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Das Gericht hat in seiner Weisheit beschlossen, daß eine solche Erfindung vernichtet werden müsse, und daß der Tod eines einzigen dem Untergang vieler Tausende von menschlichen Wesen weit vorzuziehen sei.

Es hat ferner festgestellt, daß Ihnen 10 Minuten gegönnt werden, sich auf den Tod vorzubereiten, daß Sie die Art selbst wählen dürfen, daß alle Ihre Papiere verbrannt werden sollen, mit Ausnahme der offenen Briefschaften, die Sie etwa für Ihre nächsten Verwandten hinterlassen, und daß Ihre Wohnung endlich dem Erdboden gleichgemacht werde.

So geschehe es mit allen Verrätern!

Als er sich so verurteilt hörte, fühlte Cyprien sein voriges Vertrauen doch merklich erschüttert, und er fragte sich, ob diese düstere Komödie, wenn man die wilden Sitten des Landes berücksichtigte, doch nicht vielleicht ernster gemeint war, als er anfänglich geglaubt hatte.

Der Mann, der ihn an der Schulter hielt, sollte ihm sehr bald die letzten Zweifel rauben.

»Stehen Sie sofort auf«, drängte er ihn roh, »wir haben keine Zeit zu verlieren.«

»Das ist ein Mord!« erwiderte Cyprien, der aus dem Bett entschlossen auf die Füße sprang, um einige Kleider umzuwerfen.

Er war mehr empört als erregt und konzentrierte alle Macht seines Denkvermögens über das, was ihm hier widerfuhr, mit derselben Kaltblütigkeit, die er etwa beim Studium eines mathematischen Problems angewandt hätte. Wer waren diese Männer ? Er vermochte das, selbst aus dem Ton ihrer Stimme, nicht zu erraten.

Jedenfalls bewahrten diejenigen von ihnen, die er persönlich kannte, klugerweise Stillschweigen.

»Haben Sie unter den verschiedenen Todesarten Ihre Wahl getroffen?« ergriff der maskierte Kerl wieder das Wort.

»Ich habe keine solche Wahl zu treffen, sondern nur Widerspruch zu erheben gegen das schändliche Verbrechen, dessen ihr euch schuldig zu machen im Begriff steht!« antwortete Cyprien mit fester Stimme.

»Erheben Sie Widerspruch, aber gehenkt werden Sie deshalb doch! Haben Sie etwa noch eine letzte Willensäußerung niederzuschreiben?«

»Keine, die ich meinen Mördern anvertrauen möchte.«

»Vorwärts also !« befahl der Anführer.

2 Männer stellten sich zu den Seiten des jungen Ingenieurs und der kleine Zug schickte sich an, nach der Tür zu gehen.

In diesem Augenblick ereignete sich aber ein ganz unerwarteter Zwischenfall. Mitten unter die Henker der Van-dergaart-Kopje stürzte sich eben ein Mann herein.

Das war Matakit, der junge Kaffer, der in der Nacht zuweilen in der Umgebung des Lagers umherzuschweifen pflegte; er war den vermummten Männern aus Instinkt gefolgt, als diese sich eben nach der Hütte des jungen Ingenieurs begaben, um deren Tür zu sprengen. Dort hatte er alles belauscht, was gesprochen wurde, und auch begriffen, was seinem Herrn drohte. Ohne zu zögern und ohne zu bedenken, welche Folgen für ihn selbst dieser Schritt haben könnte, hatte er die Gruppe der Männer geteilt und sich Cyprien zu Füßen geworfen.

»Väterchen, warum wollen diese Männer dich töten?« rief er, die Knie seines Herrn umklammernd, trotz der Anstrengung, die die anderen machten, ihn von jenem loszureißen.

»Weil ich einen künstlichen Diamanten hergestellt habe«, antwortete Cyprien, der die Hand Matakits, der sich von ihm nicht trennen wollte, bewegt drückte.

»Ach, Väterchen, wie unglücklich und beschämt bin ich wegen dessen, was ich getan habe«, schluchzte der junge Kaffer weinend.

»Was soll das heißen?« rief Cyprien.

»Ach, ich will ja alles gestehen, da man dich zum Tod führen will!« fuhr Matakit fort. »Ja ... ich verdiene es, getötet zu werden, denn ich war's, der den großen Diamanten in den Ofen gesteckt hatte.«

»Werft diesen Schwätzer hinaus!« rief der Anführer der Bande.

