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»… um unseren Nachbarn den Frieden zu bringen?«, führte er den Satz ironisch zu Ende.

»Oh, das ist gut. Ja, eine Friedensmission.«

»Das war nicht mein Ernst. Was soll sein, wenn Sie zurückkommen und die Leute herausfinden, dass Sie in Wahrheit losgezogen sind, um ein Schlachtschiff in Ihre Gewalt zu bringen?«

Wieder lächelte sie ihn an. »Warum sollte ich mich dafür interessieren, was irgendwer von mir denkt? Ich habe ein Schlachtschiff.«

Diesmal blieb Drakon ernst. »Irgendwer? Mich eingeschlossen? Sie werden die Kontrolle über beträchtliche Feuerkraft haben.«

»Richtig. Sie werden mir einfach vertrauen müssen.«

Wenigstens zitierte sie ihn nicht in einem herablassenden Tonfall. »Wie wollen Sie das Schiff in Ihre Gewalt bringen? Sturmeinheiten, die sich aus den Besatzungen der mobilen Streitkräfte rekrutieren?«

»Was können Sie mir bieten?«, wollte sie wissen.

»Deutlich mehr, als Sie gebrauchen können. Ist es möglich, mir den aktuellen Status Ihrer mobilen Streitkräfte anzuzeigen?« Drakon betrachtete die Übersicht, die sie daraufhin für ihn in einem virtuellen Fenster öffnete. »Sehr geringe Zuladung … Platz für höchstens drei Shuttles … Meine Empfehlung lautet, Ihnen drei Trupps Spezialkräfte zur Verfügung zu stellen. Das sind nicht genug Leute, um die Crew eines voll einsatzfähigen Schlachtschiffs zu überwältigen, aber wenn da nur eine Minimalcrew vorhanden ist, dann sollte es ausreichen.«

»Ich werde Ihre Empfehlung annehmen«, sagte Iceni. »Wer wird diese Spezialkräfte befehligen?«

»Normalerweise wird das bei dieser Größenordnung von einem Lieutenant oder einem Captain erledigt.« Er bemerkte ihre Ratlosigkeit, als sie die neuen Titel hörte. »Das entspricht dem Dienstgrad eines Sub-Executive oder eines Junior Executive. Aber Sie benötigen jemanden, der hochrangig genug ist, um ein Schlachtschiff zu kontrollieren. Jemanden, an dessen Loyalität und Zuverlässigkeit wir nicht zweifeln müssen, je erfahrener, umso besser.«

Drakon schwieg erneut, um in Ruhe nachzudenken. Normalerweise hätte er Morgan oder Malin empfohlen, aber Morgan verhielt sich momentan noch viel zu unberechenbar, und nach Malins Eskapade behagte es Drakon nicht, den Mann für längere Zeit aus den Augen zu lassen. »Colonel Rogero. Er ist dafür am besten geeignet. Aggressiv und fähig und sehr zuverlässig. Außerdem werden seine Untergebenen keine Probleme damit haben, seinen Zuständigkeitsbereich für die Dauer der Mission zu übernehmen.«

»Rogero?«, fragte Iceni. »Zuverlässig?«

Sie wusste über die Befehlshaberin des Allianz-Schiffs Bescheid. Drakon hatte Iceni davon in Kenntnis gesetzt, als während des Aufenthalts von Black Jacks Flotte die Nachricht für Rogero eingegangen war. »Auf jeden Fall.«

»Was ist mit Ihren anderen Senior-Befehlshabern?«

»Kai ist zuverlässig, kann aber etwas behäbig sein. Er arbeitet gern einen detaillierten Plan aus, und an den hält er sich dann auch. Sie brauchen jemanden, der schnell und flexibel ist. Gaiene ist zwar aggressiv genug, manchmal sogar etwas zu sehr, aber wenn er ganz auf sich allein gestellt ist, kann schon mal sein Temperament mit ihm durchgehen. Sie können nichts mit jemandem anfangen, der zu viele Risiken eingehen will, wenn Sie nur drei Trupps zur Verfügung haben. Und ich bin mir auch nicht sicher, wie gut Gaienes Untergebene arbeiten, wenn er sie nicht beaufsichtigt.«

Wieder sah sie ihn an, als versuche sie, seine Gedanken zu lesen, dann nickte sie einmal kurz. »Also gut. Ich brauche Ihre Soldaten und Colonel Rogero so bald wie möglich im Orbit.«

»Zwei Stunden«, sagte er nach kurzem Kalkulieren.

»Geht es auch in einer Stunde?«

»Nein. Außerdem kann ich einen Vorlauf von zwei Stunden als Teil einer Übung verkaufen. Ein panikartiges Aufbrechen innerhalb einer einzigen Stunde wird zu viel Aufmerksamkeit auf sich lenken.«

»Einverstanden. Also zwei Stunden. Wir sehen uns, wenn ich zurück bin, General Drakon.«

Auch wenn Iceni entschieden hatte, dass ihr keine andere Wahl als ein Flug nach Kane blieb, versetzte sie der Gedanke, darauf zu vertrauen, dass Drakon ihr während ihrer Abwesenheit nicht in den Rücken fallen würde, in eine noch schlechtere Laune als zuvor. Hastig traf sie alle erforderlichen Vorbereitungen, um sich mit dem Shuttle zur C-448 bringen zu lassen. Sie setzte ihre Kontrolle über dieses Sternensystem aufs Spiel, und sie lieferte sich wieder der Gnade der Kriegsschiffsbesatzungen aus. Zwar hatte die Crew ihr ihre Loyalität ausgesprochen, doch etwas Ähnliches hatte sie zuvor auch schon gegenüber den Syndikatwelten gemacht. Jeder CEO wusste, dass unbequeme Schwüre schnell über Bord geworfen werden konnten, und den Besatzungen war das spätestens jetzt auch klar.

