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»So wie diese Sache mit den Gerichtsverfahren?«

»Zum Beispiel das.«

Drakons Lächeln war in diesem Moment einmal nicht gekünstelt. »Ich schätze, es ist schön, über so was nachzudenken.«

»Zumindest dann, wenn unsere Adjutanten, Assistenten oder Bewacher nicht da sind, um uns im Zaum zu halten. Manchmal kommt es mir so vor, als stecke ich in einer Zwangsjacke. Sie nicht auch?«

»Allerdings«, bestätigte Drakon. »Manchmal ist die Freiheit ganz schön beängstigend. Aber wir haben die Freiheit nie gekannt, also wussten wir auch nicht, wie sie sich anfühlen würde.«

»Wenn Sie jetzt auf der Stelle genau das tun könnten, was Sie wollen, was würde es dann sein?«

»Ähm …« Eine ehrliche Antwort wollte er ihr nicht geben, denn er hatte schon immer die Frauen verdammt attraktiv gefunden, die eine solche Neugier und einen solchen Intellekt besaßen. Aber er bezweifelte, dass Iceni sich geschmeichelt fühlte, wenn er jetzt und hier über sein körperliches Verlangen redete, selbst wenn das Verlangen durch ihren Verstand ausgelöst wurde, nicht durch die offensichtlicheren Attribute ihres Körpers. »Ich weiß nicht. Vermutlich würde ich nackt durch den Wald laufen wollen.«

Iceni musste lachen. »Ehrlich? Was für eine interessante Idee. Wie kommen Sie darauf?«

»Das war das Verrückteste, was mir in den Sinn kommen wollte«, erwiderte Drakon.

»Klingt nach viel Spaß. Falls Sie das jemals in die Tat umsetzen wollen, geben Sie mir Bescheid.«

Wenn er nur gewusst hätte, ob er ihr vertrauen konnte.

Fünfzehn

Drakon bevorzugte einfache Pläne. Einfache Pläne bedeuteten, dass weniger schiefgehen konnte. Natürlich konnten auch die einfachsten Pläne sich in völliges Chaos verwandeln, aber wenn man deren Bestandteile zahlenmäßig begrenzte, hatte man zumindest eine Chance, auch die Zahl der Fallstricke zu begrenzen, mit denen man sich auseinandersetzen musste, weil an ihnen der Plan scheitern konnte. »Nicht schlecht.«

Malin überprüfte seine eigenen Anzeigen zu dem Plan, während Morgan Drakon überrascht ansah. Beide wussten, dass »Nicht schlecht« etwas anderes bedeutete als »So machen wir’s«.

»Was stimmt denn nicht?«, wollte Morgan wissen.

»Nur eine Sache.« Er zeigte auf das Display über seinem Schreibtisch, das den Plan zum Vordringen ins Taroa-Sternensystem dreidimensional darstellte. »Sie lassen einen Frachter mit einer Hälfte einer Brigade früher und allein ins System fliegen, um die primären Orbitaldocks zu überraschen und einzunehmen, bevor der Rest der Streitmacht auftaucht. Das ist gut. Es ist extrem wichtig, dass wir diese Docks unversehrt einnehmen, und zwar mit allem, was dort gebaut wird – und natürlich den Facharbeitern, die das alles montieren. Aber Ihr Plan sieht vor, dass ein Teil von Gaienes Brigade zum Einsatz kommt, begleitet von Morgan, die mich vertreten soll, während ich mit Malin und Kais Brigade, Gaienes restlichen Soldaten und Senskis lokaler Brigade folge.«

»Damit komme ich schon zurecht«, erwiderte Morgan gereizt.

»Ja, aber Sie und Gaiene verhalten sich beide sehr aggressiv, wenn Sie in Aktion sind. Colonel Gaiene muss aber von jemandem begleitet werden, der die Flanken und den Rücken deckt. Jemand, der sicherstellen kann, dass wir das Hauptdock einnehmen, um das unter unsere Kontrolle zu bringen, was da gebaut wird. Jemand …«

»Ich kann das genauso gut wie Malin.«

»… der sofort mit den Freien Taroanern verhandeln kann, ehe denen klar wird, dass wir ihnen soeben ihre Primärdocks abgenommen haben. Und dieser Jemand … bin ich.«

Jetzt begann Malin zu widersprechen. »Sir, dieser vorausfliegende Frachter ist ohne Eskorte unterwegs. Wenn es im Taroa-Sternensystem auch nur eine leichte mobile Einheit gibt, die von den Schlangen oder den Loyalisten kontrolliert wird, dann könnte jemand auf die Idee kommen, den Frachter abzufangen. Das würde Sie in große Gefahr bringen.«

