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Ohne noch Lehre anzunehmen, ging Friedel weg und trieb seine Angelei so lange fort, daß es schon völlig Nacht war, als er nach dem Lagerplatz zurückkehrte.

Der starrköpfige Angler schmauste mit bestem Appetit, ließ sich ebenso wie die anderen die gefangenen Fische vortrefflich munden, aber er klagte schon über heftiges Frösteln, als er sich am Weg neben seinen Kameraden zur Ruhe niederlegte.

Mit Anbruch des folgenden Tages, als sich alle zur Weiterreise rüsteten, war Friedel die Beute eines hitzigen Fie-bers und unmöglich imstande, ein Pferd zu besteigen. Er verlangte nichtsdestoweniger, daß man ohne Zögern aufbrechen möge, da er sich auf dem Stroh im Wagen ganz wohl befinden werde. Man tat also, wie er wünschte.

Zu Mittag begann er zu delirieren.

Um 3 Uhr war er verschieden.

Seine Krankheit bestand in einem Sumpffieber der gefährlichsten Art.

Angesichts dieses plötzlichen Endes konnte Cyprien sich nicht enthalten, zu denken, daß Annibal Pantalacci durch seine schlechten Ratschläge bei diesem Vorfall eine schwere Verantwortung auf sich geladen habe. Außer ihm schien freilich niemand daran zu denken.

»Sie sehen, wie sehr ich recht hatte, daß man bei anbrechender Nacht nicht am Flußufer verweilen soll!« begnügte sich James Hilton mit philosophischer Gelassenheit zu wiederholen.

Die Gesellschaft machte kurze Zeit halt, um den Leichnam, der doch nicht den wilden Tieren preisgegeben werden sollte, zu beerdigen.

Er war ein Rivale, fast ein Feind, und doch fühlte Cy-prien sich tief erregt, als er ihm die letzten Ehren erwies. Der Anblick des Todes, der ja immer erhaben und feierlich ist, scheint inmitten der Wüste nur noch eindrucksvoller zu werden. Allein im Angesicht der Natur, erkennt der Mensch noch deutlicher dieses unvermeidliche Ende. Fern von seiner Familie, fern von allen, die er liebt, fliegt sein Gedanke desto sehnlicher zu ihnen. Er sagt sich, daß morgen viel-leicht auch er auf der unendlichen Ebene umsinkt, um sich nicht wieder zu erheben, daß auch er einen Fuß tiefer unter dem Sand vergraben werde, daß ein nackter Stein die Stelle bezeichnet, und daß ihm auf dem letzten Weg weder die Tränen einer Mutter oder Schwester noch die Klagen eines Freundes das Geleit geben werden. Und indem er einen Teil des Mitgefühls, das er für das Los seines Kameraden empfindet, auf seine eigene Lage überträgt, erscheint es ihm, als ob ein Stück von ihm selbst in dem einfachen Grab bestattet worden wäre.

Schon an dem dieser traurigen Feierlichkeit folgenden Tag wurde auch Friedels Pferd, das an den Wagen gebunden worden war, von dem Veld-Fieber befallen, und mußte seinem Schicksal überlassen werden.

Das arme Tier hatte seinen Herrn nur um wenige Tage überlebt.

14. KAPITEL Im Norden des Limpopo

3 volle Tage verstrichen mit Suche und Sondierungen, ehe sich eine Furt im Bett des Limpopo fand. Es war noch immer zweifelhaft, ob man eine solche entdeckt habe, als einige Macalacca-Kaffern, die am Ufer des Flusses umherschweiften, sich erboten, die Expedition zu führen.

Diese Kaffern sind arme Teufel, welche die herrschende Rasse der Betschuanas als Sklaven betrachtet, sie ohne jede

Entschädigung zur härtesten Arbeit zwingt, fast unmenschlich behandelt, und denen jene noch obendrein bei Todesstrafe verbieten, jemals Fleisch zu essen. Die unglücklichen Macalaccas dürfen zwar alles Wild, das sie antreffen, nach Belieben erlegen, aber nur unter der Bedingung, daß sie es ihren Herrn und Meistern abliefern. Diese aber ließen jenen nur die Eingeweide liegen, etwa so wie die europäischen Jäger gegenüber ihren Hunden verfahren.

Ein Macalacca besitzt keinerlei Eigentum, nicht einmal eine Hütte oder eine Kürbisflasche. Er geht so gut wie ganz nackt umher, ist ganz mager, fleischlos und trägt als Gürtel nur einige Büffeldärme, die man aus der Ferne leicht für Blutwürste ansehen könnte, die in Wirklichkeit aber nichts sind als sehr urwüchsige Schläuche, in denen sich sein Wasservorrat befindet.

