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Wieder eine Pause, dann hörte Iceni, wie eine Anfrage einging. »Sub-CEO, können Sie uns sagen, warum wir die HuK-6336 erfassen sollen?«

»Bei den Offizieren und Besatzungsmitgliedern an Bord handelt es sich wahrscheinlich in Wahrheit um Personal des ISD. Präsidentin Iceni und ich sind der Ansicht, dass die auf diesem Jäger befindlichen Schlangen die eigentlichen Offiziere und den größten Teil der Crew getötet haben. Die überlebenden Crewmitglieder sind diejenigen, die den Schlangen dabei geholfen haben, ihre Kameraden abzuschlachten. Sonst noch Fragen?«

Togo nickte anerkennend. »Eine deutliche und sehr motivierende Antwort.«

»Sie wird eine gute Befehlshaberin meiner mobilen Streitkräfte sein«, meinte Iceni. Dennoch war da immer noch eine Sache, die sie störte, etwas das nicht die Schlangen an Bord der HuK-6336 betraf. Wieso war Akiri als Erster ermordet worden? Akiris Fähigkeiten als Executive waren bestenfalls als bescheiden zu bezeichnen. Und doch hatte Kolani ihm sein Kommando belassen, obwohl sie dafür bekannt gewesen war, jeden auf einen anderen Posten zu versetzen, der ihr nicht zusagte. Aber jetzt hatte ein Attentäter ausgerechnet ihn zu seinem ersten Opfer auserkoren. Dummerweise war es damit nun auch zu spät, Akiri in einen Verhörraum zu setzen und herauszufinden, was er zu erzählen hatte. »Ich will, dass Akiris Quartier und seine Habseligkeiten gründlich auf irgendwelche Auffälligkeiten durchsucht werden«, sagte sie zu Togo.

»Darf ich fragen, ob die Suche sich auf etwas Bestimmtes konzentrieren soll, Madam Präsidentin?«

»Es gibt da ein paar Teile, die bei Akiri nicht ins Puzzle passen. Ich will den Grund erfahren. Suchen Sie nach allem, was nicht zu dem passt, was wir über ihn wissen.«

Ein paar Minuten verblieben noch bis zu der von Marphissa angegebenen Zeit. Als sich dann die anderen Schiffe zum Gefecht bereit machten, wartete Iceni gebannt darauf, was als Nächstes passieren würde. »Glauben Sie, die Schlangen an Bord des Jägers werden ebenfalls in Gefechtsbereitschaft gehen, wenn ihnen klar wird, was los ist?«, wandte sie sich an Togo.

»Das glaube ich nicht. Ein echter Executive der mobilen Streitkräfte würde das vermutlich machen, aber wenn die zum ISD gehören, dann sind sie daran gewöhnt, um Anweisungen zu bitten, damit ihnen jemand sagt, was sie tun sollen.« Togo lächelte flüchtig. »Sie werden sich an Sub-CEO Marphissa wenden und bei ihr nachfragen, was sie zu tun haben.«

Augenblicke später erhielt Togo die Bestätigung seiner Vermutung. »Sub-CEO, hier ist die HuK-6336. Sollen wir Gefechtsvorbereitungen treffen?«

»Nein«, antwortete Marphissa.

Es folgte eine Pause. »Die anderen mobilen Streitkräfte treffen Gefechtsvorbereitungen.«

»Ja. Aber Sie werden weder Ihre Schilde hochfahren noch die Waffen aktivieren. Haben Sie verstanden, HuK-6336?«

»Nein.«

Ob das die Antwort auf Marphissas Frage oder eine Ablehnung des Befehls sein sollte, war nicht klar. »Die HuK-6336 fährt ihre Waffensysteme hoch«, meldete einer der Manager auf der Brücke von Marphissas Kreuzer.

»Sicher?«, vergewisserte sich Marphissa.

»Hundertprozentig sicher, Sub-CEO. Schilde werden ebenfalls verstärkt.«

»HuK-6336, stoppen Sie das Hochfahren der Schilde und der Waffensysteme. Schalten Sie die Schilde und die Waffen ab. Das ist meine letzte Warnung an Sie.« Sie wartete einen Moment, dann sah sie den Manager an.

»Keine Veränderung, Sub-CEO. Die HuK-6336 geht in Gefechtsbereitschaft.«

Iceni sah, wie sich Marphissas Miene versteinerte. Dann streckte sie einen Finger aus, um einen voreingestellten Befehl zu erteilen.

Irgendwo über Iceni in einem hohen Orbit um den Planeten wurden Partikelstrahlen aus den Werfern von drei Schweren Kreuzern, vier Leichten Kreuzern und fünf Jägern abgefeuert, die alle auf die HuK-6336 gerichtet waren.

