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»Wir werden zusammen mit dem Frachter, der die Evakuierten von der Einrichtung der mobilen Streitkräfte an Bord genommen hat, in drei Stunden den zweiten Planeten erreichen«, fuhr Executive Fon fort. »Es war mir ein Vergnügen, Ihren Wünschen, Präsidentin Iceni, nachzukommen und Ihnen bei der Rettung des Personals behilflich sein zu können.«

Executive Fon schmeichelte ihr, wie es nur ein echter Executive konnte, überlegte Iceni. Eine Schlange, die sich als Executive zu tarnen versuchte, hätte dagegen Schwierigkeiten, diesen unterwürfigen Tonfall und das entsprechende Gehabe zu imitieren.

»Wir haben mit unseren Leuten auf dem zweiten Planeten gesprochen«, erklärte Fon. »Sie haben uns davon berichtet, dass ausgelassen gefeiert wird, dass es aber auch Demonstrationen gegen die neue Regierungsform gibt. Kämpfe scheinen jedoch nicht stattzufinden. Wir erwarten keine Schwierigkeiten, wenn wir unsere Leute vom Planeten holen, damit wir Kurs auf Cadez nehmen können.«

Das waren gute Neuigkeiten. Sie hatte genug davon, zusehen zu müssen, wie Menschen sich gegenseitig umbrachten, nur weil die eiserne Disziplin des Syndikat-Systems auf einmal nicht mehr existierte. Eine wenigstens kurze Unterbrechung der Gewalttaten wäre eine willkommene Wohltat und könnte vielleicht dazu beitragen, die radikaler gesinnten Arbeiter davon abzuhalten, die Kontrolle an sich reißen zu wollen.

»Sobald wir unsere Eskortmission abgeschlossen und unsere Leute an Bord geholt haben, wird sich die CL-187 auf den Weg nach Cadez begeben. Die Benutzung des Hypernet-Portals bei Midway würde diese Reise schneller, unkomplizierter und vor allem ungefährlicher gestalten. Wir hoffen, dass Sie mit Blick auf unseren geleisteten Dienst die Erlaubnis erteilen werden, nach unserer Ankunft in Midway das Hypernet-Portal benutzen zu dürfen.«

Aber natürlich. Sie hatten etwas von ihr gewollt. Kein Wunder, dass Fon und sein Leichter Kreuzer auf Icenis Anliegen so schnell eingegangen waren. Der Zusammenbruch der Syndikatwelten hatte nichts daran geändert, wie die Leute in Situationen wie diesen miteinander umgingen.

»Wenn wir Midway erreichen, werden wir Ihnen natürlich auch die neuesten Informationen zukommen lassen, die es aus Kane zu berichten gibt«, fügte Fon dann noch hinzu. »Für das Volk. Fon, Ende.«

Sehr geschickt. Er war schlau genug, ihr als Zeichen seines guten Willens auch noch neue Informationen in Aussicht zu stellen. Es würde den Leichten Kreuzer nichts kosten, Iceni wertvolle aktuelle Daten zu überlassen, aber der Hintergedanke war selbstverständlich der, dass sie auf Icenis Dankbarkeit hofften. Es sollte sie noch in dem Gefühl der Verpflichtung bestärken, sie das Hypernet-Portal benutzen zu lassen.

Iceni setzte sich gerader hin, überprüfte eben ihr Erscheinungsbild, dann betätigte sie die Antworttaste. »Executive Fon, Sie und Ihre Einheit sind im Midway-Sternensystem willkommen. Ich freue mich schon darauf, von Ihnen die neuesten Informationen über die aktuellen Entwicklungen im Kane-Sternensystem zu erhalten. Ich sehe kein Problem darin, Ihnen den Zugang zum Hypernet-Portal bei Midway zu gewähren, immerhin haben Sie uns und den Bürgern von Kane einen wichtigen Dienst erwiesen. Für das Volk. Iceni, Ende.«

Noch fast fünf Stunden, ehe die CL-187 diese Nachricht erhielt, und sechzehn verdammte Stunden, bis diese Flotte den Sprung nach Midway beginnen konnte. Dann würden sechs Tage im grauen Fegefeuer des Sprungraums folgen. Allerdings konnte man diese Fortbewegung im Schneckentempo durch den Normalraum bis zum Sprungpunkt mit Fug und Recht ebenfalls als Reise durchs Fegefeuer bezeichnen.

Doch zumindest diese Art von Fegefeuer nahm nach einer gewissen Zeit ein Ende. Seit einer Stunde saß Iceni auf ihrem Platz auf der Brücke, während ihre Flotte wieder zusammengeführt wurde und sich dem Sprungpunkt näherte. Sie kehrte mit einem Schlachtschiff, drei Schweren Kreuzern, sechs Leichten Kreuzern und neun Jägern nach Midway zurück. Zwar war das immer noch eine kleine Flotte, wenn man sie mit den Standards für Flotten während des verlorenen Kriegs verglich, doch hatte sie jetzt eine Größe erreicht, die man nicht mehr einfach so ignorieren konnte.

