Выбрать главу

Stimme hören und Tausende von Affen jagten sich durch die Bäume.

Cyprien und seine Gefährten waren auf dem Gipfel des Hügels stehengeblieben, um das ihnen so neuartige Schauspiel zu betrachten. Sie sahen sich jetzt endlich in jenen jungfräulichen Gebieten, wo die wilden Tiere - noch immer die unbestreitbaren Herren des Landes - so glücklich und frei leben, daß sie von einer ihnen drohenden Gefahr nicht einmal eine Ahnung haben. Überraschend erschien hier nicht allein die Anzahl und die gemächliche Ruhe dieser Tiere, sondern auch die erstaunliche Abwechslung, welche die Fauna dieses Teils von Afrika kennzeichnet. Man erhält hier den Eindruck, als stünde man vor einem jener Bilder, auf die ein Maler zum Vergnügen alle Hauptvertreter des gesamten Tierreichs vereinigt hat.

Einwohner gab es nur wenige. Inmitten dieses ausgedehnten Landstrichs können die Kaffern sicherlich nur ganz verstreut wohnen. Er gleicht einer Wüste oder nähert sich einer solchen doch schon sehr. Obwohl befriedigt bezüglich seiner Wünsche als Gelehrter und Künstler, hätte sich Cyprien doch gern zurückversetzt gesehen in die prähistorische Zeit des Megatheriums und anderer antediluvi-anischer Tierriesen.

»Nur Elefanten fehlen noch, um das Fest vollständig zu machen!« rief er.

Da streckte Li aber schon die Arme aus und zeigte inmitten einer größeren Lichtung mehrere graue Massen. Von fern hätte man sie, nicht allein wegen ihrer Unbeweg-lichkeit, sondern auch wegen ihrer Farbe, für Felsen halten können. In Wirklichkeit war es eine Herde Elefanten. Die weite Ebene erschien davon auf eine Strecke von mehreren Meilen bevölkert.

»Du verstehst dich also auf Elefanten?« fragte Cyprien den Chinesen, während der Halteplatz für die Nacht zurecht gemacht wurde.

Li blinzelte mit den schiefen Augen.

»Ich habe 2 Jahre lang auf der Insel Ceylon als Jagdgehilfe gewohnt«, antwortete er einfach, aber immer mit der Zurückhaltung, die er sich bei allem, was ihn selbst betraf, aufzuerlegen pflegte.

»Oh, wenn wir davon einen oder zwei erlegen könnten!« rief James Hilton, »das wäre ein vortreffliches Jagdvergnügen . . .«

»Ja, und eines, bei dem das Wild schon das Pulver wert ist, das seine Erlegung kostet!« fügte Annibal Pantalacci hinzu. »Zwei Elefantenstoßzähne geben eine nette Beute, und wir können ja leicht zwei bis vier Dutzend davon im Hinterteil des Wagens unterbringen! . . . Wißt ihr, Kameraden, daß das allein reichte, alle Kosten unserer Fahrt zu ersetzen!«

»Eine herrliche Idee«, ließ sich James Hilton vernehmen. »Warum sollten wir morgen vor der Weiterreise nicht den Versuch unternehmen?«

Die Frage wurde weiter besprochen und beschlossen, vor Aufhebung des Lagers beim ersten Tagesgrauen das Glück in dem Tal zu versuchen, wo jene Elefanten sich aufhielten.

Nachdem das abgemacht und das Abendessen rasch verzehrt war, zogen sich alle, mit Ausnahme James Hiltons, der die Nacht über als Wache bei dem angezündeten Feuer bleiben sollte, unter die Decke des Wagens zurück.

2 Stunden saß er schon allein und fing an, etwas schläfrig zu werden, als er sich leicht an den Ellbogen gestoßen fühlte. Er schlug die Augen wieder auf und bemerkte Annibal Pantalacci, der sich schon neben ihn gesetzt hatte.

»Ich kann nämlich nicht schlafen und meinte, es wäre dann besser, Ihnen ein wenig Gesellschaft zu leisten«, sagte der Neapolitaner.

»Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte James Hilton, die Arme ausstreckend, »mir würden aber ein paar Stunden Schlaf sehr angenehm sein. Wenn es Ihnen recht ist, können wir ja tauschen. Ich nehme Ihren Platz unter der Decke ein und Sie bleiben für mich hier.«

»Nein, halt, ich habe mit Ihnen zu sprechen!« erwiderte Annibal Pantalacci mit gedämpfter Stimme.

