Выбрать главу

«Okay. Geht in Ordnung.«

«Sie bekommen ein Büro, wir sind schon dabei, eine Sekretärin einzustellen, die Ihnen assistieren wird. Die Arbeitszeit beträgt mindestens sechzig Stunden pro Woche. Sie beginnt um acht Uhr morgens und endet je nachdem. Kein Anwalt in dieser Kanzlei arbeitet weniger als sechzig Stunden.«

«Kein Problem. «Ich würde auch neunzig Stunden arbeiten. Bloß weg von Miss Birdie und ihrem Kiefernborkenmulch.

Er konsultiert seine Notizen.»Und wir übernehmen die Vertretung für — wie hieß Ihr Fall doch gleich?«

«Black. Black gegen Greet Benefit.«

«Okay. Wir werden die Blacks gegen die Great Benefit Life Insurance Company vertreten. Sie werden an dem Fall arbeiten, haben aber keinerlei Anspruch auf irgendwelche Honorare, sollte es soweit kommen.«

«Richtig.«

«Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«sagt er, in Richtung Mikrofon sprechend.

«Wann fange ich an?«

«Jetzt gleich. Ich möchte noch heute abend den Fall mit Ihnen durchsprechen, wenn Sie Zeit dazu haben.«

«Okay.«

«Sonst noch etwas?«

Ich schlucke schwer.»Ich habe Anfang dieses Monats einen Offenbarungseid geleistet. Eine lange Geschichte.«

«Ist das nicht immer so? Sieben oder Dreizehn?«

«Glatte Sieben.«

«Dann kann Ihr Gehalt nicht gepfändet werden. Außerdem lernen Sie für das Anwaltsexamen in Ihrer Freizeit.«

«Gut.«

Er stellt das Diktiergerät ab und bietet mir abermals eine Frühlingsrolle an. Ich danke. Dann folge ich ihm eine Wendeltreppe hinunter in eine kleine Bibliothek.

«Hier kann man sich leicht verlaufen«, sagt er.

«Es ist unglaublich«, sage ich und staune über das Labyrinth aus Zimmern und Fluren.

Wir setzen uns an einen lisch und nehmen uns die Akte Black vor. Er zeigt sich beeindruckt von meiner Organisation. Er fragt nach dieser oder jener Unterlage. Ich habe sie schon bei der Hand. Er will Namen und Daten. Ich habe sie alle parat. Dann mache ich Kopien von allem — eine Kopie für seine Akte, eine für meine.

Ich habe alles außer einem von den Blacks unterschriebenen Vertrag über die juristische Vertretung. Das scheint ihn zu überraschen, und ich erkläre, wie ich an den Fall geraten bin.

Wir müssen zusehen, daß wir einen Vertrag bekommen, sagt er mehr als einmal.

Als ich gehe, ist es nach zehn. Bei der Fahrt durch die Stadt ertappe ich mich dabei, wie ich in den Rückspiegel lächle. Gleich morgen früh werde ich Booker anrufen und ihm die gute Nachricht mitteilen. Dann werde ich Madeline Skinner ein paar Blumen bringen und mich bei ihr bedanken.

Es mag ein sehr bescheidener Job sein, aber der Weg kann nur nach oben führen. Gebt mir ein Jahr, und ich werde mehr Geld verdienen als Sara Plankmore und S. Todd und N. Elizabeth und F. Franklin und hundert andere Arschlöcher, denen ich in den letzten Monaten ängstlich aus dem Wege gegangen bin. Laßt mir nur ein bißchen Zeit.

Ich mache bei Yogi's Station und trinke ein Glas mit Prince. Ich erzähle ihm die wundervolle Neuigkeit, und er umarmt mich wie ein betrunkener Bär. Er meint, es täte ihm leid, mich zu verlieren. Ich sage ihm, ich würde trotzdem gern noch einen Monat oder so weiter für ihn arbeiten, vielleicht an den Wochenenden, bis ich das Examen hinter mir habe. Prince ist alles recht.

Ich sitze allein in einer Nische im Hintergrund, trinke ein Kühles und mustere die wenigen Gäste. Ich schäme mich nicht mehr. Zum ersten Mal seit Wochen schleppe ich nicht mehr dieses Gefühl der Demütigung mit mir herum. Jetzt bin ich bereit, in Aktion zu treten, meine Karriere in Angriff zu nehmen. Ich träume davon, Loyd Beck eines Tages in einem Gerichtssaal gegenüberzustehen.

