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Das Frühstück hatte bald die Eindrücke dieser verhängnisvollen Nacht verwischt. Es bestand heute nur aus einem einzigen, in Butter gebratenen Straußenei, das jedoch vollkommen ausreichte, den Hunger der fünf Genossen zu stillen.

Cyprien bekam ein leichtes Fieber und hatte auch unter seinen Wunden ein wenig zu leiden. Dennoch bestand er darauf, Annibal Pantalacci und James Hilton nach dem Kraal Lopepes zu begleiten. Das Lager wurde also der Obhut Bardiks und Lis anvertraut, die es unternommen hatten, dem Löwen das Fell abzuziehen. Dieser war übrigens ein ungeheures Exemplar jener Art, die man als Löwen mit Hundeschnauze bezeichnet. Die drei Reiter begaben sich also allein auf den Weg.

Der Betchuana erwartete sie, umgeben von seinen Kriegern, am Eingang seines Kraals. Hinter diesen hatten sich in zweiter Reihe die Frauen und Kinder neugierig angesammelt, um die Fremden zu betrachten. Einige dieser schwarzen Hausfrauen trugen jedoch eine merkwürdige Gleichgültigkeit zur Schau. Vor ihren halbkugelförmigen Hütten kauernd, fuhren sie ungestört in ihrer Arbeit fort. Zwei oder drei von ihnen spannen Fäden aus langen Grasfedern, die sie dann zu einem Strick zusammendrehten.

Der allgemeine Eindruck des Ganzen war ein sehr erbärmlicher, obwohl die Hütten ziemlich gut gebaut schienen. Diejenige Lopepes, die größer als die anderen und im Inneren mit Strohmatten ausgeschlagen war, erhob sich ziemlich in der Mitte des Kraals. Da hinein führte der Häuptling seine Gäste, wies ihnen drei Schemel an und setzte sich selbst vor sie hin, während seine Leibgarde sich im Halbkreis hinter ihm aufstellte.

Zunächst begann nun der Austausch der gewöhnlichen Redensarten. Die Gebräuche dabei beschränkten sich hier jedoch darauf, eine Tasse eines gegorenen Getränks zu genießen, das der Gastgeber übrigens selbst erzeugt hatte; um den Beweis zu geben, daß sich hinter dieser Sitte nicht etwa ein heimlicher Anschlag verberge, setzte jener stets zuerst die dünnen Lippen an die Tasse und reichte sie dann erst den Fremdlingen. Nach einer so höflichen Einladung nicht zu trinken, wäre als tödliche Beleidigung betrachtet worden. Die drei Weißen verzehrten also dieses Kaffernbier, wobei es ohne einiges Gesichterschneiden seitens Annibal Pan-talaccis nicht abging, der seine Meinung dahin abgab, daß ihm ein Glas Lacrymae Christi weitaus lieber sein würde als dieses verteufelt fade Gebräu der Betchuanas.

Darauf kamen die Geschäfte an die Reihe. Lopepe hätte gern eine Flinte eingehandelt; dieser Wunsch konnte ihm leider nicht erfüllt werden, obgleich er dafür ein ziemlich gutes Pferd und 150 Pfund Elfenbein anbot. Die Kolonialgesetze sind in diesem Punkt besonders streng und verbieten den Europäern jede Überlassung von Feuerwaffen an die Kaffern der Grenzgebiete, wenn dazu nicht die spezielle Erlaubnis des Gouverneurs eingeholt war. Zum Ausgleich hatten die drei Gäste Lopepes diesem ein Flanellhemd, eine Stahlkette und eine Flasche Rum mitgebracht, für den Wilden ein sehr bedeutendes Geschenk, worüber er seiner Freude lauten Ausdruck gab.

Der Betchuana-Häuptling erwies sich denn auch gern erbötig, alle von ihm verlangten Aufklärungen zu geben, wobei James Hilton als Dolmetscher diente.

Zunächst erfuhr man, daß ein Reisender, dessen Personalbeschreibung vollständig auf Matakit paßte, vor 5 Tagen durch den Kraal gekommen war. Das war die erste Nachricht, die die Expedition seit 2 Wochen über den Flüchtling erhalten hatte und die sie natürlich dankbar entgegennahm. Der junge Kaffer mochte jedenfalls mehrere Tage mit der Suche nach einer Furt durch den Limpopo verloren haben und begab sich jetzt gewiß nach den Berggegenden im Norden. Ehe daran zu denken war, diese zu erreichen, mußten gewiß 7 bis 8 Tage vergehen.

Lopepe rühmte sich übrigens, ein Freund des Beherrschers jenes Landes zu sein, nach welchem Cyprien und seine Gefährten eben aufbrechen wollten. Wer wäre hier von den eingeborenen Fürsten auch nicht gern der angesehene Freund und getreue Verbündete des großen Tonaia gewesen, jenes unüberwindlichen Eroberers des Kaffern-lands?