Jedenfalls dann nicht mehr, wenn das Schlachtschiff erst voll einsatzfähig war. »Sie können mit der Flotte nach Midway springen, sobald Sie bereit sind, Kommodor Marphissa.«

Gleich darauf verschwanden abermals die Sterne.

Vor drei Tagen hatte ihre Reise sie in den Sprungraum geführt, jetzt lagen noch immer drei Tage vor ihnen. Am Ende dieser letzten drei Tage würde die Fremdartigkeit des Sprungraums allen wie immer sehr zu schaffen gemacht haben. Iceni konnte sich nur zu gut an das damit verbundene Gefühl erinnern, an diesen Zustand, der einen glauben ließ, dass die eigene Haut einem Fremden gehörte. Ein Eindruck, der davon ausgelöst wurde, dass man in eine für Menschen nicht bestimmte Region vorgedrungen war. Wenn dieser Moment gekommen war, wollte Iceni keine Sekunde länger als unbedingt nötig im Sprungraum bleiben.

Der Summer zu Icenis Quartier wurde betätigt; ein Blick auf die Überwachungs- und Sicherheitssysteme bestätigte, dass lediglich Marphissa vor der Luke stand und dass sie unbewaffnet war. »Kommen Sie rein, Kommodor.«

Marphissa betrat das Quartier und blieb gleich hinter der Luke stehen, als sei sie sich nicht sicher, ob sie tatsächlich hier sein sollte. »Madam Präsidentin, ich wollte Ihnen etwas sagen.«

»Sie sind dankbar dafür, dass Sie das Kommando über das Schlachtschiff erhalten.« Iceni winkte ab. »Das ist verständlich, aber ich glaube, Sie kommen damit zurecht.«

»Nein, Madam Präsidentin, es geht nicht um mich. Ich wollte Ihnen für das danken, was Sie bei Kane getan haben. Sie haben dafür gesorgt, dass die Bürger aus dieser Einrichtung der mobilen Streitkräfte gerettet wurden.«

Iceni lehnte sich nach hinten und betrachtete Marphissa neugierig. »Kannten Sie dort jemanden?«

»Nein, Madam Präsidentin.«

»Und Ihnen ist klar, was für eine Gefahr deren Denkweise für uns beide persönlich und für die Stabilität unserer Heimat bedeutet hat?«

»Ja, Madam Präsidentin.«

»Und Sie wussten, dass diese Leute jeden töteten, der sich an Bord dieses Jägers befand, um sich in Sicherheit zu bringen? Darunter auch Personal der mobilen Streitkräfte, die das Pech hatten, in dem Moment zur Besatzung des Jägers zu gehören? Wieso ist Ihnen das Schicksal dieser Leute so wichtig?«

Erneut zögerte Marphissa. »Zu töten ist sehr leicht, Madam Präsidentin. Viel zu leicht. Ein Leben zu retten, ist viel schwieriger und wird von niemandem erwartet. Sie sollen wissen, dass ich Ihnen dafür dankbar bin, dass Sie diesen Frachter dazu gebracht haben, diese Bürger zu retten, auch wenn Sie mit allem recht haben, was Sie soeben aufgezählt haben.«

»Verstehe.« Was sollte sie sonst noch dazu sagen. »Ich hatte meine Gründe. Aber Sie sollen auch wissen: Wenn diese Bürger unsere Leute getötet und einen von meinen Jägern zerstört hätten, dann hätte ich keinen Finger gerührt, um sie zu retten.«

»Das wäre verständlich gewesen«, stimmte Marphissa ihr zu, »wenn auch nicht gerecht.«

»Wie bitte?« Sie setzte sich gerader hin. »Nicht gerecht?«

»Was ich damit sagen will, Madam Präsidentin«, erwiderte die Kommodor, »ist Folgendes: Wenn diese Bürger so etwas getan hätten, wären nicht alle von ihnen auch dafür verantwortlich gewesen. Die Anführer hätten den Befehl erteilt, ein paar von ihnen hätten den Befehl ausgeführt, aber einige andere wären womöglich zu der Ansicht gelangt, dass dieser Befehl verkehrt ist, und sie hätten sich nicht an der Zerstörung des Jägers beteiligt.«

»Und womit hat das jetzt etwas zu tun?« Worauf will Marphissa hinaus?

»Die ganze Gruppe wäre bestraft worden, Madam Präsidentin, und zwar ohne Rücksicht auf das Verhalten des Einzelnen.«