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Sie konterte mit einem ganz ähnlichen Lächeln. »Ich werde mit Kommodor Marphissa beratschlagen, wie groß die Flotte sein soll, die Sie begleiten wird. Wir müssen die Bestände der Kriegsschiffe erst noch aufstocken, das wird eine Weile dauern. Ich würde mindestens eine Woche einkalkulieren, um sie alle herzubringen und mit dem Notwendigen zu bestücken, damit sie wieder einsatzbereit sind. Ich will keinen Hehl aus meinen Absichten machen. Ich möchte genügend Kriegsschiffe hierbehalten, um dieses Sternensystem und mein Schlachtschiff zu beschützen, während das noch einsatzbereit gemacht wird. Aber ich bin mir sicher, dass ich Ihnen mindestens einen Schweren Kreuzer mitgeben kann.«

Drakon sah sie forschend an. »Ihr Schlachtschiff?«

»Habe ich das gesagt? Ich meinte natürlich unser Schlachtschiff.«

»Das jetzt auch einen Namen hat, wie mir zu Ohren gekommen ist.« Warum sollte er nicht auch ein wenig mit dem prahlen, was er an Informationen vorliegen hatte?

»Ja, die Midway

Er hatte eigentlich von ihr erwartet, dass sie dem Schiff ihren eigenen Namen geben würde, was ein deutliches Zeichen für Ehrgeiz und Ego gewesen wäre. Dass sie stattdessen diesen Namen ausgewählt hatte, beruhigte Drakon ungemein. »Werden Sie den anderen Kriegsschiffen auch Namen geben?«

»Ist bereits geschehen. Die Namensvergabe habe ich heute verschickt. Die Schweren Kreuzer werden die Namen Manticore, Gryphon und Basilisk sowie Kraken erhalten, die Leichten Kreuzer heißen ab jetzt Falcon, Osprey, Hawk, Harrier, Kite und Eagle. Die Jäger hören auf die Namen Sentry, Sentinel, Scout, Defender, Guardian, Pathfinder, Protector, Patrol, Guide, Vanguard, Picket und Watch

»Tatsächlich? Die sind ziemlich gut.«

»Es freut mich, dass ich Sie in dieser Hinsicht überraschen konnte, General. Es ist klar, dass ich Sie auf dieser Mission nicht begleiten kann, daher übertrage ich Kommodor Marphissa das Kommando über die mobilen Streitkräfte.«

»Ich habe gehört, dass sie gut ist.«

»Das ist sie tatsächlich. Und sie neigt bedauerlicherweise dazu, offen ihre Meinung zu sagen. Ich hoffe, damit können Sie zurechtkommen.«

»Ich habe einige Erfahrung mit Untergebenen von dieser Sorte«, gab Drakon ironisch zurück und musste zwangsläufig an Malin und Morgan denken. »Das können die besten Untergebenen sein, wenn sie wissen, wovon sie reden und man selbst Glück hat.«

Iceni sah ihn erstaunt an. »Ja, General, da haben Sie völlig recht.« Nach einer längeren Pause fuhr sie dann fort: »Werden Sie mir etwas verraten?«

»Kommt drauf an, was Sie hören wollen.«

»Als Sie mit der Flotte unter dem Kommando von CEO Gathos konfrontiert wurden, warum haben Sie mich nicht hintergangen, um Ihre eigene Haut zu retten? Sie hätten doch behaupten können, dass Sie die ganze Zeit nur mitgespielt haben, damit ich meine Karten auf den Tisch lege. Das hätte Sie vielleicht nicht gerettet, aber immerhin wären Ihre Chancen dadurch verbessert worden.«

Eine Weile sah er sie einfach nur an, dann erwiderte er: »Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen und wenn Sie glauben wollen, dass es auch tatsächlich die Wahrheit ist – dieser Gedanke ist mir nie gekommen.« Auch Malin und Morgan hatten eine solche Möglichkeit gar nicht erst in Erwägung gezogen. Und falls doch, war keiner von ihnen darauf zu sprechen gekommen. Wieso eigentlich nicht? Malin hätte an diesen Ausweg denken müssen, und es war eigentlich die Art von Lösung, die Morgan als Erstes hätte in den Sinn kommen sollen. Warum hatte keiner von ihnen vorgeschlagen, Iceni die Schuld zu geben, damit sie Zeit schinden konnten?

»Der Gedanke ist Ihnen nicht gekommen?« Iceni musterte ihn. »Ich weiß einiges über Sie, General Drakon, aber ich muss feststellen, dass ich Sie kaum kenne. Es ist nicht einfach vorherzusagen, wie Sie als Nächstes reagieren werden.«

»Mit dem Problem habe ich manchmal selbst zu kämpfen«, sagte er.