Diese Leute hatten zudem miterlebt, wie einfach man sich unerwünschter Autoritätspersonen entledigen konnte. Die Arbeiter auf den unteren Ebenen wurden mit einem Mal mit den gleichen Regeln vertraut gemacht, an die sich die Höherrangigen über Generationen hinweg gehalten hatten, und das konnte für eben diese Höherrangigen nichts Gutes bedeuten.

Auf einem so kleinen Schiff wie einem Schweren Kreuzer konnte sie zudem ihre Leibwächter nicht mitnehmen, es wäre gar kein Platz für sie vorhanden. Hinzu kam, dass das Potenzial für Missverständnisse und Gewaltausbrüche auf dem beengten Raum eines Kriegsschiffs zu hoch war.

Vor ihrem geistigen Auge sah sie ein Bild, wie sie von einer Meute lachender Arbeiter aus einer Luftschleuse ins All gestoßen wurde. Iceni zuckte nervös zusammen, als die Türglocke einen vor ihrer Tür wartenden Besucher ankündigte. Togo. Vor ihm sollte sie keine Angst haben, doch ihre Überreaktion half ihr dabei auch nicht weiter. Na, großartig. Sie hatte noch nicht mal einen Fuß ins Shuttle gesetzt und war jetzt schon mit den Nerven am Ende.

»Was ist los?«, herrschte sie Togo an, als er eintrat.

»Sie hatten mich gebeten, alles über Colonel Malin und Colonel Morgan herauszufinden«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen, obwohl Iceni so offensichtlich schlecht gelaunt war. »Ich dachte mir, ich sollte Ihnen meine bisherigen Erkenntnisse mitteilen, bevor Sie abreisen. Verzeihen Sie, wenn ich mich geirrt habe.«

»Nein, nein, Sie haben sich nicht geirrt. Ich will auf jeden Fall mehr über Drakons Leute erfahren, bevor ich ihnen dieses Sternensystem überlasse.« Sie machte einen Moment lang die Augen zu, bis sie zur Ruhe gekommen war. »Setzen Sie sich. Was haben Sie herausgefunden?«

Togo setzte sich kerzengerade in den Sessel. Dass er schon so lange der persönliche Assistent einer CEO war, verdankte er nicht zuletzt der Tatsache, dass er sich nichts auf seine engen Kontakte zu hochrangigen Offizieren einbildete. Er zog seinen Reader aus der Tasche, räusperte sich und begann seinen Bericht. »Colonel Malin ist der Sohn einer unverheirateten Offizierin im medizinischen Dienst, die vier Jahre vor seiner Geburt ihren Ehemann beim Kampf gegen die Allianz verloren hat und seitdem verwitwet war.«

»Eingefrorener Embryo oder eine Affäre?«, warf sie ein.

»Offenbar eine Affäre. Die Identität des Vaters ist nicht bekannt.«

Das war nichts Ungewöhnliches, jedenfalls nicht in einem Krieg, der schon eine halbe Ewigkeit zu dauern schien. So viele Ehepartner waren gefallen, so viele Witwen und Witwer hatten jemanden gesucht, um Nachkommen zu zeugen, ohne viele Fragen zu stellen.

»Bran Malins Mutter half ihm, in den Reihen der Sub-Executives unterzukommen«, fuhr Togo fort. »Sie selbst hatte den Dienstgrad einer Sub-CEO inne, als sie in den Ruhestand ging. Sie starb vor einigen Jahren an den Folgen einer langwierigen Erkrankung, die sie sich bei der Arbeit in einer geheimen medizinischen Forschungseinrichtung zugezogen hatte. Nach ein paar Einsätzen auf Versorgungs- und Frontposten bat Bran Malin darum, den Bodenstreitkräften unter Drakons Kommando zugeteilt zu werden. Er ist jetzt achtundzwanzig Jahre alt und dient seit nunmehr sieben Jahren unter Drakon; zuerst als Befehlshaber von Bodeneinheiten, schließlich als Drakons enger Berater.« Togo nahm den Reader runter. »Mehr gibt es über ihn nicht, es sei denn, Sie möchten, dass ich alle seine Positionen aufliste, die er vor Drakons Kommando innehatte. Ihre eigene Einschätzung, dass er ein beherrschter und bedächtiger Mann ist, wird mir von jeder auffindbaren Quelle bestätigt. Da er diese Eigenschaften besitzt, gibt es keinen Hinweis darauf, dass er jemals Unzufriedenheit über die Syndikat-Regierung geäußert hat.«