Auf die Frage, ob Tonaia die Weißen wohl freundschaftlich aufnehmen werde, versicherte Lopepe, daß sie sich darauf verlassen könnten, da er ebenso gut wie die anderen Häuptlinge der Gegend wisse, daß diese Beleidigungen nicht ungeahndet ließen.

Wozu sollte er also den Weißen feindlich entgegentreten, da diese durch ihre sich selbst ladenden Gewehre stets im Vorteil seien; deshalb empfehle es sich, mit ihnen friedlich zu verkehren, sie freundlich aufzunehmen und verläßlich mit ihnen zu verhandeln.

Das waren etwa die Auskünfte, die Lopepe erteilte. Nur eine davon hatte eigentlich größere Bedeutung: die, daß Matakit wohl einige Tage eingebüßt hatte, bevor er den Strom überschreiten konnte, und daß man sich auf seiner richtigen Spur befand.

Bei ihrer Rückkehr nach dem Lagerplatz fanden Cy-prien, Annibal Pantalacci und James Hilton Bardik und Li in großer Aufregung.

Sie waren ihrer Erzählung nach von einem großen Trupp von Kaffernkriegern heimgesucht worden, die Lopepes Stamm nicht angehörten; diese hätten sie erst völlig umzingelt und dann ein förmliches Verhör mit ihnen angestellt, dahin zielend, was sie überhaupt hier im Land wollten, ob sie nicht allein die Betchuana ausforschen und sich unterrichten wollten, wie zahlreich und wie stark bewaffnet diese seien. Fremdlinge, hatten jene erklärt, täten sehr unrecht, sich auf ein solches Unternehmen einzulassen; der große König Tonaia habe zwar nichts zu gebieten, so lange sie seine Gebiete noch nicht betreten hätten, aber er könne die Sache wohl mit anderen Augen ansehen, wenn sie dort einzudringen versuchten.

Das war etwa der Inhalt ihrer Äußerungen. Der Chinese schien darüber nicht mehr erregt, als sie es verdienten. Der sonst so ruhige und gegenüber jeder Gefahr so mutige Bardik aber zeigte sich so übertrieben erschrocken, daß Cyprien es sich nicht zu erklären vermochte.

»Sehr schlimme Krieger«, sagte er, die großen Augen hin und her rollend, »Krieger, welche die Weißen hassen und sie >Cuic machen lassen< werden!«

Dieses Ausdrucks bedienen sich alle halbzivilisierten Kaffern, wenn sie einen gewaltsamen Tod bezeichnen wollen.

Was war nun zu tun? Sollte man diesem Zwischenfall Bedeutung beimessen? Nein, gewiß nicht. Die Krieger, obgleich an die 30 Mann, die nach Bardiks und des Chinesen Bericht diese wehrlos überraschten, hatten ihnen doch nichts zuleide getan, und nicht einmal den Versuch gemacht zu stehlen. Ihre Drohungen liefen wohl nur auf Aufschneidereien hinaus, welche die Wilden den Fremden gegenüber überhaupt sehr lieben; jedenfalls genügte ein höfliches Auftreten gegen den Häuptling Tonaia und eine offenherzige Erklärung über den Zweck der Ankunft der drei Weißen, um jeden Verdacht bei jenem zu ersticken und sich sein Wohlwollen zu sichern.

Man beschloß also mit allgemeiner Zustimmung aufzubrechen.

Die Hoffnung, Matakit bald einzuholen und ihm den gestohlenen Diamanten wieder abzunehmen, ließ vorläufig jede Vorsicht vergessen.

15. KAPITEL Ein Komplott

Nach Verlauf einer Woche kam die Expedition in eine Gegend, die dem von der Grenze des Griqualands her durchzogenen Gebiet in keiner Weise mehr ähnelte. Jetzt näherte man sich der Bergkette, die nach allen vorher eingezogenen Erkundigungen Matakit als das wünschenswerteste Ziel erscheinen mußte. Die Nachbarschaft des Hochlands ebenso wie die zahlreichen Wasserläufe, die davon herabrinnen, kündigen sich hier durch eine von der ebenen Gegend völlig verschiedenen Flora und Fauna an.

Eines der ersten Täler, das sich hier vor den Reisenden auftat, bot ihnen, es war kurz vor Sonnenuntergang, einen wirklich erquickenden und lachenden Anblick.

Zwischen zwei smaragdgrünen Wiesenflächen schlängelte sich ein Fluß mit so kristallklarem Wasser hin, daß der Grund seines Bettes überall sichtbar war. Obstbäume mit verschiedenfarbigem Laub bedeckten die Abhänge der das Talbecken umrahmenden Hügel. Auf dem noch von der Sonne beschienenen Grund weideten Herden von roten Antilopen, Zebras und Büffeln friedlich unter dem Schatten gewaltiger Baobabs; in geringer Entfernung schleppte sich ein weißes Rhinozeros mit schwerem Schritt durch eine Waldlichtung nach dem Flußufer und grunzte schon vor Vergnügen, seine Fleischmasse darin umherzuwälzen. Hinter Gebüsche versteckt, gähnte ein nicht sichtbares Raubtier vor Langeweile. Ein Waldesel ließ seine häßliche