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Der Staatsanwalt kam sofort zur Sache.

»Mr. Ives-Pope ist hier, Q, um sich persönlich zu erkundigen, was in der Angelegenheit seiner Tochter getan werden kann.« Queen nickte. Sampson wandte sich an den Finanzmann. »Wie ich Ihnen schon gesagt habe, Sir, haben wir in jeder Hinsicht vollstes Vertrauen zu Inspektor Queen – immer schon gehabt. Er arbeitet im allgemeinen ohne Kontrolle oder Oberaufsicht durch das Büro des Staatsanwalts. Ich denke, das sollte in Anbetracht der Umstände noch einmal klargestellt werden.«

»Das ist eine vernünftige Einstellung, Sampson«, sagte IvesPope zustimmend. »Ich habe in meinem eigenen Geschäft selbst immer nach diesem Prinzip gearbeitet. Und außerdem, nach allem, was ich über Inspektor Queen gehört habe, ist Ihr Vertrauen vollkommen gerechtfertigt.«

»Manchmal«, sagte Queen ernst, »muß ich Dinge tun, die mir gegen den Strich gehen. Ich sage Ihnen ganz offen, daß mir einige der Sachen, die ich gestern abend pflichtgemäß unternehmen mußte, äußerst unangenehm waren. Ich nehme an, Mr. Ives-Pope, Ihre Tochter ist ziemlich aufgebracht wegen unserer kleinen Unterhaltung gestern abend?«

Ives-Pope schwieg einen Moment. Dann hob er den Kopf und blickte dem Inspektor gerade in die Augen. »Sehen Sie, Inspektor«, sagte er. »Wir beide mußten schon mit allen möglichen seltsamen Menschen umgehen; und wir haben auch schon Probleme gelöst, die anderen enorme Schwierigkeiten bereiteten. Ich denke, wir können daher offen miteinander reden … Ja, meine Tochter Frances ist mehr als nur ein wenig aufgebracht. Unglücklicherweise ist ihre Mutter, ohnehin eine kranke Frau, das auch; und ihr Bruder Stanford, mein Sohn – aber das können wir vielleicht beiseite lassen … Frances hat mir gestern abend, als sie mit ihren Freunden nach Hause kam, alles erzählt. Ich kenne meine Tochter, Inspektor; und ich lege meine Hand dafür ins Feuer, daß zwischen ihr und Field nicht die geringste Verbindung besteht.«

»Mein lieber Herr«, gab der Inspektor ruhig zurück, »ich habe sie in keinster Weise beschuldigt. Niemand weiß besser als ich, welch seltsame Dinge sich im Zuge einer polizeilichen Untersuchung ereignen können; deshalb versuche ich auch, nicht den kleinsten Punkt aus den Augen zu verlieren. Ich habe sie nur darum gebeten, die Tasche zu identifizieren. Nachdem sie das getan hatte, habe ich ihr erzählt, wo sie gefunden worden war. Ich rechnete natürlich mit einer Erklärung. Die kam aber nicht … Sie verstehen doch, Mr. Ives-Pope, daß es die Pflicht der Polizei ist, wenn ein Mann ermordet und die Tasche einer Frau in seinem Anzug gefunden wird, die Besitzerin der Tasche und ihre Verbindung zu dem Verbrechen zu ermitteln.«

Der Dollarkönig trommelte auf der Armlehne seines Stuhles. »Ich verstehe Ihren Standpunkt, Inspektor«, sagte er. »Es war eindeutig Ihre Pflicht, und es ist immer noch Ihre Pflicht, den Dingen auf den Grund zu gehen. Genaugenommen erwarte ich das sogar von Ihnen. Meine ganz persönliche Meinung ist, daß sie ein Opfer gewisser Umstände geworden ist. Aber ich möchte hier nicht als ihr Anwalt auftreten. Ich setze genug Vertrauen in Sie, um mich auf Ihr Urteil zu verlassen, nachdem Sie die Angelegenheit sorgfältig untersucht haben.« Er machte eine kurze Pause. »Inspektor Queen, was würden Sie davon halten, wenn ich für morgen früh eine kleine Befragung in meinem Haus arrangiere? Ich würde Ihnen eine solche Mühe nicht zumuten, wenn sich Frances nicht sehr elend fühlte und ihre Mutter nicht darauf bestände, daß sie zu Hause bleibt. Kann ich mit Ihnen rechnen?«

»Sehr freundlich von Ihnen, Mr. Ives-Pope«, bemerkte Queen befriedigt. »Wir werden dort sein.«

