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Das Büro wies genau jenes Maß an Luxus auf, wie man es von einem CEO für das Sternensystem erwarten durfte, wenngleich auch alles auf den eher bescheidenen Wohlstand von Midway zugeschnitten war. Das richtige Maß zu finden, war innerhalb der Hierarchie der Syndikatwelten eine Kunst für sich: Zu viel Prunk hätte die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten zu sehr auf Iceni gelenkt und die Frage aufgeworfen, wie viel sie von den Steuereinnahmen für sich abzweigte und welche Absichten sie verfolgte, zu wenig Luxus bei der Größe und Ausstattung des Büros konnte dagegen von Vorgesetzten und Untergebenen gleichermaßen als ein Zeichen von Schwäche ausgelegt werden.

Iceni, die die Ruhe selbst zu sein schien, winkte Drakon zu sich und deutete auf einen Stuhl, während sie einen Blick auf ihr Schreibtischdisplay warf. »Die Sicherheitsvorkehrungen sind hier sehr umfassend«, sagte sie. »Wir können ungestört reden. Sie haben keine Leibwächter mitgebracht, wie ich sehe. Vertrauen Sie mir so sehr?«

»Eigentlich nicht«, antwortete er und beschrieb eine vage Geste, die dem Hauptquartier des ISD galt. »Es besteht ein winziges, aber durchaus reales Risiko, dass einer meiner Leibwächter nicht nur für meine Seite arbeitet, sondern die Schlangen mit Informationen darüber versorgt, wann ich wohin gehe. Momentan bewachen diese Leibwächter den Eingang zu meinem Kommandozentrum, weil sie glauben, ich würde mich nach wie vor dort aufhalten. Vertrauen Sie Ihren Leibwächtern bedingungslos?«

»Das muss ich gar nicht«, erwiderte Iceni, ohne eigentlich auf seine Frage zu antworten. »Wenn der Moment kommt, in dem ich etwas tue, das die Schlangen beunruhigen könnte, werden Sie schon Ihren Zug unternommen haben. Sind Ihre Leute bereit?«

»Um 1500 Uhr werden wir wie geplant gegen die vier primären ISD-Einrichtungen vorrücken. Den Sturm auf den Hauptkomplex hier in der Stadt führe ich persönlich an. Drei untergebene Befehlshaber, denen ich vertrauen kann, werden die Angriffe auf die sekundären Komplexe in anderen Städten koordinieren. Gleichzeitig werden Streitkräfte in Truppstärke die Unterabteilungen des ISD überall auf dem Planeten stürmen.«

Iceni nickte, dann sah sie zur Zimmerdecke. »Was ist mit den Orbitalstationen und den anderen Einrichtungen, die nicht auf dem Planeten hier angesiedelt sind?«

»Meine Leute stehen überall bereit, wo sich die Schlangen aufhalten, ausgenommen natürlich die Einheiten der mobilen Streitkräfte.«

»Die sind mein Problem. Sie haben aber sehr viele Truppen hin und her geschickt. Sind Sie sich sicher, dass die Schlangen nicht vorgewarnt sind?«

Obwohl Iceni ihm einen Platz angeboten hatte, stand er immer noch.

Er war einfach zu angespannt. Vor einem anderen CEO durfte er aber nicht eingestehen, dass seine Nerven am liebsten mit ihm durchgegangen wären. Iceni würde sich sonst so sehr darauf konzentrieren wie ein Wolf, der soeben ein Reh hatte stolpern und fallen sehen. Um sich nichts anmerken zu lassen, zuckte er nur beiläufig mit den Schultern. »Gewissheit kann ich nicht haben, weil es insgesamt eine viel zu große Operation ist. Es ist also möglich, dass die Schlangen darauf aufmerksam werden. Allerdings dürfte es nicht auffällig genug sein, um sie zu beunruhigen. In den letzten Tagen waren wir wegen des Befehls von Prime gezwungen, das Tempo zu erhöhen, aber die Planung stand ja bereits für alles.«

Iceni verzog ein wenig den Mund. »Glück für uns. Ich wurde vorgewarnt, dass die Zentralregierung Befehle ausgibt, der ISD solle die CEOs der Sternensysteme für eine Loyalitätsüberprüfung zu sich bestellen. Nicht wenige dieser CEOs, die bereits zur Befragung abgeholt wurden, sind seitdem spurlos verschwunden. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Regierung diesen Befehl so bald senden würde. Selbst bevor wir überhaupt einen Gedanken an unseren Plan verschwendet haben, hätten wir ein solches Verhör nicht lebend überstanden.«

»Meinen Sie etwa, in meinem Keller liegen die falschen Leichen?«, fragte Drakon.

