Выбрать главу

»Kommodor!«

Marphissa verzog den Mund. »Man kommt einfach nie wirklich zur Ruhe, nicht wahr?«, merkte sie an Iceni gerichtet an und nahm den Ruf entgegen. »Hier. Ich bin auf der Brücke des Schlachtschiffs.«

»Auf der Einrichtung der mobilen Streitkräfte tut sich etwas.«

»Und was?«

»Interne und externe Explosionen, Kommodor.«

Iceni betätigte ihre eigene Komm-Einheit. »Colonel Rogero, schicken Sie sofort jemanden rauf, der die Brücke bewacht. Ich muss zurück auf die C-448.«

Kaum hatte Iceni ihren Platz auf der Brücke des Schweren Kreuzers eingenommen, rief sie eine Nahaufnahme der Einrichtung der mobilen Streitkräfte auf. Obwohl diese den Gasriesen in gleicher Weise wie das Schlachtschiff umkreiste, war die Einrichtung so weit entfernt, dass sie fast hinter dem Planeten verschwand und somit keine Bedrohung für die Schiffe von Icenis Flotte darstellte.

Irgendetwas spielte sich dort ganz eindeutig ab. »Wir empfangen keine Kommunikation, die einen Hinweis darauf geben könnte, was genau dort los ist.«

»Es finden Kämpfe statt«, ließ der Spezialist verlauten, der derzeit die Ablauf-Konsole bediente.

»Ist das wahr?«, gab Iceni mit all der vernichtenden Ironie zurück, zu der ein CEO fähig war.

Marphissa wandte sich an alle Spezialisten auf der Brücke. »Finden Sie heraus, wer da kämpft und warum. Irgendjemand muss schließlich mit irgendjemandem über das reden, was da drüben los ist.«

»Präsidentin Iceni?«

»Ja, Colonel Rogero.«

»Ich habe gehört, dass in der Einrichtung der mobilen Streitkräfte gekämpft wird. Benötigen Sie meine Soldaten für einen Einsatz in dieser Einrichtung?«

Das war eine wirklich berechtigte Frage. So berechtigt, dass Iceni sich am liebsten geohrfeigt hatte, weil ihr völlig entgangen war, dass sie Bodenstreitkräfte zu ihrer Verfügung hatte. Aber es waren nur drei Trupps. Auch wenn diese Einrichtung nach den Maßstäben einer Schiffswerft wohl nicht als groß bezeichnet werden konnte, war sie nach allen anderen Maßstäben verdammt groß. »Haben wir irgendeine Ahnung, wie viele Leute sich da aufhalten?«

Der Ablauf-Spezialist, der anscheinend seinen vorangegangenen Patzer wiedergutmachen wollte, antwortete rasch: »Nach dem Design zu urteilen, sollte die Basisbesatzung bei sechshundert Mann liegen. Abhängig von den zu erledigenden Arbeiten fasst die Einrichtung aber auch noch bis zu tausend Leute zusätzlich.«

»Dann benötige ich mehr Munition«, warf Colonel Rogero ein. »Falls sich dort tatsächlich so viele Arbeiter aufhalten sollten.«

»Es gibt keinen Hinweis darauf, dass dort momentan an Schiffen gearbeitet wird«, sagte Marphissa. »Wenn wir einen Blick ins Primärdock werfen könnten …«

»Anzeichen für eine Explosion im Primärdock«, rief der Ablauf-Spezialist in dem Moment, da diese Information auch auf ihren Displays aufleuchtete. »Etwas ist dort hochgegangen. Unsere Systeme schätzen, dass ein Jäger einen teilweisen Kernkollaps erlitten hat.«

»Das hilft uns genauso weiter wie ein Blick in das Dock. Das bedeutet, in dem ist nichts vorhanden«, sagte Marphissa zu Iceni. »Zumindest ist nichts mehr vorhanden. Und vom Dock selbst ist auch nichts mehr übrig.«

»Jemand wollte entkommen«, grübelte Iceni. »Aber wer war das?«

»Madam Präsidentin, wir empfangen eine Nachricht für Sie. Sie kommt von der Einrichtung.«

»Abspielen«, befahl sie und sah, wie sich vor ihr ein Fenster öffnete, das eine finster dreinblickende Frau in der Uniform einer Senior-Wartungsmanagerin zeigte.

»Hier spricht … Stephani Ivaskova. Ich bin eine Freie Arbeiterin.«

O verdammt. Das ist gar nicht gut.