Kapitel 12

Während ich mich durch die Fälle und Materialien hindurchwühlte, die Max Leuberg mir gegeben hat, war ich immer wieder verblüfft über die Anstrengungen, die reiche Versicherungsgesellschaften auf sich nehmen, um kleine Leute aufs Kreuz zu legen. Kein Dollar ist zu belanglos, um nicht verweigert, kein Plan zu kompliziert, um nicht in die Tat umgesetzt zu werden. Außerdem war ich verblüfft darüber, wie wenige Versicherungsnehmer tatsächlich vor Gericht ziehen. Die meisten konsultieren nicht einmal einen Anwalt. Man zeigt ihnen seitenweise juristisches Kauderwelsch in diesem Anhang hier und jenem Nachtrag da und redet ihnen ein, daß sie nur geglaubt hätten, sie wären versichert. Einer Untersuchung zufolge kommen wahrscheinlich nicht einmal fünf Prozent aller böswilligen Leistungsverweigerungen je einem Anwalt unter die Augen. Die Leute, die diese Policen kaufen, sind nicht gerade gebildet. Oft haben sie vor Anwälten ebensoviel Angst wie vor den Versicherungsgesellschaften. Schon der Gedanke, in einen Gerichtssaal gehen und vor einem Richter aussagen zu müssen, reicht aus, sie zum Schweigen zu bringen.

Barry Lancaster und ich verbringen fast zwei Tage damit, uns durch die Black-Akte hindurchzuwühlen. Er hat im Laufe der Jahre mehrere Leistungsverweigerungsfälle bearbeitet, mit unterschiedlichem Erfolg. Er sagt mehrfach, die Jurys in Memphis wären so verdammt konservativ, daß es schwer sei, einen gerechten Urteilsspruch zu erlangen. Das höre ich jetzt schon seit drei Jahren. Für einen Ort im Süden ist Memphis eine harte Gewerkschaftsstadt. Gewerkschaftsstädte bringen meistens gute Urteile zugunsten von Klägern zustande. Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund passiert das hier nur selten. Jonathan Lake hat eine Handvoll Millionen-Dollar-Ur-teile erreicht, zieht es jetzt aber vor, seine Fälle in anderen Staaten zu verhandeln.

Ich habe Mr. Lake noch nicht kennengelernt. Er steckt mit-ten in einem großen Prozeß und hat andere Dinge im Kopf, als seinen neuesten Mitarbeiter kennenzulernen.

Mein provisorisches Büro befindet sich in einer kleinen Bibliothek auf einer Empore oberhalb des zweiten Stockwerks. Es enthält drei runde Tische, acht Stapel Bücher, alle über ärztliche Kunstfehler. An meinem ersten vollen Arbeitstag hat Barry mir ein hübsches Büro gezeigt, nur ein paar Schritte von seinem entfernt, und erklärt, das würde in ein paar Wochen mir gehören. Muß erst frisch gestrichen werden, und es gibt irgendwelche Probleme mit den elektrischen Leitungen. Was kann man von einem alten Lagerhaus schon erwarten? hat er mich mehr als einmal gefragt.

Sonst habe ich noch niemanden in der Kanzlei kennengelernt, und ich bin sicher, das liegt daran, daß ich ein bescheidener Anwaltsgehilfe bin, kein Anwalt. Ich bin nichts Neues oder Besonderes. Anwaltsgehilfen kommen und gehen.

Sie sind alle sehr beschäftigt, und es geht hier nicht besonders kameradschaftlich zu. Barry spricht kaum über die anderen Anwälte im Haus; außerdem habe ich den Eindruck, daß jedes Prozeßteam so ziemlich auf sich allein gestellt ist. Ich habe das Gefühl, daß das Vorbereiten und Führen von Prozessen unter der Oberaufsicht von Jonathan Lake ein ziemlich hartes Geschäft ist.

Barry erscheint jeden Morgen kurz vor acht, und ich bin entschlossen, ihn an der Eingangstür zu erwarten, bis ich einen eigenen Schlüssel zu dem Gebäude bekommen habe. Offensichtlich ist Mr. Lake, was den Zugang zu seinem Bau betrifft, sehr eigen. Es gibt eine lange Geschichte, daß vor etlichen Jahren, als er in einem tückischen Prozeß mit einer Versicherung steckte, seine Telefone angezapft wurden. Barry hat mir die Geschichte erzählt, als ich das Thema eigener Schlüssel zum erstenmal zur Sprache brachte. Ein paar Wochen würde ich wohl noch so über mich ergehen lassen müssen, hat er gesagt. Und einen Lügendetektortest.

Er brachte mich auf der Empore unter, erteilte seine Anweisungen und verzog sich in sein Büro. Während der ersten beiden Tage hat er ungefähr alle zwei Stunden bei mir hereingeschaut. Ich kopierte die gesamte Black-Akte. Ohne sein Wissen fertigte ich auch eine vollständige Kopie der Akte für meine eigenen Unterlagen an. Am Ende des zweiten Tages nahm ich diese Kopie mit nach Hause, sicher in meinem hübschen neuen Aktenkoffer verstaut, einem Geschenk von Prince.