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»Taroa? Hat eine der Gruppierungen sich durchsetzen können?«

»Bislang nicht.« Drakon rief ein großes Display auf und zeigte auf die Darstellung des Taroa-Sternensystems. »Aber wir haben alles zusammengeworfen, was wir wissen oder als relativ sicher annehmen können, und durch eine Reihe unterschiedlichster Simulationen laufen lassen. Jede dieser Simulationen lief darauf hinaus, dass die Loyalisten des Syndikats am Ende siegen werden. Der einzige Unterschied besteht darin, wie lange es dauern wird.«

Iceni betrachtete argwöhnisch das Display. »Simulationen zeigen nicht die Realität. Sie sind mitunter extrem fehleranfällig.«

»Ganz meine Meinung. Aber ich habe mir die Daten persönlich angesehen, und mein Gefühl sagt mir, dass die Ergebnisse in diesem Fall zutreffen. Die Loyalisten verfügen über zu viele Ressourcen, und sie haben die Kontrolle über die wichtigen Orbitaldocks.«

Iceni betätigte ein paar Kontrollen, um die primäre bewohnte Welt bei Taroa zu vergrößern. »Was ist aus dem Leichten Kreuzer geworden, der sich dort aufgehalten hat?«

»Nach unseren letzten Informationen hat er das System verlassen.«

»Um nach Prime zu fliegen und der Zentralregierung Bericht zu erstatten?«

»Nein, um heimzukehren.« Drakon machte eine vage Geste. »Ins Lindanen-Sternensystem.«

»Das liegt nicht in der Nähe, aber sie müssen auch nicht das gesamte Territorium der Syndikatwelten durchqueren.« Sie sah wieder zum Display. »Haben Sie mal darüber nachgedacht, wie das im Moment sein muss, General? All diese Sternensysteme, in denen die Herrschaft des Syndikats beendet worden ist? Und die, wo sie so sehr auf der Kippe steht, dass alle mobilen Streitkräfte sich fragen, ob sie noch bleiben oder lieber heimkehren sollen? Das gilt schließlich auch für die Bodenstreitkräfte, denn die haben im Zweifelsfall auch die Mittel, um jemanden dazu zu zwingen, sie dorthin zu schicken, wo sie hingehen wollen. Überall da draußen machen sich die in Trümmern liegenden Überreste des Militärs der Syndikatwelten auf den Weg, um irgendwo einen Ort zu finden, von dem sie hoffen, dass sie dort sicher sind und überleben können.«

»Oder sich da niederzulassen, wo sie gerade sind. Eine eigenartige Vorstellung«, pflichtete er ihr bei. »Und besorgniserregend. Diese Überreste des Syndikat-Militärs könnten jemanden in die Hände fallen, der womöglich mit ihrer Hilfe ein neues Imperium erschaffen will.«

»Jemand wie wir?«, fragte sie.

»Könnte sein. Aber ich denke, dass es nicht das ist, was Sie vorhaben.«

»Wir sind gar nicht stark genug, um ein Imperium aufzubauen«, hielt Iceni dagegen. »Allein die Verteidigung dieses einen Sternensystems ist ja schon eine Vollzeitbeschäftigung.«

»Auch jetzt, wo wir ein Schlachtschiff haben?«, fragte Drakon, da er wissen wollte, ob sie ihm die Wahrheit über diese Einheit sagen würde.

Nach einer kurzen Pause, während der sie ihn aufmerksam beobachtete, antwortete sie: »Sicher haben Sie schon mitbekommen, in welchem Zustand sich dieses Schiff noch befindet. Es ist potenziell ein großer Gewinn für uns, aber die meisten Systeme sind noch gar nicht einsatzbereit, und selbst wenn alles so funktionieren würde, wie es einmal der Fall sein soll, hätten wir gar nicht genug Leute für eine vollständige Besatzung.«

Und damit hatte sie ihm die Wahrheit gesagt. Es war beruhigend, auch wenn ihre Ehrlichkeit zumindest zu einem Teil in dem Wissen begründet war, dass er durch seine Quellen früher oder später ohnehin herausfinden würde, was es mit dem Schlachtschiff auf sich hatte. »Wie lange wird es dauern, bis alle Systeme arbeiten?«

»Mit dem, was wir hier bei Midway zur Verfügung haben? Fünf bis sechs Monate. Und so viel Zeit wird auch nötig sein, um eine Crew zusammenzustellen. Midway ist nicht gerade besonders dicht besiedelt.« Auf einmal legte sie den Kopf schräg und lächelte. »Taroa«, sagte sie, da sie verstanden hatte.