»Unsere letzte Information besagt, dass es bei Taroa keine Einheiten gibt, die der Kontrolle des Syndikats oder der Schlangen unterstehen«, hielt Drakon dagegen. »Wenn inzwischen eine aufgetaucht ist, wird sie sich nicht in der Nähe des Sprungpunkts nach Midway aufhalten, sondern in der Nähe des vierten Planeten, wo sich der Großteil der Bevölkerung befindet und wo die Schlangen und die Syndikat-Loyalisten gegen die beiden anderen Gruppen kämpfen. Unser Frachter wird einem Kriegsschiff lange genug ausweichen können, falls eines sich nähern sollte. Und wenn erst mal der Rest der Flotte eintrifft, verfügen wir über genug Feuerkraft, um es zu verjagen.«

»General, Sie sind zu wichtig, als dass Sie Ihr Leben so aufs Spiel setzen dürfen. Wenn die Loyalisten in den Docks nukleare Sprengladungen versteckt haben, können die die ganze Anlage in die Luft jagen, sobald ihnen klar wird, was da abläuft. Ich komme damit …«

»Nein«, ging Morgan dazwischen. »Ich komme damit zurecht.«

»Sie sind beide gut«, sagte Drakon. »Aber das hier ist meine Sache. Morgan, Sie leisten Colonel Kai Gesellschaft, und Sie, Malin, begleiten Colonel Senski. Ende der Diskussion.«

Sie unterhielten sich noch eine Weile über Details, dann machte sich Malin auf den Weg.

Als Morgan ebenfalls gehen wollte, blieb sie an der Tür stehen. »Wenn Sie das so machen, weil Sie glauben, Gaiene könnte sich zu einem Annäherungsversuch veranlasst sehen, nur weil wir beide auf dem gleichen Schiff sind, dann irren Sie sich.«

»Darum geht es nicht.« Jedenfalls nicht ganz genau darum. Die Vorstellung, dass Gaiene und Morgan über Tage hinweg auf dem Frachter unterwegs sein würden, gefiel ihm überhaupt nicht, und das nicht nur aus dem offensichtlichen Grund, dass Morgan eine verführerische Ausstrahlung besaß und Gaiene wie ein läufiger Hund jeder Frau nachstellte, die in seine Nähe kam. Beide wussten durchaus, wann sie diesen Aspekt ihrer Persönlichkeit zu bändigen hatten. Was exakt ihn so sehr daran störte, beide zusammen auf diesem Frachter reisen zu lassen, konnte Drakon nicht so genau sagen, aber er wusste, wann er auf seine Instinkte hören musste. Außerdem wollte er die Gewissheit haben, dass ausschließlich er als Erster mit den Freien Taroanern Kontakt aufnahm. »Es geht darum, dass ich direkten Kontakt mit den Bewohnern des primären Planeten im Taroa-System aufnehmen will. Ihre Vorstellung von Diplomatie hat eher etwas Aggressives an sich und verlässt sich etwas mehr auf Feuerkraft, als es hier angemessen sein dürfte.«

Morgan musterte ihn, dann grinste sie. »Ja, stimmt. Ich kann besser Dinge kurz und klein schlagen. Alles klar, General.«

»Sie und Malin werden auf zwei verschiedenen Schiffen reisen. Sorgen Sie dafür, dass das auch so bleibt. Ich will auf keinen Fall, dass mein Kommandostab sich auf ein einzelnes Schiff konzentriert.«

Ihr Grinsen wurde noch etwas breiter. »Und Sie wollen auch nicht, dass Ihr Kommandostab halbiert wird, nur weil ich genug habe von Malin und ihn ausweide wie einen Fisch. Schon verstanden. Aber da wäre noch was anderes.«

»Und zwar?«

»Colonel Rogero. Ganz allein zu Hause mit Ihrer Königlichen Hoheit.«

»Reden Sie von Präsidentin Iceni?«

»Ja, Sir.« Sie wurde ernst und trat vor. »General, wir wissen, Rogero hatte Verbindungen zu den Schlangen, und er hat immer noch Verbindungen zur Allianz …«

»Das Thema ist bereits erledigt.«

»… woher wissen wir also, ob er nicht auch Verbindungen zu Iceni hat?«, fuhr sie unbeirrt fort. »Woher wissen wir, ob er sie nicht mit Informationen versorgt, die nur jemand aus Ihrem unmittelbaren Umfeld wissen kann?«