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«Tut mir leid. Aber wir müssen schnell handeln.«

«Wieviel wissen Sie?«

«Genug, um überzeugt zu sein. Fragen Sie nicht weiter.«

«Geben Sie mir ein paar Stunden Zeit. Lassen Sie es mich überschlafen.«

«In Ordnung. Wir müssen morgen früh zum Gericht, aber wir sollten uns zeitig treffen. Bei Trudy's. Im Büro können wir nicht reden. Sie überschlafen es und sagen mir morgen früh Bescheid.«

«Abgemacht.«

«Wie viele Akten haben Sie?«

Ich denke einen Moment nach. Ich habe eine dicke Akte zum Fall Black, eine ziemlich dünne über Miss Birdie und einen wertlosen Schadenersatzfall eines Arbeiters, den Bruiser mir vorige Woche auf den Schreibtisch geknallt hat.»Drei.«

«Holen Sie sie aus Ihrem Büro. Nehmen Sie sie mit nach Hause.«

«Gleich?«

«Gleich. Noch heute nachmittag. Und wenn Sie sonst noch etwas aus Ihrem Büro haben wollen, dann schaffen Sie es schnell weg. Aber lassen Sie sich nicht erwischen, okay?«

«Werden wir überwacht?«

Er zuckt zusammen und schaut sich um, dann nickt er bedächtig und verdreht hinter seinen dicken Brillengläsern die Augen.

«Von wem?«

«Von den Feds, nehme ich an. Die Kanzlei wird ständig beobachtet.«

Kapitel 23

Bruisers beiläufige Bemerkung, daß er mich bei der Black-Anhörung vielleicht die Vertretung unserer Position übernehmen lassen würde, hält mich fast die ganze Nacht hindurch wach. Ich weiß zwar nicht, ob er als weiser Mentor damit nur bluffen wollte, aber ich mache mir darüber mehr Gedanken als über die Frage, ob ich mit Deck zusammenarbeiten soll oder nicht.

Es ist noch dunkel, als ich bei Trudy's eintreffe. Ich bin ihr erster Gast. Der Kaffee ist frisch aufgebrüht, und die Doughnuts dampfen noch. Wir plaudern ein bißchen, aber Trudy hat viel zu tun.

Ich auch. Ich lasse die Zeitungen liegen und versenke mich in meine Notizen. Von Zeit zu Zeit schaue ich durch das Fenster auf den leeren Parkplatz und halte Ausschau nach Agenten in unauffälligen Fahrzeugen, die filterlose Zigaretten rauchen und abgestandenen Kaffee trinken, wie im Film. Manchmal kann man Deck aufs Wort glauben, dann wieder ist er so verquer, wie er aussieht.

Auch er kommt zeitig. Ein paar Minuten nach sieben bekommt er seinen Kaffee und läßt sich auf dem Stuhl mir gegenüber nieder. Das Lokal ist jetzt halb voll.

«Und?«ist sein erstes Wort.

«Versuchen wir es für ein Jahr«, sage ich. Ich habe beschlossen, daß wir beide eine Vereinbarung unterschreiben, die auf ein Jahr befristet ist und außerdem eine dreißigtägige Kündigungsfrist enthält für den Fall, daß einer von uns nicht mehr mitmachen will.

Und schon strahlen mich Decks glänzende Zähne an, er kann seine Freude nicht verhehlen. Über den Tisch hinweg streckt er mir die Hand entgegen. Dies ist ein ganz großer Augenblick für Deck. Ich wollte, ich könnte dasselbe empfinden wie er.

Ich habe weiterhin beschlossen, daß ich versuchen werde, ihn an die Kandare zu nehmen und davon abzubringen, daß er jeder Katastrophe nachrennt. Wenn wir hart arbeiten und für unsere Mandanten tun, was wir können, werden wir gut über die Runden kommen und uns hoffentlich vergrößern. Ich werde Deck ermutigen, fürs Anwaltsexamen zu lernen, seine Lizenz zu erwerben und seine Profession mit mehr Respekt zu betrachten.

Das muß natürlich allmählich geschehen.

Und ich bin keineswegs naiv. Von Deck zu erwarten, daß er sich von Krankenhäusern fernhält, ist ungefähr dasselbe, wie von einem Trinker, daß er nicht mehr in die Kneipe geht. Aber ich werde es wenigstens versuchen.

«Haben Sie Ihre Akten geholt?«flüstert er und schaut zur Tür, durch die gerade zwei Lastwagenfahrer hereingekommen sind.

«Ja. Und Sie?«

«Ich habe schon die ganze Woche Zeug herausgeschmuggelt.«

Darüber möchte ich lieber nichts Genaueres hören. Ich lenke das Gespräch auf die Black-Anhörung, und Deck lenkt es wieder zurück auf unser neues Unternehmen. Um acht machen wir uns auf den Weg zu unseren Büros. Deck mustert jeden Wagen auf dem Parkplatz, als wären sie allesamt voll mit FBI-Agenten.

