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«Wann hast du angefangen zu arbeiten?«frage ich.

«Vor zwei Wochen. Wir brauchen ein bißchen Extrageld für Weihnachten.«

Wahrscheinlich verdient sie zwischen jetzt und Weihnachten mehr als ich.»Er erlaubt dir, zu arbeiten?«»Ich möchte nicht über ihn reden.«

«Worüber möchtest du denn reden?«

«Was macht das Anwaltsgeschäft?«

«Es geht so. Im Februar habe ich einen großen Prozeß.«

«Also kommst du zurecht?«

«Es ist schwierig, aber allmählich geht es voran. Anwälte hungern, und wenn sie Glück haben, scheffeln sie irgendwann Geld.«

«Und wenn sie kein Glück haben?«

«Dann hungern sie weiter. Ich möchte nicht über Anwälte reden.«

«Okay. Cliff will, daß ich ein Baby bekomme.«

«Was würde das ändern?«

«Ich weiß es nicht.«

«Tu es nicht, Kelly«, sage ich mit einer Leidenschaft, die mich selbst überrascht. Wir sehen uns an und drücken uns die Hände.

Weshalb sitze ich hier in einem dunklen Kino und halte die Hand einer verheirateten Frau? Das ist die Frage des Tages. Was wäre, wenn Cliff plötzlich hier auftauchen und mich dabei erwischen würde, wie ich mit seiner Frau schmuse? Wen würde er zuerst umbringen?

«Er hat gesagt, ich soll aufhören, die Pille zu nehmen.«

«Hast du es getan?«

«Nein. Aber ich mache mir Sorgen, was passieren könnte, wenn ich nicht schwanger werde. In der Vergangenheit war es nicht sonderlich schwierig, wie du dich vielleicht erinnerst.«

«Es ist dein Körper.«

«Ja, und er will ihn ständig. Er ist neuerdings von Sex geradezu besessen.«

«Ich — äh — würde lieber über etwas anderes reden.«

«Okay. Aber allmählich geht uns der Gesprächsstoff aus.«

«Ja, das stimmt.«

Wir lösen unsere Hände voneinander und schauen uns ein paar Augenblicke den Film an. Kelly dreht sich langsam um und stützt sich mit dem Ellenbogen auf. Unsere Gesichter sind nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt.»Ich wollte dich nur sehen, Rudy«, sagt sie, fast flüsternd.

«Bist du glücklich?«frage ich und berühre mit dem Handrücken ihre Wange. Wie könnte sie glücklich sein?

Sie schüttelt den Kopf.»Nein, eigentlich nicht.«

«Was kann ich tun?«

«Nichts. «Sie beißt sich auf die Lippe, und ich glaube, ich sehe feuchte Augen.

«Du mußt dich entscheiden«, sage ich.

«Ja?«

«Entweder mich vergessen oder die Scheidung einreichen.«

«Ich dachte, du wärst mein Freund.«

«Das dachte ich auch. Aber ich bin es nicht. Es ist mehr als Freundschaft, und wir wissen es beide.«

Wir schauen einen Moment auf die Leinwand.

«Ich muß gehen«, sagt sie.»Meine Pause ist gleich um. Tut mir leid, daß ich dir Scherereien gemacht habe.«

«Du hast mir keine Scherereien gemacht, Kelly. Ich bin froh, daß ich dich sehen konnte. Aber diese heimliche Tour mache ich nicht mit. Entweder reichst du die Scheidung ein, oder du vergißt mich.«

«Ich kann dich nicht vergessen.«

«Dann laß uns die Scheidung einreichen. Wir können es gleich morgen tun. Ich helfe dir, diesen Mistkerl loszuwerden, und dann können wir ein bißchen Spaß miteinander haben.«

Sie beugt sich vor, haucht mir einen Kuß auf die Wange und ist verschwunden.

Ohne mir vorher Bescheid zu sagen, schmuggelt Deck sein Telefon aus der Kanzlei und bringt es zu Butch, dann gehen sie damit zusammen zu einem Bekannten, der angeblich früher einmal für irgendeine Abteilung beim Militär gearbeitet hat. Nach Meinung des Bekannten hat das immer noch in unserem Telefon steckende Abhörgerät nicht die geringste Ähnlichkeit mit den Wanzen, die das FBI und andere Strafverfolgungsbehörden gewöhnlich benutzen. Es ist in der ehemaligen Tschechoslowakei hergestellt, von mittlerer Stärke und Qualität, und speist einen irgendwo nahebei aufgestellten Sender. Er ist ziemlich sicher, daß es nicht von der Polizei oder dem FBI angebracht worden ist.

Ich bekomme diesen Bericht eine Woche vor Thanksgiving bei einer Tasse Kaffee.

