Выбрать главу

»Wollen Sie sie lebend haben?«

Nach kurzem Überlegen nickte Drakon. »Es ist wichtig, dass die Schlangen in dieser Einrichtung nicht merken, was sich hier abspielt, bis es zu spät für sie ist, noch die Selbstzerstörung zu aktivieren. Je früher wir das Feuer eröffnen, desto weniger Zeit bleibt uns. Wie überraschen wir sie so sehr, dass wir sie schnell genug überwältigen können, damit ihnen keine Gelegenheit mehr bleibt, einen Alarm auszulösen?«

Gaiene lächelte. »Schmuggelware in einem der Frachtabteile. Die Art von Schmuggelware, die gelangweilte Soldaten nur zu gern in die Finger bekommen möchten. Danach werden sie persönlich suchen wollen, bevor ihnen ein Vorgesetzter dazwischenfunkt und alles konfisziert.«

»Was für eine Schmuggelware sollte das sein?«

»Hmm … wie wär’s mit Glücksstaub?« Das war eine mythische Droge, die sich mit keiner bekannten Technologie aufspüren ließ und nur mit einer Suche per Hand gefunden wurde. Sie machte nicht süchtig, sie hatte keine Nebenwirkungen, sie war preiswert, und wenn man sie einnahm, fühlte man sich so, wie sich Gott wohl auch fühlte.

»Glücksstaub existiert eigentlich gar nicht«, machte Drakon ihm klar. »Dieses Zeugs ist nichts weiter als eine Legende, die zugegeben überall verbreitet ist. Ich glaube, ich war noch nie irgendwo, wo man davon noch nicht gehört hatte.«

»Was bedeutet, dass wir auch gar nichts davon an Bord haben müssen«, gab Gaiene amüsiert zurück. »Sergeant Shand!«

Ein stämmiger Soldat trat gemächlich vor. »Ja, Colonel?«

»Raus aus der Panzerung und Schutzanzug anziehen. Sie sind ein Drogenschmuggler und haben eine Lieferung Glücksstaub mitgebracht. Sie wollen den Trupp lokaler Soldaten da draußen mit dem Zeug bestechen, wenn man Sie dafür den Rest behalten lässt. Sorgen Sie dafür, dass die alle in den Frachtraum kommen.«

»Ja, Colonel.«

Als die Greifer des Docks einrasteten, ging ein leichtes Vibrieren durch den Frachter. Da war Sergeant Shand längst fertig und sah bemerkenswert zwielichtig aus, gekleidet in einen speckigen Schutzanzug, den er aus dem Notfallschrank des Schiffs geholt hatte. Shand ging zur Frachtluke, während Gaiene seine Leute so im Frachtraum verteilte, dass sie sich hinter allem versteckten, das als Tarnung dienen konnte.

Drakon beobachtete die Szene, sein Herzschlag war unter Kontrolle, der Atem ging ruhig und gleichmäßig. Er konnte darauf vertrauen, dass Gaiene die Situation im Griff hatte, dennoch musste er die Konzentration wahren, um Probleme gegebenenfalls im Ansatz zu erkennen und dafür zu sorgen, dass alles glatt verlief.

Als einer der gelangweilten Soldaten die Luke öffnete, um auf die Schiffsdaten zuzugreifen und die Frachtliste zu überprüfen, war Sergeant Shand bereits zur Stelle. Er unterhielt sich über eine Verbindung zwischen den Schutzanzügen auf dem Mannschaftskanal mit dem Mann, gleichzeitig gestikulierte er auf eine einladende und zugleich bittende Art.

Weitere Soldaten kamen dazu, auch ihnen bedeutete Shand, doch an Bord zu kommen.

Sie folgten ihm, und Drakon zählte einen kompletten Trupp, nachdem auch der Letzte das Schiff betreten hatte. Das von außen übertragene Bild zeigte ihm, dass sonst niemand mehr im Dock zu entdecken war.

Ein plötzliches Rascheln war der einzige Hinweis auf die Bewegungen mehrerer Kompanien, die aus ihren Verstecken kamen und ihre Waffen auf die entsetzten lokalen Truppen richteten. Die waren klug genug, sich nicht von der Stelle zu rühren und keinerlei Bewegungen zu machen.

Auf dem Dock tauchte in dem Moment eine einzelne weibliche Gestalt in Gefechtsrüstung auf, blieb lange genug stehen, um die Situation zu erfassen, dann setzte sie sich in Richtung des Frachters in Bewegung. Dabei machte sie den Eindruck, äußerst unzufrieden und im Begriff zu sein, dieser Unzufriedenheit Luft zu machen. »Ist die Truppführerin mit dabei?«, fragte Drakon an Gaiene gewandt.

