fiel mir, als ich mit den Platzanweisern sprach, ein, danach zu fragen, ob sie jemanden bemerkt haben, der nach Beginn des zweiten Aktes seinen Platz verließ; sie können sich an niemanden erinnern, der seinen Platz gewechselt hat!«

Queen nahm träge eine weitere Prise Schnupftabak. »Gute Arbeit – und eine sehr saubere Beweisführung, mein Sohn –, aber trotz allem nichts, was überraschend oder überzeugend wäre. Angenommen es stimmt, daß der Mörder die Zeit über im Theater war – wie hätten wir ihn denn überhaupt schnappen können?«

»Er hat nicht gesagt, daß du das gekonnt hättest«, warf Sampson lächelnd ein. »Sei nicht so empfindlich, alter Knabe; niemand will dich der Nachlässigkeit bei der Ausübung deiner Pflicht bezichtigen. Nach allem, was ich heute abend gehört habe, hast du die ganze Angelegenheit ausgezeichnet erledigt.«

Queen brummte. »Ich muß gestehen, ich ärgere mich ein wenig über mich selbst, weil ich der Sache mit den Türen nicht sorgfältiger nachgegangen bin. Aber selbst wenn es für den Mörder möglich gewesen wäre, das Theater direkt nach dem Verbrechen zu verlassen, hätte ich die Untersuchung in derselben Weise durchführen lassen müssen, wie ich es tat – allein auf die Möglichkeit hin, daß er sich immer noch im Theater aufhielt.«

»Aber Vater – natürlich!« sagte Ellery ernst. »Du mußtest dich schließlich um so viele Dinge kümmern, während ich nichts anderes zu tun hatte, als herumzustehen und weise dreinzuschauen.«

»Was ist mit den Leuten, die ihr schon näher unter die Lupe genommen habt?« fragte Sampson neugierig.

»Nun, was ist mit ihnen?« nahm Ellery den Faden wieder auf. »Zweifellos können wir weder aus ihren Aussagen noch aus ihren Handlungsweisen irgendwelche definitiven Schlüsse ziehen. Wir haben einmal Pfarrer Johnny, einen Schurken, der anscheinend nur hier war, um ein Stück zu genießen, das interessante Aufschlüsse über sein eigenes Metier bietet. Dann ist da noch Madge O’Connell, ein etwas zwielichtiger Charakter, über den wir uns beim augenblicklichen Stand der Dinge kein endgültiges Bild machen können. Sie könnte eine Komplizin sein – sie konnte unschuldig sein – sie könnte einfach nachlässig sein – sie könnte fast alles sein. Dann haben wir William Pusak, der Field gefunden hat. Haben Sie die auf leichten Schwachsinn hindeutende Form seines Schädels bemerkt? Und Benjamin Morgan – auch hier sind wir völlig auf Spekulationen angewiesen. Was wissen wir schon über seine Aktivitäten heute abend? Natürlich klingt seine Geschichte mit dem Brief und dem beigefügten Ticket seltsam, weil jeder den Brief hätte schreiben können, sogar Morgan selbst. Und wir dürfen nicht die öffentliche Drohung gegen Field vergessen; und ebenso nicht die Feindschaft, die seit zwei Jahren zwischen ihnen bestand. Und zu guter Letzt haben wir Miss Frances Ives-Pope. Es tut mir außerordentlich leid, daß ich während der Befragung nicht dabei war. Die Tatsache bleibt nun einmal bestehen – und das ist doch nicht uninteressant –, daß ihre Handtasche in einer der Taschen des Toten gefunden worden ist. Erkläre das, wer will.

Das wäre also der augenblickliche Stand«, fuhr Ellery traurig fort. »Das ganze Ergebnis unserer heutigen Abendunterhaltung ist ein Zuviel an Verdachtsmomenten und ein Zuwenig an Fakten.«

»Bisher, mein Sohn«, sagte Queen gemütlich, »bist du ja noch auf ziemlich sicherem Terrain geblieben. Aber du hast zum Beispiel die wichtige Sache mit den verdächtig leeren Plätzen vergessen. Ebenso die verblüffende Tatsache, daß Fields Kontrollabschnitt und der einzige andere Abschnitt, der dem Mörder gehört haben könnte – ich meine den Abschnitt zu LL30 Links, den Flint gefunden hat –, daß diese beiden Abschnitte nicht zueinander passen. Das heißt, die abgerissenen Seiten weisen darauf hin, daß der Kartenkontrolleur sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten einkassiert hat!«

»Richtig«, sagte Ellery. »Aber lassen wir das für einen Moment beiseite und beschäftigen uns mit dem Problem von Fields Zylinder.«

»Der Hut – nun, wie denkst du darüber?« fragte Queen neugierig.

»Ich sehe das so. Zunächst einmal haben wir eindeutig festgestellt, daß der Hut nicht zufällig fehlt. Der Ermordete wurde von Jess Lynch mit dem Hut in der Hand gesehen, zehn Minuten, nachdem der zweite Akt begonnen hatte. Da er jetzt fehlt, ist die einzig schlüssige Theorie, die sein Fehlen erklärt, daß der Mörder ihn mitgenommen hat. Nun – vergessen wir für einen Augenblick das Problem, wo sich der Hut augenblicklich befindet. Die unmittelbare Schlußfolgerung ist, daß der Hut aus einem der zwei folgenden Gründe entfernt wurde. Erstens: Der Hut selbst war belastend und hätte – wäre er zurückgelassen worden – auf die Identität des Mörders hingewiesen. Welcher Art dieser belastende Hinweis gewesen wäre, können wir im Augenblick nicht einmal vermuten. Zweitens: Der Hut hat etwas enthalten, das der Mörder haben wollte. Man könnte einwerfen: Warum hat er nicht den geheimnisvollen Gegenstand genommen und den Hut zurückgelassen? Vielleicht, wenn diese Annahme richtig ist, weil er entweder nicht genug Zeit hatte, ihn herauszuholen, oder weil er nicht wußte, wie er an ihn herankommen sollte, und deshalb den Hut mitnahm, um ihn in Ruhe zu untersuchen. Stimmst du mir soweit zu?«

Der Staatsanwalt nickte beifällig. Queen saß schweigend da und blickte vor sich hin.

»Wir wollen einmal darüber spekulieren, was der Hut enthalten haben könnte«, nahm Ellery den Faden wieder auf, während er seinen Zwicker polierte. »Aufgrund von Größe und Form gibt es nur eingeschränkte Möglichkeiten. Was kann man in einem Zylinder verstecken? Die einzigen Dinge, die mir einfallen, sind: irgendwelche Papiere, Schmuck, Geldscheine oder andere kleine Wertgegenstände, die nicht so einfach in einem solchen Versteck entdeckt werden können. Es ist klar, daß der besagte Gegenstand kaum in der Höhlung des Hutes getragen wurde, da er jedes Mal herausgefallen wäre, wenn sein Träger ihn abgenommen hätte. Wir gelangen daher zu der Annahme, daß der Gegenstand, was auch immer es war, im Hutfutter versteckt war. Das schränkt unsere Liste der Möglichkeiten noch mehr ein. Feste Gegenstände von einiger Größe scheiden aus. Ein Schmuckstück hätte versteckt sein können; Geldscheine oder Dokumente hätten versteckt sein können. Von dem, was wir über Field wissen, können wir aber meiner Meinung nach das Schmuckstück ausschließen. Wenn er etwas von Wert bei sich trug, dann hatte es wahrscheinlich in irgendeiner Weise mit seinem Beruf zu tun.