Er warf einen scheuen Blick ringsumher, um sich zu überzeugen, ob sie wirklich allein seien, und fuhr fort:

»Haben Sie schon Elefanten gejagt?«

»Ja«, sagte James Hilton, »zweimal.«

»Nun gut, dann wissen Sie auch, wie gefährlich eine solche Jagd ist. Der Elefant ist ja so gescheit, so listig und zur Verteidigung gut ausgerüstet. Es ist sehr selten, daß der Mensch im Kampf gegen ihn nicht unterliegt.«

»Zugegeben, das heißt, wenn Sie von ungeschickten Jägern reden«, antwortete James Hilton. »Mit einer guten, mit explodierenden Kugeln geladenen Büchse aber ist nicht so besonders viel zu fürchten.«

»Das weiß ich wohl auch«, erwiderte der Neapolitaner; »immerhin kommen zuweilen Unfälle vor. Nehmen Sie an, ein solcher stieße morgen dem Frenchman zu, das wäre doch ein wirklicher Verlust für die Wissenschaft!«

»Ein wirkliches Unglück!« bestätigte James Hilton.

Dazu lachte er ziemlich boshaft auf.

»Für uns freilich wäre das Unglück nicht allzu groß«, meinte Annibal Pantalacci, ermutigt durch das Lachen seines Gefährten. Wir wären dann eben nur noch zwei, um Matakit und seinen Diamanten zu verfolgen, und unter zweien fällt es ja nicht so schwer, ein freundschaftliches Übereinkommen zu treffen ...«

Die beiden Männer blieben schweigend sitzen, ihre Blicke hefteten sich auf das knisternde Reisig und ihre Gedanken beschäftigten sich mit verbrecherischen Plänen.

»Ja unter zweien kann man sich allemal verständigen!« wiederholte der Neapolitaner, »unter dreien ist's schon weit schwieriger!«

Noch einen Augenblick dauerte das Stillschweigen fort.

Plötzlich erhob Annibal Pantalacci den Kopf und bemühte sich, in der Finsternis ringsum etwas zu erkennen.

»Haben Sie nichts gesehen?« fragte er flüsternd. »Ich glaubte einen Schatten dort hinter dem Baobab zu bemerken.«

James Hilton blickte in die bezeichnete Richtung, so scharf sein Gesichtssinn aber auch war, konnte er in der Umgebung des Lagerplatzes doch nichts wahrnehmen.

»Es ist nichts, höchstens Wäsche, die der Chinese zum Bleichen in den Morgentau gelegt hat.«

Bald wurde das Gespräch zwischen den beiden Leuten, aber sehr gedämpft, wieder aufgenommen.

»Ich könnte die Patronen aus seiner Büchse nehmen, ohne daß er davon etwas bemerkt«, sagte Annibal Pan-talacci. »Wenn er dann einen Elefanten angreift, feuere ich einen Gewehrschuß hinter ihm ab, so daß das Tier ihn unbedingt bemerken muß . . . das kann nicht lange dauern.«

»Das ist aber eine heikle Sache, die Sie da vorschlagen!« warf James Hilton mit schwachem Widerspruch ein.

»Pah, lassen Sie mich nur machen, und Sie werden sehen, daß das ganz allein geht!« erwiderte der Neapolitaner.

1 Stunde später, als er seinen Platz unter der Wagenplane wieder neben den Schlafenden einnahm, zündete Annibal Pantalacci vorsichtig ein Streichhölzchen an, um sich zu überzeugen, daß sich niemand gerührt hatte. Er sah hierbei, daß Cyprien, Bardik und der Chinese in tiefem Schlaf lagen.

Wenigstens sahen sie so aus. Wäre der Neapolitaner etwas schlauer gewesen, dann hätte er erkennen müssen, daß Lis lautes Schnarchen nur gemacht und auf Täuschung berechnet war.

Mit Tagesanbruch waren alle auf den Füßen. Annibal Pantalacci wußte die kurze Zeit zu nutzen, wo Cyprien nach dem nahen Bach gegangen war, um die übliche Morgenwa-schung vorzunehmen, und zog währenddessen die Patronen aus der Büchse. Das war das Werk von 20 Sekunden. Er befand sich dabei allein. Bardik bereitete eben den Kaffee und der Chinese holte die Wäsche zusammen, die er während des nächtlichen Taus zwischen zwei Baobabs auf seinen berühmten Strick gehängt hatte.