Der Finanzmann schien noch nicht bereit zu sein, das Gespräch zu beenden. Er bewegte sich schwerfällig auf seinem Stuhl hin und her. »Ich bin immer fair gewesen, Inspektor«, sagte er. »Irgendwie habe ich das Gefühl, daß man mich beschuldigt, meine Position auszunutzen, um mir spezielle Privilegien zu sichern. Das ist nicht der Fall. Der Schock über Ihre Vorgehensweise gestern abend machte es für Frances unmöglich, ihre Geschichte zu erzählen. Zu Hause, im Kreise ihrer Familie, wird sie sicherlich ihre Verbindung zu dieser Affäre zu Ihrer Zufriedenheit aufklären können.« Er zögerte einen Moment, fuhr dann aber in etwas reservierterem Tonfall fort. »Ihr Verlobter wird dort sein, und vielleicht wird seine Anwesenheit sie beruhigen.« Seinem Tonfall konnte man entnehmen, daß er selbst diese Ansicht nicht teilte. »Dürfen wir dann um – sagen wir – halb elf mit Ihnen rechnen?«

»Das paßt sehr gut«, stimmte Queen ihm zu. »Ich würde nur gerne genauer wissen, Sir, wer dabei zugegen sein wird.«

»Ich kann das nach Ihren Wünschen arrangieren, Inspektor«, antwortete Ives-Pope, »aber ich kann mir vorstellen, daß Mrs. Ives-Pope dabei sein will, und ich weiß, daß Mr. Barry da sein wird – mein zukünftiger Schwiegersohn«, erklärte er trocken. »Vielleicht noch ein paar von Frances’ Freunden – ihren Schauspielerfreunden. Mein Sohn Stanford wird uns vielleicht auch mit seiner Anwesenheit beehren – ein vielbeschäftigter junger Mann, müssen Sie wissen«, fügte er mit einem Anflug von Verbitterung hinzu.

Die drei Männer rutschten verlegen auf ihren Plätzen herum. Ives-Pope stand mit einem Seufzer auf, und Ellery, Queen und Sampson taten es ihm sofort gleich. »Ich denke, das ist alles, Inspektor«, sagte der Finanzmann in etwas weniger bedrücktem Ton. »Gibt es noch etwas, das ich tun kann?«

»Das war wirklich alles.«

»Dann werde ich mich verabschieden.« Ives-Pope wandte sich an Ellery und Sampson. »Wenn Sie sich frei machen können, Sampson, würde ich Sie natürlich gerne dabei haben. Glauben Sie, Sie können das einrichten?« Der Staatsanwalt nickte. »Und Mr. Queen«, sagte er zu Ellery, »werden Sie auch kommen? Wie ich verstanden habe, stehen Sie während der ganzen Untersuchung Ihrem Vater zur Seite. Wir würden uns freuen, wenn Sie kämen.«

»Ich werde dort sein«, antwortete Ellery, und Ives-Pope verließ das Büro.

»Nun, was denkst du, Q?« fragte Sampson, während er unruhig auf seinem Drehstuhl herumzappelte.

»Ein äußerst interessanter Mann«, antwortete der Inspektor. »Und wie aufrichtig er ist!«

»Oh, ja – ja«, sagte Sampson. »Er – Q, bevor du kamst, bat er darum, daß du nicht so ohne weiteres mit der Sache an die Öffentlichkeit gehst. Eine Art von persönlichem Gefallen, weißt du.«

»Er hat sich wohl nicht getraut, mich darum zu bitten, eh?« schmunzelte der Inspektor. »Das macht ihn richtig menschlich. … Nun, Henry, ich werde mein Bestes tun, aber wenn diese junge Frau ernsthaft darin verwickelt ist, kann ich mich nicht dafür verbürgen, daß die Presse die Finger davon läßt.«

»In Ordnung, in Ordnung, Q – das liegt bei dir«, sagte Sampson gereizt. »Mein verdammter Hals!« Er nahm einen Zerstäuber aus einer Schreibtischschublade und besprühte mit schmerzverzerrter Miene seine Kehle.

»Hat Ives-Pope nicht kürzlich der Chemischen Forschungsgemeinschaft hunderttausend Dollar gestiftet?« fragte Ellery plötzlich an Sampson gewandt.

»Ich glaube, ich habe so etwas in Erinnerung«, sagte Sampson gurgelnd. »Wieso?«

Ellery murmelte eine unhörbare Erklärung, die in Sampsons heftigen Bewegungen mit dem Zerstäuber unterging. Queen, der seinen Sohn nachdenklich ansah, schüttelte den Kopf, sah auf seine Uhr und sagte: »Nun, mein Sohn, es ist Zeit für unser Mittagessen. Was meinst du, Henry, willst du nicht einen Happen mit uns essen?«

Sampson grinste etwas gequält. »Ich stecke zwar bis zum Hals in Arbeit, aber selbst ein Staatsanwalt muß ab und zu essen«, sagte er. »Ich gehe unter einer Bedingung mit – nämlich daß ich die Rechnung übernehme. Ich schulde dir sowieso noch etwas.«