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wollen ein neues Leben anfang', nicha? Wir waren ja beide - hicks! - so böse, schlimme Menschen.«Der Zauberer begann zu schluchzen.»Ja, das waren wir. Widerliche, abscheußliche Unholde, das waren wir! Hupp! Ich schäme mich ja so schrecklich, Tantchen.« 

Nun begann auch die Tante zu heulen wie ein Schloßhund.»Komm an meinen jungfräulichen Busen, du jüngler Edling. hicks!. du edler Jüngling! Von jetzt an soll alles anners werden. Wir wollen beide lieb und gut sein, ich su dir und du su mir und wir swei su allen.«Irrwitzer weinte immer heftiger.»Ach ja, ach ja, so soll es sein! Ich bin ja so gerührt über uns.«Tyrannja tätschelte ihm die Wange und schniefte:»Wein' doch bitte nicht so, mein Herzblättchen, du brichs mir ja noch das Hicks. Un'

außerdem is' es doch auch gar nicht nötig, denn wir haben doch schon so enorm viel Gutes getan.«»Wann?«fragte Irrwitzer und wischte sich die Augen.»Na, heute abend«, erklärte die Hexe.»Wieso?«»Weil der Punsch doch all unsere guten Wünsche ganz wörtlich erfüllt hat, verstehsu? Er hat nichts umgekehrt.«»Woher willsu das wissen?«»Na«, sagte die Tante,»da schau uns doch ma' an. Hicks! Sin' wir vielleicht kein Beweis?«Erst in diesem Augenblick wurde ihr selbst klar, was sie da eben gesagt hatte. Sie starrte den Neffen an, und der Neffe starrte sie an. Er wurde grün im Gesicht und sie gelb.»A. a. aber das bedeutet ja«, stotterte Irrwitzer,»wir haben unseren Vertrag überhaupt nicht erfüllt.«»Viel schlimmer«, wimmerte Tyrannja,»wir haben sogar noch alles verspielt, was wir vorher auf unser Konto verbuchen konnten. Und zwar hundertprozentig!«»Dann sind wir rettungslos verloren!«brüllte Irrwitzer.»Hilfe!«schrie die Hexe.»Ich will nicht, ich will nicht gepfändet werden! Da schau, ein le. lele. letztes Glas vom Punsch ist noch für jeden übrig. Wenn wir das benützen, um irgendwas ga. gaga. ganz Böses zu wünschen, etwas Abgrundbö. böböses, dann können wir uns vielleicht doch noch retten.« 

Beide füllten in wahnsinniger Eile ein letztes Mal ihre Gläser. Irrwitzer kippte sogar das Punschglas aus Kaltem Feuer um, damit auch wirklich der letzte Tropfen herausfloß. Dann tranken sie beide auf einen Zug ihre Gläser leer. Sie begannen zu drucksen und zu drucksen, aber keiner von ihnen brachte einen abgrundbösen Wunsch heraus.»Es geht nicht«, greinte Irrwitzer,»ich kann nich' mal mehr dich verwünschen, Tyti.«»Ich auch nicht, Bubi«, heulte sie,»und weiß' du auch, w. w. warum? Wir sin' jetzt einfach viel zu gut dazu!«»Entsetzlich!«jammerte er.».ich wünschte. ich wünschte. ich wäre wieder genauso wie vorher, dann war' alles kein Plobrem.«»Ich auch, ich auch!«heulte sie. Und obwohl es kein Spruch war, der sich reimte, erfüllte der Zaubertrank ihnen auch diesen Wunsch. Beide wurden auf einen Schlag, wie sie zuvor gewesen waren: Übel von Charakter und höchst unerfreulich anzusehen. Aber das half ihnen nun auch nichts mehr, denn der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch war bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken. Und das letzte Glas gab ihnen den Rest. Sie fielen von ihren Stühlen und streckten alle Viere von sich. Im gleichen Augenblick dröhnte ein mächtiger bronzener Glockenton aus dem leeren Punschglas aus Kaltem Feuer und ließ es in Scherben zerfallen. Draußen begannen die Neujahrsglocken zu läuten. 

»Meine Herrschaften«, sagte Herr Made, der plötzlich wieder in Irrwitzers altem Lehnstuhl saß,»das war's dann wohl. Ihre Zeit ist abgelaufen. Ich werde nun meines Amtes walten. Haben Sie noch etwas zu erwidern?«Zweistimmiges Schnarchen war die Antwort. Der Besucher stand auf und ließ seinen lidlosen Blick durch das verwüstete Labor schweifen.»Na«, murmelte er,»die Herrschaften scheinen sich ja recht gut amüsiert zu haben. Nach dem Erwachen werden sie sich dann wohl nicht mehr in so ausgelassener Stimmung fühlen.«Er hob eines der Trinkgläser auf,

schnupperte interessiert daran und fuhr erschrocken zurück.»Pfui Engel!«sagte er und warf es angeekelt fort.»Was für ein abscheuliches Aroma! Das riecht man doch sofort, daß mit dem Getränk irgend etwas faul war.«Er schüttelte den Kopf und seufzte.