»Ich weiß, dass das so ist. Ich hatte meine Hausaufgaben bereits gemacht, lange bevor ich mich überhaupt mit meinem Angebot an Sie gewandt habe. Zweifellos werden Sie genau das Gleiche getan haben. Aber wir haben mit der Planung unserer Rebellion keinen Moment zu früh begonnen. Besagter Befehl an den ISD wird zwar immer noch im Komm-System festgehalten, aber er kann von jetzt auf gleich beim Empfänger auftauchen, und dann dürfen wir beide mit einer Einladung von CEO Hardrad rechnen, die wir nicht ignorieren können.«

»Und dann würde er auch wissen wollen, wieso dieser Befehl so lange im Nachrichtensystem festgehalten wurde«, merkte Drakon grinsend an. »Aber dadurch, dass Sie die Mitteilung über Tage hinweg zurückgehalten haben, blieb uns genug Zeit, um die nächsten Schritte zu unternehmen. Wenn Hardrad auch in den nächsten Stunden nichts zu sehen bekommt, wird alles nach Plan verlaufen. Die Überwachungssysteme des ISD sind abgeschaltet, erwecken aber den Eindruck, als würde alles nach wie vor reibungslos arbeiten. Also können wir jetzt endlich reden, ohne Mithörer befürchten zu müssen. Die Schlangen müssten davon ausgehen, dass alles in geordneten Bahnen verläuft, bis wir die Angriffswelle starten. Können Sie weiterhin garantieren, dass die mobilen Streitkräfte im System keine Gefahr darstellen werden?«

»Ich werde mich um die Kriegsschiffe kümmern.«

»Kriegsschiffe? Benutzen wir auf einmal die Terminologie der Allianz?«

»Immerhin hat die Allianz den Krieg gewonnen«, konterte Iceni mit einem Hauch von Sarkasmus. »Aber das ist nicht nur ein in der Allianz üblicher Begriff. Wir haben sie früher auch als Kriegsschiffe bezeichnet, bis die Bürokratie auf die Idee kam, die Schiffe ›neu zu definieren‹ und ›umzubenennen‹. Wir kehren einfach nur zu unserer eigenen Terminologie von früher zurück. Indem wir die Benennung für die Dinge ändern, setzen wir ein deutliches Zeichen für die Bürger und für unsere Streitkräfte, damit sie sehen können, dass wir nicht länger den Syndikatwelten unterstehen.«

»Nachdem wir das hier gewonnen haben, wollen Sie sagen, richtig?«

»Ja, natürlich. In zehn Minuten bringt mich ein Shuttle zu C-448. Mit diesem Schweren Kreuzer werde ich die anderen Kriegsschiffe zu mir holen.«

»Wie ist der Status von CEO Kolani?«, wollte Drakon wissen. »Irgendeine Veränderung?«

»Noch nicht. Sie befehligt nach wie vor die Flotte und ist der Regierung auf Prime treu ergeben.«

Drakon sah mürrisch zur Decke, als könnte er durch das Gebäude hindurch bis hinauf ins All sehen, wo die kleine Flotte im Orbit kreiste. »Werden Sie sie außer Gefecht setzen?«

»Das ist bereits gescheitert«, erwiderte sie so beiläufig, als würde sie über eine unbedeutende Geschäftsvereinbarung reden. »Meine beiden Agenten, die sich in Reichweite befanden, wurden von Kolanis Sicherheitsleuten ausgeschaltet. Ein Attentat steht damit für uns nicht mehr zur Auswahl.«

Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich ausmalte, was diese Flotte dem Planeten antun konnte. »Sie haben mir zugesagt, dass Sie sich um die mobilen Streitkräfte kümmern.« Unwillkürlich musste er an Morgans Bemerkung denken. Wenn sie so dumm waren, den Versprechungen eines CEO zu glauben …

»Das werde ich auch tun«, beharrte sie in einem etwas schrofferen Tonfall. »Wir können nicht darauf warten, dass sich vielleicht eine bessere Gelegenheit ergibt. Selbst wenn uns der Befehl von Prime nicht zu schnellerem Handeln angetrieben hätte … heute Morgen ist eine weitere Nachricht von höchster Priorität eingetroffen, als dieses Kurierschiff durch das Hypernet-Portal hier ankam. CEO Kolani hat den Befehl erhalten, mit fast allen mobilen Streitkräften sofort nach Prime zurückzukehren. Wir brauchen diese Streitkräfte aber, um unser Sternensystem zu verteidigen, sobald wir die Kontrolle übernommen haben. Ich habe diesen Befehl ebenfalls im Komm-System festgesetzt, aber eine Mitteilung von derart hoher Priorität lässt sich nicht ewig zurückhalten.«