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«Also gut«, sagt er und schlägt leicht mit seinem Hammer auf den Tisch.»Das Gericht vertagt sich. Und, Mr. Morehouse, vergessen Sie nicht, mich anzurufen und mir diesen Fall zu nennen, bei dem Sie einem Schnellspurverfahren zugestimmt haben.«

T. Pierce grunzt gequält.

Kapitel 28

Der erste Monat im Geschäft mit Deck hat erbärmliche Ergebnisse gebracht. Wir haben zwölfhundert Dollar an Honoraren eingenommen — vierhundert von Jimmy Monk, einem Ladendieb, an den Deck sich im Stadtgericht herangemacht hat, zweihundert aus einem Fall von Trunkenheit am Steuer, den Deck auf irgendeine dubiose und immer noch unerklärte Methode an Land gezogen hat, und fünfhundert aus der Schadenersatzklage eines Arbeiters, die Deck an dem Tag, an dem wir uns aus dem Staub gemacht haben, aus Bruisers Kanzlei gestohlen hat. Die restlichen hundert Dollar waren das Honorar für ein Testament, das ich für ein Ehepaar in mittleren Jahren aufgesetzt habe, das rein zufällig in unsere Kanzlei geraten war. Sie waren auf der Suche nach Antiquitäten, verliefen sich unten im Laden und landeten in meinem Büro, wo ich gerade ein Nickerchen an meinem Schreibtisch machte. Wir unterhielten uns eine Weile, das eine führte zum anderen, und sie warteten, während ich ihre Testamente in die Maschine tippte. Sie zahlten bar, worüber ich Deck, unseren Buchhalter, getreulich informierte. Mein erstes Honorar wurde ethisch einwandfrei verdient.

Wir haben fünfhundert Dollar für Miete ausgegeben, vierhundert für Briefpapier und Visitenkarten, ungefähr fünfundfünfzig für Wasser- und Stromanschluß, achthundert für eine geleaste Telefonanlage und die Rechnung für den ersten Monat, dreihundert als erste Rate für die Schreibtische und ein paar andere Möbelstücke, die wir von unserem Hauswirt erworben hatten, zweihundert an Anwaltsbeiträgen, dreihundert für allen möglichen und schwer nachzuweisenden Kleinkram, fünfundsiebzig für ein Faxgerät, vierhundert für die Aufstellung eines billigen Computers und die erste Monatsmiete dafür, und fünfzig Dollar für eine Anzeige in einem Restaurantführer.

Insgesamt haben wir zweitausendvierhundert Dollar ausgegeben, von denen das meiste Gott sei Dank Anfangskosten waren, die sich nicht wiederholen werden. Deck hat es bis auf den letzten Cent kalkuliert. Er rechnet, nach den Anfangsausgaben, mit monatlichen Unkosten von rund eintausendneunhundert Dollar. Er tut so, als wäre er begeistert, wie gut die Dinge angelaufen sind.

Man kann seinem Enthusiasmus kaum entkommen. Er wohnt im Büro. Er ist ledig, weit weg von seinen Kindern und lebt in einer Stadt, in der er nicht zu Hause ist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er viel Zeit damit verbringt, die Vergnügungsviertel unsicher zu machen. Die einzige Zerstreuung, die er erwähnt hat, sind die Kasinos in Mississippi.

Er erscheint gewöhnlich ungefähr eine Stunde nach mir zur Arbeit und verbringt die meisten Vormittage in seinem Büro am Telefon. Der Himmel weiß, mit wem er da spricht, aber ich denke, er wird irgend jemandem unsere Dienste anbieten oder Unfallberichte überprüfen oder auch nur seine Kontakte pflegen. Er fragt mich jeden Morgen, ob ich irgendwelche Schreibarbeit für ihn habe. Wir haben schnell festgestellt, daß er wesentlich besser tippen kann als ich, und er ist immer begierig, meine Briefe und Dokumente zu schreiben. Er reißt sich ein Bein aus, um Telefonanrufe entgegenzunehmen, geht los und holt Kaffee, fegt das Büro, läuft mit dem zu kopierenden Material zur Druckerei. Deck hat keinen Stolz und will, daß ich glücklich bin.

Er lernt nicht fürs Anwaltsexamen. Wir haben einmal darüber gesprochen, und er hat schnell das Thema gewechselt.

Am späten Vormittag macht er gewöhnlich Pläne, einen nicht näher bezeichneten Ort aufzusuchen und sich um irgendwelche mysteriösen Geschäfte zu kümmern. Ich bin sicher, er begibt sich in irgendein Zentrum juristischer Aktivitäten, vielleicht das Konkurs- oder das Stadtgericht, und versucht jemanden auf zutun, der einen Anwalt braucht. Wir sprechen nicht darüber. Abends macht er seine Runde durch die Krankenhäuser.

