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Doch sein Fleischesaspekt stand im Aszendenten. Kein Argument würde ihn ins Wanken bringen.

„Auch ich hatte die Königliche Berührung noch nicht“, sagte er. „Aber wir sind. jetzt nicht im Nest, und.“ Er atmete mit einem tiefen Zischen ein, und in seinen Augen gloste ein Ausdruck der Pein, vermischt mit Leidenschaft. Er war ebenso unberührt wie sie. Mit wem hätte er auch im Nest kopulieren können? Jetzt aber überwältigte ihn die Not, die Fleisches-Not, das heftige Bedürfnis, das allen eingeboren ist, die wie er von unvermischter Rasse sind.

Und plötzlich begriff sie, daß dies auch auf sie zutraf.

Beinahe ohne daß sie sich dessen bewußt wurde, erwärmte sie sich unter seiner Berührung. Während er sie streichelte, erwachten in ihrem Leib Sinnesempfindungen, wie sie solche nie zuvor gefühlt hatte. Ihr war heiß, die Haut juckte sie, sie fühlte ungeduldige Gespanntheit. An den Schenkeln, dem Bauch, der Brust spannten sich Muskeln und begannen zu zucken. Ihr Atem ging stoßweise.

Das waren lustvolle Empfindungen. Und irgendwie wußte sie, daß noch höhere Lust ihr bevorstand, fast in Reichweite lag. Sie brauchte sich nur davon überwältigen zu lassen.

Und dann wußte sie es, ohne Zweifeclass="underline" Das ist der Augenblick, die rechte Zeit, der rechte Ort, der richtige Mann. Ihre Barrieren sanken in sich zusammen. Und sie nickte ihm lächelnd zu. Wieder griff er nach ihr und stammelte Hjjk-Laute, und sie antwortete ihm — hjjkisch und in zusammenhanglosen Lautgebilden der Volkssprache, und sie glitten engumschlungen zu Boden, stießen die Weinflasche um, das Tablett mit dem Essen, das sie für ihn hergetragen hatte. Das war unwichtig. Seine Hände waren überall zugleich an ihrem Körper. Er schien nicht so recht zu wissen, wie und was zu tun sei, und sie wußte selber auch kaum mehr, also gab es nur unklare Vermutungen und Näherungsversuche; doch irgendwie fanden sie dann die richtige Position, und Nialli zog ihn zu sich, öffnete die Schenkel, und er glitt in sie hinein.

Also so ist das, dachte sie.

Das ist die große Sache, von der sie alle soviel hermachen. Die Leiber fügen sich passend zusammen und bewegen sich. Und mehr ist nicht dabei. Aber es fühlt sich wundervoll angenehm an! Wie einfach das doch ist, wie richtig!

Und dann hörte sie ganz auf zu denken, außer, flüchtig, daran, ob sie die Tür auch richtig verriegelt hatten. Aber auch der Gedanke verflüchtigte sich rasch. Sie rollten umher und herum, lachten und stöhnten in zwei Sprachen, umklammerten einander, nagten und bissen und saugten aneinander und keuchten vor ganz neuer unbekannter Erregtheit; und dann vernahm Nialli einen tiefen heiseren Laut, wie sie ihn von Kundalimon nie zuvor gehört hatte, und eine Art Krampf schien durch seinen Leib zu fahren. Und zu ihrem Erstaunen fühlte sie in sich selbst ein Gefühl der Wärme anschwellen, so stark, als müsse sie davon bersten, und einen Augenblick später drang auf einmal ein Laut über ihre Lippen, der dem Stöhnen Kundalimons nicht unähnlich war. Sie erkannte: Das ist die Stimme der Freude, der Laut der Ekstase, der Schrei der Befreiung nach selbst-auferlegter Askese.

Sie lagen stumm da, voll des Wunders, und schauten einander hin und wieder tief in die Augen. Dann griff er wieder nach ihr.

Später, viel später, als sie wieder ruhig geworden waren und die Leidenschaft sanfter Zärtlichkeit wich, sagte Kundalimon: „Ist noch was, das mir fehlt.“

„Sag es, sag es mir!“

„Ist zu trüb und grau hier, ganz allein ich immer nur in diese eine Kammer“, sagte er und fuhr zärtlich mit den Fingerspitzen über Niallis Rückenfell. „Du machst, sie mich rauslassen, ja? Mich gehen lassen in Stadt wie freier Mann? Du machen das für mich, Nialli Apuilana? Du machen?“