»Wir haben diese Einrichtung der Kontrolle durch den ISD und die Syndikatwelten entzogen. Unser Arbeiterkomitee hat jetzt das Sagen. Wir wollen, dass Sie unsere … unsere Kontrolle über diese Einrichtung anerkennen.«

Iceni wartete ein paar Sekunden, um Gewissheit zu bekommen, dass die Freie Arbeiterin Ivaskova ausgeredet hatte, dann setzte sie zu einer Antwort an. Da die im Orbit befindliche Einrichtung nur ein paar Lichtsekunden entfernt war, würde die Verzögerung bei der Kommunikation nicht auffallen. »Hier spricht Präsidentin Iceni vom Midway-Sternensystem. Es gibt für uns keinen Grund, Sie anzugreifen, solange Sie keine Maßnahmen gegen uns ergreifen.«

»Sie … Was eine Präsidentin auch sein mag, wir wollen uns nicht länger von CEOs und Executives vorschreiben lassen, was wir tun und lassen sollen.«

»Dies hier ist nicht mein Sternensystem«, machte Iceni ihr klar. »Ich habe kein Interesse daran, hier irgendwem Vorschriften zu machen.«

»Sie sind im Besitz von Eigentum, das uns gehört«, erklärte Ivaskova dann. »Wir müssen darauf bestehen, dass Sie dieses Eigentum an unser Arbeiterkomitee zurückgeben.«

»Von welchem Eigentum reden Sie?«

»Ich rede von dem Kriegsschiff.«

Sofort schüttelte Iceni den Kopf, während ihre Miene keine Regung zeigte. »Wir haben dieses Schlachtschiff nicht Ihnen, sondern den Syndikatwelten abgenommen. Ich beabsichtige, das Schiff zu behalten. Sobald keine Gefahr mehr besteht, es zu bewegen, werden wir es nach Midway mitnehmen, um es fertigzustellen und einsatzbereit zu machen.«

Ivaskova drehte den Kopf zur Seite und redete allem Anschein nach mit mehr als nur einer Person, aber was gesprochen wurde, wurde von der Komm-Software gezielt unverständlich gemacht. Nach den Veränderungen zu urteilen, die Ivaskovas Gesichtsausdruck durchmachte, und mit Blick auf die eindringlicheren Gesten schien sich die Unterhaltung schnell in einen erbitterten Streit zu verwandeln.

»Ein Arbeiterkomitee?«, fragte Marphissa. »Was soll das sein?«

»Ein anderes Wort für Anarchie. Arbeiterkomitees sind wie Viren, Kommodor. Eine Seuche. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Seuche nicht auf unsere Kriegsschiffe überspringt. Lassen Sie unsere Komm-Experten alle Verbindungen zur Einrichtung blockieren, mit Ausnahme der einen, die Sie selbst kontrollieren.«

»Die Hintertürchen …«

»… müssen in dem Moment geschlossen werden, in dem sie aufgehen«, wies Iceni an. »Das hat für Ihr Komm-Personal oberste Priorität.«

»Ja, Madam Präsidentin.«

»Und sorgen Sie dafür, dass jemand das Komm-Personal überwacht, damit keiner von ihnen sich mit dem Arbeiterkomitee unterhält.«

Während Marphissa die Befehle weitergab, meldete sich Ivaskova endlich wieder bei Iceni. »Wir fordern die Herausgabe des Schlachtschiffs.«

»Ihre Forderung wurde zur Kenntnis genommen. Leben noch irgendwelche von Ihren Executives?«, fragte Iceni, die sich ziemlich sicher war, dass sie die Aufmerksamkeit des Arbeiterkomitees leicht auf ein anderes Thema lenken konnte.

»Ähm … ja, ein paar. Die meisten starben beim Kampf gegen die Schlangen oder gegen uns, vor allem bei der Explosion eines Jägers im Raumdock, mit dem sie entkommen wollten. Wir wissen, dass Sub-CEO Petrov dort starb.«

»Was ist auf dem zweiten Planeten los? Da wirkt alles sehr ruhig, aber vor ein paar Minuten konnte man das von Ihrer Einrichtung auch behaupten.«

Ivaskova mochte sich jetzt als Freie Arbeiterin bezeichnen, aber sie hatte sich ein Leben lang Vorgesetzten untergeordnet, weshalb sie nun auf jede von Icenis Fragen reagierte, ohne überhaupt zu überlegen, ob es einen Grund gab, ihr Rede und Antwort zu stehen. »Die Schlangen haben die Macht an sich gerissen. Sie haben viele Leute getötet. Es gab etliche Demonstrationen, weil die Bürger und die Arbeiter sich für mehr Rechte eingesetzt haben. Wir wollten, dass die Schlangen und die CEOs von hier verschwinden, damit wir uns selbst regieren können. Und dann auf einmal haben die Schlangen zugeschlagen, und eine Zeit lang wollte niemand etwas unternehmen, da die Schlangen auch die Kontrolle über die mobilen Streitkräfte hatten. Aber dann haben wir gesehen, wie sie von Ihnen geschlagen wurden, und daraufhin sind wir in Aktion getreten. Die drei mobilen Einheiten im Orbit um den zweiten Planeten werden immer noch von den Schlangen kontrolliert, nicht wahr? Solange sie im Orbit bleiben, werden die Leute auf dem Planeten wahrscheinlich weiter abwarten. Aber vielleicht auch nicht. Wir sind es leid. Lieber sterben wir, anstatt noch länger Sklaven zu sein.«