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Drakon nickte bedächtig und versuchte, diese Gedanken auf seine eigenen Erfahrungen mit Bodeneinsätzen zu übertragen. »Man versteckt es also dort, wo niemand danach suchen würde. Aber irgendwer bei Kane muss doch darüber Bescheid wissen.«

»Der Befehlshaber des Leichten Kreuzers glaubt, dass die Behörden auf Kane mitspielen und die Anwesenheit des Schlachtschiffs verschweigen, weil man ihnen versprochen hat, es nicht nur zur Verteidigung von Taroa, sondern auch von Kane einzusetzen.«

Er ließ sich diese Neuigkeiten durch den Kopf gehen, und gewohnheitsmäßig dachte er gleichzeitig darüber nach, welche Folgen das alles für irgendwelche Pläne mit sich bringen würde. »Wenn diese Information zutrifft, dann können wir uns den Luxus einer Erkundungsmission nicht leisten. Wir müssen an dieses Schlachtschiff herankommen, bevor die Waffen aktiviert werden und bevor die Leute, die sich auf Taroa diese Kämpfe liefern, auf die Idee kommen, das Schiff dazu zu holen, um damit die Schlacht zu ihren Gunsten zu entscheiden. Das heißt, wir müssen blind vorrücken.«

»Ja, ich weiß.« Iceni strich sich übers Haar. »Es könnte sich auch um eine Falle handeln, und alles, was den Sprungpunkt bei Kane verlässt, gerät mitten in ein Minenfeld oder etwas Ähnliches. Aber ich sehe keine Alternativen. Die Beute ist einfach zu wichtig, da können wir uns ein Zögern nicht leisten.«

»Und wo ist das Problem?«, fragte er, nachdem er Iceni eine Weile angesehen hatte.

»Es gibt sogar zwei Probleme«, erwiderte sie. »Ich werde mich mit fast allen Kriegsschiffen auf den Weg dorthin machen müssen. Einen Jäger werde ich als Kurier zurücklassen, damit ich darüber informiert werden kann, wenn es hier während meiner Abwesenheit zu irgendeiner Katastrophe kommt. Wenn andere hier eintreffen, werden Sie also praktisch wehrlos sein. Außerdem muss ich das Kommando persönlich führen. Ich glaube zwar, ich kann Sub-CEO Marphissa vertrauen, aber das Risiko ist zu groß, dass sie in Versuchung geraten könnte, sich das Schlachtschiff anzueignen. Außerdem hat sie noch nie eine Flotte bei einem Einsatz befehligt.«

»Sie müssen das Kommando persönlich führen.« Darum ging es also. »Mit anderen Worten: Sie müssen mich hier allein zurücklassen.«

»Ganz genau.«

Drakon zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie mit einem Schlachtschiff zurückkommen, ist es völlig egal, was ich während Ihrer Abwesenheit geplant haben könnte. Sie werden dann so oder so die Oberhand haben.«

»Und wenn es da gar kein Schlachtschiff gibt? Oder wenn bereits genügend Waffen aktiv sind und ich das Schiff nicht einnehmen kann? Und wenn ich deshalb kehrtmachen muss? Und wenn ich dabei auch noch ein paar von meinen Schiffen verliere? Was wird dann sein?«

Er lehnte sich zurück und rieb sich übers Gesicht. »Sie werden mir einfach vertrauen müssen.«

Iceni atmete frustriert durch. »Nehmen wir uns doch Ihren letzten Satz noch einmal vor, General Drakon, damit Sie mir sagen können, ob irgendetwas davon Sie nachdenklich werden ließe, wenn ich das Gleiche zu Ihnen sagen würde.«

»Ich hätte gewisse Schwierigkeiten mit dem Begriff ›vertrauen‹«, räumte er ein und spreizte die Hände. »Ich kann Ihnen keine Geiseln mitgeben, bei denen mir die Hände gebunden wären. Ich kann Ihnen versprechen, dass ich Sie nicht hintergehen werde, aber was ist das Versprechen eines CEO schon wert? In meinem Fall ist es schon einiges wert, weil ich nur selten etwas verspreche. Aber ich weiß, dass es für Sie keinen Grund gibt, mir zu glauben. Doch ich habe Ihnen gegenüber mit offenen Karten gespielt.«