»Und sowas trinken die Leute! Nun ja, es gibt eben heutzutage keine Kenner mehr. Höchste Zeit wirklich, daß derart unfähiges Gesindel aus dem Verkehr gezogen wird.«Und er langte in seine schwarze Mappe und holte einige Pfandungsmarken hervor, auf denen eine Fledermaus abgebildet war. Er leckte daran und klebte sorgfaltig Irrwitzer und Tyrann] a je eine davon auf die Stirn. Es zischte jedesmal ein wenig. Dann setzte Maledictus Made sich wieder in den Lehnstuhl, schlug die Beine übereinander und wartete auf die höllischen Seelenpacker, die gleich kommen würden, um die beiden abzutransportieren. Dabei pfiff er leise vor sich hin, denn er dachte zufrieden an seine bevorstehende Beförderung. Zur gleichen Zeit saßen Jakob Krakel und Maurizio di Mauro nebeneinander auf dem großen Dach des

Münsters. Sie hatten sich inzwischen noch einmal dort hinaufbegeben, was ihnen in ihrem neugestärkten Zustand mühelos gelungen war. Nun sahen sie glücklich zu, wie hinter all den tausend erleuchteten Fenstern die Menschen sich umarmten, wie über der Stadt unzählige Raketen aufstiegen und in farbenglühenden Feuergarben zerplatzten, und sie lauschten ergriffen dem gewaltigen Konzert der Neujahrsglocken. Sankt Sylvester, der nun wieder nur eine Steinfigur war, blickte von der Höhe des Münsterturms mit entrücktem Lächeln auf all den fesdichen Glanz hinunter.»Ein gutes Neues Jahr, Jakob«, sagte Maurizio mit Rührung in der Stimme.»Gleichfalls!«antwortete der Rabe.»Ich wünsch' dir viel Erfolg. Mach's gut, Maurizio di Mauro.«»Das hört sich nach Abschied an«, meinte der Kater.»Ja«, krächzte Jakob rauh,»is' besser so auf die Dauer, glaub' mir. Wenn die Verhältnisse wieder natürlich sind, dann sind Katzen und Vögel auch wieder natürliche Feinde.«»Eigentlich schade«, sagte Maurizio.»Ach, laß mal«, antwortete Jakob,»das is' schon in Ordnung.«Sie schwiegen eine Weile und lauschten den Glocken.»Wissen möchte ich«, ließ sich schließlich der Kater vernehmen,»was aus dem Zauberer und der Hexe geworden ist. Das werden wir nun nie erfahren.«»Macht nix«, sagte Jakob,»Hauptsache, alles is' gut gegangen.«»Ist es das denn?«fragte Maurizio.»Klar!«schnarrte Jakob.»Die Gefahr is' vorbei. Wir Raben spüren sowas. Da täuschen wir uns nie.«Der Kater dachte eine Weile nach.»Irgendwie«, sagte er dann leise,»tun sie mir fast leid, die zwei.«Der Rabe schaute ihn scharf an.»Nun mach aber mal 'n Punkt!«Beide schwiegen und hörten wieder dem Konzert der Glocken zu. Sie mochten sich immer noch nicht trennen.»Jedenfalls«, nahm Maurizio schließlich wieder das Wort,»wird es bestimmt ein sehr gutes Jahr für alle - ich meine, wenn überall geschieht, was mit uns geschehen ist.«»Wird's wohl«, - Jakob nickte tiefsinnig -»aber wem sie's zu verdanken haben, das werden die Menschen nie erfahren.«»Die Menschen nicht«, pflichtete der Kater bei,»und selbst wenn es ihnen jemand erzählen würde, sie würden es höchstens für ein Märchen halten.«Abermals trat eine längere Pause ein, aber noch immer machte keiner von beiden Anstalten, sich zu verabschieden. Sie blickten zum funkelnden Sternenhimmel auf, und es kam ihnen beiden vor, als sei er noch nie so hoch und so weit gewesen.»Siehst du«, sagte Jakob,»das sind jetzt die Höhen des Lebens, die dir bisher noch gefehlt haben.«»Ja«, stimmte der Kater ergriffen zu,»das sind sie. Von jetzt an werde ich alle Herzen erweichen können, nicht wahr?«Jakob streifte den schneeweißen, stattlichen Kater mit einem raschen Seitenblick und meinte:»Die von Katzen bestimmt. Mir genügt's, zu meiner Elvira ins gemütliche Nest zu kommen. Sie wird Augen machen, wenn sie mich so sieht - jung und im Erste-Klasse-Frack.«Er ordnete sorgfältig mit dem Schnabel ein paar abstehende Federn.»Elvira?«fragte Maurizio.»Sag' mal ehrlich, wieviele Frauen hast du eigentlich?«Der Rabe räusperte sich etwas verlegen.»Ach, weißt du, auf Weibchen is' kein Verlaß. Man muß sich beizeiten mit einem Vorrat eindecken, sonst sitzt man am Ende ganz ohne da. Und einer, der nirgendwo zu Hause is', braucht eben überall ein warmes Nest. Na, das verstehst du noch nicht.«Der Kater tat entrüstet.»Das werde ich nie verstehen!«»Warten wir's ab, Herr Minnesänger«, meinte Jakob trocken. Das Glockenläuten verklang nach und nach. Sie saßen schweigend nebeneinander. Endlich schlug Jakob vor:»Wir sollten jetzt dem Hohen Rat Bescheid sagen. Danach kehrt jeder ins Privatleben zurück, und unsere Wege trennen sich.«»Warte!«sagte Maurizio.»Zum Hohen Rat können wir immer noch gehen. Jetzt möchte ich gern mein erstes Lied singen.«Jakob sah ihn erschrocken an.»Ich hab's kommen sehen«, krächzte er.»Aber für wen willst du eigentlich singen? Is' doch kein Publikum da, und ich bin total unmusikalisch, bin ich.«»Ich singe es«, antwortete Maurizio,»für Sankt Sylvester und zu Ehren des Großen Katers im Himmel.«»Na schön«- der Rabe zuckte die