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Ich schaue auf die Uhr. Acht Minuten.

Er schaut auf seine. Ein Stirnrunzeln, dann sagt er zu mir:»Interessanter Vorschlag. Lassen Sie mich darüber nachdenken. Ohne meine Partner kann ich das nicht entscheiden. Wir treffen uns jeden Donnerstagmorgen zu einer Besprechung. «Er steht bereits.»Dann werde ich die Sache vorbringen. Wir haben so etwas bisher noch nie in Betracht gezogen. «Er ist um den Schreibtisch herum, bereit, mich hinauszueskortieren.

«Es wird funktionieren, Mr. Nunley. Fünfundzwanzigtausend ist fast geschenkt. «Ich weiche zur Tür zurück.

Einen Moment lang wirkt er wie gelähmt.»Oh, es ist nicht das Geld«, sagt er, als würden er und seine Partner nicht einmal in Traum daran denken, weniger zu zahlen als Tinley Britt.»Es ist nur so, daß die Geschäfte im Augenblick bestens laufen. Wir verdienen recht gut, müssen Sie wissen. Alle sind glücklich. Aber ans Expandieren haben wir noch nie gedacht. «Er öffnet die Tür, wartet, daß ich gehe.»Sie hören von uns.«

Er folgt mir dicht auf den Fersen ins Foyer und sagt der Sekretärin, sie solle sich meine Telefonnummer geben lassen. Dann schüttelt er mir noch einmal die Hand, wünscht mir alles Gute, verspricht, bald anzurufen, und Sekunden später stehe ich wieder auf der Straße.

Es dauert ein oder zwei Minuten, bis ich meine Gedanken geordnet habe. Da habe ich mich soeben bereit erklärt, meine gesamte Ausbildung für einen Apfel und ein Ei an etwas zu vergeuden, das man nun wahrlich nicht als das Beste bezeichnen kann, und was hat es mir eingebracht? Es war nur eine Frage von Minuten, und schon stehe ich wieder auf dem Gehsteig. Wie sich herausstellen sollte, gehörte mein Gespräch mit Roderick Nunley noch zu meinen erfolgreicheren Unternehmungen.

Es ist fast zehn. In einer halben Stunde habe ich Ausgewählte Texte aus dem Code Napoleon, eine Vorlesung, die ich besuchen muß, weil ich eine Woche geschwänzt habe. Ich könnte sie ohne weiteres auch die nächsten drei Wochen schwänzen. Es gibt keine Abschlußprüfung.

In diesen Tagen bewege ich mich nach Belieben in der Juristischen Fakultät und schäme mich nicht mehr, mein Gesicht zu zeigen. Jetzt, da es nur noch eine Sache von Tagen ist, lassen sich die meisten Studenten im dritten Jahr hier gar nicht mehr sehen. Das Studium beginnt mit einem Trommelfeuer aus intensiver Arbeit und Prüfungsdruck, aber es endet mit ein paar vereinzelten Salven aus harmlosen Fragebögen und Wegwerfpapieren. Wir alle verbringen mehr Zeit mit dem Büffeln für das Anwaltsexamen als damit, uns über unsere letzten Vorlesungen den Kopf zu zerbrechen.

Die meisten von uns bereiten sich darauf vor, ins Erwerbsleben einzutreten.

Madeline Skinner hat sich meines Problems angenommen, als wäre es ihr eigenes. Und sie leidet fast so sehr wie ich, weil wir beide kein Glück haben. Da ist ein Staatssenator aus Memphis, dessen Büro in Nashville vielleicht einen Anwalt zur Ausarbeitung von Gesetzesvorlagen brauchen könnte — dreißigtausend mit Zulagen, aber dafür sind eine Anwaltslizenz und zwei Jahre Praxis erforderlich. Eine kleine Firma sucht einen Anwalt mit einem Zwischenexamen in Buchführung. Ich habe Geschichte im Nebenfach studiert.

«Es kann sein, daß bei der Fürsorge in Shelby County im August eine Stelle als Amtsanwalt frei wird. «Sie hantiert mit den Papieren auf ihrem Schreibtisch und versucht verzweifelt, etwas zu finden.

«Bei der Fürsorge?«frage ich.

«Hört sich großartig an, oder etwa nicht?«

«Wie ist die Bezahlung?«

«Achtzehntausend.«

«Welche Art von Arbeit?«

«Väter aufspüren, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, Alimente eintreiben, Vaterschaftsklagen, das übliche.«

«Klingt gefährlich.«

«Es ist ein Job.«

«Und was soll ich bis August tun?«

«Für das Anwaltsexamen lernen.«»Klar, und wenn ich auf Teufel komm raus lerne und das Examen bestehe, dann darf ich für die Fürsorge arbeiten und einen Hungerlohn kassieren?«

«Hören Sie, Rudy…«

«Tut mir leid. Es war ein harter T ag.«

Ich verspreche, morgen wiederzukommen. Aber dabei wird zweifellos auch nichts anderes herausspringen als eine Neuauflage unseres heutigen Gesprächs.

