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Iceni zog eine Braue hoch. »Ist das Ihre Vermutung, oder gibt es einen Beleg dafür, dass das tatsächlich sein Argument gewesen ist?«

»Drakons Einwilligungserklärung enthält den Satz: ›Diese Offizierin verdient eine Chance, Karriere zu machen.‹ Seine Entscheidung, ihr diese Möglichkeit zu erlauben, bildet die Grundlage für Morgans ausgeprägte Loyalität ihm gegenüber. Allerdings sagen meine Quellen auch, dass sie heute auch eine große Bewunderin von Drakons Fähigkeiten als Führer und als Befehlshaber im Gefecht ist.«

Das war wirklich sehr interessant. »Dann ist Colonel Morgan in etwa so alt wie Sie?«

»Sie war fast achtzehn, als sie sich freiwillig für das Selbstmordkommando meldete. Nach Jahreszahlen gerechnet ist sie jetzt sogar älter als ich, Madam Präsidentin. Körperlich ist sie aber im Kälteschlaf nicht gealtert, sodass sie derzeit siebenundzwanzig Jahre alt ist. Sie dient jetzt seit acht Jahren unter Drakon.«

Was treibt eine Siebzehnjährige dazu, sich freiwillig für ein Selbstmordkommando zu melden? Iceni seufzte und fragte sich, wie viele Männer und Frauen in diesem Alter wohl in den hundert Jahren Krieg im Kampf gegen die Allianz gefallen waren. »Dann hat Morgan also bereits unter Drakon gedient, als Malin die Szene betrat?«

»Ja. Alles deutet darauf hin, dass die beiden sich vom Augenblick der ersten Begegnung an nicht ausstehen konnten.«

»Hass auf den ersten Blick?« Und trotzdem waren sie beide bei Drakon geblieben. Hatte er als Anführer denn etwas so Inspirierendes an sich? Irgendwie schien ihr das keine ausreichende Erklärung zu sein. »Wie sieht Morgans psychologische Beurteilung heute aus?«

»Nahe genug an den Standardwerten, um als akzeptabel eingestuft zu werden«, antwortete Togo.

Das war nicht gerade eine berauschende Einschätzung der seelischen Stabilität einer Person. »Interessant. Das habe ich zum größten Teil nicht gewusst, aber viele Fragen bleiben noch unbeantwortet. Halten Sie die Augen offen, ob Sie sonst noch was in Erfahrung bringen können. Die beiden stehen General Drakon sehr nahe, und wenn ich weiß, warum das so ist, dann werde ich auch aus General Drakon wieder ein bisschen schlauer. Haben Sie irgendwelche Fragen, wie Sie was erledigen sollen, solange ich nicht da bin?«

Togo zögerte kurz. »Ich bitte um die Erlaubnis, Sie begleiten zu dürfen, Madam Präsidentin. Wie wir erst unlängst gesehen haben, sind nicht einmal die Einheiten der mobilen Streitkräfte vor der Bedrohung durch Attentäter sicher. Wenn jemand im Militär nach Ihrem Leben trachtet, dann würde es von den Schuldigen ablenken, wenn sie zuschlagen, während Sie sich außerhalb dieses Sternensystems aufhalten.«

Sie sah ihn eindringlich an. »Haben Sie irgendwelche Hinweise darauf, dass etwas Derartiges geplant ist?«

»Nein.«

»Ich habe auch keinen Grund zu glauben, dass irgendetwas in dieser Art vorbereitet wird.« Das stimmte nicht so ganz. Eigentlich stimmte es überhaupt nicht. Aber ihre Quelle in Drakons Nähe befand sich in einer Position, um zu wissen, ob Drakon jemanden auf sie angesetzt hatte. Nicht einmal Togo wusste von dieser Quelle, weil die einfach viel zu wichtig war, als dass Iceni eine Enttarnung riskieren wollte.

»Madam Präsidentin, ich weiß nicht, was General Drakon Ihnen gesagt hat …«

»Ich bin bestimmt nicht so dumm, meine Vorsichtsmaßnahmen nach dem auszurichten, was mir jemand erzählt, der sie überwinden könnte«, redete Iceni weiter. »Haben Sie handfeste Informationen, die auf eine aktive Bedrohung aus dieser Richtung hindeuten?«

Togo hielt kurz inne, schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein, Madam Präsidentin.«

»Es ist Ihre Aufgabe, nach Gefahren für mein Leben Ausschau zu halten, und das machen Sie auch sehr gut. Behalten Sie das bei, während ich weg bin. Sie können mir am besten dienen, indem Sie hierbleiben, auf potenzielle Bedrohungen achten und dafür sorgen, dass bis zu meiner Rückkehr alles glatt läuft.«

