Выбрать главу

»Wir werden korrigieren müssen, was wir Präsidentin Iceni dazu gesagt haben, dass alle wichtigen Einrichtungen außerhalb des Planeten von Ihnen kontrolliert werden.«

Sechs

»Wer und wo?«, wollte Drakon wissen.

»Colonel Dun.«

Unwillkürlich sah Drakon nach oben, obwohl er sich in einem Gebäude befand und er die Orbitaleinrichtung nicht einmal am Himmel hätte sehen können, wenn es Nacht gewesen wäre. »Was soll denn das? In ihrem letzten Bericht hieß es, dass alle Schlangen neutralisiert worden sind, dass sie die Kontrolle über alles hat und meine Autorität anerkennt.«

»Ich fürchte, diese Kontrolle über alles dürfte jetzt das Problem sein. Ich hatte einige Ihrer vorangegangenen Anweisungen an sie weitergeleitet, und jetzt ist ihre Antwort eingegangen. Anstatt mitzuteilen, dass sie diese Befehle ausführen wird, lässt Colonel Dun jetzt auf einmal ausrichten: ›Ich werde meine Optionen abwägen.‹«

»Ihre Optionen?« Sie war keine der Untergebenen, die Drakon nach Midway gebracht hatte, sie war von woanders hierhergekommen. Die Gründe dafür waren ihm nicht bekannt. »Sagen Sie mir doch noch mal, wieso Dun während unserer Aktion immer noch das Kommando über die Einrichtung hatte, und nicht jemand, dem wir vertrauen konnten.«

Morgan zuckte mit den Schultern. »Sie hatte Verbindungen zu den Schlangen. Sie gab Meldungen an sie weiter, wenn auch angeblich nur auf Druck der Schlangen. Darum war sie nie Teil unserer Planungen. Außerdem wäre es nicht möglich gewesen, Colonel Dun das Kommando abzunehmen, ohne sehr viel Aufmerksamkeit zu erregen und den ISD hellhörig werden zu lassen. Natürlich hätte sie einem Anschlag zum Opfer fallen können, um Platz für jemanden zu machen, der auf dem Posten besser aufgehoben gewesen wäre, aber niemand sonst war für diese Lösung zu begeistern.«

»Vielleicht hätte ich Sie das machen lassen sollen.« Drakon betrat sein Büro, Morgan und Malin folgten ihm. Die beiden konnten nichts dafür. Der ISD besaß mehr als genug Erfahrung mit übertrieben ehrgeizigen CEOs, die versuchten, zu viele ihrer Gefolgsleute in entscheidende Positionen zu manövrieren. Gegen Dun vorzugehen wäre einfach zu offensichtlich gewesen.

Gleich hinter der Tür blieb Morgan stehen, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand. »Dun ist klug genug, zu wissen, welche Macht ihr die Kontrolle über diese Station verleiht. Sie kann damit drohen, den Planeten mit schweren Objekten zu bombardieren, und damit vollenden, was die Schlangen nicht mehr geschafft haben. Und sie ist dumm genug, um zu versuchen, Sie zu erpressen.«

»Ich teile Colonel Morgans Einschätzung, was Colonel Duns Intelligenz und Dummheit angeht«, sagte Malin.

Unterdessen rief Drakon die verfügbaren Daten über die von Dun kontrollierte Einrichtung auf und fand die unerfreulichen Fakten bestätigt, die er in Erinnerung hatte. Die Orbitaleinrichtung umfasste etliche große Fabrikanlagen, die mit Erz von den Asteroiden des Systems betrieben wurden. Diese Berge an Erz konnte man als simple, unaufhaltsame und unglaublich zerstörerische Bomben verwenden, und dabei musste man einfach nur alles vom Orbit aus auf den Planeten abwerfen. Die Soldaten unter Duns Kommando waren dort oben, um sicherzustellen, dass nicht irgendein Wahnsinniger auf eine solche Idee kam. Aber jetzt hatte sich Dun selbst als die Wahnsinnige entpuppt. Er versuchte, sich nicht auszumalen, was Tonnen von Erz anrichten würden, die vom Himmel auf den Planeten herabregneten. Wie Morgan bereits gesagt hatte, würden die Zerstörungen in etwa genauso weitreichend sein, als hätten die Schlangen ihre Atombomben gezündet. »Optionen? Kommen wir an ihre Soldaten heran, um sie gegen sie zu wenden?«

»Dann müssten sie das alle gleichzeitig mitmachen«, erwiderte Morgan. »Wenn nur die Hälfte mitmacht, dann bleibt immer noch irgendwem genug Zeit, um Steine auf uns abzuwerfen. Ich glaube, diese Option hat nur geringe Erfolgsaussichten.«

»Ich schlage vor, wir reden mit ihr«, sagte Malin. »Sie wird Forderungen stellen. Lassen Sie sie reden, gestehen Sie ihr die eine oder andere Kleinigkeit zu, während wir eine Operation planen und ausführen, um sie auszuschalten.«

Morgan grinste. »Sogar Idioten kapieren es manchmal.«

»Also glaubt keiner von Ihnen, dass wir Dun zum Kooperieren bewegen und zu einer loyalen Untergebenen machen können?«, fragte Drakon.