»Soweit mir das bekannt ist.«

»Wie sieht die Alternative aus, Madam Präsidentin? Wir sitzen zusammen hier in diesem Sternensystem und halten uns mit Waffengewalt in Schach, bis von Prime eine so große Flotte eintrifft, dass wir beide angeschmiert sind? Vorausgesetzt, der Gewinner der Kämpfe bei Taroa kommt nicht zuvor auf die Idee, dass es doch schön wäre, ein Hypernet-Portal zu kontrollieren, schickt das Kriegsschiff her und übernimmt dieses System, ehe sich die Syndikat-Regierung mit uns befassen kann.«

Iceni betrachtete eine Zeit lang ihre auf der Tischplatte liegenden Hände an, dann kehrte ihr Blick zu Drakon zurück. »Was soll Ihrer Meinung nach aus diesem Sternensystem werden, General?«

Darauf gab es viele mögliche Antworten, die meisten davon waren Lügen oder Irreführungen. Er sah Iceni an und kam zu dem Schluss, dass seine Erwiderung so nah an die Wahrheit herankommen sollte, wie er selbst sie begriff. »Etwas Besseres als das, mit dem ich aufgewachsen bin. Etwas, das es notfalls wert ist, dafür sein Leben zu geben.«

»Ich kenne Ihre Personalakte. Ich weiß, dass es etliche Gelegenheiten gab, bei denen Sie für die Syndikatwelten hätten sterben können.«

»Sie haben keine Vorstellung davon, wie sehr mich das geärgert hätte. Ganz ehrlich. Mir waren die Syndikatwelten egal. Ich habe versucht, die Leute zu beschützen, die mir wichtig waren, selbst wenn sie sich Hunderte Lichtjahre von mir entfernt aufhielten. Ich hatte keine andere Wahl.« Bei der Erinnerung an diese Jahre machte er eine Geste, die seine Wut und seine Hilflosigkeit beschrieb. »Jetzt habe ich eine Wahl. Ich will, dass mir das wichtig ist, wofür ich kämpfe. Die Schlangen und alles andere loszuwerden, was mit der Kontrolle durch die Syndikat-Regierung verbunden war, das war eine zwingende Notwendigkeit. Das konnte ich planen und in die Tat umsetzen, aber danach … Ich versuche noch immer dahinterzukommen, was getan werden muss.«

Daraufhin sah sie ihn so lange schweigend an, dass er sich zu fragen begann, ob er noch etwas sagen sollte. »Ich habe Angst vor Ihnen, General Drakon«, erklärte sie schließlich. »Und ich habe Angst davor, zu welchem Handeln Sie mich möglicherweise zwingen werden. Ich möchte nicht, dass dieses Sternensystem zerstört wird.«

»Ich auch nicht«, sagte er und tippte auf die Tischplatte, um seine Worte zu unterstreichen. »Halten Sie mich denn für so dumm?«

»Nein.«

»Gut. Solange die Chance besteht, dass Sie mit einem Schlachtschiff unter Ihrem Kommando zurückkehren – warum sollte ich da so dumm sein, während Ihrer Abwesenheit die gesamte Macht an mich zu reißen? Gehen wir das Ganze doch mal pragmatisch an. Wenn ich die Macht übernehmen wollte, müsste ich Sie als Erstes töten. Nur dann habe ich eine Chance, die mobilen Streitkräfte, also die Kriegsschiffe, auf meine Seite zu bekommen. Ohne die kann ich mich gar nicht an der Macht halten.«

Iceni lächelte. »Offenbar haben Sie darüber nachgedacht, wie Sie mich loswerden könnten.«

»Wollen Sie behaupten, Sie haben nicht darüber nachgedacht, was nötig wäre, um mich als Rivalen auszuschalten? Was ich sagen wilclass="underline" Wenn Sie dieses Sternensystem erst einmal verlassen haben, sind Sie für mich unerreichbar. Das heißt, die sicherste Methode um zu verhindern, dass ich mich zum Alleinherrscher aufschwinge, besteht darin, von hier wegzugehen. Es macht Sie nicht verwundbar, ganz im Gegenteil.«

Nachdem sie ihn einen Moment lang angesehen hatte, begann sie zu lachen. »General, Ihrer Logik kann ich nicht widersprechen.«

»Wann reisen Sie ab? Und teilen wir es den Bürgern mit?«

»So bald wie möglich, und … nun, es gibt gute Gründe, es bekanntzugeben, aber es gibt auch gute Gründe, es ihnen zu verschweigen.« Sie musterte das Sternendisplay. »Wenn ich nicht auffindbar bin, werden zu viele Leute auf den Gedanken kommen, dass General Drakon seine Rivalin ausgeschaltet hat. Wenn meine Flotte den Sprung unternimmt, werden meine Leute den Bürgern mitteilen, dass ich zu einer besonderen Mission aufbreche, um …«