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Die beiden anderen als Verstärkung herbeigeeilten Trupps eröffneten ebenfalls das Feuer, sodass Schlangen und Loyalistensoldaten in ein Kreuzfeuer aus gleich drei Richtungen gerieten. Zudem wurden sie auch noch immer von derjenigen Einheit beharkt, die auf dem Dock geblieben war, um die Schiffshülle zu beschützen.

Ein Loyalist wollte sich in Sicherheit bringen, wurde aber von einer Schlange mit einem gezielten Schuss niedergestreckt. In der nächsten Sekunde war aber auch die Schlange tot, da sich die Loyalisten abrupt gegen sie und die anderen ISD-Agenten wandten.

»Feuer einstellen!«, befahl Drakon, als auch die letzte Schlange tot am Boden lag und die Loyalistensoldaten ihre Waffen zur Seite warfen und die Arme in die Höhe streckten. Für einen Augenblick bewegte sich das Schicksal der Loyalisten auf Messers Schneide, da Drakons kampferprobte Soldaten gegen ihre eigenen Instinkte ankämpfen mussten, um nicht gnadenlos jeden von ihnen zu töten.

Aber es fiel kein weiterer Schuss. Drakon atmete einmal tief durch und konzentrierte sich auf die Lage anderswo auf der Einrichtung, da er einen der Loyalisten mit bebender Stimme flehen hörte: »Ihr kennt uns doch! Wir haben Seite an Seite gekämpft! Bringt uns nicht um!«

Die Antwort von einem von Gaienes Soldaten lautete: »Keine Panik, Bruder. Wir arbeiten nicht für irgendeinen CEO, wir gehören zu General Drakons Truppen. Seine Befehle lauten, Kapitulationen zu akzeptieren.«

»Drakon? Gelobt seien unsere Vorfahren! Hey, die Schlangen sprachen davon, sie müssten zu zwei Stellen innerhalb der Schiffshülle gelangen. Keine Ahnung, warum, aber hier sind die Positionen.«

»Überprüfen wir das mal«, befahl eine Captain zweien ihrer Ingenieure. »Sie kommen für den Fall mit, dass da was entschärft werden muss.«

»General?«, ertönte Colonel Gaienes Stimme.

»Ja.« Endlich hatte Drakon den Mann auf der Karte seines Helmdisplays wiedergefunden. Er führte eine Gruppe Soldaten durch den Gang zur primären Kontrollabteilung der Einrichtung. »Die Schlangen wollten zur Schiffshülle durchkommen, aber wir kennen den Grund dafür noch nicht. Wie sieht es bei Ihnen aus?«

»Wir werden jetzt an einer Tür anklopfen.«

Drakon rief das von Gaienes Rüstung übertragene Video auf und sah einen Soldaten, der einen Rammbock auf die verstärkte Luke richtete, welche die Kontrollabteilung vor dem Zutritt durch Unbefugte schützte. Der Rammbock wurde abgefeuert, die anschließende Explosion riss die Luke komplett aus ihrer Verankerung. Sie war kaum mit einem donnernden Knall auf dem Boden aufgeschlagen, da führte Colonel Gaiene seine Leute auch schon in die Kontrollabteilung. Dort versuchten vor Entsetzen schreiende Arbeiter die Flucht zu ergreifen, während ein halbes Dutzend Schlangen in Gefechtsrüstung willkürlich in die Menge schoss. »Versucht’s doch mal bei jemandem, der zurückschießen kann!«, brüllte Gaiene, während sein erster Schuss das Helmvisier einer Schlange zerschmetterte.

Die übrigen Schlangen starben in einem immensen Sperrfeuer, dann herrschte einen Moment lang gespenstische Stille. Durch Gaienes Rüstung konnte Drakon das keuchende Atmen und die Schmerzensschreie der überlebenden zivilen Arbeiter hören, die ängstlich die Soldaten betrachteten, die soeben die Schlangen ausgeschaltet hatten. »Fangt mit Erster Hilfe an, und holt sofort Sanitäter her!«, befahl der Colonel seinen Leuten, erst dann wandte er sich an Drakon. »Systempersonal. Sieht so aus, als wollten die Schlangen sie alle töten und dann die Systemkontrollen in die Luft sprengen. Völlig sinnlos, da wir längst die Kontrolle über alle Schaltkreise übernommen haben. Einfach nur ein sinnloses, blutiges Gemetzel.« Gaiene ging einen Schritt weiter, beugte sich über eine der leblos daliegenden Schlangen, zielte auf den Kopf und feuerte einen weiteren Schuss ab. »Dreckskerle.«