Malin schüttelte den Kopf.

»Dun wird erst loyal sein, wenn sie tot ist«, meinte Morgan lachend.

»Gut, dann werde ich mit ihr reden und sie glauben lassen, dass ich bereit bin, auf ihre Forderungen einzugehen. Sie beide kümmern sich um einen Plan, um die Station einzunehmen. Ich brauche einen guten Plan, und ich brauche ihn sofort. Erste Priorität: Stellen Sie sicher, dass von da oben nichts auf den Planeten abgeworfen wird. Zweite Priorität: Räumen Sie Colonel Dun dauerhaft aus dem Weg. Ach ja, noch etwas: Durchsuchen Sie die Dateien, die wir von den Schlangen erbeutet haben, und versuchen Sie herauszufinden, wieso Dun nach hierher strafversetzt wurde.«

»Warum ist das wichtig?«, wollte Morgan wissen.

»Ob es wichtig ist, kann ich erst sagen, wenn ich den Grund kenne. Versuchen Sie ihn herauszufinden, und halten Sie sich an diesen Plan.«

Malin wirkte resigniert, während Morgan die Augen verdrehte, dennoch gingen sie gemeinsam weg. Die zwei konnten gut zusammenarbeiten, wenn es um die Ausarbeitung von Plänen ging. Warum das so war, das begriff Drakon bis heute nicht. Er fragte sich, ob es etwas mit einer bizarren Hassliebe zwischen ihnen zu tun hatte, aber allein der Gedanke, die beiden könnten ein Verhältnis beginnen, erschien ihm nicht nur völlig unmöglich, sondern auch irgendwie anstößig.

Der erste Blick auf Colonel Dun, als sein Ruf zu ihr durchgestellt wurde, löste bei Drakon keinen Zweifel aus, er könnte die falsche Entscheidung getroffen haben.

Sie saß ganz gelassen da und lächelte so zufrieden wie eine Katze, die soeben sämtliche Fische aus einem Aquarium geangelt hatte. »Meinen Glückwunsch, Artur«, begrüßte sie ihn.

Dass sie ihn mit dem Vornamen ansprach, sollte andeuten, dass es sich um eine Unterhaltung zwischen ebenbürtigen Gesprächspartnern handelte. Da er nichts in der Hand hatte, um ihr eine verbale Ohrfeige zu geben, die sie auf den Boden der Tatsachen hätte zurückholen können, würde er fürs Erste ihre arrogante Haltung hinnehmen müssen. »Was muss ich da hören? Sie machen Colonel Malin das Leben schwer, … Sira?«

Dun grinste noch etwas breiter. »Ich sehe keine Notwendigkeit, mich innerhalb dieser neuen Konstellation mit einer niederen Position zufriedenzugeben. Bestimmt nicht, wenn ich buchstäblich auf Sie herabsehen kann.«

»Sie können aber nicht auf die von Präsidentin Iceni kontrollierten mobilen Streitkräfte herabsehen.«

»Präsidentin Iceni? Interessant. Ja, Sie haben recht. Aber wenn diese mobilen Streitkräfte irgendetwas unternehmen, sehe ich das früh genug und kann immer noch den Planeten in den Untergang bombardieren. Das Gleiche werde ich übrigens auch machen, wenn ich irgendetwas anderes Verdächtiges beobachte. Ich nehme an, das würden Sie gern vermeiden.«

»Was wollen Sie?«, fragte Drakon geradeheraus.

»Es sieht ganz danach aus, dass Sie und Iceni zu zweit das Sagen haben wollen. Ich will, dass daraus ein Triumvirat wird.«

Damit hast du gerade einen großen Fehler begangen, der mir die perfekte Ausrede gibt, um Zeit zu schinden. Vielleicht sogar einen tödlichen Fehler. Nach außen hin reagierte er mit einem nichtssagenden Achselzucken. »Das kann ich nicht allein entscheiden, da muss ich erst mit Iceni reden.«

»Tun Sie das. Ich hab’s nicht eilig, und ich gehe auch nirgendwohin. Geosynchroner Orbit, Sie wissen schon.« Dann lachte sie von Herzen. »Wir reden später wieder.«

Drakon schlug mit der Faust nach der Stelle, an der sich eben noch das virtuelle Fenster befunden hatte, dann nahm er mit Iceni Kontakt auf. Jetzt und hier konnte er seinen Plan nicht mit ihr besprechen, da er nicht wusste, ob Dun irgendwie in der Lage war, ihre Unterhaltung zu belauschen. Allerdings konnte er bestimmte, unter CEOs bekannte Formulierungen benutzen, um sie wissen zu lassen, dass sie ihre Antwort so lange wie möglich hinauszögern sollte.