»Ich wiederhole, daß ich es war, der den Diamanten in den Apparat steckte!« erklärte Matakit, sich wehrend, noch einmal. »Ja, ja, ich habe das Väterchen getäuscht! . . . Ich wollte ihn glauben machen, daß sein Experiment geglückt sei!«

Er gebärdete sich bei seiner Erklärung so wild, daß er sich schließlich Gehör erzwang.

»Sprichst du die Wahrheit?« fragte Cyprien, gleichzeitig erstaunt und enttäuscht über das, was er eben hörte.

»Ja doch! ... Hundertmal ja! ... Ich rede die Wahrheit!«

Er kauerte jetzt auf der Erde, und alle hörten ihm zu, denn was er hier aussagte, gab der Sache ja eine ganz andere Wendung.

»Am Tag jenes großen Einsturzes«, erklärte er, »als ich unter dem Gebälk begraben lag, hatte ich jenen großen Diamanten gefunden! Ich hielt ihn noch in der Hand und sann auf Mittel und Wege, ihn zu verbergen, als die Erdwand neben mir einstürzte, um mich für mein verbrecherisches Vorhaben zu bestrafen . . . Wieder zum Bewußtsein gekommen, fand ich den Stein in dem Bett, in welches das Väterchen mich hatte schaffen lassen. Ich wollte ihm denselben ausliefern, schämte mich aber zu gestehen, daß ich ein Dieb sei, und beschloß, eine günstige Gelegenheit dazu abzuwarten. Nun wollte das Väterchen bald nachher versuchen, selbst einen Diamanten zu machen und hatte mich beauftragt, das Feuer zu unterhalten. Am 2. Tage, als ich mich allein am Ofen befand, platzte der Apparat mit schrecklichem Krachen, und es fehlte nicht viel, so wäre ich von den Bruchstücken erschlagen worden. Da dachte ich mir, das Väterchen werde sich darüber härmen, daß sein Experiment mißglückt sei. Ich brachte also in das gesprungene Kanonenrohr den mit einer Handvoll Erde umhüllten Diamanten und beeilte mich, alles im Ofen möglichst wieder in Ordnung zu bringen, so daß das Väterchen nichts bemerkte . . . Dann wartete ich ruhig, ohne ein Wort zu sagen, und als das Väterchen den Diamanten fand, war er hoch erfreut darüber!«

Ein schallendes Gelächter, das die fünf maskierten Männer nicht zurückhalten konnten, begleitete Matakits letzte Worte.

Cyprien selbst lachte freilich nicht, sondern biß sich aus Enttäuschung auf die Lippen. Der Ton des jungen Kaffern ließ gar keinen Zweifel aufkommen. Seine Erzählung beruhte offenbar auf Wahrheit!

Vergeblich forschte Cyprien in seiner Erinnerung oder Einbildung nach Tatsachen, sie anzuzweifeln und jenen Lügen zu strafen. Vergebens sagte er sich:

»Ein natürlicher Diamant hätte sich, einer Hitze, wie der im Ofen ausgesetzt, verflüchtigen müssen . . .«

Die einfache gesunde Vernunft gab ihm dagegen ein, daß der von einer Art Lehmhülle umschlossene Stein recht gut der intensiven Einwirkung der Hitze habe entgehen können, oder daß sie nur teilweise auf ihn gewirkt habe. Vielleicht verdankte er gerade dieser langen Erwärmung seine schwarze Farbe; vielleicht hatte er sich innerhalb seiner Kruste verflüchtigt und war dann erst wieder kristallisiert.

All diese Gedanken bestürmten das Hirn des jungen Ingenieurs und verknüpften sich darin mit außerordentlicher Geschwindigkeit. Er stand betroffen vor der ihm unerklärlichen Tatsache.

»Ich entsinne mich recht gut, am Tag jenes Einsturzes in der Hand des Kaffern einen Klumpen Erde gesehen zu haben«, bemerkte da einer der Männer, als die allgemeine Heiterkeit sich etwas beruhigt hatte. »Er preßte ihn so fest darin zusammen, daß man darauf verzichten mußte, den Erdklumpen daraus zu entfernen.«

»An der ganzen Sache ist überhaupt nicht mehr zu zweifeln«, meinte ein anderer. »Ist's denn möglich, Diamanten künstlich herzustellen? Wahrlich, wir sind rechte Schwachköpfe, so etwas je haben glauben zu können. Da könnte einer ebensogut versuchen, einen Stern machen zu wollen!«

Wieder fingen alle an zu lachen.

Cyprien litt sicher mehr unter ihrer jetzigen Ausgelassenheit, als vorher unter ihrem rohen Auftreten.

Nachdem die fünf Männer endlich heimlich beratschlagt hatten, ergriff ihr Anführer wieder das Wort: