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Einen Punkt gibt es noch bei dieser vorläufigen Analyse der Zylinderfrage zu bedenken. Und, meine Herren, diese Überlegung könnte bald zum Dreh- und Angelpunkt des Falles werden. Es ist für uns von allerhöchster Bedeutung, herauszufinden, ob der Mörder von vornherein gewußt hat, daß es für ihn nötig sein würde, Monte Fields Zylinder an sich zu nehmen. Mit anderen Worten: Wußte der Mörder von der Bedeutung des Hutes, was auch immer sie gewesen sein mag? Ich behaupte, daß die vorliegenden Tatsachen – so logisch, wie das Tatsachen überhaupt können – beweisen, daß der Mörder nichts davon wußte.

Gebt genau acht … Da Monte Fields Zylinder fehlt und da kein anderer Zylinder an seiner Stelle gefunden wurde, ist das ein unbestreitbarer Hinweis darauf, daß es außerordentlich wichtig war, ihn mitzunehmen. Ihr müßt mir zustimmen, daß – wie ich bereits angedeutet habe – höchstwahrscheinlich der Mörder den Hut entfernt hat. Nun! Ungeachtet der Frage, warum er weggenommen werden mußte, stehen wir vor zwei Alternativen: der einen, daß der Mörder von Anfang an wußte, daß er ihn mitnehmen mußte, oder der zweiten, daß er es nicht von vorneherein wußte. Laßt uns die Möglichkeiten im ersten Fall durchspielen. Wenn er es vorher gewußt hätte, kann vernünftiger- und logischerweise angenommen werden, daß er eher einen Hut mit ins Theater gebracht hätte, um den von Field zu ersetzen, als eine offensichtliche Spur, die das Fehlen des Hutes nun einmal darstellt, zu hinterlassen. Es wäre das Sicherste gewesen, einen Ersatzhut mitzubringen. Der Mörder hätte keine Probleme mit der Beschaffung eines Ersatzhutes gehabt, da er sich rechtzeitig mit ausreichenden Informationen über Hutmaß, Zylindertyp und anderen kleinen Details hätte versorgen können, wenn er dessen Bedeutung von Anfang an gekannt hätte. Aber es gibt keinen Ersatzhut. Bei einem so sorgfältig geplanten Verbrechen wie diesem hier könnten wir mit gutem Recht einen Ersatzhut erwarten. Da es aber keinen gibt, bleibt uns nur der Schluß, daß der Mörder vorher nichts von der Bedeutung von Fields Hut gewußt hat; ansonsten wäre er mit Sicherheit klug genug gewesen, einen anderen Hut dazulassen. Auf diese Weise wäre der Polizei niemals aufgefallen, daß Fields Hut überhaupt eine Bedeutung hat.

Ein weiterer Punkt, der das bekräftigt: Auch wenn der Mörder aus irgendwelchen unklaren Gründen keinen Ersatzhut zurücklassen wollte, hätte er sich darauf vorbereitet, das, was im Hut war, herausschneiden zu können. Er hätte sich nur von vornherein mit einem scharfen Werkzeug – einem Taschenmesser zum Beispiel – ausstatten müssen. Der leere Hut hätte – selbst mit einigen Schnitten – nicht das Maß an Folgeproblemen mit sich gebracht wie der fehlende Hut. Der Mörder hätte diese Vorgehensweise sicher bevorzugt, wenn er Kenntnis vom Inhalt des Hutes gehabt hätte. Aber selbst das hat er nicht getan. Das, so scheint es, bestätigt in starkem Maße, daß er, bevor er ins Römische Theater kam, nicht gewußt hat, daß er einen Hut oder dessen Inhalt würde an sich nehmen müssen. Quod erat demonstrandum.«

Der Staatsanwalt betrachtete Ellery mit geschürzten Lippen. Inspektor Queen schien in völlige Lethargie verfallen zu sein. Seine Hand schwebte auf halbem Wege zwischen seiner Tabakdose und seiner Nase.

