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»Ja klar.« Der Inspektor lächelte. »Vielen Dank, Doktor. Oh, ehe ich es vergesse«, fügte er noch hinzu, als sich Dr. Stuttgard schon mit einem dahingemurmelten Gruß von ihm abwandte, »glauben Sie, dieser Mann könnte an einer Methanolvergiftung gestorben sein?«

Dr. Stuttgard antwortete sofort. »Unmöglich«, sagte er. »Es war etwas sehr viel Stärkeres und schneller Wirkendes.«

»Können Sie uns das Gift nennen, das den Mann hier umgebracht hat?«

Der Arzt zögerte. Dann sagte er förmlich: »Es tut mir leid, Inspektor; vernünftigerweise können Sie keine größere Genauigkeit von mir erwarten. Unter diesen Umständen …« Seine Stimme verlor sich, und er zog sich zurück.

Queen schmunzelte, als er sich wieder an seine schreckliche Arbeit machte.

Der auf dem Boden hingestreckte Tote war kein angenehmer Anblick. Der Inspektor hob vorsichtig die geballte Hand des Toten an und starrte in dessen verzerrtes Gesicht. Dann schaute er unter den Sitz; dort war nichts. Über die Rückenlehne des Sessels war achtlos ein schwarzes, seidengefüttertes Cape geworfen. Queen leerte die Taschen von Frack und Cape; seine Hände durchstöberten die gesamte Kleidung. Aus der inneren Brusttasche holte er einige Briefe und Papiere hervor. Er untersuchte die Westen- und Hosentaschen und stapelte das, was er fand, in zwei Häufchen

– das eine enthielt Briefe und Papiere, das andere Münzen, Schlüssel und verschiedene andere Sachen. In einer der Seitentaschen fand er eine kleine silberne Flasche mit den Initialen »M.F.«. Er ging mit der Flasche sehr behutsam um, hielt sie am Hals fest und untersuchte aufmerksam die glänzende Oberfläche auf Fingerabdrücke. Kopfschüttelnd wickelte er die Flasche mit allergrößter Sorgfalt in ein sauberes Taschentuch und legte sie beiseite.

Den blauen Kontrollabschnitt der Eintrittskarte mit der Aufschrift »LL32 Links« verstaute er in seiner eigenen Westentasche.

Er hielt sich nicht mit der Untersuchung der einzelnen Gegenstände auf, sondern ging mit seinen Händen über das Futter von Weste und Rock und fuhr rasch die Hosenbeine entlang. Als er die Tasche im Rockschoß abtastete, rief er auf einmal mit leiser Stimme: »Sehr gut, Thomas – hier hab’ ich noch was Nettes gefunden« und zog eine kleine straßbesetzte Damenhandtasche hervor.

Nachdenklich drehte er sie in seinen Händen, knipste sie dann auf, schaute den Inhalt durch und nahm eine Reihe weiblicher Accessoires heraus. In einem kleinen Seitenfach fand er, neben dem Lippenstift liegend, ein winziges Täschchen für Visitenkarten. Wenig später legte er den Inhalt wieder in die kleine Handtasche zurück und steckte das Ganze in seine eigene Tasche.

Der Inspektor hob die Papiere vom Boden auf und überflog sie. Er runzelte die Stirn, als er zum letzten Blatt kam – es trug einen Briefkopf.

»Hast du den Namen Monte Field schon einmal gehört, Thomas?« fragte er und schaute auf.

Velie kniff die Lippen zusammen. »Das will ich meinen. Einer der schlimmsten Winkeladvokaten der Stadt.«

Der Inspektor blickte ernst. »Nun, Thomas, das ist Mr. Monte Field, oder besser das, was von ihm übriggeblieben ist.« Velie brummte.