»Tatsächlich? Ich weiß, was Sie auf der Grundlage dessen, was uns eingeimpft worden ist, in einer bestimmten Situation tun sollten, aber ich bin mir nicht immer sicher, dass Sie das auch tun werden

Er hob beiläufig die Schultern, war aber verwundert darüber, solche Dinge von ihr gesagt zu bekommen. »Es gibt etliche Situationen, in denen es von Vorteil sein kann, wenn man ein wenig unberechenbar ist.«

»Ja, richtig«, stimmte Iceni ihm zu. »Aber …« Erneut musterte sie ihn. »Machen Sie das absichtlich, weil es eine Taktik ist, oder liegt es Ihnen im Blut? Etwas, das Sie automatisch machen, selbst wenn Sie keinen Vorteil daraus ziehen können?«

Reflexartig schaltete er innerlich um auf Abwehr. Er wollte nicht zu viel von dem erkennen lassen, was er dachte. Also reagierte er erneut in Form eines Achselzuckens. »Warum sollte ein CEO etwas tun, wenn es ihm keinen Vorteil verschafft?«

»Eine gute Frage. Und trotzdem sitzen Sie jetzt da. Man hat Sie nach Midway ins Exil geschickt. Aber während ich hier gelandet bin, weil ich einfach nur großes Pech hatte, wurden Sie für ein Verhalten hierher verbannt, das Ihnen unmöglich irgendeinen persönlichen Vorteil hätte verschaffen können.«

Drakon sah ihr in die Augen. »Das kommt immer darauf an, was man unter einem solchen Vorteil versteht. Ich habe das getan, was ich für die … korrekte Vorgehensweise hielt.«

»Als Gegensatz dazu, das Richtige zu tun?«

»Das Richtige? Sie meinen das moralisch Richtige? Das macht niemand.«

»Es gibt nur niemand zu«, korrigierte sie ihn. »Wir wissen, wie die Syndikatwelten nach außen wirken und wie es im Inneren eigentlich abläuft. Und wir wissen, dass die Leute um uns herum nur das Äußere sehen, nicht aber das Innenleben, weil uns allen beigebracht wird, dass wir das verstecken sollen.«

»Ja.« Trotz seiner Skepsis konnte Drakon spüren, wie seine inneren Barrieren nachzugeben begannen. Was sie sagte, entsprach seiner Meinung. Das alles betraf Dinge, die man mit niemandem besprechen konnte, weil man nie wusste, wer diese Informationen später gegen einen verwenden würde. »Ich kenne Sie eigentlich auch nicht. Ich weiß nicht, wie es in Ihrem Inneren aussieht. Ich wusste auch nicht, wie Sie über dieses Thema denken.«

Iceni lächelte selbstironisch. »Ich habe gerade eine längere Reise hinter mir. Sie wissen ja, wie das ist. Sie könnten jedes beliebige Buch lesen und sich jeden Film ansehen, den Sie sehen wollen. Aber Sie haben auch sehr viel Zeit zum Nachdenken, wenn Sie sich damit die Zeit vertreiben möchten. Vor allem im Sprungraum, wo draußen absolut nichts passiert, da kann man lange nachdenken … sehr lange sogar.«

»Über was haben Sie denn sonst noch nachgedacht?«, fragte er und stellte zu seinem Erstaunen fest, dass ihn die Antwort darauf ernsthaft interessierte.

»Haben Sie schon mal überlegt, wer Sie wohl wären, wenn Sie nicht in den Syndikatwelten aufgewachsen wären?«

»Sie meinen, wenn ich in der Allianz zur Welt gekommen wäre?«

»Beispielsweise«, sagte sie. »Oder vielleicht ganz woanders. Auf einem Planeten in einem weit entfernten Sternensystem, in dem man noch nie von der Allianz und von den Syndikatwelten oder dem Krieg zwischen den beiden gehört hat. Angenommen, Sie wären da aufgewachsen? Wer wären Sie heute?«

Er hätte die Frage mit einem Lacher abtun können, aber Drakon nahm sich die Zeit, um darüber nachzudenken. »Sie meinen, wer ich sein würde, wenn ich nicht ich selbst wäre?«

»Nicht so ganz.«

»Wer wären Sie denn?«, fragte er.

»Ich weiß nicht«, antwortete Iceni. »Und das stört mich. Wer würde ich sein? So wie Sie habe ich mein Leben damit verbracht, immer vorsichtig zu sein, immer Angst zu haben, immer auf der Hut zu sein, immer innerhalb des Systems mitzuspielen … mal das Opfer, mal die Überlegene. Als wir dann einmal nicht mitgespielt haben, sind wir sofort hier gelandet, was letztlich ein Glücksfall war, denn jetzt gehört uns dieses System. Wir können daraus machen, was wir wollen.«