«Jemand anders hört uns ab«, sagt Deck nervös.

Ich bin zu verblüfft, um reagieren zu können.

«Wer könnte das sein?«fragt Butch.

«Woher zum Teufel soll ich das wissen?«fahre ich ihn wütend an. Dieser Bursche hat nicht das Recht, solche Fragen zu stellen. Sobald er gegangen ist, werde ich Deck die Hölle heiß machen, daß er ihn so rief in unsere Angelegenheiten hineingezogen hat. Ich funkele meinen Partner an, der den Blick abwendet, auf dem Stuhl herumrutscht und darauf wartet, daß Fremde ihn attackieren.

«Nun, die Feds sind es jedenfalls nicht«, sagt Butch nachdrücklich.

«Danke.«

Wir bezahlen den Kaffee und kehren in unsere Kanzlei zurück. Butch überprüft noch einmal die Telefone, nur so zur Sicherheit. In allen stecken immer noch die gleichen runden Dinger.

Die Frage ist nun: Wer hört mit?

Ich gehe in mein Büro, schließe die Tür ab und schlage die Zeit tot, während ich darauf warte, daß Butch verschwindet, und dabei kommt mir eine geniale Idee. Schließlich klopft Deck an meine Tür, gerade so laut, daß ich es hören kann.

Wir diskutieren meinen kleinen Plan. Deck fährt in die Innenstadt zum Gericht. Eine halbe Stunde später ruft er mich an und informiert mich über den neuesten Stand von mehreren fiktiven Fällen. Er wollte sich nur melden, sagt er, ob ich irgend etwas aus der Innenstadt brauchte?

Wir unterhalten uns ein paar Minuten über dieses und jenes, dann sage ich:»Raten Sie mal, wer jetzt zu einem Vergleich bereit ist.«

«Wer?«

«Dot Black.«

«Dot Black?«fragt er, ungläubig und geheuchelt. Deck hat keinerlei schauspielerische Qualitäten.

«Ja, ich habe sie heute morgen besucht, ihr einen Obstkuchen gebracht. Sie hat gesagt, sie hätte einfach nicht die

Kraft, den Prozeß durchzustehen. Sie will sofort einen Vergleich.«

«Wieviel?«

«Sie sagte, sie würde hundertsechzig akzeptieren. Sie hat darüber nachgedacht, und weil ihr höchstes Angebot hundertfünfzig ist, glaubt sie, sie hätte einen kleinen Sieg errungen, wenn sie mehr zahlen, als sie eigentlich wollten. Sie hält sich für eine tolle Verhandlerin. Ich habe versucht, ihr die Lage zu erklären, aber Sie wissen ja, wie dickköpfig sie ist.«

«Tun Sie es nicht, Rudy. Dieser Fall ist ein Vermögen wert.«

«Ich weiß. Kipler glaubt, daß wir eine riesige Geldstrafe erreichen werden, aber sie wissen ja, ich bin aus ethischen Gründen verpflichtet, mich mit Drummond in Verbindung zu setzen und zu versuchen, einen Vergleich auszuhandeln. Meine Mandantin will es so.«

«Tun Sie es nicht. Hundertsechzig sind kaum mehr als ein Trinkgeld. «Deck bringt das halbwegs überzeugend vor, aber ich muß doch grinsen. Er ist bereits damit beschäftigt, sich seinen Anteil an hundertsechzigtausend Dollar auszurechnen.»Glauben Sie, daß sie hundertsechzig zahlen werden?«fragt er.

«Ich weiß es nicht. Ich hatte den Eindruck, daß sie nicht über hundertfünfzig hinausgehen wollten. Aber ich habe nie widersprochen. «Wenn Great Benefit bereit ist, hundertfünfzig zu zahlen, um diesen Fall abzuschließen, dann werden sie uns auch hundertsechzig in den Rachen werfen.

«Lassen Sie uns darüber sprechen, wenn ich zurück bin«, sagt er.

«Okay. «Wir legen auf, und eine halbe Stunde später sitzt Deck mir an meinem Schreibtisch gegenüber.

Fünf Minuten vor neun am folgenden Morgen läutet das Telefon. Deck nimmt den Anruf in seinem Büro entgegen und kommt in mein Zimmer gerannt.»Es ist Drummond«, sagt er. Unsere kleine Kanzlei ist über ihren eigenen Schatten gesprungen und hat von Radio Shack einen Vierzig-Dollar-Re-corder gekauft. Er ist an mein Telefon angeschlossen. Wir hoffen nur, daß er sich nicht auf das Abhörgerät auswirkt. Butch hat gesagt, er wäre ziemlich sicher, daß es da kein Problem geben würde.