Das bleibt nicht unbemerkt.
Wenn Pellrod unter seinem Versagen, die Geschworenen zu beeindrucken, leidet, läßt er es sich nicht anmerken. Seine Stimme und sein Verhalten ändern sich nicht. Er endet mit ein paar bestürzenden Enthüllungen über Jackie Lemancyzk. Es war bekannt, daß sie Probleme mit dem Trinken hatte, und sie kam oft nach Alkohol riechend zur Arbeit. Sie blieb dem Büro öfter fern als die anderen Sachbearbeiter. Sie wurde immer verantwortungsloser, und ihre Kündigung war unvermeidlich. Was war mit ihren sexuellen Eskapaden?
Hier müssen Pellrod und Great Benefit vorsichtig sein, weil dieses Thema an einem anderen Tag in einem anderen Gerichtssaal zur Sprache kommen wird. Was immer hier gesagt wird, wird protokolliert und kann später verwendet werden. Also begibt sich Drummond klugerweise, anstatt sie zu einer Hure zu machen, die bereitwillig mit jedem ins Bett ging, auf eine höhere Ebene.
«Darüber weiß ich wirklich nichts«, sagt Pellrod und kassiert einen kleinen Punkt bei den Geschworenen.
Sie schlagen noch ein bißchen mehr Zeit tot und ziehen es fast bis zwölf Uhr hin, bevor Pellrod mir ausgeliefert wird. Kipler will für den Lunch unterbrechen, aber ich versichere ihm, daß es nicht lange dauern wird. Er erklärt sich widerstrebend einverstanden.
Ich fange damit an, daß ich Pellrod eine Kopie des Abweisungsschreibens gebe, das er unterzeichnet und an Dot Black geschickt hat. Es war die vierte Abweisung, und sie wurde damit begründet, daß Donny Rays Leukämie eine Krankheit wäre, die bereits vor Vertragsabschluß bestanden hätte. Ich fordere ihn auf, den Brief den Geschworenen vorzulesen, und er gibt zu, daß er ihn geschrieben hat. Ich lasse zu, daß er zu erklären versucht, weshalb er ihn geschrieben hat; aber natürlich gibt es dafür keine Erklärung. Der Brief war eine Privatangelegenheit zwischen Pellrod und Dot Black, nie dazu bestimmt, irgend jemand anderem unter die Augen zu kommen, schon gar nicht in diesem Gerichtssaal.
Er redet über ein Formular, das irrtümlich von Jackie ausgefüllt wurde, und über ein Mißverständnis mit Mr. Krokit; nun ja, die ganze Sache war einfach ein Versehen. Und es tut ihm sehr leid.
«Es ist ein bißchen spät für eine Entschuldigung, nicht wahr?«
«Vermutlich.«
«Als Sie diesen Brief schrieben, haben Sie nicht gewußt, daß es noch vier weitere Abweisungsschreiben geben würde, oder?«
«Nein.«
«Also sollte dieser Brief die endgültige Abweisung von Mrs. Blacks Anspruch sein, richtig?«
Der Brief enthält die Worte» endgültige Abweisung«.
«Vermutlich.«
«Woran ist Donny Ray Black gestorben?«
Er zuckt die Achseln.»Leukämie.«
«Und welche Krankheit führte zur Erhebung des Anspruchs?«
«Leukämie.«
«Auf welche Vorerkrankung bezieht sich Ihr Schreiben?«
«Eine Grippe.«
«Und wann hatte er diese Grippe?«
«Das weiß ich nicht genau.«
«Ich kann die Akte holen, wenn Sie sie mit mir durchsehen wollen.«
«Nein, das ist okay. «Alles, um mich von der Akte fernzuhalten.»Ich glaube, er war fünfzehn oder sechzehn«, sagt er.
«Er hatte also eine Grippe, als er fünfzehn oder sechzehn war, also bevor die Police ausgestellt wurde, und sie wurde im Antrag nicht erwähnt.«
«Das ist richtig.«
«Also. Mr. Pellrod, haben Sie im Laufe Ihrer langjährigen Erfahrung mit Schadensfällen jemals einen Fall erlebt, bei dem eine Grippe irgend etwas mit einer fünf Jahre später ausgebrochenen Leukämie zu tun hatte?«
Darauf gibt es nur eine Antwort, aber er kann sie einfach nicht geben.»Ich glaube nicht.«
«Heißt das nein?«
«Ja, es heißt nein.«
«Also hatte die Grippe nichts mit der Leukämie zu tun?«
«Nein.«
«Also haben Sie in Ihrem Brief gelogen, nicht wahr?«
Natürlich hat er in seinem Brief gelogen, und wenn er behaupten würde, er hätte damals nicht gelogen, würde er jetzt lügen. Den Geschworenen würde es nicht entgehen. Er sitzt in der Falle, aber Drummond hatte Zeit, mit ihm zu arbeiten.