Es war nur diese eine Salve nötig. Die HuK-6336 befand sich in unmittelbarer Nähe dieser Schiffe und war nicht in Bewegung, sodass es unmöglich war, den Jäger zu verfehlen. Jäger waren nur schwach gepanzert, und die Schilde der HuK-6336 arbeiteten noch nicht einmal mit halber Leistung. Zudem waren bei einem so kleinen Schiff auf jedem Quadratmeter wichtige Schiffssysteme untergebracht. Das Kriegsschiff wurde von dieser einzelnen Salve so brutal getroffen, dass sich Iceni beim Blick auf den Schadensbericht auf Marphissas Display wunderte, wieso es nicht in tausend Stücke gerissen worden war.

Wütend betrachtete Marphissa das Wrack, dann trat sie abrupt in Aktion. »An alle Einheiten!«, rief sie. »Sofort maximal beschleunigen und auf Abstand zur HuK-6336 gehen! Achterschilde auf maximale Leistung! Sofort!«

Togo warf Iceni einen fragenden Blick zu. Sie zögerte, dann wurde ihr der Grund für Marphissas Befehl klar. »Die Antriebseinheit. Sie glaubt, es könnte auf der HuK-6336 zu einer Überladung kommen.«

»Wie kann es nach dem Beschuss dort noch Überlebende geben, die so etwas in die Wege leiten können?«

»Dafür muss es keine Überlebenden geben. Wenn die Schlangen Totmannbefehle hinterlegt haben, wird die Überladung automatisch ausgelöst. Es ist genau die Methode, die wir bei diesen Leuten schon beobachten konnten.«

Im nächsten Moment verging die HuK-6336 in einer gewaltigen Explosion.

Iceni sah, wie Marphissas Kreuzer von der Schockwelle durchgeschüttelt wurde. »Nur kleinere Schäden, da der Jäger über eine relativ schwache Antriebseinheit verfügte. Unsere Schilde arbeiteten mit voller Leistung, und wir sind vor dem Wrack davongeflogen, so schnell wir konnten«, berichtete Marphissa kurz darauf.

»Das war eine gute Reaktion«, lobte Iceni sie. »Sie haben die gesamte Situation sehr gut gelöst, Sub-CEO. Ich bin von Ihren Fähigkeiten beeindruckt.«

Es war das größte Lob, das ein CEO aussprechen konnte, entsprechend bekam Marphissa vor Freude einen roten Kopf.

Ehe Iceni noch etwas hinzufügen konnte, räusperte sich Togo entschuldigend. »General Drakon möchte Sie sprechen, Madam Präsidentin. Er möchte wissen, warum sich die mobilen Streitkräfte im Orbit gegenseitig beschießen.«

»Ich bin gleich für ihn da. Sub-CEO Marphissa, wir unterhalten uns morgen früh.«

Gerade wollte sich Iceni wegdrehen, da fiel kurz vor Unterbrechung der Verbindung ihr Blick auf Marphissas Display. Es zeigte die sich rasch verteilende Trümmerwolke des Jägers, der mit vermutlich zwanzig Menschen bemannt gewesen war. Sie hatte kein Mitleid mit diesen Leuten, die so viele von ihren Kameraden erbarmungslos abgeschlachtet hatten. Sie bedauerte nur den Verlust eines Schiffs.

Drakon hatte einen schockierten Eindruck gemacht, als er noch am gleichen Abend von den Attentatsversuchen und von Akiris Tod erfuhr, aber ihre Erklärungen hatten ihn offenbar zufriedengestellt. Dennoch bat er am nächsten Morgen um ein Gespräch unter vier Augen, da er sich nicht darauf verlassen wollte, dass die Komm-Verbindungen wirklich abhörsicher waren. Also tauchte er vor ihrem Bürokomplex auf, aber ohne seine Leibwächter und auch ohne Colonel Morgan und Colonel Malin, von denen er üblicherweise begleitet wurde. Von diesem ungewöhnlichen Verhalten irritiert sorgte sie dafür, dass alle Verteidigungsanlagen ihres Büros aktiviert und voll funktionstüchtig waren. Erst dann wies sie ihre Leibwächter an, Drakon eintreten zu lassen. »Was soll das?«, fragte sie, als er hereinkam.

Drakon stand da, blickte sie finster an, schaute kurz weg und sagte schließlich mit leiser, rauer Stimme: »Danke, dass Sie mir nicht unterstellt haben, ich hätte irgendetwas mit den Aktivitäten der letzten Nacht zu schaffen.«

»Ich denke besser von Ihnen, als sie glauben, General«, erwiderte sie. »Hätten Sie diese Anschläge geplant, wären die meisten auserkorenen Opfer jetzt tot.«

Er lächelte sie gequält an. »Ich deute das als Kompliment. Ich bin aus zwei Gründen allein hergekommen. Erstens will ich meine Bereitschaft zeigen, daran zu glauben, dass ich von Ihnen nichts zu befürchten habe. Weil ich mit diesen Anschlägen nichts zu tun habe. Soll ich das Gleiche an einer anderen Stelle in Ihrem Bürokomplex noch einmal verkünden?«