»Richtig. Ein Sternensystem mit besseren Werften als unseren. Und mit viel mehr ausgebildeten Arbeitern, die man dazu bewegen könnte, Teil der Crew zu werden. Wir wissen beide, dass wir es uns nicht leisten können, fünf oder sechs Monate lang zu warten, bis das Schlachtschiff endlich gefechtsbereit ist. Wir müssen das schneller bewerkstelligen, und die Mittel dazu finden wir bei Taroa.«

»Streben Sie nach einem Imperium, General Drakon?«

»Nein.« Er zeigte auf die Darstellung von Taroa. »Dort kämpfen drei Gruppen um die Vorherrschaft über das Sternensystem. Erstens die Loyalisten des Syndikats einschließlich der Schlangen; zweitens eine Gruppe, die in etwa den gleichen Eindruck macht wie dieses Arbeiterkomitee, auf das Sie bei Kane gestoßen sind; drittens eine Gruppierung mit dem Namen Freies Demokratisches Sternensystem Taroa. Keine dieser Gruppen ist sonderlich stark, weil es im System kein Hypernet-Portal gibt. Schätzungsweise ein Drittel der Syndikat-Soldaten hat sich den Freien Taroanern angeschlossen, aber der größere Rest und natürlich alle Schlangen gehören zum Loyalistenlager. Die aus der Region stammenden Soldaten stehen zum größten Teil hinter den Freien Taroanern. Ein paar sind auch zu den Arbeitern übergewechselt. Unsere jüngsten Informationen sind allerdings auch schon wieder zwei Wochen alt. Danach sieht es so aus, dass das Arbeiterkomitee schwächelt. Es gibt einen unbestätigten Bericht, wonach die Loyalisten versucht haben sollen, sich mit den Rebellen der Freien Taroaner zusammenzuschließen, um gemeinsam gegen die Arbeiter vorzugehen. Aber die Rebellen haben zum Glück schnell genug durchschaut, dass sie anschließend das nächste Ziel der Loyalisten wären. Das unvermeidbare Resultat wird damit aber auch nur ein wenig hinausgezögert. Selbst wenn für die Loyalisten keine Verstärkung eintreffen sollte – und das ist die einzige Gruppierung, die mit Verstärkungen rechnen kann –, werden sie spätestens siegen, wenn den Arbeitern und den Freien Taroanern die Munition ausgeht.«

»Womit eines der nächstgelegenen Sternensysteme wieder von der Syndikat-Regierung kontrolliert würde«, folgerte Iceni. »Das wäre nicht zu unserem Vorteil.«

»Allerdings nicht«, bestätigte Drakon. »Und die Arbeiter würden zumindest aus unserem Blickwinkel keine viel bessere Alternative darstellen, auch wenn die so gut wie keine Chance auf einen Sieg haben. Damit bleiben dann nur noch die Freien Taroaner.«

»Ja. Aber die hören sich so an, als wollten sie, dass jedes Amt per Wahl besetzt wird. Mit solchen Leuten Tür an Tür zu leben, könnte ebenfalls sehr schwierig sein. Und das könnte auch für eine Zusammenarbeit mit ihnen gelten.«

»Mag sein. Allerdings hätten wir beide auf diese Weise sozusagen eine Testbevölkerung, bei der wir beobachten können, was passiert, wenn die Bürger sich selbst regieren. Ich glaube, der Punkt, auf den wir uns konzentrieren sollten, ist die Tatsache, dass die Freien Taroaner immer noch besser als die beiden Alternativen sind.«

»Stimmt«, räumte Iceni ein. »Trotzdem … Wahlen auf diesen Ebenen …«

Lächelnd lehnte sich Drakon nach hinten. »Wahlen? Wir sind doch alte Hasen, was Wahlen angeht, nicht wahr, Madam Präsidentin? Sie wissen, wie Wahlen verlaufen können. Betrug, Bestechung, manipulierte Ergebnisse …«

Sie erwiderte sein Lächeln. »Allerdings, damit kennen wir uns aus.«

»Wenn meine Einschätzung zutrifft, dann halten es die Freien Taroaner für unmöglich, dass so etwas bei dem Wahlsystem passieren könnte, das sie ausarbeiten.«

»Mit anderen Worten: Wir werden erheblichen Einfluss auf die Freien Taroaner ausüben?«

»Ganz genauso«, bestätigte Drakon. »Auf die gute alte Syndikatsmethode.«

»So sehr ich viele Dinge auch verabscheue, die mit dieser Methode zusammenhängen, könnten sie uns in diesem speziellen Fall von großem Nutzen sein. Dann also keine Eroberung?«