Выбрать главу

»Das hat sie wohl aufhorchen lassen«, kommentierte Marphissa grinsend. »Und da verabschieden sich noch ein paar.«

»Drei Jäger verlassen den Kurs ihrer Formation«, berichtete der Ablauf-Spezialist. »Mit Blick auf die zeitlichen Abweichungen scheinen sie nicht aufeinander abgestimmt zu handeln.«

Schließlich änderten auch die noch verbliebenen zwei Leichten Kreuzer und drei Jäger ihre Flugbahn und flogen eine Kurve nach oben, um nicht in Feuerreichweite des Schlachtschiffs zu gelangen. Als sie weit genug vom Gasriesen entfernt waren, spalteten sich ein Leichter Kreuzer und ein Jäger von der Gruppe ab, sodass von der ursprünglichen Formation nur noch ein Leichter Kreuzer und zwei Jäger übrig waren, die Kurs auf Kane zu nehmen schienen. »Der zweite Planet«, sagte Marphissa. »Das wird ihr Ziel sein.«

»Warum fliegen sie dorthin zurück?«, überlegte Iceni.

»Weil sich auf dem Planeten vermutlich ein paar hochrangige Schlangen aufhalten, die gern evakuiert werden möchten.« Sie wandte sich an den Komm-Spezialisten: »Versuchen Sie Kontakt mit den Leichten Kreuzern oder den Jägern aufzunehmen, die die Formation verlassen haben. Sollen wir weiter Kurs auf das Schlachtschiff halten, Madam Präsidentin?«

»Ja. Sorgen Sie dafür, dass der Leichte Kreuzer und der Jäger, die unsere Rettungskapseln einsammeln, sich auf alles gefasst machen sollen. Ich will wissen, wer tatsächlich in diesen Rettungskapseln steckt. Wenn es sich um Schlangen handelt, könnten sie durchaus bewaffnet sein.« Sie drehte den Kopf, um einen Blick auf das Bild zu werfen, das von Rogeros Rüstung übertragen wurde. »Colonel, Statusbericht.«

»Wir haben die Stelle gefunden, an der die Zuleitung zu den Brennstoffzellen manipuliert worden ist. Hätten wir versucht, es von der Stelle zu bewegen, wäre dem Schiff der Hintern weggesprengt worden, wenn ich das so sagen darf.«

»Aber die Gefahr besteht jetzt nicht mehr?«

»Es besteht keine unmittelbare Gefahr, dass das Schlachtschiff explodiert, Madam Präsidentin. Aber wir haben noch keine Kontrolle über das Schiff, weil die Brücke nach wie vor versiegelt ist. Sie machen uns nicht auf, weil sie es für einen Trick der Schlangen halten. Man kennt Sie von Ihren Übermittlungen, und sie sagen, wenn Sie hier auftauchen, werden sie davon überzeugt sein, dass wir tatsächlich alles von den Schlangen gesäubert haben und sie den Zugang zur Brücke freigeben können.«

Das war zwar lästig, aber … »Ist es sicher für mich, an Bord zu kommen?«

»Nicht restlos. Das interne Überwachungssystem ist eine Katastrophe, und alles, was noch funktioniert, läuft über die Brücke. Aber wenn sich irgendwo noch ein paar Schlangen im Gebüsch versteckt halten sollten, werden wir Sie vor ihnen beschützen können.«

»Also gut. Wir bringen die C-448 in der Nähe des Schlachtschiffs zum relativen Halt, dann bringt mich ein Shuttle rüber zu Ihnen.«

Es war kaum zu glauben, dass die Gefahr wirklich gebannt war. Die andere Flotte war besiegt worden, der größte Teil der Einheiten weigerte sich, noch länger gegen sie zu kämpfen, stattdessen versuchten die überlebenden Offiziere und Crewmitglieder herauszufinden, was Iceni hier bei Kane vorhatte. Sie würde das vorübergehend von Marphissa erledigen lassen, da es wichtiger war, auf die Brücke des Schlachtschiffs zu gelangen.

Iceni verließ das Shuttle, durchquerte die Luftschleuse und betrat das Deck des Schlachtschiffs. Ihres Schlachtschiffs. Der Shuttlehangar an Bord war noch nicht einsatzbereit, also musste man sich mit Zugangsröhren und Luftschleusen behelfen. Als Kriegsschiff war das Schlachtschiff quasi noch im Rohbau, aber es stellte auch die beste Verteidigungseinheit dar, die sie bekommen konnte.

Colonel Rogero wartete bereits auf sie und sah den Korridor entlang, als sie durch die Luftschleuse kam und vor ihm stehen blieb. Er setzte zum Salut an, aber dann riss er auf einmal seine Waffe hoch und begann zu schießen.