«Der Brief war ein Irrtum«, sagt Pellrod.
«Eine Lüge oder ein Irrtum?«
«Ein Irrtum.«
«Ein Irrtum, der dazu beigetragen hat, daß Donny Ray Black gestorben ist?«
«Einspruch!«brüllt Drummond von seinem Platz aus.
Kipler denkt eine Sekunde darüber nach. Ich hatte einen Einspruch erwartet, und ich rechne damit, daß ihm stattgegeben wird. Seine Ehren jedoch ist anderer Ansicht.»Abgelehnt. Beantworten Sie die Frage.«
«Ich möchte einen grundsätzlichen Einspruch gegen diese Art der Befragung erheben«, sagt Drummond wütend.
«Zur Kenntnis genommen. Bitte beantworten Sie die Frage, Mr. Pellrod.«
«Es war ein Irrtum, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
«Keine Lüge?«
«Nein.«
«Was ist mit Ihrer Aussage vor dieser Jury? Steckt sie voller Lügen oder voller Irrtümer?«
«Keines von beidem.«
Ich drehe mich um und zeige auf Dot Black, dann wende ich mich wieder an den Zeugen.»Mr. Pellrod, können Sie als leitender Schadenssachbearbeiter Mrs. Black hier in die Augen sehen und ihr sagen, daß der Anspruch ihres Sohnes von Ihrer Gesellschaft fair gehandhabt wurde? Können Sie das?«
Er zwinkert und windet sich und runzelt die Stirn und wirft Drummond einen Instruktionen heischenden Blick zu. Er räuspert sich, versucht, den Beleidigten zu spielen, sagt:»Ich glaube nicht, daß ich dazu gezwungen werden kann.«
«Danke. Keine weiteren Fragen.«
Ich habe weniger als fünf Minuten gebraucht, und die Verteidigung ist ins Schleudern gekommen. Sie dachte, wir würden den Tag mit Reisky verbringen und dann morgen mit Pellrod weitermachen. Aber ich denke nicht daran, mit diesen Affen Zeit zu vergeuden. Ich will zu den Geschworenen sprechen.
Kipler ordnet eine zweistündige Lunchpause an. Ich nehme Leo beiseite und gebe ihm eine Liste von sechs zusätzlichen Zeugen.
«Was zum Teufel ist das?«fragt er.
«Sechs Ärzte, alle aus der Stadt, alles Onkologen, alle bereit, hier auszusagen, falls Sie Ihren Quacksalber aufrufen. «Walter Kord ist wütend über Drummonds Vorhaben, Knochenmarkstransplantationen als ein experimentelles Verfahren hinzustellen. Er hat seine Partner und Freunde bekniet, und sie stehen bereit, um auszusagen.
«Er ist kein Quacksalber.«
«Sie wissen, daß er ein Quacksalber ist. Er ist ein Spinner aus New York oder irgendeiner anderen fernen Stadt. Ich habe hier sechs Einheimische. Rufen Sie ihn auf. Könnte lustig werden.«
«Diese Zeugen wurden nicht in der Vorverhandlung benannt. Eine solche Überrumpelung ist unfair.«
«Sie sind Widerlegungszeugen. Beschweren Sie sich beim Richter. «Ich gehe fort, während er noch dasteht und auf meine Liste starrt.
Nach dem Lunch, aber bevor Kipler die Sitzung wieder eröffnet hat, unterhalte ich mich neben meinem Tisch mit Dr. Walter Kord und zweien seiner Partner. In der vordersten Reihe hinter dem Tisch der Verteidigung sitzt ganz für sich allein Dr. Milton Jiffy, Drummonds Quacksalber. Während sich die Anwälte auf die Nachmittagssitzung vorbereiten, rufe ich Drummond herbei und mache ihn mit Kords Partnern bekannt. Es ist ein peinlicher Moment. Drummond ist sichtlich betroffen von ihrer Anwesenheit im Saal. Die drei Ärzte nehmen ihre Plätze in der vordersten Reihe hinter mir ein. Die fünf Clowns von Trent & Brent können nicht anders, sie müssen sie anstarren.
Die Geschworenen werden hereingeführt, und Drummond ruft Jack Underhall in den Zeugenstand. Er wird vereidigt, setzt sich und grinst die Geschworenen idiotisch an. Sie haben ihn jetzt seit drei Tagen ständig vor Augen gehabt, und ich kann nicht begreifen, wie Drummond auf die Idee kommt, daß man diesem Kerl glauben könnte.