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Bruisers kleines Einkaufszentrum heißt Greenway Plaza, und während ich auf dem mit Müll übersäten Parkplatz in meinem Wagen sitze, sehe ich außer der Reinigung und dem Videoverleih noch einen Schnapsladen und ein kleines Cafe. Obwohl es in Anbetracht der geschwärzten Fenster und verriegelten Türen schwer zu sagen ist, scheint es doch so, als erstreckte sich die Kanzlei über sechs oder sieben Abschnitte im Zentrum der Häuserzeile. Zähneknirschend öffne ich die Tür.

Die in Jeans steckende Sekretärin ist auf der anderen Seite der brusthohen Trennwand zu sehen. Sie hat gebleichtes Haar und eine bemerkenswerte Figur, deren Kurven prächtig zur Schau gestellt sind.

Ich erkläre ihr meine Anwesenheit. Ich erwarte, abgewiesen und zum Gehen aufgefordert zu werden, aber sie ist höflich. Mit einer beiläufigen, intelligenten Stimme, überhaupt nicht flittchenhaft, fordert sie mich auf, die nötigen Einstellungsformulare auszufüllen. Mich verblüfft, daß dieser Betrieb, die Kanzlei von J. Lyman Stone, seinen Angestellten eine umfassende Krankenversicherung bietet. Ich lese sorgfältig das Kleingedruckte, weil ich halb und halb damit rechne, daß

Bruiser kleine Klauseln eingebracht hat, mit denen er seine Klauen noch tiefer in mein Fleisch bohrt.

Aber es gibt keine Überraschungen. Ich frage sie, ob ich Bruiser sehen kann, und sie bittet mich, zu warten. Ich setze mich auf einen Plastikstuhl in einer Reihe an der Wand. Der Empfangsbereich hat sehr viel Ähnlichkeit mit einem Sozialhilfebüro — stark abgetretener Fliesenboden mit einer dünnen Schmutzschicht, billige Stühle, mit dünnem Holz verkleidete Wände, eine erstaunliche Kollektion von zerfledderten Zeitschriften. Sie, Dru, die Sekretärin, hämmert auf der Schreibmaschine und bedient gleichzeitig das Telefon. Es läutet häufig, und sie ist sehr tüchtig und schafft es oft sogar, während sie mit den Mandanten plaudert, schnell und ohne Unterbrechung weiterzutippen.

Schließlich schickt sie mich nach hinten zu meinem neuen Boß. Bruiser sitzt an seinem Schreibtisch und prüft meine Einstellungsformulare wie ein Buchhalter. Mich überrascht sein Interesse an Details. Er heißt mich willkommen, geht die finanziellen Bedingungen unserer Vereinbarung durch, dann schiebt er mir einen Vertrag zu. Er ist vorgedruckt, mit meinem Namen auf den Leerstellen. Ich lese ihn durch, dann unterschreibe ich. Er enthält eine Klausel, derzufolge jeder von uns das Arbeitsverhältnis mit einer Frist von dreißig Tagen beenden kann. Dafür bin ich recht dankbar, aber ich vermute, er hat sie aus gutem Grund eingefügt.

Ich erkläre, daß ich kürzlich einen Offenbarungseid leisten mußte. Morgen muß ich zu meiner ersten Zusammenkunft mit meinen Gläubigern vor Gericht erscheinen. Das wird als Schuldnerverhör bezeichnet, und die Anwälte der Leute, bei denen ich in der Kreide stehe, haben das Recht, in meiner schmutzigen Wäsche zu wühlen. Sie dürfen praktisch jede Frage stellen, die sie über meine finanziellen Verhältnisse und über mein Leben im allgemeinen stellen möchten. Es wird keine große Sache sein. Es besteht sogar eine gute Chance, daß niemand dasein wird, der über mich herfällt.

Wegen dieser Anhörung ist es aber für mich von Vorteil, wenn ich noch ein paar Tage arbeitslos bleibe. Ich bitte Bruiser, den Vertrag vorerst zurückzuhalten und die Zahlung meines ersten Monatsgehalts bis nach der Anhörung aufzuschieben. Das hat einen betrügerischen Unterton, und Bruiser gefällt es. Kein Problem.

Er macht mit mir eine schnelle Runde durch die Kanzlei. Sie ist genau das, was ich mir vorgestellt hatte — ein Konglomerat von Räumen, die hier und dort geschaffen wurden, als die Kanzlei sich von einem Bauabschnitt zum nächsten ausdehnte und Trennwände niedergerissen wurden. Wir dringen immer tiefer in das Labyrinth ein. Er macht mich mit zwei überarbeiteten Frauen in einem kleinen, mit Computern und Druckern vollgestopften Raum bekannt. Ich bezweifle, daß sie je auf irgendeiner Bartheke getanzt haben.»Ich glaube, im Augenblick haben wir sechs Mädchen«, sagt er, während wir weitergehen. Eine Sekretärin ist einfach ein Mädchen.