Zwölf

Iceni glaubte, ihr Herz habe aufgehört zu schlagen, und nur allmählich wurde ihr klar, dass Rogero nur einmal geschossen und dabei auch noch an ihr vorbei auf etwas gezielt hatte. Als sie sich umdrehte, sah sie eine Schlange, die ein paar Meter hinter ihr schwankend dastand und auf ein großes, blutendes Loch in der Brust starrte. Dann ließ der Mann seine Waffe fallen. Alle Kraft und das Leben waren aus ihm gewichen, und gleich darauf brach er auf dem Deck zusammen.

Rogero lief um Iceni herum, um sich davon zu überzeugen, dass die Schlange auch tatsächlich tot war.

Erschrocken schluckte sie, ihr Herzschlag hatte wieder eingesetzt. »Hatten Sie mir nicht gesagt, dass Ihre Soldaten während meines Besuchs auf dieser Einheit für meine Sicherheit sorgen würden, Colonel Rogero?«

»Ich habe Wachen aufgestellt …«

»Dann ist der Wachmann, der für diesen Gang verantwortlich war, offenbar schon tot. Falls nicht, werde ich dafür sorgen, dass er …«

»Madam Präsidentin.« Rogeros Stimme unterbrach sie in ihrem Redefluss. »Ich habe diesen Gang unbewacht gelassen.«

Entweder veranlasste sie, dass dieser Mann sofort vor ein Erschießungskommando gestellt wurde, oder aber sie nahm sich die Zeit, Rogeros Motive zu ergründen. »Wieso?«, fragte sie mit einer Selbstbeherrschung, die sie zumindest selbst für bewundernswert hielt.

»Weil wir wussten, dass die Schlangen diese Einheit mit Überwachungstechnik aller Art vollgestopft haben, wir aber in der wenigen verfügbaren Zeit nicht alles aufspüren konnten. Jede überlebende Schlange würde deshalb wissen, wo sich meine Wachen befinden, und sie würden auch wissen, dass ein Shuttle hierher unterwegs ist und einen wichtigen Besucher transportiert. Uns ist natürlich auch bekannt, dass die Schlangen darauf gedrillt sind, bis zum Tod zu kämpfen, anstatt sich zu ergeben. Eine überlebende Schlange, die einen ›versehentlich‹ unbewachten Weg entdeckt, würde nicht auf einen späteren Zeitpunkt für einen Attentatsversuch warten, sondern diese Gelegenheit nutzen, um den wichtigen Besucher zu töten. Wann und wo es zu diesem Attentatsversuch gekommen wäre, hätte keiner von uns wissen können.«

»Und wie genau hat das jetzt zu meiner Sicherheit beigetragen, Colonel Rogero?«

»Das hat es insofern, als dass ich genau wusste, wo und wann ich mit einem Anschlag rechnen konnte, Madam Präsidentin.«

Immer noch wütend sah sie Rogero an, aber allmählich stieg sie hinter die Logik seiner Vorgehensweise. »Sehr gut. Machen Sie so etwas nie wieder.«

»Jawohl, Madam Präsidentin.«

»Ist das die Art von Denkweise, die General Drakon bei seinen Untergebenen fördert?«

»Jawohl, Madam Präsidentin.«

»Ich bin nicht so, Colonel Rogero, das sollten Sie sich besser merken. Und jetzt bringen Sie mich zur Brücke.«

Der kurze Weg zur verschlossenen Luke, hinter der die Brücke lag, wirkte beklemmend auf Iceni, da sie wusste, dass die Blicke der überlebenden Crew und auch die Blicke aller verbliebenen Verteidigungsanlagen allein auf sie gerichtet waren. »Hier spricht Präsidentin Iceni. Diese Einheit der mobilen Streitkräfte untersteht jetzt der Kontrolle des unabhängigen Sternensystems Midway. Ich garantiere Ihnen Sicherheit, und nun öffnen Sie die Luke.«

Das anschließende Warten kam ihr viel zu lange vor, und sie begann sich zu fragen, ob sie noch etwas anfügen sollte, da war auf einmal zu hören, wie hydraulische Systeme zum Leben erwachten und massive Bolzen mit einem sanften Zischen zurückgefahren wurden. Dann folgte ein dumpfes Poltern, und schließlich öffnete sich die Luke sehr langsam nach innen, was das immense Gewicht eindrucksvoll unterstrich, das bei diesem Vorgang bewegt werden musste.

Gemeinsam mit Colonel Rogero und den umstehenden Soldaten betraten sie die Brücke. Dort roch es nicht allzu gut, was aber nicht verwunderlich war, liefen doch die Lebenserhaltungssysteme im Notfallmodus, der für eine lokale Abschottung der Brücke vom Rest des Schiffs sorgte. Aber auch die anwesenden Crewmitglieder verbreiteten keinen sehr angenehmen Geruch. Sub-Executive Kontos ließ die Überlebenden auf der Brücke in zwei kurzen Reihen Aufstellung nehmen.