Bardiks vortreffliche Anlagen zum Handel zeigten sich hier sehr schnell in der Art und Weise, wie er aus diesen Unglücklichen das Geständnis herauszupressen verstand, daß sie trotz ihres Elends einige Straußfedern besaßen, die in einem benachbarten Dickicht sorgfältig versteckt waren. Er schlug ihnen sofort vor, diese zu kaufen, und kam mit ihnen überein, sich noch am selben Abend zu treffen.

»Du hast demnach Geld, um sie dafür zu entschädigen?« fragte Cyprien erstaunt.

Bardik lachte laut auf und zeigte ihm eine Hand voll kupferner Knöpfe, die er im Laufe von 1 oder 2 Monaten gesammelt hatte und die er in einem Leinwandbeutel bei sich trug.

»Das ist aber keine gültige Münze«, erklärte ihm Cy-prien, »und ich kann nicht dulden, daß du die armen Leute mit ein paar Dutzend alten Knöpfen bezahlst!«

Es war jedoch unmöglich, Bardik verständlich zu machen, warum sein Vorhaben nicht ganz ehrenhaft wäre.

»Wenn die Macalaccas meine Knöpfe im Austausch gegen ihre Federn annehmen, wer könnte da etwas dagegen einzuwenden haben?« antwortete er. »Sie wissen doch recht gut, daß jenen die Federn nichts als das Einsammeln gekostet haben. Ja, sie haben nicht einmal das Recht, welche zu besitzen, und dürfen sie auch nur ganz unter der Hand sehen lassen. Ein Knopf dagegen ist ein nützliches Ding, nützlicher als eine Straußfeder. Warum sollte es also verboten sein, 1 oder 2 Dutzend solcher im Austausch gegen ebenso viele Straußfedern anzubieten?«

Diese Beweisführung war zwar eigentümlich, aber doch nicht durchschlagend, der junge Kaffer übersah eben, daß die Macalaccas seine Knöpfe nicht entgegennahmen, um davon den gewöhnlichen Gebrauch zu machen, da sie ja sowieso keine Kleidungsstücke trugen, sondern weil sie diesen runden Metallstückchen, die gemünztem Geld ähnlich sahen, einen gewissen Wert beilegten. Es blieb also im Grunde immer ein reiner Betrug.

Cyprien mußte freilich erkennen, daß der Unterschied zu fein war, um von dem Verstand eines Halbwilden, der beim Handeln stets ein sehr weites Gewissen hat, begriffen zu werden, und er ließ seinen Diener also tun, was dieser wollte.

Am Abend bei Fackelschein wurde die Handelsoperation Bardiks vollends abgeschlossen. Die Macalaccas hatten offenbar eine geheime Furcht, von ihrem Abkäufer übervorteilt zu werden, denn sie begnügten sich nicht mit dem von den Weißen angezündeten Feuer, sondern brachten Körbe mit Mais zur Stelle, die sie, nachdem sie in die Erde versenkt waren, in Brand setzten.

Die Eingeborenen holten darauf die Straußfedern hervor und gingen dann, Bardiks Knöpfe einer genauen Prüfung zu unterziehen.

Da kam es unter ihnen zu einem von lebhaften Bewegungen und lautem Geschrei begleiteten Streit über die Natur und den Wert der runden Metallscheibchen.

Niemand verstand ein Wort von dem, was sie in ihrer sehr unartikulierten Sprache sagten, dagegen konnte man aus den erhitzten Gesichtern, den sprechenden Grimassen und dem auflodernden Zorn sehen, daß die Angelegenheit für sie von sehr großer Bedeutung sein mußte.

Plötzlich wurde diese stürmische Verhandlung durch eine unerwartete Erscheinung unterbrochen.

Ein hochgewachsener Neger mit komischer Würde, bekleidet mit einem alten Mantel aus rotem Baumwollstoff, die Stirn verziert mit dem eigentümlichen Diadem aus Schafdärmen, das die Kaffernkrieger gewöhnlich tragen -trat aus dem Dickicht, vor dem diese Verhandlung stattfand. Dann fiel er mit kräftigen Stockschlägen über die auf frischer Tat ertappten Macalaccas her, die er bei einer verbotenen Operation ertappt hatte.

»Lopepe! ... Lopepe!« riefen die unglücklichen Wilden, die sich wie eine Bande Ratten nach allen Richtungen zerstreuten.

Ein Kreis von Kriegern aber, die plötzlich aus allen benachbarten Büschen auftauchten, zog sich um sie zusammen und vertrat ihnen den Weg.

Lopepe ließ sich sofort die Knöpfe geben, betrachtete sie aufmerksam beim Schein des brennenden Maises und steckte sie mit sichtbarer Befriedigung in seine Ledertasche.