»Es könnten einem Zweifel am ganzen Polizeisystem kommen«, ließ sich Ellerys Stimme über die Schulter seines Vaters hinweg vernehmen. »Wenn man bedenkt, daß es erbarmungslos Männer zur Strecke bringen kann, die uns von Krebsgeschwüren wie Mr. Monte Field befreien.«

Der Inspektor richtete sich auf, klopfte den Staub von seinen Knien, nahm eine Prise Schnupftabak und sagte: »Ellery, mein Junge, aus dir wird nie ein Polizist. Ich wußte gar nicht, daß du Field gekannt hast.«

»Ich stand nicht gerade auf sehr vertrautem Fuße mit diesem Herrn«, sagte Ellery. »Aber ich erinnere mich daran, ihm im Pantheon Club begegnet zu sein; und nach dem, was ich damals über ihn gehört habe, wundere ich mich nicht, daß ihn jemand aus dem Weg geräumt hat.«

»Laßt uns über die Verdienste von Mr. Field zu einem passenderen Zeitpunkt reden«, sagte der Inspektor ernst. »Ich weiß eine Menge über ihn, und nichts davon ist besonders erfreulich.«

Er drehte sich um und wollte schon weggehen, als Ellery, der die ganze Zeit angestrengt auf die Leiche und den Sitz starrte, fragte: »Ist hier schon etwas entfernt worden, Dad – irgend etwas?«

Inspektor Queen wandte sich um. »Wie kommst du zu dieser klugen Frage, junger Freund?«

»Wenn mich nicht alles täuscht«, antwortete Ellery mit leicht affektiertem Gesichtsausdruck, »liegt der Zylinder von dem Knaben weder unter dem Sitz noch auf dem Boden neben ihm oder sonstwo in der näheren Umgebung.«

»Das ist dir also auch aufgefallen, Ellery«, sagte der Inspektor grimmig. »Es war das erste, was ich sah, als ich mich runterbeugte, um ihn zu untersuchen – oder vielmehr das erste, was ich nicht sah.« Während er sprach, schien jede Freundlichkeit von ihm abzufallen. Seine Stirn legte sich in Falten, und seine grauen Schnurrbarthaare sträubten sich vor Ärger. Er zuckte mit den Schultern. »Und auch kein Garderobenschein für den Hut unter seinen Sachen … Flint!«

Ein stämmiger junger Mann in Zivil eilte heran.

»Flint, wie wär’s, wenn Sie Ihre Muskeln etwas trainieren würden, indem Sie auf allen Vieren auf die Suche nach einem Zylinder gehen. Er müßte hier irgendwo in der Nähe liegen.«

»In Ordnung, Inspektor«, sagte Flint gutgelaunt, und er begann, die angezeigte Fläche systematisch abzusuchen.

»Velie«, sagte Queen geschäftsmäßig, »versuch, Ritter und Hesse und – nein, die beiden werden wohl reichen – für mich aufzutreiben, ja?« Velie ging weg.

»Hagstrom«, rief der Inspektor zu einem anderen Kriminalbeamten, der in der Nähe stand.

»Ja, Chef.«

»Kümmern Sie sich um diesen Kram hier« – er zeigte nach unten auf die zwei kleinen Häufchen von Gegenständen, die er aus Fields Taschen genommen hatte – »und passen Sie auf, daß Sie alles sicher in meiner Aktentasche verstauen.«

Während Hagstrom neben der Leiche kniete, beugte sich Ellery in aller Ruhe darüber und öffnete das Jackett. Sofort schrieb er einige Anmerkungen auf das Vorsatzblatt des Buches, auf das er zuvor bereits die Zeichnung gemacht hatte. »Und das in einem Privatdruck von Stendhause«, murmelte er vor sich hin und strich liebevoll über den Band.

Velie kehrte mit Ritter und Hesse im Gefolge zurück. Der Inspektor sagte scharf: »Ritter, Sie begeben sich in die Wohnung dieses Mannes. Sein Name ist Monte Field, er war Rechtsanwalt; die Adresse ist Nr. 113, 75. Straße, West. Bleiben Sie dort, bis Sie abgelöst werden. Sie schnappen sich jeden, der auftaucht.«

Ritter legte die Hand an die Mütze, murmelte »Ja, Inspektor« und zog ab.

»Nun zu Ihnen, Hesse«, wandte sich der Inspektor an den anderen Detective. »Sie begeben sich so schnell wie möglich zur Chambers Street 51, zum Büro dieses Herrn, und warten dort, bis Sie von mir hören. Versuchen Sie hereinzukommen, andernfalls postieren Sie sich die ganze Nacht über draußen vor der Tür.«