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Nach einer Weile äußerte Frau Zelmanowitsch den Wunsch, sich hinzusetzen.

Zum Glück hörte ich kurz darauf das vereinbarte Hustensignal meiner Frau, so daß ich die Gäste ins Wohnzimmer führen konnte. Wir nahmen in dem halbwegs aufgeräumten Raum Platz. Während meine Schwiegermutter sich erkundigte, ob Tee, Kaffee oder Kakao gewünscht werde, flüsterte mir meine Frau zu: Sie hätte die Wäsche im Nebenzimmer verstaut, natürlich ohne sie auszuwinden.

Wir unterhielten uns eine Weile, aber es wollte keine rechte Stimmung aufkommen. Bald herrschte Stille, die plötzlich von einem sonderbaren Geräusch unterbrochen wurde. Wie sich herausstellte, war es Frau Zelmanowitsch, die mit den Zähnen klapperte. „Es ist ein w-w-wenig kühl in diesem Zimmer", brachte sie mühsam hervor und stand auf. Auf den unteren Partien ihres Kleides war ein großer dunkler Fleck zu sehen.

Auch die übrigen Insassen des Zimmers zitterten vor Kälte. Ich selbst machte keine Ausnahme.

„Der Feuchtigkeitsgehalt Ihres Hauses scheint sehr groß zu sein", bemerkte Doktor Zelmanowitsch und nieste mehrmals.

Während ich noch versuchte, ihm zu widersprechen, geschah etwas Fürchterliches:

Aus dem Nebenzimmer rieselte Wasser unter der Tür durch. Zuerst nur fadendünn, dann immer breiter, bis es sich als kleines Bächlein über den Teppich ergoß.

Doktor Zelmanowitsch stand auf, um sich zu verabschieden. Seine Frau hatte sich ja schon früher erhoben.

„Bleiben Sie doch noch ein Weilchen", stotterte die beste Ehefrau von allen und watete zur Tür, um unsere Gäste aufzuhalten. Aber sie ließen sich nicht. Sie gingen. Sie gingen ohne Gruß. Und sie werden in den nächsten Jahren wohl kaum wiederkommen. Wir Zurückgebliebenen versuchten, das Wasser aufzuhalten. Das gelang uns. Aber wie sollten wir es beseitigen?

Da kam mir ein rettender Gedanke. Ich holte die Wäschestücke aus dem Nebenzimmer, tränkte sie mit dem Wasser und trug die vollgesogenen Stücke in den Garten. Dort hängte ich sie auf, obwohl es ständig weiterregnete. Früher oder später muß die Sonne ja wieder scheinen. Dann wird die Wäsche trocknen. Und dann nehmen wir sie herunter und verbrennen sie.

Auf Mäusesuche

In einer windigen Nacht wurde ich durch ein gedämpftes Raschelgeräusch in unserem Wäscheschrank geweckt. Auch meine Frau fuhr aus dem Schlaf auf und lauschte mit angehaltenem Atem.

„Eine Maus", flüsterte sie. „Wahrscheinlich ist sie aus dem Garten hereingekommen. Was sollen wir jetzt nur machen? Ich fürchte mich so."

„Vorläufig nichts", antwortete ich, „vielleicht verschwindet sie wieder von selbst."

Sie verschwand aber nicht. Im Gegenteil. Am Morgen entdeckte ich die Spuren ihrer nächtlichen Wühl- und Nagetätigkeit: zwei kaputte Tischtücher.

„Dieses Biest", rief meine Frau zornig, „man muß es vernichten."

In der folgenden Nacht machten wir uns an die Arbeit. Kaum hörten wir die Maus an der Holzwand des Schrankes nagen, drehten wir das Licht an. Ich griff nach einem Besen und riß die Schranktür auf. Im zweiten Fach rechts unten, hinter den Bettdecken, saß zitternd das kleine graue Tierchen. Es zitterte so sehr, daß auch die langen Barthaare mitzitterten. Nur die stecknadelgroßen, pechschwarzen Augen waren starr vor Angst. „Ist es nicht süß", seufzte die beste Ehefrau von allen und versteckte sich ängstlich hinter meinem Rücken. „Schau doch, wie das arme Ding sich fürchtet. Daß du dich unterstehst, es umzubringen. Schaffes in den Garten zurück."