»Ja, Madam Präsidentin.«

Dann fiel ihr noch etwas ein, was mit einer gewissen Verwunderung einherging, weil Togo nicht schon längst von sich aus darauf zu sprechen gekommen war. »Was ist mit der Durchsuchung des Quartiers und der Habseligkeiten von Sub-CEO Akiri? Was haben Sie entdeckt?«

»Nichts, was dem widersprechen würde, was wir über ihn wissen, Madam Präsidentin.«

»Keine Hinweise darauf, warum der Attentäter ihn zuerst aufgesucht hat? Keine Anhaltspunkte, wieso CEO Kolani ihn auf seinem Posten belassen hatte, obwohl sie so wenig von ihm hielt?«

»Nein, Madam Präsidentin. Weder in der einen noch der anderen Sache ist etwas aufgetaucht, das eine Erklärung liefern könnte. Womöglich besteht auch gar kein Zusammenhang. Es könnte CEO Kolani Spaß gemacht haben, Sub-CEO Akiri zu drangsalieren. Und dass der Attentäter sich ihn zuerst vorgenommen hat, kann darin liegen, dass er als Ihr Berater für ihn besonders interessant war.«

Das klang zwar plausibel, dennoch … Aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich intensiver mit dieser Frage zu befassen. »Gut, dann wäre das alles.«

Nachdem Togo gegangen war, hielt Iceni trotz allem einige Augenblicke lang inne und dachte über die Erkenntnisse nach, die ihr Adjutant zusammengetragen hatte. Drakon gab Morgan eine Chance, als niemand dazu bereit war. Eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, von der jüngsten Vergangenheit körperlich und geistig traumatisiert. Ich hätte ihr keine Chance gegeben. Warum sollte man ein solches Risiko auch eingehen? Aber Drakon hat es gewagt. Kein Wunder, dass sie ihm gegenüber so loyal eingestellt ist. Keine Wunder, dass all seine Soldaten ihm so ergeben waren. Auch wenn er ganz klassisch zum CEO ausgebildet worden ist, scheinen ihm seine Leute wirklich wichtig zu sein.

Ich wünschte, ich könnte ihm vertrauen. Ich glaube, wenn ich Artur Drakon jemals vertrauen könnte, würde ich ihn tatsächlich sympathisch finden.

Und dann würde er mir möglicherweise einen Dolch in den Rücken stoßen. Ich kann froh sein, dass Togo ihn im Auge behalten wird.

Sub-CEO Marphissa schien sich zu freuen, sie zu sehen, allerdings konnte sich Iceni auch nicht daran erinnern, dass einer ihrer Untergebenen jemals so dumm gewesen wäre, sein Missfallen über ihre Anwesenheit erkennen zu lassen. Stimmt nicht. Da war dieser Executive, der Gelder unterschlagen hatte. Er hatte sehr missmutig ausgesehen, aber wiederum nicht ganz so missmutig wie kurze Zeit darauf, als man ihn zur Strafe in eine Uniform steckte und ihn losschickte, um bei der völlig aussichtslosen Verteidigung eines Sternensystems nahe dem Allianz-Gebiet mitzuhelfen. Wo war das noch gleich gewesen? Ach, ist jetzt nicht weiter wichtig. Alle Verteidiger kamen ums Leben, und auch wenn die Syndikatwelten das System später doch noch zurückerobern konnten, hat die Regierung am Ende doch den Krieg verloren. Also hat das Ganze letztlich nichts bedeutet. Etwas, das es wert ist, dafür zu sterben, hat Drakon gesagt. Ja, so etwas brauchen wir alle.

»Sie sagten, wir werden Übungen durchführen, Madam Präsidentin?«, fragte Marphissa.

»Das ist richtig. Sind alle Soldaten der Bodenstreitkräfte an Bord?«

»Ja. Je ein Trupp auf den drei Schweren Kreuzern. Außerdem haben die drei Shuttles an der Außenhülle dieser Schiffe festgemacht. Die Soldaten haben sehr viel Ausrüstung mitgebracht.«

»Gut. Wir nehmen Kurs auf einen der Sprungpunkte und testen dabei die Kriegsschiffe und alle Soldaten. Wir werden herausfinden, ob jeder in Bestform ist. Außerdem werden wir koordinierte Aktionen üben.« Das gehörte zu den Dingen, die CEOs routinemäßig anordneten: Leute im Kreis herumscheuchen damit niemand in Frage zu stellen wagte, dass man auch die Macht dazu besaß.

»Welcher Sprungpunkt?«