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»Ja, richtig. Bei Midway sind schon zu viele bestens versteckte Schlangen aufgetaucht.«

»Und die Zivilisten?«

»Die durchleuchten wir nach und nach. Für den Augenblick bleibt die gesamte Einrichtung mindestens noch eine Stunde abgeriegelt. Danach lockern wir das stufenweise. Das sollte die Zivilisten von allen Dummheiten abhalten, und es sollte alle noch irgendwo vorhandenen Schlangen daran hindern, weitere Maßnahmen zu ergreifen, ehe wir nicht bereit sind, uns ihnen zu widmen.«

Er fühlte sich erschöpft, war aber froh darüber, dass der Adrenalinschub dieser Operation nicht nur nachließ, sondern zusätzlich durch die Tatsache verringert wurde, dass es etliche Details gab, auf die er sich konzentrieren musste. »Stellen Sie mich zu Senior Manager Mentasa durch«, sagte er, nachdem er Kontakt mit dem Frachter aufgenommen hatte. Es war nicht ganz risikolos, Mentasa einzubeziehen, aber diese Risiken wurden mehr als aufgewogen durch die Vorteile, dass da jemand war, den die Arbeiter kannten und dem sie vertrauten. Mentasa besaß zudem Kenntnisse darüber, welche Spezialisten am dringendsten nötig waren, um das Schlachtschiff bei Midway fertigzustellen.

»Hier, General Drakon«, meldete sich Mentasa und gab sich alle Mühe, eine militärische Haltung einzunehmen, auch wenn die beengten Quartiere seines Frachters ein solches Bestreben schwierig machten – und auch wenn sein Erscheinungsbild eines bürgerlichen Arbeiters ein wenig albern wirkte, wenn er den Versuch unternahm, wie ein Militär zu wirken.

»Die Einrichtung wurde von uns eingenommen. Sie ist noch abgeriegelt, aber ich möchte, dass Sie sich ins Komm-System einklinken. Ich übermittle Ihnen die Autorisierung, damit Sie die Blockaden passieren können, die wir eingerichtet haben. Reden Sie mit den Leuten, die Sie kennen. Sagen Sie ihnen, wer wir sind, und versichern Sie ihnen, dass ihnen nichts passiert. Teilen Sie ihnen mit, was wir wollen, und finden Sie heraus, was genau da im Hauptkonstruktionsdock montiert wird. Ob es ein Schlachtschiff oder ein Schlachtkreuzer ist. Wie lange sie schon daran arbeiten und wann es fertig sein soll. Und ob Taroa über alles verfügt, was für die Fertigstellung erforderlich ist. Und fragen Sie, ob jemand sich anheuern lassen will, um bei Midway für uns zu arbeiten.«

»Ja, General.« Nach einem kurzen Zögern fragte Mentasa: »General, ist es gestattet, mit jemandem auf dem Planeten Kontakt aufzunehmen?«

»Persönliche Angelegenheit oder Geschäftliches?«, erkundigte sich Drakon, wusste die Antwort darauf aber bereits, da er sie an Mentasas Augen ablesen konnte.

»Sowohl als auch. Falls das …«

»Das ist kein Problem. Wenn Sie mit den Bürgern hier oben gesprochen haben und wenn ich die notwendigen Informationen über diese Schiffshülle bekommen habe, können Sie mit jedem Menschen auf dem Planeten da unten reden. Lassen Sie Ihre Leute wissen, dass es Ihnen gut geht. Bis Sie dazu kommen, sich mit ihnen auszutauschen, werde ich den Freien Taroanern erklärt haben, warum wir hier sind.«

Drakon nahm sich einen Moment Zeit, sein Erscheinungsbild zu überprüfen. Er wollte schon beeindruckend wirken, aber auch nicht zu furchteinflößend.

Die Freien Taroaner verfügten natürlich über offene Komm-Verbindungen, um ihre Propaganda zu verbreiten und um Rekruten anzuwerben. Drakons Komm-Software kaperte mühelos eine der Frequenzen. »Hier spricht General Drakon vom unabhängigen Sternensystem Midway. Meine Soldaten kontrollieren jetzt die primäre Orbitalwerft in diesem Sternensystem. Wir sind hergekommen, um die Sache der Freien Taroaner zu unterstützen. Die Führer der Freien Taroaner werden gebeten, sich so bald wie möglich auf dieser Frequenz bei mir zu melden.«

Das sollte für eine schnelle Reaktion eigentlich genügen.

