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Es überraschte nicht, dass es daraufhin keine Wortmeldungen gab. Auch hörten alle damit auf, sich bei Marphissa zu beschweren. Dennoch schaute die unzufrieden drein. »Meine Entscheidungen sollten sie genauso akzeptieren.«

»Das werden sie auch. Sonst entferne ich sie von ihren Posten und suche nach Befehlshabern, die dazu fähig sind.« Iceni war sich sicher, dass auf informellen Wegen jeder in der Flotte von dieser Aussage erfahren würde.

Der Gasriese hing größer als je zuvor dicht vor der Flotte. Zu einer Seite war die ausladende Einrichtung der mobilen Streitkräfte zu sehen, die nur geringfügig kleiner ausfiel als die bei Midway. Sie befand sich in einem geostationären Orbit, durch den sichergestellt wurde, dass sie sich immer im Blickfeld des zweiten Planeten aufhielt, ausgenommen während eines einmal jährlich auftretenden kurzen Fensters, wenn der Stern die Sicht blockierte, da der zweite Planet Kane umkreiste. Um diese Einrichtung herum flog das Handelsschiff, dessen Flugbahn sie die ganze Zeit über im Auge behalten hatten. Schwerfällig bremste es ab, während es hinter dem Gasriesen allmählich verschwand. Im Gegensatz zu den Kriegsschiffen konnte dieses Schiff seine Geschwindigkeit nur allmählich reduzieren.

»Wir können einen Jäger oder einen Leichten Kreuzer aus unserer Formation lösen, damit dieses Handelsschiff abgefangen und gestoppt wird«, überlegte Marphissa plötzlich.

»Tun Sie das, und nehmen Sie einen Leichten Kreuzer. Ich will, dass die Schlangen auf dem Frachter in Angst und Schrecken versetzt werden, wenn sie sehen, wie ein Leichter Kreuzer auf sie zukommt.«

»Hier spricht Kommodor Marphissa für den Leichten Kreuzer CL-773. Lösen Sie sich aus der Formation, fangen Sie umgehend den von meinem Zielerfassungssystem gekennzeichneten Frachter ab, und zerstören Sie ihn.«

»Hier CL-773. Habe verstanden, dass wir die Formation verlassen und den Frachter zerstören sollen. Bestätigen Sie bitte, dass wir den Frachter nicht erst zur Kapitulation auffordern und ein Kapitulationsangebot nicht akzeptieren sollen.«

Marphissa vergewisserte sich mit einem Blick zu Iceni, die entschieden den Kopf schüttelte. »Ich bestätige, dass Sie kein Kapitulationsangebot akzeptieren sollen, CL-773.«

»Verstanden, Kommodor.«

»Wir können nicht darauf hoffen, dass sie sich auch tatsächlich ergeben werden«, merkte Iceni an, die sich in diesem Moment über sich selbst ärgerte, dass sie ihre Entscheidung vor ihrer Untergebenen zu rechtfertigen versuchte.

»Das würden sie nicht machen«, stimmte Marphissa ihr zu. »Es wäre nur ein Trick, um Zeit zu schinden, damit sie vielleicht doch noch das Schlachtschiff erreichen.«

Die Flotte war soeben in eine Kurve um den Gasriesen eingeschwenkt. Die Steuersysteme drehten die Kriegsschiffe erneut, damit sie für einen langen Zeitraum abgebremst wurden und im Bogen auf einen Vektor gelangten, der sie ein Stück weit einem Orbit um den Gasriesen folgen lassen würde. Zur gleichen Zeit scherte die C-773 in eine andere Richtung aus, ihr Vektor eine Kurve, um den mit aller Macht abbremsenden Frachter abzufangen.

»Da ist es!«, rief auf einmal Marphissa, als im niedrigen Orbit hinter der Krümmung des Gasriesen endlich ein Teil des Schlachtschiffs auftauchte. »Komm-Station, wir sind deutlich näher und in Sichtweite. Versuchen Sie, eine Nachricht an Sub-Executive Kontos zu schicken, damit er weiß, dass wir sie fast erreicht haben.«

Iceni atmete tief durch und verspürte Erleichterung. Wenn es den Schlangen bislang noch nicht gelungen war, bis zu Kontos vorzudringen, dann war der erfolgreiche Abschluss ihrer Mission zum Greifen nah. »Colonel Rogero, sind Ihre Streitkräfte einsatzbereit?«

»Ja, Madam Präsidentin.« So wie der Rest der Bodenstreitkräfte trug auch Rogero die komplette Gefechtspanzerung, hinter ihm im Korridor drängten sich seine Leute. Sie warteten darauf, durch die Zugangsröhren zu den Shuttles zu gelangen, die an der Hülle des Schweren Kreuzers angedockt hatten. Iceni sah nach den übrigen Schweren Kreuzern und stellte anhand der Statusmeldungen fest, dass auch deren Shuttles alle Vorbereitungen fürs Ablegen trafen.