Nur einen Moment später kam die Antwort: »Nein.«

»Dann hat sie soeben gemerkt, dass sich all ihre Leute hier auf dem Frachter befinden. Sie kommt zu uns herüber und dürfte vor Wut kochen.«

Sekunden später kam der Sergeant durch die Luke hereingestürmt, blieb aber sofort stehen, als vier von Gaienes Leuten ihre Waffen auf ihren Helm richteten.

Gaiene schnalzte missbilligend. »Die Truppführerin hat versucht, einen Alarm zu senden, aber wir konnten ihn stören, bevor er das Schiff verlassen konnte. Die Dame ist erstaunlich bewandert, was wüste Flüche angeht.«

»Die kann sie sich für ihren Trupp aufheben, solange der an Bord eingesperrt bleibt«, gab Drakon zurück, während die lokalen Soldaten entwaffnet und weggeführt wurden. »Uns bleiben bestenfalls ein paar Minuten, bis jemandem auffällt, dass das Dock verlassen ist.« Er schaltete auf das Befehlsband um, das ihn mit allen Soldaten verband. »Vergessen Sie nicht, dass Sie jedem Soldaten, der die Anlage verteidigt, die Gelegenheit zur Kapitulation geben, sofern er nicht bereits auf Sie schießt. Wir müssen uns beeilen, und wir können keine letzte Verteidigungslinie gebrauchen, die uns nur Zeit kostet. Und jetzt los!«

Indem sie die riesigen Frachtluken benutzten, platzten die Elemente der Brigade förmlich aus dem Frachter heraus, um nach draußen zu gelangen. Die Soldaten schwärmten im Dock aus und nahmen Kurs auf die Ziele, die jedem Einzelnen von ihnen in die Elektronik seiner Rüstung überspielt worden war. Bei Midway hatte es genügend Pläne gegeben, die diese Anlage im Detail zeigten, und die Soldaten waren während der Reise hierher in Trainingsläufen immer wieder ihre Vorgehensweise durchgegangen. So gab es jetzt kein Zögern oder Überlegen, als die reale Einrichtung gestürmt wurde.

Gleich hinter dem Zugang von der Station zum eigentlichen Dock saß eine Schlange an ihrem Schreibtisch und starb durch einen gezielten Schuss, noch bevor sie eine Ahnung hatte, was überhaupt geschehen war. Der Alarmknopf blieb unangetastet. Eine Gruppe Zivilisten floh in Panik, andere warfen sich auf das Deck und kauerten sich zitternd zusammen. Aber die Soldaten ignorierten diese Leute – bis zu dem Moment, da ein Zivilist versuchte, eine Alarmtaste an der Wand auszulösen. Er wurde mit einem gezielten Fausthieb bewusstlos geschlagen.

Drakon hielt sich zurück und versuchte, mitten in der großen Gruppe aus Soldaten zu bleiben, die in alle Richtungen ausschwärmten. Seine Konzentration galt nicht dem Geschehen unmittelbar um ihn herum, sondern der gesamten Lage, die er auf seinem Helmdisplay überschauen konnte. Dort hielt er Ausschau nach möglichen Schwierigkeiten, insbesondere bei den Einheiten, die auf dem Weg zum Hauptdock waren, und jenen, welche die Überwachungsabteilung für die Orbitaldocks zum Ziel hatten.

Colonel Gaiene schien überall zugleich zu sein. Immer führte er irgendwo eine Gruppe und trieb seine Truppen zur Eile an, damit sie so viele Bereiche der Einrichtung wie möglich besetzten und so viele lokale Soldaten überwältigten, wie sie nur konnten, bevor der erste Alarm ertönte.

Ein Team aus Gefechtsingenieuren fand Zugang zu den Kontrollschaltkreisen der Docks und begann mit dem Herunterladen von Programmen, um die Kontrolle über alle Systeme zu übernehmen und so zu verhindern, dass die Verteidiger noch irgendwelche Befehle eingaben.

Während Gaienes Truppen durch weiterhin geöffnete Luken und durch Korridore rannten, die von niemandem verteidigt wurden, blieben Alarme in jeglicher Form immer noch aus. Die Kasernen nahe den Docks wurden von den Angreifern regelrecht überschwemmt, die überrumpelten Verteidiger konnten nur völlig verdutzt dreinschauen, mit einem Mal mit solchen Massen von Soldaten konfrontiert zu werden. Auch sie waren alle klug genug, sich zu keinerlei Gegenwehr verleiten zu lassen.