Viertel nach acht ist Bruiser noch nicht erschienen. Deck und ich diskutieren über die Argumente in Drummonds Schriftsätzen. Hier, wo die Wände und die Telefone möglicherweise verwanzt sind, unterhalten wir uns nur noch über juristische Dinge.

Halb neun, und noch keine Spur von Bruiser. Er hatte ausdrücklich gesagt, er würde um acht dasein, damit wir die Akte noch einmal durchgehen könnten. Richter Hales Gerichtssaal befindet sich im Shelby County Courthouse, eine Fahrt von etwa zwanzig Minuten, aber der Verkehr ist unberechenbar. Deck ruft widerstrebend in Bruisers Wohnung an, aber dort meldet sich niemand. Dru sagt, sie hätte ihn eigentlich so gegen acht erwartet. Sie versucht die Nummer von seinem Autotelefon, ebenfalls vergeblich. Kann sein, daß er im Gericht auf Sie wartet, sagt sie.

Deck und ich packen die Akte in meinen Koffer, und Viertel vor neun verlassen wir das Büro. Er kennt den kürzesten Weg, sagt er, also fährt er, während ich schwitze. Meine Hände sind feucht, und meine Kehle ist trocken. Wenn Bruiser mich bei dieser Anhörung hängenläßt, werde ich es ihm nie verzeihen. Im Gegenteiclass="underline" Ich werde ihn auf ewig hassen.

«Immer mit der Ruhe«, sagt Deck, der tief übers Lenkrad gebeugt im Zickzack zwischen den Fahrspuren hin- und herfährt und massenhaft rote Ampeln überfährt. Sogar Deck kann mir meine Angst ansehen.»Ich bin sicher, daß Bruiser dasein wird. «Sein Ton klingt alles andere als überzeugt.»Und wenn nicht, dann werden Sie's schon machen. Es ist schließlich nur eine Anhörung, ich meine, es sitzt ja keine Jury im Saal, nicht?«

«Halten Sie den Mund und konzentrieren Sie sich aufs Fahren. Und versuchen Sie, uns nicht umzubringen.«

«Ein bißchen nervös, wie?«

Wir sind in der Innenstadt, in dichtem Verkehr, und ich schaue mit Grausen auf die Uhr. Es ist genau neun. Deck drängt zwei Fußgänger von der Straße, dann fährt er über einen winzigen Parkplatz.»Sehen Sie die Tür da drüben?«sagt er und deutet auf eine Ecke des Shelby County Courthouse, eines gewaltigen Baus, der einen ganzen Block einnimmt.

«Ja.«

«Gehen Sie dort rein, eine Treppe hoch, der Gerichtssaal ist die dritte Tür rechts.«

«Und Sie glauben, daß Bruiser da ist?«frage ich mit ziemlich zittriger Stimme.

«Klar«, sagt er. Er lügt. Er steigt auf die Bremse, fährt an den Bordstein, und ich springe aus dem Wagen.»Ich komme nach, sobald ich geparkt habe«, ruft er. Ich renne ein paar Betonstufen hoch, durch die Tür, die Treppe zum ersten Stock hinauf, und dann befinde ich mich plötzlich in den Hallen der Gerechtigkeit.

Das Shelby County Courthouse ist alt, beeindruckend und wunderbar restauriert. Fußböden und Wände sind aus Marmor, die Doppeltüren aus poliertem Mahagoni. Der Flur ist breit, dunkel, still und gesäumt mit Holzbänken unter den Porträts hervorragender Juristen.

Ich verlangsame mein Tempo zu einem Joggen, dann bleibe ich vor dem Saal des Ehrenwerten Harvey Hale stehen. Bezirksgericht Abteilung Acht, steht auf einer Messingtafel neben der Tür.

Keine Spur von Bruiser außerhalb des Gerichtssaals, und als ich langsam die Tür aufstoße und hineinschaue, ist das erste, was ich nicht sehe, sein massiger Körper. Er ist nicht da.

Aber der Gerichtssaal ist nicht leer. Ich blicke den mit einem roten Teppich ausgelegten Gang hinunter, über die Reihen der polierten und mit Kissen belegten Bänke hinweg, durch die niedrige Schwingpforte und sehe, daß eine ganze Menge Leute auf mich warten. Hoch oben, auf einem großen, burgunderroten Ledersessel sitzt ein unsympathischer Mann in schwarzer Robe, von dem ich vermute, daß es Richter Hale sein muß, und blickt finster in meine Richtung. Eine Uhr an der Wand hinter ihm zeigt die Zeit mit zwölf Minuten nach neun an. Eine Hand stützt sein Kinn, während die Finger der anderen ungeduldig trommeln.