Er stellt mir zwei der Anwälte vor, recht nette Männer, schlecht gekleidet und in engen Büros arbeitend.»Wir sind herunter auf fünf Anwälte«, erklärt er, als wir die Bibliothek betreten.»Früher waren es sieben, aber das bedeutete zu viele Kopfschmerzen. Je mehr ich einstelle, desto mehr habe ich um die Ohren. Mit den Mädchen ist es dasselbe.«

Die Bibliothek ist ein langer, schmaler Raum mit Büchern vom Fußboden bis zur Decke in keiner erkennbaren Ordnung. Ein langer Tisch in der Mitte ist übersät mit aufgeschlagenen Bänden und zerknüllten Notizzetteln.»Einige von diesen Burschen sind Schweine«, murmelt er.»Also, was halten Sie von meinem kleinen Reich?«

«Schwer in Ordnung«, sage ich, und das ist nicht gelogen. Ich bin erleichtert zu sehen, daß hier tatsächlich Recht praktiziert wird. Bruiser mag ein Ganove mit guten Beziehungen sein, der in fragwürdige Geschäfte und betrügerische Investitionen verwickelt ist; trotzdem ist er ein Anwalt. Seine Kanzlei ist erfüllt vom geschäftigen Gesumm durchaus legitimer Unternehmungen.

«Nicht so elegant wie bei den Großen in der Innenstadt«, sagt er, keineswegs entschuldigend.»Aber es ist alles bezahlt. Habe es vor fünfzehn Jahren gekauft. Ihr Büro ist da drüben. «Er streckt den Arm aus, und wir verlassen die Bibliothek. Zwei Türen weiter, neben einem Cola-Automaten, befindet sich ein reichlich abgenutzter Raum mit einem Schreibtisch, ein paar Stühlen, Aktenschränken und Pferdebildern an den Wänden. Auf dem Schreibtisch ein Telefon und ein Diktiergerät, daneben ein Stapel Notizblöcke. Alles ist sauber und ordentlich. Der Raum riecht leicht nach einem Desinfektionsmittel, als wäre er in der letzten Stunde gesäubert worden.

Er gibt mir einen Ring mit zwei Schlüsseln daran.»Der ist für die Vordertür, der andere für Ihr Büro. Sie können jederzeit kommen und gehen. Aber seien Sie nachts vorsichtig. Das hier ist nicht die allerfeinste Gegend.«

«Ich muß mit Ihnen reden«, sage ich, die Schlüssel nehmend.

Er schaut auf die Uhr.»Wie lange?«

«Geben Sie mir eine halbe Stunde. Es ist dringend.«

Er zuckt die Achseln, und ich folge ihm zurück in sein Büro, wo er sein breites Hinterteil auf seinem Ledersessel deponiert.»Was liegt an?«fragt er, ganz Geschäftsmann, holt einen Designerstift aus der Tasche und zieht den obligatorischen Notizblock heran. Er fängt an zu schreiben, noch bevor ich den Mund aufgemacht habe.

Ich liefere ihm eine rasche Zusammenfassung des BlackFalles mit sämtlichen Fakten, für die ich zehn Minuten brauche. Dann erzähle ich ihm die Geschichte meiner Entlassung durch die Kanzlei Lake. Ich erkläre, wie Barry Lancaster mich benutzt hat, um mir den Fall zu stehlen.»Wir müssen die Klage noch heute einreichen«, erkläre ich ihm eindringlich.»Weil der Fall offiziell Lancaster gehört. Ich vermute, daß er bald Klage erheben wird.«

Bruiser mustert mich mit seinen schwarzen Augen. Ich glaube, ich habe seine Aufmerksamkeit erregt. Der Gedanke, der Kanzlei Lake vor Gericht zuvorzukommen, gefällt ihm.»Was ist mit den Mandanten?«fragt er.»Sie haben Lake engagiert.«

«Ja. Aber ich werde noch mal zu ihnen gehen. Sie hören auf mich. «Ich hole aus meinem Aktenkoffer die Rohfassung einer Klage gegen Great Benefit, an der Barry und ich Stunden gesessen haben. Bruiser liest sie sorgfältig durch.

Dann gebe ich ihm ein Kündigungsschreiben an Barry X.

Lancaster, das ich aufgesetzt habe und das alle drei Blacks unterschreiben sollen. Er liest es langsam durch.

«Gute Arbeit, Rudy«, sagt er, und ich komme mir vor wie ein gerissener Winkeladvokat.»Lassen Sie mich raten. Sie reichen heute nachmittag die Klage ein, dann fahren Sie mit einer Kopie davon zu den Blacks. Sie zeigen sie ihnen, dann bringen Sie sie dazu, die Kündigung zu unterschreiben.«

«Richtig. Ich brauche nur Ihren Namen und Ihre Unterschrift auf der Klage. Ich erledige die Arbeit und halte Sie auf dem laufenden.«