Wer wären Sie, wenn Sie nicht Sie wären? Drakon musste an Icenis Frage denken. Wer wären diese Schlangen wohl gewesen? Wären sie an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit auch bereit gewesen, all diese Dinge zu tun? War ein solches Handeln in ihren Augen richtig, weil man es ihnen so beigebracht hatte? Oder hatte der ISD ganz gezielt nach Leuten von einem Schlag gesucht, wie man ihn überall und jederzeit inmitten der Menschheit antreffen konnte? Menschen, die entweder für eine Sache oder auch ganz ohne Grund bereit waren, Hilflose zu töten, ohne mit der Wimper zu zucken? Die Antwort darauf war im Augenblick jedoch nachrangig; er und Gaiene mussten die Schlangen eliminieren, ganz gleich, wer sie unter anderen Umständen möglicherweise gewesen wären. »Gut gemacht, Colonel.«

Das Hauptkontrolldeck war einer der letzten Bereiche gewesen, in denen mit Widerstand zu rechnen gewesen war. Anderswo schwärmten die Soldaten weiter aus und nahmen auch noch den Rest der Einrichtung ein. Von ein paar vereinzelten Loyalistensoldaten abgesehen, die sie sofort mit erhobenen Händen empfingen, stießen sie auf keine weiteren Verteidiger. »Wie sieht es bei Ihnen aus, Colonel Gaiene?«

»Ich lasse die letzten Ecken momentan noch von ein paar Teams durchsuchen, General. Aber es scheint ganz so, als hätten wir die Station eingenommen.«

Wenige Minuten später meldete sich Gaiene erneut bei ihm. »Alles gesichert«, berichtete er. »Sonderbar, dass diese eine Gruppe so unbedingt zu dieser Schiffshülle gelangen wollte, obwohl es noch Monate dauern wird, bis das Schiff halbwegs einsatzbereit ist.«

»Die Soldaten, die sich momentan dort umsehen, werden uns sicher bald etwas dazu sagen können.« Drakon überflog die Datenlisten, die von Gaienes Rüstung überspielt wurden. »Wir haben ein paar Verluste zu beklagen.«

»Es hätte schlimmer kommen können, General. So wie beispielsweise für die Verteidiger.« Erleichterung und Begeisterung wichen aus Colonel Gaienes Stimme, an ihre Stelle traten Erschöpfung und Düsternis. »Ich erhalte gerade einen Bericht von den Soldaten, die sich in der Schiffshülle umgesehen haben. Sie haben die Päckchen entdeckt, auf die es die Schlangen abgesehen hatten.«

Ein Fenster öffnete sich auf Drakons Helmdisplay. »Zwei Nuklearsprengsätze«, meldete ein Ingenieur. »Hinter falschen Schotten versteckt. Wir hatten die Verbindung unterbrochen, bevor sie ferngezündet werden konnten, also wollten sie die Dinger von Hand zünden.«

»Sie wollten nicht, dass irgendjemand in den Besitz dieser Schiffshülle gelangen kann«, merkte die Captain an, die den Suchtrupp geleitet hatte. »Wären diese Bomben hochgegangen, dann hätten sie den ganzen Komplex in Trümmer zerlegt.«

»Entschärfen Sie die Sprengsätze und zerlegen Sie sie, ehe Sie sie wegschaffen«, ordnete Drakon an. Waren die Neuigkeiten über Icenis Erfolge bei Kane schon bis nach Taroa vorgedrungen? Waren sie der Grund für diese zusätzlichen Maßnahmen, die unter allen Umständen verhindern sollten, dass jemand ein noch nicht fertiggestelltes Kriegsschiff an sich riss? Oder war das hier nur ein Beispiel für die übliche Paranoia der Schlangen, die sich vor einer Rebellion der Dockarbeiter hatten schützen wollen? Er dachte an die Kooperation, die ihre Gefangenen geleistet hatten, und er dachte vor allem daran, wie sich die Loyalisten auf die Seite seiner Soldaten geschlagen hatten, um die Schlangen zu eliminieren. »Colonel Gaiene, unterziehen Sie die Loyalistensoldaten, die sich ergeben haben, einer Einschätzung, ob darunter Kandidaten für unsere Seite sind. Was ich sehe, zeigt mir, dass sie alle Syndikat-Angehörige sind, keine Taroaner.«

»Das passt zu meinen Informationen«, sagte Gaiene. »Offenbar haben die Schlangen den Einheimischen hier oben nichts Gutes zugetraut.«

»Sie scheinen jedoch auch den Loyalisten nicht so ganz über den Weg getraut zu haben. Aus gutem Grund, wie wir gesehen haben.«

In Gaienes Lächeln mischten sich Melancholie und Zufriedenheit. »Es hätte keinem schöneren Schlangennest widerfahren können. Wir schlagen diesen Soldaten vor, sich Ihnen anzuschließen, und dann werden wir ja sehen, wie sie reagieren. Ich darf davon ausgehen, dass jeder einzelne Freiwillige gründlich durchleuchtet wird, ehe wir ihn aufnehmen, richtig?«