Also streckte ich die Hand aus, um das Mäuschen am Schwanz zu packen. Es verschwand zwischen den Bettdecken. Und während ich die Bettdecken entfernte, verschwand das Mäuschen zwischen den Tischtüchern und dann zwischen den Handtüchern und dann zwischen den Servietten.

Als ich den Wäscheschrank ganz ausgeleert hatte, saß das kleine Mäuschen unter der Couch.

„Du dummes Mäuschen", sagte ich mit schmeichelnder Stimme, „siehst du denn nicht, daß ich nur dein Bestes will?" Und ich warf mit aller Kraft den Besen nach ihm.

Nach dem dritten mißglückten Versuch rückten wir die Couch in die Mitte des Zimmers. Das Mäuschen aber saß längst unter dem Bücherregal. Dank der Hilfe meiner Frau dauerte es nur eine halbe Stunde, bis wir die Bücher ausgeräumt hatten. Das Tierchen belohnte unsere Mühe, indem es mit einem Satz auf einen Sessel sprang und sich in der Polsterung verkroch. „Wehe dir, wenn du ihr etwas tust", warnte mich die beste Ehefrau von allen.

„Schon gut", knirschte ich wütend, während ich das auseinandergefallene Bücherregal wieder zusammenbaute.

Gegen fünf Uhr morgens fielen wir total übermüdet ins Bett. Das Mäuschen fraß inzwischen die Polsterung unseres Sessels.

Am Morgen erwachte ich von einem schrillen Schrei. Meine Frau deutete mit zitternden Händen auf unseren Sessel, in dessen Armlehne ein faustgroßes Loch prangte:

„Jetzt reicht es aber! Ephraim, hole einen Kammerjäger!"

Ich rief ein Institut an. Dort teilte man mir mit, daß sie nur die Vernichtung ganzer Mäusefamilien übernähmen.

Da ich nicht vorhatte, Mäusefamilien zu züchten, kaufte ich eine Mausefalle.

Meine Frau protestierte zunächst gegen dieses grausame Instrument. Ich konnte sie aber davon überzeugen, daß die Mausefalle wahrscheinlich doch nicht funktionieren würde. Abends stellten wir die Falle in einer dunklen Ecke auf. Wir gingen ins Bett, konnten aber nicht einschlafen. Die Nagegeräusche, die aus meiner Schreibtischschublade kamen, störten uns zu sehr.

Plötzlich wurde es ganz still. Meine Frau fuhr entsetzt auf, ich sprang mit einem Triumphschrei aus dem Bett.

Gleich darauf schrie ich wieder, diesmal vor Schmerzen:

Die Falle war zugeschnappt und hatte meine große Zehe eingeklemmt.

Meine Frau machte mir kalte Umschläge. Sie war jedoch erleichtert, daß das Mäuschen nicht in die Falle gegangen war. Dann nahm sie vorsichtig die Falle und machte die Stahlfeder unschädlich. Am Morgen wurde ich wieder durch einen Aufschrei meiner Frau geweckt. Das Mäuschen hatte sich nachts über unsere Reisvorräte hergemacht. Der Reis war unbrauchbar geworden.

„Trag die Mausefalle zur Reparatur", befahl meine Frau.

Da es für Mausefallen keine Ersatzteile gab, kaufte ich eine neue. Zu Hause stellte ich das Mordinstrument in die Zimmerecke und markierte den Weg dorthin mit kleinen Käsestückchen.

Es wurde eine aufregende Nacht. Das Mäuschen hatte sich in meinem Schreibtisch eingenistet und nagte an meinen Manuskripten. Schweigend hörten wir zu. Endlich sagte meine Frau:

„Wenn das arme, kleine Ding in deine Falle geht, ist es aus zwischen uns. Was du tust, ist grausam."

„Aber es läßt uns nicht schlafen", antwortete ich. „Es frißt unsere Wäsche und meine Manuskripte."

Meine Frau schien mich nicht gehört zu haben, und das Knabbern in der Schreibtischschublade ging munter weiter.

Als der Morgen dämmerte, schliefen wir endlich ein.

Wir erwachten am späten Vormittag. Es war vollkommen still.

In der Zimmerecke aber, dort, wo die Mausefalle stand... dort sahen wir... im Drahtgestell... etwas Kleines... Graues...

„Mörder!" Das war alles, was meine Frau zu mir sagte. Seither haben wir kein Wort miteinander gesprochen. Und was noch schlimmer ist: Wir haben uns an das vertraute Knabbergeräusch so gewöhnt, daß wir nicht mehr schlafen können.