Es war nur eine Sache von Tagen, bis wir unsere kleine Suite aus Büros aufgeteilt und unsere eigenen Bereiche abgesteckt hatten. Deck findet, ich sollte den größten Teil des Tages damit verbringen, mich auf den unzähligen Gerichtsfuren herumzutreiben und nach Mandanten Ausschau zu halten. Ich spüre seine Frustration darüber, daß ich nicht aggressiver bin. Er hat meine Fragen nach Ethik und Taktik satt. Das da draußen ist eine harte und rücksichtslose Welt mit Unmengen von hungrigen Anwälten, die sich mit der Halsabschneiderei bestens auskennen. Wenn Sie sich hier den ganzen Tag den Hintern platt sitzen, werden Sie verhungern. Die guten Fälle kommen nicht von alleine ins Haus.

Andererseits ist Deck auf mich angewiesen. Ich habe eine Anwaltslizenz. Wir mögen das Geld teilen, aber dies ist keine Partnerschaft unter Gleichrangigen. Er betrachtet sich als entbehrlich, und deshalb übernimmt er freiwillig die Knochenarbeit. Deck ist stets bereit, sich an Unfallopfer heranzumachen und sich auf den Fluren der Gerichte und in den Notaufnahmen der Krankenhäuser herumzutreiben, weil er zufrieden ist mit einem Arrangement, das ihm fünfzig Prozent zugesteht. Einen besseren Handel kann er nirgends abschließen.

Es braucht nur einen Fall, sagt er immer und immer wieder. Das hört man in diesem Geschäft ständig. Ein großer Fall, und man kann sich zur Ruhe setzen. Das ist einer der Gründe dafür, daß Anwälte so viele schäbige Dinge veranstalten wie große Farbannoncen in den Gelben Seiten und Plakate auf Wänden und in den städtischen Bussen und Kundenwerbung am Telefon. Man hält die Nase hoch, ignoriert den Gestank dessen, was man tut, und ignoriert die Verachtung und den Snobismus der Anwälte aus den großen Kanzleien, weil es doch nur diesen einen Fall braucht.

Deck ist entschlossen, für unsere kleine Kanzlei den ganz großen Fall zu finden.

Während er unterwegs ist und Memphis unsicher macht, schaffe ich es immerhin, mich beschäftigt zu halten. An den Stadtgrenzen von Memphis gibt es fünf kleine, eingemeindete Ortschaften. Jede von ihnen hat ein eigenes Gericht, das bei minderen Delikten junge Anwälte als Pflichtverteidiger einsetzt, wenn die Beklagten sich keinen Rechtsbeistand leisten können. Die Richter und die Vertreter der Anklage sind jung und arbeiten stundenweise, die meisten haben an der Mem-phis State studiert und arbeiten für weniger als fünfhundert Dollar im Monat. Sie haben aufstrebende Kanzleien in den Vororten und verbringen jede Woche ein paar Stunden damit, ein bißchen Recht und Gesetz unter die Leute zu bringen. Ich habe diese Typen aufgesucht, mich mit ihnen unterhalten, ihnen Honig um den Bart geschmiert und ihnen erklärt, daß ich ein bißchen Arbeit an ihren Gerichten brauche. Die Ergebnisse waren gemischt. Man hat mir die Vertretung von sechs mittellosen Beklagten übertragen, die aller möglichen Vergehen bezichtigt werden, von Drogenbesitz über leichten Diebstahl bis hin zu Erregung öffentlichen Ärgernisses. Für jeden Fall bekomme ich maximal hundert Dollar, und sie sollten innerhalb von zwei Monaten erledigt sein. Wenn ich mich mit den Mandanten treffe, mich mit ihnen über ihre Schuld oder Unschuld unterhalte, mit den Vertretern der Anklage spreche und zu den Verhandlungen vor Gericht in einen der Vororte fahre, verbringe ich mindestens vier Stunden mit jedem Fall. Das sind fünfundzwanzig Dollar pro Stunde, vor Abzug von Unkosten und Steuern.

Aber zumindest hält es mich beschäftigt und bringt etwas ein. Ich lerne Leute kennen, überreiche meine Karte, bitte meine neuen Mandanten, ihren Freunden zu erzählen, daß ich, Rudy Baylor, ihre sämtlichen juristischen Probleme lösen kann. Mir schaudert bei dem Gedanken, was für Probleme diese Freunde haben könnten. Es kann nur noch elender sein. Scheidung, Bankrott, noch mehr kriminelle Vergehen. Das Leben eines Anwalts.

Deck möchte inserieren, sobald wir es uns leisten können, er meint, wir sollten uns zu Experten für Körperverletzungsfälle erklären und frühmorgens Spots im Kabelfernsehen senden lassen, damit wir die arbeitende Klasse beim Frühstück erreichen, bevor die Leute zur Arbeit gehen, um sich verstümmeln zu lassen. Er hat sich auch einen Sender angehört, der schwarzen Rap bringt, nicht etwa, weil er diese Musik liebt, sondern weil der Sender sehr beliebt ist und, erstaunlicherweise, von den Anwälten noch nicht entdeckt wurde. Er hat eine Nische gefunden. Die Rap-Anwälte!