Kapitel 8

Booker hat die Formulare irgendwo in den Tiefen der Kanzlei Shankle gefunden. Er meinte, sie hätten irgendwo im Keller einen Anwalt sitzen, der gelegentlich mit Fällen von Zahlungsunfähigkeit zu tun hätte, und der konnte die erforderlichen Papiere abstauben.

Viel falsch machen kann man da nicht. Auflisten der Aktiva auf einer Seite, in meinem Fall eine einfache und schnelle Sache. Auf der nächsten Seite eine Liste der Verbindlichkeiten. Platz für Angaben über Arbeitsverhältnisse, schwebende Verfahren und so weiter. Es ist ein sogenanntes Abschnitt-7-Ver-fahren, ein schlichter Konkurs, bei dem die Aktiva zur Tilgung der Schulden verwendet und diese dann gelöscht werden.

Ich bin nicht mehr bei Yogi's angestellt. Ich arbeite weiter, aber jetzt werde ich bar bezahlt, nichts Schriftliches. Nichts, was ich vorlegen oder beifügen müßte. Keine Verpflichtung, meinen bescheidenen Lohn mit Texaco zu teilen. Ich habe mit Prince über mein Problem gesprochen, ihm erzählt, wie schlecht die Dinge stehen, habe den Studiengebühren und den Kreditkarten die Schuld daran gegeben, und er war geradezu begeistert von der Idee, mir meinen Lohn bar auszuzahlen und der Regierung ein Schnippchen zu schlagen. Er ist ein überzeugter Anhänger der Devise» Bargeld und keine Steuern«.

Prince hat sich erboten, mir Geld zu leihen, damit ich Kaution stellen kann, aber das hätte nicht funktioniert. Er glaubt, ich würde bald ein reicher junger Anwalt sein und eine Menge Geld verdienen, und ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihm zu sagen, daß ich vermutlich noch eine ganze Weile bei ihm arbeiten werde.

Ich habe ihm auch nicht gesagt, wie hoch das Darlehen sein müßte. Texaco hat mich auf 612,88 Dollar verklagt, eine Summe, die Gerichtskosten und Anwaltshonorare einschließt. Mein Hauswirt klagt auf 809 Dollar, gleichfalls einschließlich

Kosten und Honorare. Aber die wahren Wölfe setzen gerade erst zum Sprung an. Sie schreiben böse Briefe und drohen bereits damit, die Anwälte einzuschalten.

Ich habe eine MasterCard und eine Visa Card, ausgestellt von verschiedenen Banken hier in Memphis. Zwischen Thanksgiving und Weihnachten im vorigen Jahr, im Verlauf einer kurzen glücklichen Zeitspanne, in der mir in wenigen Monaten ein guter Job winkte und ich bis über beide Ohren in Sara verliebt war, bin ich losgezogen, um ihr ein paar hübsche Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Ich wollte teure Dinge von bleibendem Wert. Mit der MasterCard habe ich ein goldenes, mit Diamanten besetztes Armband für siebzehnhundert Dollar gekauft, und mit der Visa Card erstand ich für meine Liebste ein Paar antiker silberner Ohrringe. Sie haben mich elfhundert Dollar gekostet. Am Tag, bevor sie mir erklärte, daß sie mich nie wiedersehen wollte, ging ich in ein Delikatessengeschäft und kaufte eine Flasche Dom Perignon, ein halbes Pfund Gänseleberpastete, ein bißchen Kaviar, mehrere Sorten guten Käse und noch ein paar weitere hübsche Sächelchen für unser Weihnachtsmahl. Hat mich dreihundert Dollar gekostet, aber wenn schon, das Leben ist kurz.

Die heimtückischen Banken, die die Karten ausstellten, hatten aus mir unerfindlichen Gründen nur ein paar Wochen vor Weihnachten meinen Kreditrahmen erhöht. Ich sah mich plötzlich imstande, nach Herzenslust Geld auszugeben, und da Graduierung und Arbeit nur Monate entfernt waren, wußte ich, daß ich mich schon durchbeißen und bis zum Sommer die verlangten, kleinen monatlichen Abzahlungen aufbringen würde. Also gab ich das Geld mit vollen Händen aus und träumte von einem herrlichen Leben mit Sara.

Jetzt bin ich stocksauer auf mich selbst, weil ich das getan habe, aber ich habe damals wirklich Bleistift und Papier zur Hand genommen und alles genau ausgerechnet.