Wie die Freien Taroaner auf diese unaufgefordert gewährte Hilfe reagieren würden, war nach wie vor die größte Unbekannte bei dieser Planung. Sollten sie sich dagegen sperren, sollte ihre Angst vor Drakons Hilfe stärker sein als ihr Interesse an einem Sieg, dann konnte das Ganze ein wenig komplizierter werden als gedacht, wenn er darauf bestand, die Werftanlage zu behalten.

Er konnte nichts anderes tun als abzuwarten und die Ohren offenzuhalten. Manche Angelegenheiten ließen sich nun mal nicht mit Soldaten lösen.

Sechzehn

Die Reaktion der Freien Taroaner traf gut eine halbe Stunde später ein und gestaltete sich weitgehend so, wie er es von einer Gruppe erwartet hatte, die davon überzeugt schien, dass Entscheidungen per Wahlverfahren die richtige Antwort auf alles waren.

Er hatte das Gefühl, die Frau, die auf seine Nachricht antwortete und zur Begrüßung salutierte, schon einmal gesehen zu haben, ohne die Art der Begegnung jedoch präziser bestimmen zu können.

»Sub-CEO Kamara. Ich diente früher in einer Einheit unter Ihrem Kommando, General Drakon.«

Kamara? Ja, natürlich, jetzt konnte er sie zuordnen. Nicht gerade die beste Sub-CEO, mit der er je zu tun gehabt hatte, aber immer noch besser als viele andere. Immerhin war sie gut genug gewesen, um ihm im Gedächtnis zu bleiben. »Sie haben sich den Freien Taroanern angeschlossen?«

»Ja, so wie etliche andere Angehörige des Syndikat-Militärs. Wir sind dieses Leben als Sklaven leid.« Sie sagte es mit solchem Nachdruck, als wolle sie Drakon damit herausfordern.

»Ich habe nicht vor, der neue Meister von irgendwem zu werden«, versicherte er ihr. »Ich habe meine Streitkräfte mitgebracht, um den Freien Taroanern zum Sieg zu verhelfen.«

»Das kommt sehr überraschend. Natürlich machen wir uns Sorgen, dass es noch andere Überraschungen geben könnte. Was erwarten Sie als Gegenleistung für Ihre Hilfe?«

Drakon lächelte sie finster an. »Unser Nutzen ist ganz einfach erklärt. Wenn Sie gewinnen, dann gewinnen wir. Midway will nicht, dass die Schlangen hier an der Macht bleiben. Warum das so ist, muss ich wohl nicht erst noch erklären. Was wir über die dritte Gruppe hier gehört haben, klingt so, als wären sie für uns genauso unerfreulich wie die Schlangen. Taroa ist unser Nachbarsystem, da wäre es uns lieber, wenn es von jemandem kontrolliert wird, mit dem wir zusammenarbeiten können.«

»Das ist alles?« Kamara machte keinen Hehl aus ihrer Skepsis.

»Es gibt keine Vorbedingungen, allerdings wären wir an Unterhandlungen interessiert, sobald die Freien Taroaner an der Macht sind.«

»Und was ist mit den Docks?«, wollte sie wissen.

Drakon zuckte betont desinteressiert mit den Schultern. Erst wenn die Freien Taroaner sich zur Zusammenarbeit mit ihnen bereit erklärt hatten, würde er mehr dazu sagen, welche Absichten er und Iceni mit Blick auf die Docks hegten. »Wir sind auch hier, um Arbeiter zu rekrutieren. Werftarbeiter, Fachleute, alles in dieser Richtung. Keine Sklavenarbeit, sondern Arbeit gegen Bezahlung. Wenn uns jemand zu diesen Bedingungen begleiten will, möchte ich nicht, dass die Freien Taroaner ihm das verweigern.«

Eine Weile sah Kamara ihn schweigend an. »Von allen CEOs, unter denen ich gedient habe«, sagte sie schließlich, »waren Sie der Einzige, der sich ernsthaft für seine Arbeiter eingesetzt hat. Auch wenn der gesunde Menschenverstand mir sagt, dass Sie das nur machen, weil es Teil irgendeines Plans ist, um uns letztlich doch nur zu kontrollieren, glaube ich nicht, dass wir es uns erlauben können, uns diese Gelegenheit entgehen zu lassen. Und genauso können wir keinen Bürger, der Ihr Arbeitsangebot annehmen möchte, davon abhalten, eben das zu tun. Vorausgesetzt natürlich, es handelt sich auf deren Seite wirklich um eine freie Willensentscheidung. Aber ich habe hier nicht das letzte Wort. Ich werde das noch mit dem Interimskongress besprechen müssen. Wir werden Sie dann wissen lassen, wie wir entschieden haben. Mit wie vielen Soldaten sind Sie hier?«

»Derzeit ist es ungefähr eine halbe Brigade.«