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Mr. Watkins hatte sich endlich überzeugt, daß er noch bei klarem Verstand und wieder im Besitz des wunderbaren Sterns sei. Befriedigt verließ er den Platz am Fenster.

»Monsieur Mere«, begann er in majestätischem, hochfeinem Ton, »Sie haben mir hier einen sehr großen Dienst erwiesen, und ich weiß wirklich nicht, wie ich mich bei Ihnen dafür bedanken soll.«

Cypriens Herz begann vernehmlicher zu klopfen.

Sich bedanken! ... Oh, Mr. Watkins besaß ja ein so naheliegendes Mittel. Wurde es ihm denn so schwer, sein Versprechen einzulösen, demgemäß seine Tochter dem angehören sollte, der ihm den »Südstern« wiederbrächte? Hatte er diesen denn nicht ebensogut wieder zur Stelle geschafft, als wenn er ihn weit hinten im Transvaal gefunden hätte ?

Das sagte er sich wohl selbst, war aber viel zu stolz, diesen Gedanken laut werden zu lassen, sondern hielt es vielmehr für so gut wie gewiß, daß er im Kopf des Farmers selbst erwachen würde.

John Watkins äußerte aber kein dahin zielendes Wort, sondern verließ, nachdem er seiner Tochter durch ein Zei-chen bedeutet, ihm zu folgen, mit ihr das Häuschen und kehrte nach seiner Wohnung zurück.

Selbstverständlich erhielt Matakit sofort seine Freiheit wieder. Es hatte aber doch wenig gefehlt, daß der arme Teufel Dadas sonderbaren Geschmack hätte mit dem Leben bezahlen müssen, und nur ein glücklicher Zufall hatte ihn 5 Minuten vor 12 noch gerettet.

23. KAPITEL Unterbrochene Festfreuden

Der überglückliche John Watkins, jetzt der reichste Farmer des ganzen Griqualands, konnte, nachdem er früher die Geburt des »Südsterns« gefeiert, nichts Besseres tun, als nun ein zweites Festmahl zur Feier seiner Auferstehung anzustellen. Diesmal verstand es sich indes von selbst, daß alle Vorsichtsmaßnahmen, sein nochmaliges Verschwinden zu verhüten, getroffen waren - und Dada wurde auch nicht zum Schmaus eingeladen.

Am Nachmittag des folgenden Tages war denn die Festlichkeit schon im vollsten Gang.

Schon vom frühen Morgen an hatte John Watkins den Vor- und Nachbann seiner Tischfreunde aufgeboten, von den Schlachtern des Distrikts Fleischvorräte beziehen lassen, die eine ganze Infanteriekompanie zu sättigen ausgereicht hätten, und dafür gesorgt, daß in seiner Küche alle Viktualien, Konservenbüchsen, Wein- und Likörflaschen, welche die Kantinen der Umgebung nur zu liefern vermochten, aufgespeichert wurden.

Um 4 Uhr stand die Tafel im Saal fix und fertig, die Flaschenbatterie auf dem Schanktisch in musterhafter Ordnung und draußen dufteten die Rinderviertel und Lammbraten aus dem heißen Ofen.

Um 6 Uhr erschienen die Eingeladenen im Festanzug. Um 7 Uhr hatte die Lebhaftigkeit der Unterhaltung schon einen so hohen Grad erreicht, daß es selbst einem Hornisten schwer geworden wäre, den Trubel zu übertönen.

Hier befanden sich Matthis Pretorius - jetzt viel ruhiger, da er die schlechten Scherze Annibal Panatalaccis nicht mehr zu fürchten brauchte; Thomas Steele, ein Muster strotzender Kraft und strahlender Gesundheit, der Händler Nathan, und daneben Farmer, Minengräber, Kaufleute und Polizeibeamte.

Auf Ansuchen Alices hatte auch Cyprien nicht abschlagen können, dem Festmahl beizuwohnen, da das junge Mädchen ebenfalls bei ihm zu erscheinen gezwungen war. Beide spielten aber recht traurige Figuren, denn - das leuchtete aus allem hervor - der fünfzigfache Millionär Watkins konnte gar nicht mehr daran denken, seine Tochter einem einfachen Ingenieur zu geben, »der nicht einmal Diamanten zu fabrizieren verstand«. Ja, der egoistische Mann ließ das den jungen Mann, dem er sein Vermögen doch erst verdankte, deutlich genug an seinem Benehmen gegen ihn merken. Das Gastmahl nahm also unter dem wenig in

Schranken gehaltenen Enthusiasmus der Tafelrunde seinen weiteren Fortgang.

Vor dem glücklichen Farmer - heute also nicht hinter ihm - glitzerte der »Südstern« auf kleinem blausamtnen Kissen, aber unter dem Doppelschutz eines befestigten Metalldrahtgewebes und eines Glassturzes, im Schein zahlreicher Kerzen.

Man hatte schon zehn Toasts auf sein Wohlergehen, auf seine unvergleichliche Klarheit und seinen bisher unerreichten Strahlenglanz ausgebracht.

Allmählich wurde es drückend warm.

Einsam und wie in sich selbst zurückgezogen, schien Miss Watkins inmitten des Tumults gar nichts zu hören. Ihre Augen ruhten auf dem wie sie selbst verstimmten Cy-prien und drohten sich immer mit Tränen zu füllen.

Drei kräftig gegen die Tür des Saals geführte Schläge unterbrachen plötzlich das Geräusch der Unterhaltung und das Klingen und Klirren der Gläser.

»Herein!« rief John Watkins mit heiserer Stimme. »Wer es auch sei, er kommt zur rechten Stunde, wenn er nur Durst mitbringt!«

Die Tür öffnete sich.

Auf der Schwelle erhob sich die lange hagere Gestalt Jacobus Vandergaarts.

Alle Tischgäste sahen sich bei dieser unerwarteten Erscheinung verwundert an. Ringsum im Land kannte ja jedermann zu gut die Gründe der Feindschaft, welche die beiden Nachbarn, John Watkins und Jacobus Vandergaart, voneinander entfernt hielten, so daß sofort ein dumpfes Gemurmel um den Tisch lief. Alle erwarteten einen mehr oder weniger ernsten Auftritt.

Jetzt herrschte Totenstille. Aller Augen waren auf den alten silberhaarigen Steinschneider gerichtet. Dieser erschien, als er so mit gekreuzten Armen, den Hut auf dem Kopf und in langem schwarzen Überrock aus besseren Tagen dastand, wie ein Ebenbild der personifizierten Vergeltung.

Mr. Watkins fühlte sich von unerklärlichem Schrecken und geheimem Schauer gepackt. Er erbleichte unter der kupferroten Hautschicht, die ein langandauernder Alkoholmißbrauch auf seinen Backen erzeugt hatte.

Der Farmer suchte jedoch die unbehaglichen Empfindungen niederzukämpfen, über die er sich nicht klarwerden konnte.

»He, das hat aber lange gedauert, Nachbar Vandergaart«, sagte er, sich als der erste an Jacobus wendend, »bis Sie mir das Vergnügen bereiten, sich in meinen vier Wänden sehen zu lassen! Welcher günstige Wind führt Sie denn heute zu mir?«

»Der Wind der - Gerechtigkeit, Nachbar Watkins«, antwortete der Greis sehr kühl. »Ich komme nur, Ihnen anzumelden, daß das gute Recht nach einem Zeitraum von 7 Jahren doch endlich triumphiert und zum Durchbruch gelangt; ich komme, Ihnen zu verkünden, daß die Stunde der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand geschlagen und daß die Kopje, der ja von jeher mein Name verblieben ist, in Zukunft auch gesetzlich wieder mein Eigentum ist, wie sie das vor dem Richterstuhl der Billigkeit immerfort war . . . John Watkins, Sie haben einst fast geraubt, was mir gehörte . . . heute ist es das Gesetz, das Sie wieder aus dem Besitz setzt und Sie verurteilt, mir zurückzuerstatten, was Sie mir vor langer Zeit genommen!«

So sehr John Watkins sich zunächst bei der plötzlichen Erscheinung Jacobus Vandergaarts und bei der noch gleichsam nebelhaften Gefahr, die diese zu verkünden schien, versteinert gefühlt hatte, ebenso entsprach es seinem heftigen, gewalttätigen Charakter, einer ihn unmittelbar bedrohenden und deutlich erkennbaren Gefahr trotzig die Stirn zu bieten.

Nachdem er sich sicher gegen die Rückenlehne seines Armsessels gestützt hatte, fing er jetzt in höchst verächtlicher Weise zu lachen an.

»Der gute Mann ist übergeschnappt!« sagte er, sich an seine Gäste wendend. »Ich hab's zwar schon lange gewußt, daß bei ihm eine Schraube locker war . . . seit einiger Zeit scheint aber sein Oberstübchen ganz aus den Fugen zu gehen!«

Die ganze Tafelrunde beklatschte den plumpen Witz. Jacobus Vandergaart verzog dabei keine Miene.

»Wer zuletzt lacht, lacht am besten!« sagte er ernsthaft und zog dabei ein Papier aus der Tasche. »Sie wissen, John Watkins, daß ein oberstes und nicht mehr anzufechtendes Urteil, das selbst die Königin nicht mehr umzustoßen vermöchte, Ihnen den westlich vom 25. Längengrad östlich von Greenwich gelegenen Landstrich dieser Gegend, und mir das Land zugesprochen hat, das östlich der genannter Linie liegt ?«