Thu-Kimnibol standen fünf schmucke, gutgebaute Reisewagen zur Verfügung, mit je einem Zuggespann von Xlendis, die er persönlich wegen ihres Feuers und ihrer Stärke ausgewählt hatte; hinzu kam ein Quartett gleich guter Tiere als Ersatz, für den Fall, daß eins der anderen unterwegs ausfallen sollte. Er beabsichtigte nicht, seine Fahrt in der Manier der Kaufleute zu absolvieren und gemächlich Mond um Mond nordwärts zu wackeln. Nein, er wollte die Strecke in einem einzigen wilden Spurt schaffen — wie eine Sternschnuppe, die durch die Himmel zieht, und nur haltmachen, wenn es nicht anders ging, ansonsten jedoch die Zugtiere und seine Gefährten bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit voranpeitschen. Es drängte ihn heftig, sich rasch in diese Unternehmung zu stürzen, wie ein Blitz vor König Salaman aufzutauchen und sich dann mit ihm hinzusetzen und das so lange überfällige Bündnis zu schmieden.

Doch die Reise verlief trotz all seiner hehren Entschlüsse nur langsam, und er begriff sehr rasch, daß er nur wenig tun konnte, die Dinge zu beschleunigen. Sein Treckführer, Esperasagiot, war ein strahlendblonder Beng reinsten Blutes, und er kannte sich mit Xlendis ebenso gut aus wie mit seiner eigenen Genealogie; und Esperasagiot trieb die Tiere bis zum äußersten voran, aber er wußte eben genau, wie weit er gehen durfte mit ihnen.

„Wir sollten anhalten und Rast machen“, sagte er am Nachmittag des Aufbruchstages von Dawinno, als die Sonne noch hoch im Westen stand.

„So früh schon? Fahren wir noch eine halbe Stunde!“ befahl Thu-Kimnibol.

„Die Xlendis werden dabei sterben.“

„Nur noch eine halbe Stunde, dann.“

„Prinz, willst du die Tiere bereits am allerersten Reisetag umbringen?“

Etwas im Ton des Mannes verriet Thu-Kimnibol, daß er ihn wohl lieber ernstnehmen sollte. „Würden sie tatsächlich sterben, wenn wir verlangen, daß sie uns nur ein kleines Wegstück weiterziehen?“

„Wenn nicht heute, dann morgen. Und wenn nicht schon morgen, dann am Tag darauf. Hier ist der Ort, an dem wir rasten müssen. Ich wette meinen Helm darauf, wenn wir heute abend noch weiterziehen und morgen die gleiche Strecke zu schaffen versuchen, werden wir innert drei Tagen ein paar krepierte Xlendis haben. Hinter ihrer Kraft verbirgt sich Empfindsamkeit, Prinz. Das da sind keine Xlendis für Holzlasten. Du hast dir Tiere mit Temperament und Feuer ausgesucht, und sie bringen uns schnell genug voran, solange sie frisch sind. Doch sobald sie zu ermüden beginnen.“ Esparasagiot nahm den Helm ab — ein kunstvolles Stück mit einer Krone aus fünf silbermetallenen stracks nach hinten ragenden Federn — und legte ihn in Thu-Kimnibols Hände. „Ich setze meinen Helm darauf, Prinz. Gegen deine Schärpe. Zwei sind in drei Tagen tot, wenn wir in diesem Tempo weiterfahren.“

„Nein“, antwortete Thu-Kimnibol. „Wir rasten, wenn du es für richtig hältst.“

Der Sommer stand noch hoch, und die Luft war dicht und schwer. Häufig regnete es. Das Land hier nördlich von Dawinno war fruchtbar, es gab viele Bauernhöfe. Manchmal sah Thu-Kimnibol an den Gemarkungen ihrer Felder Häuflein ängstlicher Bauersleute stehen, die sich fragen mochten, ob er sie zu überfallen und zu plündern beabsichtige.

Doch dann stieß die Karawane bald in bergigeres Land vor. Hier war es viel trockener, und es gab keine Bauerngehöfte mehr. Die Erde war braun, steinig und kahl, und der aus Norden wehende Wind war scharf. Wildtiere, die in der Nähe der Siedlungsgebiete bereits selten geworden waren, streiften hier frei umher. Scharen von krummschnäbligen aasfressenden Vögeln mit weiten Schwingen zogen am Himmel unheilvoll ihre Kreise. In den Nächten bestrahlte das große runzelige Silberauge des von den Todessternen zernarbten Mondes das unfruchtbare Land mit einem kalten flirrenden Licht.

Unter Esperasagiots sachkundiger Hand zeigten die Xlendis gute Leistungen. Von Tag zu Tag schienen sie mit größerem Eifer voranzueilen. Es waren schlanke graue Tiere, also mit schmalen Lenden, aber stolzem Nacken und edlen runden Köpfen mit weitgeblähten Nüstern, und wenn sie in Gang kamen, schnaubten sie heftig und tänzelten.