Die Belastung für die Kriegsschiffe stieg an, je näher sie dem Gasriesen und dem Schlachtschiff kamen, da sie gleichzeitig ihre Geschwindigkeit weit genug zu reduzieren versuchten, damit die Shuttles sich von den Kreuzern lösen und Kurs auf das Schlachtschiff nehmen konnten. Normalerweise wurde ein solches Manöver, bei dem man dicht an einem Planeten oder einem Stern vorbeiflog, dazu genutzt, ein Schiff zu beschleunigen, indem man sich der Schwerkraft bediente. Doch ihre Flotte musste das genaue Gegenteil erreichen, und Iceni konnte deutlich das beunruhigende Ächzen und Knarren der Schiffshülle hören, die gegen die ungeheuren Kräfte protestierte, die auf sie einwirkten. Das Stöhnen der Trägheitsdämpfer steigerte sich zu einem Kreischen. Auf Icenis Display blinkten Warnungen rot auf, die hektisch um ihre Aufmerksamkeit rangen.

Sicherheitssperren für die Steuerung sofort wieder aktivieren.

Maximale Belastungsgrenzen werden überschritten.

Hüllenversagen möglich.

Trägheitsdämpfer überlastet.

Systemausfälle stehen unmittelbar bevor.

»Kom … mo … dor«, brachte Iceni trotz der auf sie einwirkenden g-Kräfte angestrengt heraus.

»Kräfte … haben … Maximum … jetzt … erreicht … und … sinken«, erwiderte Marphissa. Kaum hatte sie das ausgesprochen, stellte Iceni fest, dass der Druck auf ihren Körper allmählich nachließ. Auch das Heulen der Trägheitsdämpfer wurde nach und nach tiefer.

Das Schlachtschiff kam bedrohlich schnell näher, während die Kriegsschiffe so massiv abbremsten, wie es ihre Haupttriebwerke ermöglichten und die Schiffshüllen es zuließen.

»Los, Colonel«, sagte Iceni, aber Rogero hatte seine Leute bereits losgeschickt, die in ihren klobigen Rüstungen durch die Verbindungsröhre in Richtung Shuttle stapften und sich dort an den Sitzen festschnallten. Ohne die Servomotoren dieser gewaltigen Rüstungen hätten sich die Soldaten unter den gegebenen Umständen nicht einmal von der Stelle bewegen können.

»Vierzig Sekunden bis zum Start der Shuttles«, meldete der Ablauf-Spezialist.

Iceni sah zu, wie die letzten Soldaten sich an Bord des Shuttles begaben, während die Sekunden verstrichen. »Wir sind immer noch zu schnell«, sagte sie zu Marphissa.

»Wir werden uns innerhalb vertretbarer Parameter befinden, wenn wir die Shuttles starten«, versicherte die ihr, ohne den Blick von ihrem Display abzuwenden.

Die Geschwindigkeitsanzeige ging gleichmäßig zurück und näherte sich der Markierung, bei der ein Shuttle gefahrlos starten konnte, dennoch fragte sie sich, ob sie es noch schaffen würden. Das Schlachtschiff tauchte rechts über ihnen auf und wirkte so riesig, dass man es eher für einen Mond in Form eines schwangeren Hais halten konnte als für ein von Menschenhand geschaffenes Objekt.

»Zehn Sekunden bis zum Start.«

»Wir sind noch nicht so weit, Kommodor!«, warnte Iceni.

»Das werden wir aber sein.« Marphissa sah weiter auf ihr Display, während sie eine Hand dicht über der Befehlstaste hielt, mit der der Start des Shuttles ausgelöst wurde.

Auf der anderen Seite der Formation passierte der Leichte Kreuzer CL-773 das Handelsschiff, feuerte seine Höllenspeere ab und ließ das Kommandodeck des Schiffs von zwei Kartätschensalven zertrümmern. Der Frachter geriet in eine Rollbewegung und schwenkte auf einen Kurs ein, der ihn zum Gasriesen führte.

»Fünf Sekunden.«

Die Anzeigen näherten sich dem sicheren Bereich, und Marphissas Hand bewegte sich ruckartig nach unten. »Start!«