»Um was geht es eigentlich genau, Ellery?« wollte Sampson wissen. »Warum ist es für dich so wichtig zu wissen, daß der Mörder keine Vorkenntnis von der Bedeutung des Hutes gehabt hat?«

Ellery lächelte. »Es ist einfach so. Das Verbrechen wurde nach dem Beginn des zweiten Aktes begangen. Ich möchte bei meinen Überlegungen sichergehen, daß der Mörder, da er vorher nichts von der Bedeutung des Hutes wußte, die erste Pause nicht in irgendeiner Weise als wichtigen Bestandteil seines Planes genutzt haben kann … Natürlich, Fields Hut könnte irgendwo im Hause auftauchen, und seine Entdeckung würde alle diese Überlegungen wertlos machen. Aber – ich glaube nicht, daß er das wird …«

»Diese Analyse mag ein wenig einfach sein, mein Junge, aber mir scheint sie ausgesprochen logisch«, sagte Sampson zustimmend. »Du hättest Anwalt werden sollen.«

»Das Gehirn eines Queen ist unschlagbar«, lachte der alte Mann plötzlich vor sich hin; ein breites Lächeln stand auf seinem Gesicht. »Aber ich werde mich noch mit einer anderen Spur beschäftigen, die etwas mit diesem Huträtsel zu tun haben könnte. Ist dir der Name des Ausstatters aufgefallen, Ellery, der in Fields Mantel eingenäht war?«

»Nichts leichter als das«, antwortete Ellery grinsend. Er zog eines der schmalen Bändchen, die er in der Tasche seines Mantels trug, heraus, schlug es auf, und wies auf eine Notiz auf dem Vorsatzblatt. »Browne Bros., meine Herren – keine Geringeren als diese.«

»Richtig, und ich werde Velie morgen früh hinschicken, um das zu überprüfen«, sagte der Inspektor. »Es ist dir wahrscheinlich aufgefallen, daß Fields Kleidung von außerordentlich guter Qualität ist. Dieser Abendanzug kostet wenigstens dreihundert Dollar. Und Browne Bros. sind genau die Könner, die solch vornehme Preise verlangen. Es gibt noch einen anderen Punkt in diesem Zusammenhang: Jedes Kleidungsstück am Körper des Toten trug dieselbe Herstellerbezeichnung. Das ist bei wohlhabenden Männern nichts Ungewöhnliches; und es ist eine Spezialität von Browne, ihre Kunden von Kopf bis Fuß auszustatten. Was liegt also näher, als –«

»Als daß Field auch seine Hüte dort gekauft hat!« rief Sampson, so als sei er stolz auf seine Entdeckung.

»Richtig, Tacitus«, sagte Queen schmunzelnd. »Velie wird dieser Sache mit der Kleidung nachgehen und, wenn möglich, ein genaues Duplikat von Fields Hut anfertigen lassen. Ich bin richtig gespannt darauf, es mir anzusehen.«

Hustend stand Sampson auf. »Ich denke, ich sollte besser wieder ins Bett gehen«, sagte er. »Ich bin eigentlich nur hergekommen, um zu verhindern, daß du den Bürgermeister einsperrst. Junge, mein Freund war ganz schön böse! Das werde ich noch ewig zu hören kriegen!«

Queen sah ihn mit einem fragenden Lächeln an. »Bevor du gehst, Henry, würde ich gerne von dir wissen, wo genau ich bei diesem Fall dran bin. Ich weiß, daß ich heute abend reichlich eigenmächtig gehandelt habe, aber du mußt einsehen, wie nötig das war. Wirst du jemanden von deinen eigenen Leuten auf den Fall ansetzen?«

Sampson starrte ihn an. »Wie kommst du nur darauf, daß ich mit deiner Durchführung der Untersuchung nicht zufrieden war, alter Knabe!« knurrte er. »Ich habe dir nie Vorschriften gemacht und werde auch jetzt nicht damit beginnen. Wenn du diese Angelegenheit nicht zu einem erfolgreichen Abschluß bringen kannst, wüßte ich nicht, wer das sonst könnte. Mein lieber Q, mach weiter, und nimm halb New York in Haft, wenn du das für nötig hältst. Ich stehe hinter dir.«

»Danke, Henry«, sagte Queen. »Ich wollte nur sichergehen. Und nun, weil es dir so gut gefallen hat, solltest du dir meinen nächsten Zug ansehen!«

Er schlenderte durch das Zimmer in den Vorraum, steckte seinen Kopf durch die Türöffnung und rief: »Mr. Panzer, würden Sie für einen Augenblick herkommen?«

Grimmig lächelnd kam er zurück; der dunkelhäutige Theatermanager folgte auf dem Fuße.

»Mr. Panzer, das ist Staatsanwalt Sampson«, sagte Queen. Die beiden Männer gaben sich die Hand. »Nun, Mr. Panzer, ich habe noch eine Aufgabe für Sie, dann können Sie nach Hause und zu Bett gehen. Ich möchte, daß das Theater vorläufig geschlossen bleibt und zwar so fest, daß keine Maus hineingelangen kann!«

Panzer erblaßte. Sampson zuckte die Achseln, als wollte er die Verantwortung an dieser Aktion von sich schieben. Ellery nickte zustimmend.